Meinung des Tages: Ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland - sollte der Staat hier stärker eingreifen?

Ja, der Staat sollte hier eingreifen, da... 47%
Nein, ich wäre gegen einen Eingriff des Staates, weil... 46%
Andere Meinung und zwar... 7%

313 Stimmen

81 Antworten

Nein, ich wäre gegen einen Eingriff des Staates, weil...

Meine Frau und ich kommen aus einfachen Verhältnissen und gehören jetzt zu den 10% der Besserverdiener. Alles mit eigenen Händen erwirtschaftet. Das kann jeder schaffen, ohne im Reichtum geboren worden zu sein. Bildung und Fleiß sind die Quellen des Erfolgs.🤷‍♂️

Der Staat sollte dafür sorgen, dass die Kinder aus Familien, die schon seit Generationen von der „Stütze“ leben, leichteren Zugang zu Bildung haben. Da täte Förderung gut.

Dass es nicht nur uns so ergangen ist, habe ich grade gestern wieder festgestellt. Eine allein erziehende Mutter hat ihre drei Kinder hauptsächlich mit Heimarbeit groß gezogen. Ein Kind ist mittlerweile Privatdozent an einer Universität, das andere Kind ist Chefarzt in einem Krankenhaus und das dritte Kind hat eine gut gehende Arztpraxis.

Keine Schulgebühren, keine Studiengebühren! Was soll der Staat denn noch alles leisten? Jeder trägt die Verantwortung für sein Leben selber. Dass die Umverteilung der Vermögen nicht funktioniert, hat die DDR nach dem WK2 eindeutig bewiesen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – aktiv in Politik und Berufspolitik

matmatmat  11.04.2025, 13:47
Meine Frau und ich kommen aus einfachen Verhältnissen und gehören jetzt zu den 10% der Besserverdiener. Alles mit eigenen Händen erwirtschaftet.

Wir auch. Sogar zu den besten 5% im Lohn / Gehalt. Trotzdem keine Chance zu den oben erwähnten 10% Reichsten zu gehören in diesem Leben, denn was ich bis zur Rente an Geld verdienen werde reicht bei weitem nicht aus um so Probleme wie "wie kann ich die Kosten für die neue Heizung in meiner 5. Immobilie am besten auf die Vermieter umzulegen" zu haben.

Ich weiß nicht, wie es bei euch mit Vermögen steht, aber es gibt da Leute die starten mit 20 Jahren mit mehr ins Leben als ich am Ende meines mit guter Ausbildung und Einkommen erwirtschaften kann - und das wird jedes Jahr krasser diese Lücke. Immer weniger Leute haben immer mehr.

letatlin  11.04.2025, 15:06

Na ja, ob man, dank besserer Bildung, sich etwas weiter oben oder unten im Hamsterrad abstrampelt, macht den Kohl jetzt auch nicht unbedingt fett. Aber Respekt, dass ihr es geschafft habt und offensichtlich zufrieden seid.

iQhaenschenkl  11.04.2025, 17:37
@letatlin

Sind wir! Wir haben auch keine „Halskrankheit“, also Angst, den Hals nicht voll genug zu bekommen.😉

Ja, der Staat sollte hier eingreifen, da...

sollte...

Die Frage richtet sich nach dem Vermögen. Was würde eine Vermögenssteuer letztlich bedeuten? Die Umverteilung ins Ausland, denn diejenigen die es betrifft sind ohnehin mit vielen Wohnsitzen in aller Welt abgesichert. So wird das nicht funktionieren.

Tatsächlich sollte die Steuerlast des Einkommens relativiert werden, d.h. Versprechen auf Steuererhöhungen der "Reichen" sind vollmundige Versprechen, die auf dem Papier erscheinen aber in der Praxis umgangen werden können. Es bringt nur dann etwas, wenn man Steuergerechtigkeit praktiziert. Das bedeutet, dass Steuerlöcher für Millioneneinkommen gestopft werden. Und vor allem, Firmen nicht vergessen, die hier ihr Geld verdienen, die Gewinne aber ins Ausland abfließen lassen.


PlueschTiger  11.04.2025, 16:23
Und vor allem, Firmen nicht vergessen, die hier ihr Geld verdienen, die Gewinne aber ins Ausland abfließen lassen.

Nicht vergessen die Verluste aus dem Ausland dann in Deutschland Steuermindernd geltend machen können. So kann man im extrem Fall ein Unternehmen was bomben Gewinn macht mit einigen schlecht laufenden Unternehmenssitzen steuerlich zum Insolvenzkandidat rechnen. Man siehe VW, mit 12 Milliarden Gewinn tun die so als würde der Konzern vor dem Ruin stehen.

Kajjo  13.04.2025, 13:34

Die oberen 10% beginnen bereits bei einem Jahresgehalt von 82.000 Euro https://www.focus.de/finanzen/karriere/sind-sie-oberste-zehn-prozent-ab-diesem-gehalt-gelten-sie-in-deutschland-schon-als-reich_id_260552509.html).

Wohl nix, wo man schon umverteilen müsste. Das ganze Thema schürt nur Neid und Missgunst und die meisten haben gar keine Ahnung, wovon sie sprechen.

Man muss sehr klar die Top-1-Promille mit Milliardären und Multimillionären unterscheiden von den Top 10% (90-99,9%) von Unternehmern und Akademikern, die durch ihr Vermögen selbst hart erarbeiten.

KathrinStuggi  11.04.2025, 13:01

Da gebe ich dir recht.

Und da kan man mit Amazon, Facebook, etc anfangen

HeinzHubert  11.04.2025, 17:58
Die Umverteilung ins Ausland, denn diejenigen die es betrifft sind ohnehin mit vielen Wohnsitzen in aller Welt abgesichert.

Läßt sich leicht verhindern: „Wer die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, ist nach deutschem Recht steuerpflichtig.“ Zack, haste Millionen Euro Steuergeld eingenommen.
Wer dann auf seine Staatsbürgerschaft verzichten will, dessen Vermögen wird geschätzt und er muss 25% Steuer abdrücken. Zack, nochmal Millionen eingenommen.
Man muss es nur wollen.

Ja, der Staat sollte hier eingreifen, da...

Eigentlich ein absoluter NoBrainer. Und trotzdem gelingt es den Reichen und Mächtigen immer wieder, genau das abzuwenden. Und es gibt viel zu viele Menschen, die das dann auch noch glauben!

Du arbeitest in einem abhängigen, sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis? Dann bist du nicht gemeint.

Du erbst mal Tante Ernas selbstbewohntes Einfamilienhaus? Dann bist du nicht gemeint.

Du hast dir eine Altersvorsorge in ETFs erspart? Dann bist du nicht gemeint.

Gemeint ist dein Arbeitgeber, der dir selbst mit deinem sechsstelligen Jahresgehalt nur die Krümel vom Kuchen lässt. Gemeint sind Menschen wie Familie Schwarz, die einfach mal spontan losziehen und den Immobilienbestand im gesamten Stadtviertel von Tante Erna aufkaufen könnten, ohne wirklich zu spüren, etwas von ihrem Vermögen ausgegeben zu haben. Gemeint sind die Vorstandsmitglieder, die sich ihre Millionenboni auszahlen, BEVOR du die Dividende für deine Aktien bekommst.

Aber dieses Gefühl für Zahlen und Werte, das fehlt einfach zu vielen. Dass eine Milliarde einfach mal 1000 Millionen sind und dass diese 1000 Millionen für locker 300 (!) arbeitsfreie Leben in großem Wohlstand inklusive ebenso sorgenfreier Versorgung der eigenen Nachkommen reichen würden, das ist einfach schwer zu fassen. Dass einzelne Menschen sogar ein Vielfaches dieser 300 Leben in absolutem Wohlstand ihr Eigentum nennen, ist dann noch schwerer zu begreifen. Denn klar, das sind Summen, mit denen "Normalsterbliche" einfach niemals wirklich in Berührung kommen, während sie sich schon nach ganz großer Gönnung fühlen, wenn sie mal für 300 Euro im Sternerestaurant essen gehen. Und genau an dem Punkt, wo sie sich das gönnen, glauben sie schon, dass man ihnen dieses Erlebnis wegnehmen möchte, wenn man von gerechterer Umverteilung spricht...

Lasst euch doch nicht alle immer sowas von denen einreden, die wirklich gemeint sind!


Gipfelstuermer  11.04.2025, 17:11

Das ist jetzt schon der 2. schöne Beitrag von dir heute, ein Punkt den ich bei mir gar nicht beachtet hatte. Nur indirekt umschifft habe.

Interesierter  11.04.2025, 14:16

Hast du übersehen, dass Geld und Vermögen nicht dasselbe ist?

HappyMe1984  11.04.2025, 14:38
@Interesierter

Ach, messen wir Vermögen neuerdings in Äpfeln :)? Jaja, ich weiß schon, jetzt kommt wieder so ein Blablablubb von wegen "Aber das Vermögen liegt doch in den Unternehmen und nicht auf dem Konto, buhuuu!". Verschon mich, bitte.

Nein, ich wäre gegen einen Eingriff des Staates, weil...

Grundsätzlich ist der Gedanke natürlich verlockend, dass der Staat "den Reichen" das Geld wegnimmt und den Armen gibt. Hat was von Robin Hood.

Leider muss man halt auch sagen, dass "der Staat" sehr schlecht darin ist, Geld zielgerichtet auszugeben. Ich erwarte also nicht, dass das Geld auch da ankommt wo es hinsollte.

Und Alimentierung trägt halt auch dazu bei, dass sich einige (nicht Alle!!!) sagen: Hey, warum anstrengen? Für mich wird doch gesorgt.

Ich hätte nichts gegen eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes, wenn das Geld dann auch vernünftig eingesetzt werden würde.

Ausserdem ist ja die Frage: Was ist das Vermögen der Reichen? Das sind oftmals Firmen die eben eine Buchwert haben. Und das Geld ist halt auch erarbeitet. Wollen wir "die Reichen" also enteignen und die Firmen unter den Armen verteilen?

Das Problem ist meiner Meinung nach, dass man als "armer" kaum Chancen hat aus dieser Schicht herauszukommen. Auch die Kinder nicht. An Bildung wurde seit Jahrzehnten gespart. Risiko-Kapital für Firmengründungen gibt es kaum.
Also wandern die Schleuen Leute dann ab.


PeterJohann  11.04.2025, 13:52

Ich stimme Dir zu, ausser bei Deinem letzten Punkt

Das Problem ist meiner Meinung nach, dass man als "armer" kaum Chancen hat aus dieser Schicht herauszukommen. Auch die Kinder nicht

Es ist ohne Zweifel leichter für Kinder reicherer Leute höhere Bildungsabschlüsse zu erreichen, aber es ist auch nicht übermäßig schwer sich aus armen Verhältnissen hochzuarbeiten.

Das größte Problem ist nicht die prekäre Finanzsituation der Eltern, sondern ein in Teilen asoziales Verhalten und eine dadurch verstärkte Bildungsferne. Dazu kommt eine gewisse Selektion über die letzten 30-40 Jahre, die den Aufstieg armer aber bildungsaffiner Familien begünstigt, wodurch der Anteil bildungsferner (& oft asozialer) Familien im Prekariat steigt.

Rein anekdotisch: Mein familiäres Umfeld war im Ursprung das Arbeiter- und Bauernmilieu der 60er Jahre, aber ein sehr großer Teil meiner Kohorte gehört jetzt zu den gut bis besser Verdienenden, die meisten mit akademischen Abschlüssen, die in meiner Elterngeneration noch undenkbar gewesen wären.

KathrinStuggi  11.04.2025, 20:47
@PeterJohann

Da gebe ich dir recht, dass das Elternhaus und was man den Kindern dort vorlebt grossen Einfluss hat.

Ich bin z. B. die erste in meiner Familie die studiert hat.

Gegen asoziales Verhalten kann der Staat aber wenig machen, sondern das wird ja durch alimentierung der Leute noch verstärkt.

Wenn ich z. B. auf RTL2 Harz aber Herzlich oder ähnliches schaue, dann wundert es mich nicht, dass die Kinder in den Familien keine Chance haben.

Destranix  11.04.2025, 11:37
Leider muss man halt auch sagen, dass "der Staat" sehr schlecht darin ist, Geld zielgerichtet auszugeben. Ich erwarte also nicht, dass das Geld auch da ankommt wo es hinsollte.

Das stimmt. Ich finde man sollte den betroffenen Personen die Möglichkeit offenlassen, das Geld gemeinnützig zu spenden.

KathrinStuggi  11.04.2025, 12:41
@Destranix

Dieser Weg steht jedem offen. Spenden kann man wie man will. Sei es um vermeintlich Arme zu unterstützen (Die Tafeln, etc) oder auch sonst was.

Man kann ja auch Stipendien vergeben wie es in den USA üblich ist.

Und ich denke, dass viele Reiche das auch machen.

Leider ist in Deutschland Neid verbreiteter als Anerkennung.

KathrinStuggi  11.04.2025, 20:49
@Destranix

Ich glaube, dass da ganz viel läuft ohne dass es an die grosse Glocke gehängt wird.

Hasso-Plattner-Institut, Lidl (Dieter Schwarz Stiftung) etc.

Destranix  12.04.2025, 10:30
@KathrinStuggi

Hast du Zahlen, wie viel Geld schlußendlich der Gemeinschaft zugute kommt und wie viel Geld in die eigene Tasche fließt?

Bei der Transparenz fängt es an. Das mindeste wäre, das man Zahlen hat, wie viel Geld entsprechend tatsächlich der Gemeinschaft zugute kommt.

KathrinStuggi  12.04.2025, 11:57
@Destranix

Sorry, aber das ist doch eine Neiddiskussion.

Du kannst nicht ernsthaft erwarten, dass jeder sein Vermögen und dessen Verwendung offenlegt.

Du kannst aber wahrscheinlich bei jeder Stiftung den Rechenschaftsbericht einsehen.

Die meisten Leute sind durch Leistung zu einem "Vermögen" gekommen. Und es gibt halt leider sehr viele die durch Dummheit / Faulheit arm bleiben.

Gegenbeispiel: Ein Bekannter von mir ist vor 20 Jahren aus Polen gekommen. Der hatte das was an er an hatte und noch ein paar Taschen mit Klamotten. Der hat deutsch gelernt, auf dem Bau gearbeitet und sich hoch geschaffft (wie man im Schwabenland sagt). Inzwischen hat er eine Firma mit ca. 15 Leuten.

Und wie gesagt: Hier wohnen halt auch genug in der Gegend die siehst von morgens bis abends auf der Parkbank sitzen und rauchen und saufen. Ich hab ehrlich gesagt keine Lust die mitzufinanzieren. Wenn man vorbeigeht wird man angeschnorrt. Wenn ich dann sage, "Kannst bei mir Rasen mähen für 30 Euro", dann haben sie keine Lust dazu. Der Staat zahlt ja.

Es gibt sicher einige die unverschuldet reingekommen sind, aber ich erwarte zumindest etwas Engagement.

Destranix  12.04.2025, 12:29
@KathrinStuggi
Du kannst nicht ernsthaft erwarten, dass jeder sein Vermögen und dessen Verwendung offenlegt.

Zumindest in groben Zügen. Doch, kann ich!

Die meisten Leute sind durch Leistung zu einem "Vermögen" gekommen.

Manche sind so zu Reichtum gekommen. Viele nur durch Glück oder Betrügereien.

Egal wie, ändert das nichts daran, dass jeder, der mehr hat, als er braucht, abgeben sollte, was er nicht braucht.

Inzwischen hat er eine Firma mit ca. 15 Leuten.

Gehört damit wahrscheinlich nicht zu der Gruppe, die so viel haben, dass sie den Großteil davon problemlos abgeben und immernoch steinreich sien könnten.

Der Mittelstand ist nicht das Problem. Die Oberklasse ist es.

Ich hab ehrlich gesagt keine Lust die mitzufinanzieren.

Tust du bereits. Und solche Leute gibt es echt wenige im Verhältnis, und viele würden da auch nicht sitzen, wenn unser Sozialstaat ordentlich funktionieren würde.

Es gibt sicher einige die unverschuldet reingekommen sind, aber ich erwarte zumindest etwas Engagement.

Viele sind psychisch krank und viele werden es auch auf der Straße. Dazu kommt dann oft noch Alkoholmissbrauch und die Hürde für den Wiedereinstieg wird höher und höher.

Den Menschen müsste man jeweils einzeln udn individuell helfen, damit das besser wird. Aber das kostet halt.

Ja, der Staat sollte hier eingreifen, da...

Der Staat muß hier unbedingt eingreifen, um eine weitere Umverteilung von arm nach reich zu unterbinden. Nur so kann der soziale Frieden gesichert werden.


LouPing  11.04.2025, 13:09

Ein guter Weg um den sozialen Frieden zu erhalten ist wenn jeder der arbeitsfähig ist seinen Beitrag zum Sozialstaat leisten müsste.
Soziale Gerechtigkeit heißt nicht nur nehmen - sondern auch geben.

OiSkinhead  11.04.2025, 13:21
@LouPing

Richtig. Das gilt auch für Bonzen und nicht nur für Leute, die sich ihr Leben lang den Buckel krumm machen und hinterher neben ihrer mickrigen Rente auch noch Sozialleistungen beziehen müssen.

LouPing  11.04.2025, 13:44
@OiSkinhead

Der Großteil der Bonzen trägt als AG verdammt viel soziale Verantwortung. Mit deren Steuergeldern wird der Sozialstaat zu knapp 50% finanziert.
Gäbe es keine renitenten Arbeitsverweigerer könnten die Gelder der von dir genannten Personengruppe zukommen.

OiSkinhead  11.04.2025, 14:37
@LouPing

Und dennoch werden die oberen 10% viel zu wenig besteuert.