Es mag das geben, dass "Menschen die absurdesten Maßnahmen und Entscheidungen des Staates" verteidigen.
Ich habe aber eine ganz andere Erfahrung gemacht: Während der Coronaepidemie wurden viele sehr ungewohnte Maßnahmen ergriffen und viele Fehler gemacht.
Der Hauptfehler war meiner Meinung nach aber nicht, dass Maßnahmen als alternativlos dargestellt wurden und deshalb verteidigt worden wären. Der Hauptfehler war m.E., dass man der Bevölkerung Angst zu machen versucht hat, um sie zur Zustimmung zu solchen Maßnahmen zu bringen.
Das hat dazu geführt, dass ein Teil der Gesellschaft eine (im Nachhinein als übertrieben zu bezeichnende) Angst entwickelt hat und andere sich über diese Manipulation empört haben. Das weitere Ergebnis war, dass sehr viele sich über die abweichende Meinung der anderen empört haben. Das hat m.E. zu einer Spaltung der Gesellschaft geführt, die sich auch auf die Beurteilung anderer Fragen übertragen hat.
Plötzlich entstand bei manchen der Eindruck, dass Personen, die die Coronaepidemie als weniger gefährlich ansahen oder auch nur die ergriffenen Maßnahmen als falsch ansahen, entweder böswillig oder demokratie- oder staatsfeindlich seien. Das wurde noch dadurch gesteigert, dass manche meinten, Maßnahmenkritiker wären entweder Coronaleugner (denn solche gab es ja auch, wenn auch nur relativ wenige) oder Anhänger irgendwelcher radikalen Bewegungen (wie etwa des rechtsradikalen Teils der AfD).
Steffen Mau hat darauf aufmerksam gemacht, dass dies auch dazu geführt hat, dass auch andere Fragen mehr und mehr nicht mehr sachlich diskutiert wurden. In seinem Buch Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft, 2023 hat er das genauer ausgeführt.
Meine Überzeugung ist: Angesichts der schnellen Ausbreitung der Epidemie entstand ein Handlungsdruck, der zu vielen Fehlern geführt hat, die aber in der großen Mehrzahl nahezu unvermeidlich waren. (Für manche sehr fragwürdige Geschäftemacherei sind die Täter verantwortlich, dass man ihnen nicht das Handwerk gelegt hat, gehört aber zu den kaum vermeidbaren menschlichen Fehlleistungen.)
Am bedauerlichsten finde ich aber zweierlei: Das über der aktuellen Krise Coronaepidemie der weit gefährlichere Klimawandel für viele aus dem Blickfeld geriet und dass noch immer keine halbwegs neutrale Aufarbeitung der Fehler bei den Maßnahmen stattgefunden hat.
Viele Maßnahmen waren falsch. Sie waren aber durchaus nicht absurd. Dass sie von manchen auch im Nachhinein noch als absurd bezeichnet werden, liegt m.E. daran, dass man der Bevölkerung Angst eingejagt hat und Maßnahmenkritiker nicht selten sehr zu Unrecht kritisiert hat.
Die staatlichen Maßnahmen waren nicht absurd, aber das Vorgehen gegen Maßnahmenkritiker war nicht selten völlig unverhältnismäßig.