Schon als Kind erzählt man dir, dass die Welt im Jahr 1914 untergehen wird. Du wirst mit Schildern um den Hals auf die Straße geschickt, um diese Botschaft zu verkünden.
Deine Familie verkauft ihr Haus, gibt das Geschäft auf, nimmt dich aus der Schule – alles für den Dienst für Jehova.
Als du 14 bist, beginnt der Erste Weltkrieg. Du glaubst, dass euer religiöser Führer Recht hatte. Du und deine Geschwister erwarten voller Hoffnung die Entrückung, um bald im Himmel bei Jesus zu sein. Doch nach dem Oktober 1914, als das Ende hätte kommen sollen, verschiebt Pastor Russell die Prophezeiung – erst auf 1915, dann auf 1918.
Trotz der Enttäuschung bleibst du überzeugt: Der Herr hat einen Plan – ihr müsst nur weiter predigen und andere warnen.
Mit 16 stirbt Pastor Russell. Joseph Rutherford übernimmt die Führung der Bewegung. Er verkündet mutig: Das Ende kommt nun 1925!
Der Krieg tobt weiter, die USA steigen ein.
Mit 17 werden Rutherford und elf andere wegen ihres neuen Buchs „Das vollendete Geheimnis“ verhaftet – darin findet sich kriegskritische, patriotismusfeindliche Sprache.
1918 endet der Krieg. 22 Millionen Menschen sind tot. Kurz darauf sterben durch die Spanische Grippe 50 Millionen. Du bist 18 und glaubst weiter: Das Ende ist nah.
Arbeit, Gesundheit, Ruhestand oder Heirat sind für dich nebensächlich – du willst lieber Jesus im Himmel dienen. 1919 werden Rutherford und die anderen freigelassen. Er startet die Kampagne: „Millionen jetzt Lebender werden nie sterben“ – mit Vorträgen und Büchern.
1920: Du bist 20 Jahre alt. Das Ende kam immer noch nicht – aber du bleibst aktiv. Die Hoffnung lebt.
Wie würdest du weiter leben wollen?