Was ist denn an der Tätigkeit in einer Kita so anstrengend, daß auf hohem Niveau die Fluktuation der Erzieher bei Kleinkindern greift?


27.11.2024, 13:20

um was geht,s überhaupt, um den Krankenstand von Erziehern und Erzieherinnen oder um Versorgung von Kindern - in anderen Berufen gibt,s schließlich auch "Krankenstände" , oder sind die neuen Krankenhausstrukturen vorrangig, die im neuen Jahr 2025 anstehen?

7 Antworten

  • andauernde Krankheit durch die kinder
  • schlechte bezahlung
  • teilweise ungeplante Überstunden, da Eltern nicht in der Lage sind Kinder pünktlich abzuholen
  • fehlende Aufstiegsmöglichkeiten
  • fehlende Anerkennung (siehe du selbst!)
  • Sachen vermitteln, für die sie nicht ausgebildet sind
  • Überfüllte Gruppen, wodurch das Personal überfordert ust
  • fehlende Unterstützung
  • helikoptereltern
  • Usw.

bachforelle49 
Beitragsersteller
 16.10.2024, 10:56

naja, kann ja nichts dafür, daß irgendwelche gestresste Vorgesetzte mich noch nicht einmal zum "Kakao aufwärmen" und dann sicherlich ehrenamtlich akzeptieren würden - habe übrigens selbst 5 eigene Kinder großgezogen - da würde ich allerdings sowieso die Erzieher fragen, wieviel eigene Kinder sie denn so haben .. denn wenn selbst keine eigenen Kinder, dann wundert mich nichts mehr

Rendric  16.10.2024, 11:13
@bachforelle49

Eigene Kinder sind keine Voraussetzung für dne Job und machen die Erzieher nicht besser oder schlechter.

Missy274  16.10.2024, 11:55
@bachforelle49

Weil du nicht die erforderlichen Zertifikate hast. Also dürfen sie dich nicht allein mit den Kindern lassen. Da ist es scheißegal ob du 5, 10 oder 100 Kinder aufgezogen hast. Kein Kindergarten wird die Haftung übernehmen, weil du ne enorme Gefahr bist. Mach dir Zertifikate und dann nehmen sie dich auch!

bachforelle49 
Beitragsersteller
 16.10.2024, 13:55
@Missy274

.. zum Kinderkriegen .. (?!) du hast Recht .. das wäre in Deutschland wirklich angebracht .. bei den psychischen Auffälligkeiten, die man mittlerweile sogar schon bei "Kitakindern" feststellt und festgestellt hat ..

Aegroti  16.10.2024, 10:47

Nun ja, die Kindergärten müssen auch einsehen, dass manche Eltern 12 Stunden und mehr arbeiten müssen und nicht ihre Kinder schon 15 Uhr abholen können. Das ist ja Sinn der Kindergärten, dass die Eltern arbeiten gehen können.

Missy274  16.10.2024, 10:49
@Aegroti

Dann müssen die Eltern einen passenden Kindergarten aufsuchen und nicht einen, der um 18 Uhr schließt. Nebenan ist n Kindergarten, der genauso um 18 Uhr zu macht. Die eine Kindergärtnerin saß am Ende bis halb elf da bis die Eltern ankamen. Das ist nicht deren Job! Oder arbeitest du wegen einer Person 4,5 Stunden länger?

hier gibt es auch zwei Kindergärten, die 24/7 sind.

Aegroti  16.10.2024, 10:54
@Missy274

Manche Dinge kann man ja auch absprechen oder eben einen 24/7 Kindergarten nehmen. Leider gibt es 24/7 Kindergärten kaum und nicht überall

Missy274  16.10.2024, 11:53
@Aegroti

Dann müssen sie sich anders organisieren. Aber es geht nicht, dass solche Eltern n Kindergarten einfach als ihre private nanny nutzen. Du forderst gewiss auch pünktlich Feierabend zu haben. Das gleiche Recht haben auch die Erzieher. dann geht das Kind danach zu ner Freundin oder bekannte beaufsichtigen das Kind. Es ist aber nicht zu erwarten, dass wegen einem Kind zwei Leute in ner Kita bleiben müssen.

Aegroti  16.10.2024, 12:11
@Missy274

ich hatte in meinem aktiven Berufsleben fast nie einen pünktlichen Feierabend, sondern in der Woche zwischen 60 und 100 Stunden gearbeitet, aber das kann man von der heutigen Generation nicht mehr verlangen. Die genannten Alternativen sollten durchaus genutzt werden. 2 Leute für 1 Kind finde ich übertrieben.

Missy274  16.10.2024, 12:33
@Aegroti

Aber genauso ist es. Die Erzieherin darf mit dem Kind nicht allein sein. Also rechnen wir mal nur n bissel durch.

Schön, dass du Überstunden gemacht hast. Aber dies ist nicht zu übertragen, weil die Arbeitgeber in dem Fall keine Entscheidung treffen können, sondern gezwungen werden. Die dürfen das Kind nicht allein lassen, sondern müssen bleiben, bis es abgeholt wird. Zumindest nicht in diesem Fall. Das haben die Eltern wochenlang gemacht und halb elf war noch früh! Nehmen wir nur einen Monat und ne Durchschnittsstundenanzahl von rund 5 Stunden pro Tag. In einer Woche sind das immerhin 50 Stunden (2x25), die das Land so bezahlen darf. Im Monat sind es rund 200 Stunden, die bezahlt werden müssen. Danach hat der Kindergarten den Betreuungsvertrag aufgelöst, weil dies den Betreuern nicht zumutbar war. Rechnen wir den Fall weiter: nehmen wir an, dass eine Kita 4 Wochen geschlossen ist, dann sind es immer noch 2400 Stunden, die wegen einem Kind aufgefangen werden müssen. Ist das Kind drei Jahre in einer Kita, dann sind das 7200 Stunden.
Hinzu kommt dann das Arbeitsrecht. Die Erzieher haben einen Anspruch auf mind. 11 Stunden Ruhezeit. Wenn die Erzieher erst um 23 Uhr raus kommen, dürfen sie am nächsten Tag erst um 10 anfangen zu arbeiten. Also fehlen rund 2 bis 3 Stunden Betreuung, wegen des Egoismus der Eltern.

Aegroti  16.10.2024, 12:42
@Missy274

23 Uhr ist auch etwas sehr spät. Und vor allem täglich. Wenn es einmal im Jahr vorgekommen wäre wegen etwas wirklich wichtigen. Das kann man vom Personal eines Kindergartens wirklich nicht verlangen.

Unabhängig davon ist das Arbeitszeitgesetz das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt ist. Und bezahlte Überstunden sind in der Realität auch eher die Ausnahme als die Regel.

Hast du schonmal alleine auf 20 Kinder aufgepasst, dass auch ja nichts passiert und dir danach von zig Hilkoptereltern angehört, warum Klein-Erna denn heute so schlecht gelaunt sei, das könne ja nur mit der Kita zu tun haben?

Dazu Eltern, die meinen, es sei ein 24/7 Betrieb, bei dem jeder immer gerne Kinder annimmt zu den Zeiten, wie es den jeweiligen Eltern gerade passt.

Das ist sauanstrengend. Und dazu noch miserabel bezahlt.


Aegroti  16.10.2024, 10:49

Früher gab es 24-Stunden Kindergärten. so dass auch die alleinstehende Nachtdienstschweater im Krankenhaus arbeiten konnte.

October2011  16.10.2024, 10:53
@Aegroti

Heute würde eine Krankenschwester, die Nachtschichten arbeitet, als Rabenmutter verschrien werden ...

Nussbecher  16.10.2024, 10:53
@Aegroti

Jepp, dann schau mal, wo das Personal dafür herkommen soll.

Aegroti  16.10.2024, 10:55
@October2011

Und das Krankenhaus als Rabenkrankenhaus, weil es kein Personal hat

Aegroti  16.10.2024, 10:56
@Nussbecher

das fehlt überall und ständig hört und liest man Leute jammern, dass sie keine Arbeit finden. Das ist mir absolut unverständlich.

Es hat, meiner Meinung nach, nichts damit zu tun ob ein Erzieher selbst Elternteil ist oder noch keine eigenen Kinder aufgezogen hat.

Und die Arbeit besteht, wie man selbst als Elternteil sicher aus dem eigenen Alltag kennen sollte, aus mehr als aus "ein bisschen spielen, aufpassen, Fertigkeiten beibringen, Kaffee trinken, quatschen". Vor allem wenn man mal daran denkt das in einer regulären Kindergartengruppe rund 20 Kinder sind (plus/minus).

Bei dieser Gruppenstärke, bei nur einem aktuell anwesenden Erzieher (im Idealfall wären es 2 Erzieher, plus evtl ein - nicht voll verantwortlicher/ nicht voll einsetzbarer - Praktikant), wird es nun etwas komplizierter.

  • 20 Kinder, in einer Altersspanne von ca 3 bis 7 Jahren.
  • Einige Kinder davon haben grade eine Erkältung oder brüten eine andere Erkrankung aus
  • >4 Kinder sind noch recht neu in der Gruppe oder sogar grade in der Eingewöhnungszeit
  • Ein statistisches Kind hat aktuell daheim ein familiäres Problem das sich auf sein eigenes Befinden auswirkt. Dies wird nach aussen gelassen weil das betroffene Kind nicht weiß wie es sonst damit umgehen kann.
  • Ein paar Kinder haben hier und da noch kleinere oder größere "Unfälle" mit ihren Ausscheidungen, müssen also gereinigt und umgezogen werden.
  • Kinder streiten sich - das ist Alltag. Zuhause unter Geschwistern, auf dem Spielplatz, im Kindergarten, in der Schule.... Das ist normal. Hier muss der Erzieher eingreifen um Schlimmstes zu verhindern (ein Streit kann ja durch Kleinstes ausgelöst werden wie man selbst als Elternteil weiß).
  • Telefon: Als Erzieher hat man hier und da auch Arbeit am Telefon zu erledigen. Eltern/ Großeltern von Kindern rufen an, Potentiell künftige Kunden rufen an, Telefonate mit Behörden. Zusammenarbeit mit dem Jugendamt falls erforderlich.
  • Tür-und-Angel-Gespräche finden statt während der Bring-Zeit und Abhol-Zeit. Nicht nur mit einem einzigen Elternteil.
  • Die Eltern erwarten in regelmäßigen Abständen Fortschritte bei ihren Kindern und auch Ergebnisse von irgendwelchen Aktivitäten (beispielsweise in Form von Bastelarbeiten). Zumindest unbewusst geht man davon aus das der Nachwuchs alle paar Wochen etwas mit heimbringt. Aber das passiert sowieso, denn via solcher Aktivitäten wird ja nun auch wieder einiges an Fertigkeiten eingeübt.
  • Natürlich sind die eigenen Kinder immer "perfekt". Doch das prallt hin und wieder mit der Aussenwahrnehmung anderer Leute (Erzieher) zusammen.
  • Erzieher organisieren anstehende Feste (das dauert mehr als mal hier und da eine halbe Stunde Planung). Sie planen Aktivitäten die zu den jeweiligen Jahreszeiten passen. Aktivitäten die zu anstehenden Ereignissen passen (Verkehrserziehung, Feuerwehreinsatz, Kompostierung, Besuch im Krankenhaus, Besuch eines Kindertheaters.... etc).
  • und so weiter und so fort....

Der Körper des Erziehers wird beansprucht. Das Gehör wird strapaziert. Während der Ausbildung hat der eine oder andere Erzieher auch die Aussage gehört: "Als Erzieher steht ihr mit einem Bein im eigenen Grab und mit dem anderen Bein im Gefängnis".

Als Erzieher muss man schon recht bald, idealerweise bereits während der Ausbildung, lernen den psychischen Ballast vor der eigenen Haustür zu lassen. So das man weder privaten Ballast mit zur Arbeit schleppt - noch beruflichen Ballst mit ins Privatleben schleppt.

Es ist hart. Nicht jeder kann dies auf Jahre hinweg. Und das ist auch okay.

Und auch nicht jeder Erzieher ist für jeden einzelnen Bereich "perfekt geeignet" oder fühlt sich dort wohl/ am richtigen Platz. Ich fand es damals recht schwierig im Betreuungsbereich der 3 bis 6 Jährigen. "Meine" Nische war die Pflege und Betreuung behinderter Jugendlicher/ Erwachsener. Andere passen perfekt in den Bereich Kinderheim/ Jugendheim.

Manche Erzieher kennen "ihren" Bereich bereits in der Ausbildungszeit. Andere erfahren dies erst im Laufe der Berufszeit.


vkxni  08.12.2024, 22:00

Wunderschön geschrieben! Hut ab.

Ein Beruf, der wunderschön und gleichzeitig verdammt anstrengend sein kann. Wer die Abwechslung mag, ist hier gut bedient x)

Kranke Kinder werden in die Kita gebracht, stecken alle an.

Job ist teilweise sehr schlecht bezahlt, Ost West sowie Nord Süd Gehaltsschere greift und in der Kommune verdient man netto manchmal nen tausender mehr.

Man wird betietelt: Basteltante, Kaffeetante, die Uschi aus der Kita.

Männliche Erzieher stehen unter Generalverdacht. entweder pädophil oder schwul.

Bei hohem Krankenstand der Erzieherinnen werden Gruppen aufgeteilt. Da steht man allein mit 32 Kindern und verhindert nur noch die Katastrophen. Bildungsarbeit kann da nicht geleistet werden.

Teilweise arbeiten die Eltern gegen die Erzieher, es werden Taten angegeben die angeblich vorgefallen sind, nur damit das Kind in eine andere Gruppe kann.

Als Berufsanfänger mit Abi und Studium arbeitet man in gewissen Kitas unter 1000 Euro netto.

Man mutiert zur Doku Elsa, rennt nur noch mit Mappe und Fotoapparat hinter den Kids her

Kein Springer in Krippen vorhanden, da die Bezahlung der Erzieher nach den Vertagsstunden der Kinder geregelt ist. Im Krankheitsfall sitzt eine Erzieherin mit 19 Krippen Kinder allein rum. Stell dir mal vor du müsstest 19 Kinder im Akkord wickeln.... Da kommt Freude auf.

Und und und.....

Ich arbeite über 20 Jahre jetzt am Kind und diese Liste ist nur der Anfang. Ich könnte Romane füllen mit dieser Thematik. Wenn ich heute Praktikanten bekomme, denen sage ich auch, sie sollen sehr genau überlegen ob sie sowas wollen. Da sind sehr hohe Anforderungen und man muss sich selbst sehr Einschränken können und wollen. Müsste ich mich heute entscheiden, so würde ich den Job nimner wollen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Kindern und Jugendlichen

Erzieher können sich den Job selbst aussuchen.

Wenn sie Streit mit der Leitung, dem Träger oder einem Kollegen haben, dann können sie einfach kündigen und haben in 2 Wochen einen neuen Job.

(Dazu kommen noch Beschäftigungsverbote in der Schwangerschaft und Elternzeit)


Jen44  16.02.2025, 17:33

Das stimmt so nicht. Nicht in allen Regionen Deutschlands werden so händeringend Erzieher gesucht. Das Team etc muss auch zum Erzieher passen. Das müsste man erstmal rausfinden. Viele fangen an und stellen recht schnell fest das die Arbeitsweisen der Kita und die eigene nicht zusammen passen