Gen Z ist eine Gefahr für Wirtschaft Deutschlands
Doch es gibt eine Lösung – und die schließt auch Chefs und den Staat mit ein.
Hat die Gen Z zu hohe Ansprüche?Neulich lauschte ich den Worten des Unternehmers Fredrik Harkort, der auf seinem Instagram-Kanal von einem Bewerbungsgespräch mit einer jungen Frau berichtete.
Der Gründer und Chef des Online-Nachhilfe-Anbieters „Cleverly“ zeigte sich ziemlich verwundert über die Anspruchshaltung der Berufsanfängerin, die, wie er sagte, nach gerade mal sechs Monaten im ersten Job schon wechseln wollte.
Auf seinem Instagram-Kanal gab Harkort die Antwort der Frau, eine Vertreterin der Generation Z , auf die Frage wieder, was für sie im Job herausragende Bedeutung habe.
Er formulierte es so: „Besonders wichtig ist mir zu wissen, was tut der Arbeitgeber für mich, damit ich mich weiterentwickeln kann. Ich will wissen, wie viele Wochen ich remote arbeiten kann. Es ist mir wichtig, dass ich nur in Teilzeit arbeiten kann, also 30 Stunden, maximal 32. Und ich möchte möglichst schnell die Karriereleiter aufsteigen.“
Außerdem lehnte die Bewerberin laut Harkort unter Verweis auf eine „Erfahrung“ aus ihrem ersten Job ein „Umfeld“ ab, „in dem Performance wichtig ist und stark gemessen wird“ - das sei „nichts“ für sie.
Geschichten voller Anspruchsverhalten und Widersprüchlichkeiten junger Menschen
Da waren in einer einzigen Person fast alle Klischees über junge Leute vereint, dass man die Schilderung für eine Karikatur halten und Kritiker der Gen-Z-Basher vermuten könnten, Harkort habe alles frei erfunden. Ich wiederum glaube ihm, dass es so war, wie er es berichtete
Denn ich selbst hörte bei der Recherche für mein Buch unzählige solcher abstruser Geschichten, die mindestens ebenso bizarr waren und von dem Anspruchsverhalten sowie den Widersprüchlichkeiten junger Menschen zeugten. Etwa der Azubi-Bewerber eines Sanitärbetriebs in Oberbayern, der sagte, nachdem er erfuhr, dass der Betrieb nicht nur von Frühjahr bis Herbst arbeitet: „Wie, im Winter muss ich auch arbeiten? Da ist es doch aber kalt, das mag ich nicht so gern.“
Passen Karriere machen und Teilzeit-Arbeiten zusammen?Auch den riesigen Zwiespalt zwischen Erwartung und Leistungsbereitschaft kenne ich nur zu gut. Die junge Frau wollte sich „weiterentwickeln", was prima ist, Karriere machen, was heißt, Verantwortung zu übernehmen und ein Team zu führen.
Die Frage, die auch Harkort durch den Kopf ging, lautet: Wie passt das zusammen mit der Forderung, zugleich oft außerhalb des Unternehmens und in Teilzeit arbeiten zu wollen und nicht nach Leistung beurteilt zu werden? Auch von solchen gedanklichen Kollisionen, die Vertreter der Generation Z häufig nicht wahrnehmen, erzähle ich in meinem Buch, das auf Aussagen Hunderter Führungskräfte, vielfach Chefs von Personalabteilungen, beruht. Nachdem es erschienen war, erhielt ich Dutzende Mails mit Berichten, wie sie Harkort zum Besten gab.
In den Klischees über die Gen-Z steckt ein Funke WahrheitWas lernen wir daraus? Auch in den Klischees über die Gen Z steckt ein tiefer Kern Wahrheit. Was aber nicht heißen soll, dass alle jungen Menschen so ticken. Dennoch ahne ich, was hier im Leserforum passieren wird. Unter dieser Kolumne wird nicht nur gejubelt, sondern wird es bestimmt wieder sinngemäß heißen: Die Nickel verbreitet wieder Vorurteile und Klischees über die guten, tapferen und arbeitswilligen jungen Menschen, die in Sorge vor einem Burn-out und dem Klimawandel sind.
Baby-Boomer haben am meisten Spaß bei der ArbeitEine Umfrage der Beratungsgesellschaft EY, die früher Ernst & Young hieß, ergab: Zahlreichen Menschen in Deutschland fehlt die Motivation am Arbeitsplatz. Nicht einmal jeder zweite Angestellte, exakt 48 Prozent, gab an, im Job sein Bestmögliches zu geben. Das Niveau liegt unter dem internationalen Durchschnitt von 54 Prozent. Inder und Chinesen, die unter teils üblen Umständen ihrem Broterwerb nachgehen, haben mehr Arbeitselan als die Menschen in unserem Land.
Am meisten Freude im Beruf haben der Umfrage zufolge ältere Beschäftigte in Deutschland. Fast zwei Drittel, genau 63 Prozent, der befragten Baby-Boomer erklärten, in der Arbeit motiviert zu Werke zu gehen. Nun kommt es und ich glaube, Sie ahnen es schon - der Anteil derjenigen aus der Gen Z, die im Job ihr Bestes geben, lag bei 43 Prozent. Das heißt, junge Leute ziehen den Gesamtdurchschnitt nach unten.
Zu viele Beschäftigte arbeiten mit begrenzter LustSie können sich sicher vorstellen, wie problematisch sich das für ein Unternehmen auswirkt, wenn viel zu viele Beschäftigte mit begrenzter Lust arbeiten. Nun kann man hier wieder sagen: Ja ja, junge Leute von heute sind halt so, wollen in der Hängematte liegen, für wenig Schaffen haufenweise Geld und lassen „die Alten" machen.
Was denkt ihr darüber?19 Antworten
Ja, wir haben es verstanden, du findest die Gen Z ganz böse
Umgekehrt. Die Wirtschaft Deutschlands ist eine Gefahr für die Generation Z und folgende.
Sie baut auf Verschwendung von Energie, Rohstoffen und Lebenszeit. Und die Generation Z muss die daraus folgende Katastrophe dann ausbaden.

Vllt. sind ja auch unsere Arbeitgeber eine Gefahr für die deutsche Wirtschaft ;)
Die Sichtweise, dass ein AN mehr leisten soll als nur die reine Pflicht ist jedenfalls fragwürdig.
Mehr als das Mindeste bekommt man üblicherweise doch sowieso nicht? Tariflohn.
Gilt kein Tarif, dann Mindestlohn oder das, was die Firma zahlen muss, damit jemand den Job macht.
Der Tariflohn ist die verbindliche Untergrenze für die Entlohnung innerhalb des Tarifvertrags, also praktisch der unternehmensinterne Mindestlohn für die Stelle.
Oben drauf kommen übertarifliche Zulagen, die in der Höhe dann aber an deinem Verhandlungsgeschick und natürlich auch an deiner Leistungsbereitschaft liegen.
Wenn der Tariflohn also beispielsweise 21€ vorschreibt, verdient der eine vllt. 22,50€ (+1,50€), der andere 24€ (+3€) und wer gar nicht verhandelt oder kaum Leistung erbringt vielleicht tatsächlich nur die 21€ Tariflohn.
Denke da sollte man kategorisieren. In manchen Bereichen kann man tatsächlich verhandeln. In anderen dagegen gar nicht. Vielfach bleiben die Verhandlungen auch Einstellungsverhandlungen und nachfolgende sind per se aussichtslos oder auf Inflationsanpassungen beschränkt.
Ich habe keinerlei Probleme mit einem gegenseitigen geben und nehmen. Wenn man aber weiß, dass man so oder so nur den Intern/externen Mindestlohn bekommt und dieser unverrückbar ist, dann muss man sich auch nicht wundern, wenn die Belegschaft so wenig wie nötig leistet.
Man kann in der freien Wirtschaft in jedem Bereich verhandeln. Gehälter sind keine Gesetze.
Allerdings braucht man natürlich ein Argument, warum man mehr bekommen sollte. Mit den Mindestanforderungen und Pflichtaufgaben, wird dir niemand mehr zahlen wollen... dann kann man auch einfach einen anderen den Job machen lassen.
Das Problem ist eher (erlebe ich in meiner Arbeit selbst), dass die meisten nicht mal auf die Idee kommen zu verhandeln, vor allem viele Frauen nicht.
Ja, unbedingt! Besonders in der Pflege. Pfleger werden gesucht wie blöd, da hat man eine sehr gute Verhandlungsposition.
Man kann freilich nicht alle über einen Kamm scheren. Es kommt auch darauf an, in welches Umfeld man hineinwächst und welchen Einfluss die Schule hat.
Generell kann es nicht falsch sein, hin und wieder eiserne Regeln zu hinterfragen.
Allerdings muss mit freiwilligem Leistungsverzicht auch ein freiwilliger Gegenleistungsverzicht, z. B. in Form von Gehalt oder Sicherheitsleistungen einhergehen.
Jede Generation hat mehrere Seiten und auch die Generation Z hat ihre guten Seiten. Finde diese Verallgemeinerungen hat es schon immer gegeben. Immer wurde auf die Jugend geschimpft. Wir waren damals die Null-Bock-Generation oder die No-future-Generation. "Every generation got it's own disease" sang ja auch schon Fury in the slaughterhouse.
Denke, das ist so. Man muss auch sein Vertrauen in die Menschen legen, dann geben sie sich Mühe.
Man kann dann halt auch nicht erwarten, dass man merklich mehr als das Mindeste zurückbekommt.