Hallo Liebe Community,
in Kurzform: Scheinbar leide ich trotz Therapie an einer unerkannten Trauerstörung und habe auch trotz des Internets und KI keinen Weg gefunden, ernsthaft weiter zu kommen. Daher benötige ich Hilfe - was hat euch geholfen? Gibt es einen "Punkte"-Plan, mit dem ich weiterkommen kann, wenn ich ihn seriös verfolge?
Langform: Ich habe meine Mutter sehr früh verloren, die Vorgeschichte ist auch nicht so schön. Ich habe bereits erkannt, dass ich als sensibler Mensch besonders viel Zuwendung und Nähe gebraucht hätte, um mich sicher zu fühlen, und durch die vergangenen Vorkommnisse noch mehr darauf angewiesen gewesen wäre, als vielleicht jemand anders. (Manchmal bin ich sogar besorgt, aufmerksamkeitssüchtig zu sein. Wenn es allerdings mal vorkommt, dass ich mich mit jemanden wirklich gut verstehe, scheinen diese Ängste unbegründet zu sein. Daher ist es vielleicht eine mittlerweile erstarkte Anpassungsstörung, die in sozialen Situationen die unbequem sind, Fliehängste und Ohnmacht auslösen, sodass ich den Eindruck erlange, nur mich selbst in den Vordergrund zu stellen.)
Nach dem Tod wuchs ich weiter in einer Patchworkfamilie auf, in der ich bedürfnistechnisch unterdrückt war, was ich auch sehr stark so empfunden habe. Ich traute mich persönlich und auch werteorientiert nicht, groß zu widersprechen und übernahm aus meiner Sicht auch heute noch ebenso interpretiert, eine Ersatzmutterrolle für die Familie ein, war wie ein Kaugummi, den man zwischen all die Probleme als Füller dazwischen klebte, damit das Konstrukt hält.
Heute bin ich sehr empfindlich, wenn mich jemand versucht zu bestimmen. Ich habe wenig Ressourcen, bin schnell erschöpft oder müde, und Dinge, die keinen Spaß machen, sind zu riesig hohen Mauern erwachsen, an denen ich nur aufpralle.
Das mag alles poetisch klingen und sollte für mich ja scheinbar kein Problem sein, zu verstehen und letztlich zu überwinden. Aber nein, so klar ist das für mich leider überhaupt nicht. Ich bin vielleicht auch wirklich zu blöd, einfach zu blöd, in meinem eigenen Fall nur zu erahnen, wie der nächste Schritt aussehen könnte.
Mein Problem: Ich spüre viel Ratlosigkeit, eine Art "Langeweile", Ungeduld, Gereiztheit, dass ich mich selbst schon nerve. Mein Leben aktiv zu gestalten endet immerzu in purer Erschöpfung. Aber auch, wenn ich das Level sehr niedrig halte, erreiche ich damit nichts. Ich kann mir vorstellen, dass über die ganzen Jahre des Aushaltens und Verdrängens (teilweise auch durch die Umstände erzwungen), ich aktuell gar nicht in der Lage bin, aktiv große Schritte zu machen. Aber nur so unzufrieden dahin zu vegetieren, ist auch kein Weg. Das einzige, das mich wie magisch anzieht, antreibt, sind Dinge, Momente, Handlungen, Filme, Musik, Fotos, Orte, Tätigkeiten, Gefühle, Gerüche, ... , die mich an früher erinnern. Meine Mutter ist in der DDR großgeworden und ich habe grds. eher weniger eigene Spielsachen besessen als Kind als dass ich die Sachen meiner Eltern durchwühlt habe und dessen Musik hörte, Bücher las usw. Das heißt, diese Ära verbinde ich unheimlich stark mit ihnen und meiner eigenen Kindheit und so kommt es, dass ich die DDR verherrliche, wissend um die negativen Punkte, aber das Gefühl von Familie, das Gefühl von Ordnung, von Sommern im Camp, von Gemeinschaft,... Ist ja eigentlich auch klar, warum, aber ich komme nicht darüber hinweg. Ich hänge fest. Scheinbar. Ich weiß es gar nicht. Ich weiß gar nicht, was da ist. Daher an jemanden von euch die Frage: Habt ihr so etwas erlebt - und wie habt ihr es geschafft, den nächsten Schritt zu machen? Es geht gar nicht um ein Endziel. Klar, die verlorene Person wird einem irgendwie immer fehlen. Aber wie kann ich weitergehen, wie kann ich für mich selbst wachsen und stark werden? Jetzt, in der Ahnung, dass ich vielleicht eine Antwort erhalten könnte, schreibe ich wie ein Weltmeister und bin kurzfristig aufgeregt und mit Antrieb gesegnet. Aber würde ich so etwas in ein Tagebuch schreiben, schaffe ich es nicht über drei Zeilen hinaus.
Ich habe über lange Zeit versucht, eine Gruppe, oder zumindest einen Menschen zu "finden", mit dem ich etwas teilen kann, wie jetzt in dieser Community hier. Oder für jemanden da zu sein, dem es vielleicht nicht so gut geht. Doch meine Art wird dabei nicht gemocht - verüble ich niemanden. Aber ändern kann ich das nicht, das bin ich nun mal. Und so zerschellt der gewünschte Austausch an der Andersartigkeit zwischen mir und die, denen ich bisher begegnete. Ich habe es dann gar nicht mehr versucht, so von wegen, es wird schon von allein gut, doch das habe ich mir vor etlicher Zeit schon einmal gesagt, und seitdem hat sich auch nicht viel geändert.
Kurzum: Ich denke, ich hänge in einem Kreislauf fest. Der größer ist, als der Verlust. Sogar größer als die Person und ihre Funktion in meinem Leben.
Das Textfeld geht jetzt zu Ende, vielleicht konnte ich jemanden zu einer Bewegung bringen.
PS: Therapie passiert - Sich mit Menschen auszutauschen ist deshalb nicht sinnlos!
Bis dann :)