Wer rechtsdogmatische Setzungen oder moralische Normen als selbstverständlich hinnimmt, obwohl sie sich letztlich auch nur auf menschliche Konventionen oder Konstruktionen stützen, müsste – logisch betrachtet – dem Glauben an Gott gegenüber zumindest offen sein. Doch genau das geschieht meist nicht. Warum?
Der Grund scheint weniger in der Wahrheit des jeweiligen Dogmas zu liegen, sondern vielmehr im subjektiven Nutzen. Atheisten sehen im Gottesglauben keinen erkennbaren Vorteil – also verwerfen sie ihn. Für sie zählt vor allem das, was "funktioniert" im diesseitigen, empirisch greifbaren Rahmen.
Für gläubige Menschen hingegen hat der Glaube einen existenziellen Wert: Er spendet Sinn, Trost, Hoffnung und eine transzendente Perspektive, die über alles Menschliche hinausgeht. Kein Gesetz, keine Wissenschaft, kein säkulares Dogma vermag dies zu leisten.
Gerade deshalb wird der religiöse Glaube auch nicht verschwinden – solange es Menschen gibt, die mehr wollen als bloße Erklärungen. Menschen, die Sinn suchen. Menschen, die nicht nur wissen wollen, wie etwas ist, sondern warum es ist.