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Warum wird einem die Heimatstadt fremd?

Hallo,

ich war neulich in meiner Heimatstadt, in der ich über 25 Jahre gelebt hatte. Ich war dort zur Schule gegangen, habe dort meine Ausbildung absolviert und die ersten Berufsjahre verbracht, war in Vereinen aktiv, im Gemeinderat, spielte Fußball, kannte viele Leute. Ich war voll integriert, kannte auch Interna, war kein "Niemand". An vielen Plätzen habe ich mich als Kind, Jugendlicher und junger Erwachsener wohlgefühlt. Ich hatte Beziehungen, Freunde, guten Anschluss.

Ich wohne seit einigen Jahren nicht mehr dort aus verschiedenen Gründen.

Während dieser Fahrt wurde mir jetzt bewusst, wie fremd mir diese Stadt geworden ist. Ich kannte zwar alle Ecken, war an Orten, an denen ich schon als Kind war und sah ein paar bekannte Gesichter, habe manchen gewunken und habe mit zweien gesprochen, es war alles nett und okay und so, ich fühlte aber nichts und irgendwie war es mir wirklich "fremd", ich spürte überhaupt nichts in mir außer dem Gedanken, dass ich das kenne und da früher zuhause war und es schlechte wie gute Zeiten gab.

Als ich in der Stadt war, in der ich jetzt mit meiner Frau lebe und arbeite, hatte ich hingegen nur das Gefühl ... puh, endlich ist alles normal, hier finde ich mich zurecht.

Ich war erschrocken, wie einem die Heimat so fremd werden kann und wie man sich in einer Stadt wohler und besser fühlt, in die man erst vor einigen Jahren zog. Woher kommt das und ist das normal?

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Warum hänge ich so sehr an Sachen?

Gerade bei der Frage, ob ich bereit bin, als Gemeindereferent mein Elternhaus für immer zu verlassen, wird es sehr deutlich.

Ich hab einfach ALLES so lieb. Ich liebe meine Eltern abgöttisch. Ich liebe meine Heimat und mein zu Hause.

Ich möchte nirgends anders wohnen. Ich hab doch das Paradies bei mir daheim. Von der Terrasse schauen wir direkt auf die Wallfahrtskirche. Es ist so schön. Wir wohnen direkt beim Wald.

Ich liebe sogar unser Auto. Ich habe manchmal nachts Alpträume, dass wir unser Auto weg geben müssen.

Und ich habe immer große Alpträume, dass ich wegziehen muss.

Es ist doch einfach alles so perfekt und wunderschön, wie es jetzt ist. Egal, was kommt, es kann einfach nur schlechter werden. Egal, wo ich berufsmäßig hinziehen muss, es kann nur schlechter werden.

Es geht sogar soweit, dass ich jeden einzelnen Teppich lieb habe. Ich hab auch noch meine Kuscheltiere von früher, weil ich die einfach nicht weg geben kann.

Wenn ich berufsmäßig mal unser Haus verkaufen muss, dann ist es wirklich wie die Vertreibung aus dem Paradies.

Ich hatte mir sogar schon ausgemalt, wie ich irgendwann in unserem Schlafzimmer mal unter dem großen Muttergottes-Bild sterben möchte.

Und wenn ich wirklich Gemeindereferent werden will, dann muss ich das halt alles aufgeben.

Es gibt Menschen, die hängen an gar nichts. Die ziehen ständig um und empfinden nichts dabei. Ich beneide solche Menschen. Mein Leben wäre so viel einfacher, wenn ich nicht alles daheim so lieben würde.

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Eltern wollen ehemaliges Kinderzimmer umbauen - Wut, Trauer usw., kennt ihr das?

Hallo Leute,

Ich wohne schon seit einigen Jahren in eigenen Wohnungen, bin nun Ende 20.

Vorhin habe ich mit meinen Eltern telefoniert und eine Randinfo, ob ich den neusten Plan schon kenne, hat mir ein wenig den Boden unter den Füßen weg gerissen. Zumal der Plan wohl schon recht fest ist.

Eigentlich eine Banalität, bei der ich nie gedacht hätte, dass sie mich so hart trifft. In dem Moment war ich nur sprachlos, mittlerweile trift mich die volle Wucht der Gefühle.

Meine Eltern wollen mein altes Kinderzimmer umbauen und anders nutzen, da es baulich am besten geeignet ist für ihre Pläne.

Alternativ wird dann das alte Gästezimmer mein Raum, wenn ich zu Besuch bin.

Ich bin gerade irgendwie einfach nur abwechselnd sauer, verletzt, traurig und wütend. Zugegeben auch etwas Eifersucht, dass die Räume meiner Geschwister weiterhin bleiben, auch wenn ich rational weiß, dass wirklich mein Raum als einziger wirklich zu den Plänen passt, da nur dort die nötigen Anschlüsse sind.

Irgendwie fühle ich mich, auch wenn ich weiß dass es nicht so gemeint ist, einfach zurück gesetzt und ausgestoßen, denn mein zukünftiges Gästezimmer hat einfach null Heimat Gefühl und ist um längen schlechter als mein altes Kinderzimmer. Es ist einfach nicht Heimat, sondern ein kalter fremder Ort.

Ich weiß das ist irgendwie kindisch und vielleicht sieht in ein paar Tagen die Welt schon wieder anders aus, aber jetzt gerade weiß ich diesbezüglich echt nicht weiter. Ich mein gerade in der jetzigen Situation, andere fürchten um ihr Leben oder fliehen und ich könnte heulen, nur weil mein Kinderzimmer umgebaut werden soll und dann nicht mehr "mein Zimmer" ist.

Kennt ihr das Gefühl?

Wenn ja, was hat euch damals geholfen?

Mit meinen Eltern kann ich ich leider nicht drüber reden, die hängen null an Orten, sind schon als Kinder mal umgezogen und können sowas nicht verstehen. Für mich hingegen ist es einfach der Ort, wo ich aufgewachsen bin und mit dem ich super viel verbinde...

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Warum gilt Familien-Verbundenheit heute beinahe schon als senil?

Ich weiß nicht, manchmal zweifel ich schon selbst an mir und meiner Erziehung. Warum bin ich nur so komisch?

Heute hat ich ein Bewerbungsgespräch und da ging es auch um das Wegziehen aus der Heimat. Und da hab ich gemeint, dass, wenn ich ja jetzt durchs Studium weg muss, dann geht es nicht anders. Aber das wird kein triumphaler Auszug mit wehenden Fahnen, sondern eher ein Trauerzug.

Und dann wurd mir mal wieder vorgeworfen, ich würde im "Hotel Mama" leben. So ein Schwachsinn. Von mir aus könnte ich auch selbstständig in einem anderen Haus wohnen, wenn es sein müsste. Aber ich möchte von hier eigentlich nicht weg. Weil hier meine Familie ist.

Dann kamen wieder so Begriffe wie "Loslösung von der Komfortzone", "Abnabelung vom familiären Umfeld", "selbstständige Partizipation", usw.

Ich versteh das nicht. Ist Familie denn heutzutage nur noch was für Kleinkinder? Ist das nur noch seniles Getue?

Für mich wäre es sehr hart, meine Familie und Verwandten nur noch alle paar Wochen mal zu sehen. Aber vermutlich bin ich halt einfach noch ein kleines Baby, das sich an seine "Komfortzone" klammert.

Vielleicht bin ich einfach viel zu sentimental erzogen worden. Aber damals im Krieg war es noch eine Strafe, zu Hause von den Liebsten getrennt zu sein. Damals haben die Menschen gebetet, wieder in die Heimat kommen zu dürfen.

Und heute gilt das als "Komfortzone". Als "Hotel Mama". Als unprofessionell.

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