Bin 16 Jahre alt und männlich. Im Alter von 5 Jahren war ich in einer Sprachtherapie, da ich sehr stark gelispelt hatte. Das basiert nur auf Erzählungen, ich kann mich daran kaum erinnern. In der ersten "Unterrichtsstunde" soll ich ziemlich auffällig auf die Therapeutin gewirkt haben. Ich hätte kaum zugehört und sei in meiner eigenen Welt gewesen. Nach der Stunde sagte die Therapeutin meiner Mutter: Ich sehe es an den Anzeichen; ihr Kind hat ADHS. Meine Mutter war entsetzt und fragte daraufhin im Kindergarten nach, ob da etwas dran sei. Meine Kindergärtnerin meinte: So ein Quatsch. Nun, er ist schon etwas "speziell", er zeichnet die ganze Zeit immer diese Muster und Zahlen, aber ADHS ist das nicht, das würden wir merken. Damit war das Thema gegessen.
Als kleiner Junge war ich generell aufgeschlossen (wenn auch manchmal etwas schüchtern) und neugierig. Seit dem Alter von 11/12 bin ich aber viel distanzierter geworden. Meine Hände sind konstant am Schwitzen, ich habe seit zwei Jahren chronischen Tinnitus, der nicht behandeln werden kann und spüre in mir oft diese Unruhe. Ich liege teils stundenlang im Bett und höre Musik. Dabei zappeln die ganze Zeit meine Füße und ich drehe konstant meine Beine. Ein Mädchen meinte mal zu mir: "Wtf machst du da? Alles gut?" Und ich dachte mir so; das ist, was ich die ganze allein mache 💀.
Ich bin der Gott des Prokrastinierens und stelle mir manchmal den Wecker für um 2 Uhr nachts, um für den Test zu lernen; hab generell nicht richtig ein inneres Strukturgefühl und merke nicht richtig, wie ich mich "physisch fühle". Es ist so, als ob meine Gedanken im Überfluss sind. Mein Schreibstil fühlt sich so an, als ob meine Ideen bewusst in meinen Text hineinrasen, ohne, dass ich groß nachdenken muss. Irgendwie bin ich ein so wortreicher Schreiber (hab heute bestimmt schon wieder vier Seiten Text am Computer aus Spaß über Sachen, die mich interessieren, geschrieben). Meine Freunde meinen, ich sei sehr random. Ich hab kein Problem damit, Unsinn zu sagen, mir was Lustiges auszudenken und provoziere / diskutiere gerne herum (vor allem auf Gutefrage 😉). Ich erinnere mich an ein Mädchen, das meinte, sie habe ADHS. Ich hab mich voll gut mir ihr verstanden und konnte sehr damit relaten, wie sie geredet hat.
Ich verliere oft viele Gegenstände (mein Handy z.B. ungefähr zweimal pro Woche). Außerdem hab ich die Fähigkeit, jemandem zuzuhören und wirklich 0% von dem, was die Person sagt zu verarbeiten. Ich bin sehr schrecklich darin, eine Geschichte zu verstehen, wenn andere sie vorlesen. Vielleicht schaffe ich es für so 3 Sätze, aber dann bin ich mit den Gedanken woanders (ich denke mir dann oft: "du musst jetzt wieder zuhören!"...denke dann mehr darüber nach, wieder zuhören zu müssen, als, dass ich wirklich zuhöre). Während des Unterrichts melde ich mich ziemlich wenig und bin mit den Gedanken so halb da.
Warum es aber nicht ADHS sein könnte: Ich habe sehr gute Noten in der Schule (soll nicht arrogant wirken, aber tut es sowieso 👌🏻). In Mathe hatte ich mehrere Jahre in jedem Test durchgängig eine 1, Englisch habe ich mir selber beigebracht (rede sehr viel mit verschiedenen Menschen auf Discord, denke mein Niveau ist so C1) und das Lernen an sich fällt mir auch nicht schwer. Außerdem ist es nicht so, als ob ich nicht in der Lage wäre, mich selbst zu organisieren. Ich mache es halt oft letztendlich nicht. Das wäre bestimmt schon irgendwie aufgefallen, wenn ich das nicht selber könnte, oder? Außerdem habe ich kaum Probleme damit, dass ich rumschreie oder reinrede. Ganz im Gegenteil; während ich, wie gesagt früher ziemlich aufgeschlossen war, bin ich sogar manchmal ziemlich ruhig und könnte wie ein Introvertierter wirken, auch wenn ich eigentlich extrovertiert bin. Ich wirke nicht wie so ein Problemkind, das konstant Müll bauen muss. Auf der anderen Seite gibt es ja auch verschiedene Möglichkeiten und Arten davon, wie sich ADHS manifestiert. Bei Online ADHS Tests kommt fast immer "hohe Anzeichen für ADHS" raus, aber auf solche Tests sollte man ja nicht zu viel geben.
Wenn ich meinen Eltern jetzt von meinem "Verdacht" erzähle, dann stress ich sie damit auch ein bisschen. Deswegen möchte ich erstmal wirklich durchdenken, wie wahrscheinlich das Ganze wirklich ist, bevor ich sie darauf anspreche und es letztendlich eh Quark ist.
Was sagt ihr?