Sohn (10) ADHS. Aggressiv und launisch. Vorpubertät?
Hallo alle zusammen,
vielleicht hat jemand einen Rat.
Und zwar hat mein Sohn (10) nun endlich die Diagnose ADHS vor zwei Monaten bekommen.
Wir mussten lange auf einen Therapeuten warten, mein Sohn war letztens das erste Mal auch bei einer Gruppentherapie.
Ergotherapie sind wir auf mehreren Wartelisten.
Nun ist es so, dass mein Sohn seit einigen Wochen wirklich den ganzen Tag von morgens bis abends extrem launisch und teilweise sehr schnell aggressiv ist.
Mittlerweile bin ich echt fertig bzw die ganze Familie, wir haben teilweise schon Angst vor dem nächsten Tag und was dann wieder für ein Stress und Streit und Diskussionen kommen.
Mein Sohn hat gefühlt auf keinen von uns mehr Lust und redet bei jeder Frage oder Aussage immer nur genervt, vor allem mit mir (Mutter).
Er ist auch extrem aufgedreht und nur laut den ganzen Tag oder Nacht und sagt extra Dinge um mich zu provozieren.
Spielt zb. direkt neben meinem Ohr mit einem Spielzeug Butterfly oder klopft laut in seinem Zimmer rum.
Springt übers Sofa oder den Tisch.
Rollt sich rum und spielt Mega den Clown.
Macht manchmal auch Grimassen und Ähnliches, dass mich manche Leute wirklich schon gefragt haben, ob mein Sohn eine Behinderung hat :-((((
Er hört auch überhaupt nicht und bekommt dann am Ende oft Zockverbot, weil ich mir sonst nicht mehr zu helfen weiß.
Dann rastet er völlig aus und hyperventiliert teilweise..
Habe das Gefühl ich komme garnicht mehr an ihn ran und kann nicht mehr normal mit ihm reden.
Die letzten gemeinsamen Ausflüge waren auch eine Katastrophe.. wir sind extra für ihn zu verschiedenen Skateanlagen und dennoch hat er zwischendurch und davor und danach nur rumgemotzt und möchte immer nur das, was er möchte.
Wenn wir Hunger oder Durst haben zb dann dürfen wir uns am besten nur was holen, wenn er auch Hunger und Durst hat, sonst hat er keine Lust kurz mit uns zum Imbiss mitzukommen um was zu holen.
Alleine lassen kann man ihn auch nicht, weil er sich nur verletzt.
Letztens hat er sich sogar sein Kinn in der Wohnung komplett aufgeschlagen, weil er so überdreht ist.
Oder bricht sich oft draußen fast was und hat 1000 andere kleinere Verletzungen.
In der Schule ist er auch hibbelig und fällt auf.
Hausaufgaben machen ist sowieso eine Katastrophe.. er fährt viel Rad und geht einmal die Woche zum Parkour.
Freundschaften kann er nicht wirklich pflegen.
Wir haben auch noch einen kleinen Sohn (10 Monate) der auch recht anspruchsvoll ist.
Wir sind mit den Nerven am Ende und ich weiß oft nicht mit dem Verhalten meines Sohnes richtig umzugehen..
vielleicht hat jemand Tips? Wäre so dankbar.
Lg, Denise
3 Antworten
Meine Diagnose habe ich erst als Erwachsener bekommen. Die Medis sind schon sehr hilfreich. Da ich als Kind nichts hatte, musste ich mir mit "Maskierungs-" und anderen Überlebensstrategien helfen.
Die funktionieren auch heute noch, werden aber durch die Medikamente (bei mir Elvanse Adult) unterstützt.
Bekommt Dein Sohn auch Medikamente? Insbesondere das "Hibbelige" entspannt sich deutlich. Man kann die Blockade überwinden, die einen z.B. daran hindert, Freundschaften zu pflegen. Hausaufgaben haben eine ähnliche ... Reaktanz bei mir ausgelöst, jedenfalls in den Fächern, die mich nicht so interessiert haben.
Es gab halt so viele andere, so viel interessantere Sachen, die man alle angefangen hatte und man wollte sich lieber damit beschäftigen als in Erdkunde Hauptstädte auswendig zu lernen, die man später sowieso nachschlagen kann. (Leider zählte auch Mathe oft dazu, was ich erst viel später bitter bereut habe. :-) )
Hätte ich damals schon die Medis gehabt, es wäre wohl vieles anders gekommen.
Dann macht nicht mehr mit. Ganz ehrlich der soll kein Fregatte Schein für alles bekommen. Wenn er so genervt ist dann ignoriert ihr ihn und wenn es sein muss schimpft ihr und sagt was Sache ist. Weil sonst klappt das nicht.
Hi, Denise,
ich habe auch ein ADHS-Kind im Schulalter. Folgende Dinge sind einfach wichtig zu wissen:
Kinder mit ADHS haben eine andere Wahrnehmung. Sie nehmen ihre Umgebung intensiver wahr, alles aufeinmal und haben keinen Filter. Das führt dazu, dass sie ganz schnell überreizen, dass ihnen alles zu viel wird, weil sie es nicht verarbeiten können. Rede mit deinem Sohn darüber und zeig Verständnis für seine Situation. Frag ihn, was ihn besonders stört. Und dann könnt ihr gemeinsam Strategien entwickeln, wie er sich selbst besser regulieren kann.
Meiner Tochter hilft bei Überreizung zum Beispiel:
- Kopfhörer auf und erstmal eine halbe Stunde die Umwelt ausblenden
- in einer selbstgebauten "Höhle" verstecken, wo es dunkel ist
- einen Plüsch-Onesie anziehen (wenn es kühl ist) oder alle außer Schlüppi ausziehen (wenn es warm ist)
Grundsätzlich sind folgende Reize schwierig: zu hell, zu laut, zu kalt, zu warm/heiß, Wind/Sonne, zu viele Personen im Raum, die gleichzeitig reden, Hunger/Durst/Klo. Finde heraus, was davon für ihn problematisch ist und dann könnt ihr das vermeiden oder verbessern.
Gerade nach der Schule ist er wahrscheinlich völlig durch. Zu viele Kinder, zu laut, zu viele Eindrücke und Reize aufeinmal. Gib ihm danach die Zeit, dass er sich runterfahren kann. Alle Kinder machen das anders. Trefft Vereinbarungen dafür, z.B. "Hier, nimm deine Kopfhörer, ein Getränk und setz dich erstmal eine halbe Stunde in deine Höhle mit deinem Tablet. Danach schauen wir uns die Hausaufgaben an."
Wenn Aufgaben zu erledigen sind, sind ADHS-Kinder häufig mit Dingen überfordert, die man nicht sofort überschauen kann. Zum Beispiel bringt es gar nicht, wenn du ihm sagst "Räum dein Zimmer auf." Du musst ihm kleinteilige Aufgaben geben, z.B. "alle Autos kommen jetzt wieder in die blaue Kiste." Das ist eine Aufgabe, die er überblicken kann. Von einer ungenauen Ansage ist er vermutlich überfordert, weil das wieder viel zu viele Schritte aufeinmal wären. Du musst ihm dabei helfen, dass er lernt sich selbst zu strukturieren.
Alleine lassen kann man ihn auch nicht, weil er sich nur verletzt. Letztens hat er sich sogar sein Kinn in der Wohnung komplett aufgeschlagen, weil er so überdreht ist. Oder bricht sich oft draußen fast was und hat 1000 andere kleinere Verletzungen.
Das ist völlig normal und wird sich auch nicht ändern, damit musst du dich abfinden. Er wird auch weiterhin ständig sein Getränk umschmeißen und an Tischkanten stoßen. Da kann man nichts machen. Lass ihn trotzdem seine eigenen Erfahrungen machen, damit er lernt Risiken abzuschätzen.
In der Schule ist er auch hibbelig und fällt auf.
Sprich mit seiner Klassenlehrerin über die Diagnose und weitere Schritte. Es hilft z.B. wenn er an einem Platz sitzt, der möglichst reizarm ist (ganz vorn, weg vom Fenster), gib ihm ein Kissen für seinen Stuhl mit, damit er bequemer sitzt, gib ihm etwas für's stimming (ständige Bewegung mit den Händen), damit er seine Hyperaktivität anders regulieren kann. Zum Beispiel einen Ring oder ein Armband, irgendwas zum "Fummeln".
Kleinteilige Aufgaben sind auch hioer hilfreich. Unsere Lehrerin hat beispielsweise für ein ADHS-Kind in einer höheren Klassenstufe, die Klassenarbeit einfach zerschnitten. Jeder Zettel beinhaltete dann nur eine Aufgabe. Das Kind hat immer eine Aufgabe gelöst und den Zettel dann jeweils einzeln zur Lehrerin gebracht. Plötzlich hat es nämlich die Aufgabe überblickt und eine Struktur gefunden, die funktioniert. Manchmal kann es wirklich ganz einfach sein. Bitte besprich das unbedingt mit der Schule.
Und ganz zum Schluss: ADHS ist genetisch. Wer von euch hat es auch und ist einfach nur nicht diagnostiziert?
Wer war das verträumte Kind in der Schule oder das wilde? Bei wem steht auf dem Zeugnis "häufig unaufmerksam" oder "könnte mehr Leistung bringen, wenn er/sie sich mehr anstrengt" oder "vergisst ständig Unterrichtsmaterialien"? Wer von euch muss ständig mit den Händen was fummeln, ist total vergesslich, ständig in Bewegung, hat eine komische Sitzhaltung und/oder Probleme mit Stoffen auf der Haut oder Essen im Mund, weil es sich "komisch anfühlt"? Findet das mal raus :)