Meinung des Tages: Scholz will Mindestlohn auf 15 Euro anheben – haltet Ihr das für sinnvoll?
Eigentlich sollte der Mindestlohn im kommenden Jahr auf 12,82 Euro pro Stunde steigen. Jetzt allerdings spricht Scholz sich für eine verhältnismäßig massive Anhebung aus. Nämlich erst auf 14 und dann auf 15 Euro. Doch für diese Forderung erntet er auch viel Kritik – zurecht?
Arbeitnehmer, Arbeitgeber und die Mindestlohnkommission
Die Positionen der beiden erstgenannten Instanzen lassen sich erahnen – sie sind nicht immer einer Meinung. Vor der letzten Empfehlung bezüglich des Mindestlohns gab es bereits ein Zerwürfnis. Die Gewerkschaftsvertreter forderten eine Anhebung auf 13,50 Euro, wohingegen die Arbeitgeber sich gegen eine Erhöhung aussprachen und letztlich zumindest auf einen Anstieg gemäß der Tariflöhne beharrten. Die Kommissionsvorsitzende votierte für diesen Vorschlag der Arbeitgeberseite und gab damit den entscheidenden Ausschlag.
Im Herbst 2022 hatte Olaf Scholz ohne Einbeziehung der Mindestlohnkommission den Mindestlohn auf 12 Euro angehoben. Er sprach von einer einmaligen Aktion – unter anderem deshalb wird er nun stark kritisiert.
Meinungen aus der Politik
Die CDU-Abgeordnete Gitta Connemann erklärte, Scholz würde „den nächsten Wortbruch“ vorbereiten. Connemann, die auch Chefin der Mittelstands- und Wirtschaftsunion ist, findet, dass Scholz sich „an die Spitze des politischen Überbietungswettbewerbs“ setzte.
Gegen einen politischen Eingriff in die Unabhängigkeit der Mindestlohnkommission sprachen sich außerdem die Liberalen (FDP) aus.
Zustimmung hingegen gibt es von Seiten der Grünen, Linken und auch von der Gewerkschaft Ver.di. Katrin Göring-Eckardt fordert: Eine Erhöhung auf 14 Euro sei noch dieses Jahr nötig, sodass alle mit ihrem Einkommen auskommen können. Nächstes Jahr soll ihrer Auffassung nach dann der Lohn auf 15 Euro angehoben werden.
Der Mindestlohn in Deutschland im Vergleich zum Mindestlohn anderer Länder
Mit der von Scholz geforderten Anhebung wäre Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten ein Spitzenreiter.
Zum Vergleich: In Bulgarien haben etwa Arbeiter auf einer Baustelle einen Mindestanspruch von 2,85 Euro in der Stunde.
In Ungarn wird der Lohn in Forint bezahlt. Umgerechnet handelt es sich um mindestens 4,02 Euro.
Auch Portugal und Spanien liegen mit 4,85, bzw. 6,87 Euro weit unter den Mindestlohn, den es bereits aktuell in Deutschland gibt.
Einen deutlichen Ansprung gibt es, wenn man nach Frankreich blickt: Die Lohnuntergrenze pro Stunde beträgt hier 11,65 Euro.
Belgien kommt nah an den derzeitigen Mindestlohn in Deutschland: Hier verdient man mindestens 12,09 Euro in der Stunde.
Aktuell liegt Deutschland mit 12,41 Euro auf dem zweiten Platz. Übertrumpft wird der Mindestlohn aktuell nur von Luxemburg, wo Arbeitnehmer mindestens 14,86 Euro die Stunde verdienen.
Unsere Fragen an Euch:
- Sollte die Politik derart in die Regelung des Mindestlohns eingreifen?
- Wären 15 Euro pro Stunde angemessen oder doch eher zu viel, bzw. zu wenig
- Was für Folgen könnte es für Deutschland haben, wenn das Land in Sachen Mindestlohn zum Spitzenreiter wird?
- Könnte dies ein wichtiger Schritt sein, um etwa dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken?
- Welche Konsequenzen seht Ihr auch für die Arbeitgeber, würde eine solche Forderung umgesetzt werden?
Wir freuen uns auf Eure Antworten! Viele Grüße
Euer gutefrage Team
Quellen:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/mindestlohn-olaf-scholz-fordert-anhebung-auf-15-euro-a-1e25c3a4-b5e4-4c0f-9a19-37f52954ed9d
https://www.spiegel.de/wirtschaft/deutlicher-reallohnverlust-dgb-gibt-protest-gegen-mindestlohn-empfehlung-zu-protokoll-a-dc6edbed-f603-4267-a9f3-3708c23c45ae
https://www.stern.de/politik/deutschland/mindestlohn-im-europa-vergleich-nach-scholz--forderung-von-15-euro_34710564-34710124.html
260 Stimmen
65 Antworten
man kann darüber unterschiedliche Meinungen haben, ob eine oder mehrere Erhöhungen gerechtfertigt sind oder nicht
beim Mindestlohn handelt es sich um eine Lohnuntergrenze und jedes Unternehmen kann gerne einen höheren Lohn zahlen.
wenn wir viele Unternehmen in Deutschland hätten, die gute und faire Löhne zahlen würden, bräuchten wir auch keine Diskussion darüber ob der Mindestlohn nun bei 14 oder 15€ sein müsste.
leider gibt es aber viele Unternehmen die lieber den Weg der Tarifflucht gehen, also ihren Mitarbeitern keinen Tarifvertrag anbieten oder Tarifverträge auslaufen lassen und keinen neuen Abschließen, aus Arbeitgeberverbänden austreten oder Bereiche Outsourcen um die Personalkosten zu drücken.
Ich halte nichts davon, die Produktionkosten wird dadurch steigen und kubelt parallel die Inflation in dieser krisen Zeiten immer mehr und mehr nach oben, es dauert nicht lange wird diese 15€ auch nicht mehr wert und der Euro verliert dadurch auch mehr an wert
Dazu das kann die kleine und mittlere Unternehmen schädigen, dann diese haben es sowieso in momentan schwer durch die Energiekosten
Der Mindestlohn in Deutschland ist, wie oben erwähnt, jetzt ja schon viel höher als in vielen anderen Ländern, was dafür sorgt, dass immer häufiger Produktionen ins Ausland verlegt werden. Ziel sollte es doch aber sein die heimische Wirtschaft zu stärken.
Wird doch in Deutschland produziert, steigen die Produktionskosten und damit die Preise für uns Verbraucher und am Ende hat man dann doch nicht mehr Geld auf dem Konto.
Nicht sinnvoll. Damit steigen alle anderen Kosten und die Erhöhung ist am Ende für nix. Manche Arbeitgeber entlassen dann im schlimmsten Falle noch Arbeiter, weil sie diese nicht bezahlen können. Was wirklich helfen würde, damit man mit seinem Einkommen auch wirklich klarkommt - Mietobergrenzen, gekappte Energiekosten und niedrigere Steuern auf generell ALLES. Dass mein Mann und ich mittlerweile trotz sparsamer Lebensweise 150€ allein an Strom bezahlen müssen ist... der Hammer. Und 19% Mwst. müssen auch nicht unbedingt sein.
Man kann den Fachkräftemangel lösen, indem man Arbeitgebern einen Anreiz gibt, auch Fachkräfte zu nehmen (z.B. durch Teilübernahme d. Lohns oder Steuervorteile). Es gibt keinen Fachkräftemangel, es gibt einen Mangel an fair bezahlenden Arbeitgebern. Mittlerweile haben Arbeitgeber eine "ja wenns xyz für Mindestlohn macht warum dich für 18€/Stunde nehmen?" Einstellung, und das auch im Handwerk mittlerweile.
Bereits jetzt gibt es viele Menschen die trotz Ausbildung nur Mindestlohn verdienen. Mit einer so drastischen Erhöhung wird diese Zahl noch einmal deutlich ansteigen.
Löhne müssen zwar zum Leben reichen, aber Sinn eines Mindestlohns kann es auch nicht sein Ausbildungen de facto zu entwerten und ausgebildete Fachkräfte mit ungelernten Kräften gleichzustellen.
Das Leben in Deutschland sollte wieder bezahlbarer gemacht werden. Vor allem durch die Verringerung von Steuern und Abgaben und den Abbau unsinniger Vorschriften und Bürokratie.