Ist der Sozialstaat gefährdet?
Hallo liebe GF-Community,
ich habe heute gelesen, dass in Schwerin jetzt Leute gezwungen werden zu arbeiten und manchen wird sogar inzwischen die komplette Kürzung angedroht was dann quasi für die Menschen Obdachlosigkeit bedeuten würde.
https://www.tagesschau.de/inland/linnemann-buergergeld-100.html
Ich kann das nicht verstehen. Viele dieser Menschen haben garnichts, stehen vor bzw. in der völligen Armut, sind oft depressiv oder haben Schicksalsschläge erlitten. Ich finde es absolut unmenschlich diese Menschen jetzt noch mehr unter Druck zu setzen, denn niemand der wirklich eine gute Perspektive hat, bezieht stattdessen lieber Geld vom Amt.
Deshalb würde mich interessieren, ob ihr euch auch Sorgen darum macht. Jeder kann schließlich mal abrutschen in diese Leistungen und durch die Schwächung des Sozialstaats erhöht sich auch allgemein der Druck auf Arbeitnehmer*innen, schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen. Auch mache ich mir Sorgen das wir immer mehr zu einer Gesellschaft sozialer Kälte werden.
Weiter würde ich gerne wissen, welche Parteien ihr wählt bzw. wählen würdet, um den Sozialstaat in seiner Qualität möglichst zu erhalten.
12 Antworten
Nein, ich habe da keine Sorge, unser System ist eh viel zu nett. Ich finde diese neue Regelung dort auch grundsätzlich erstmal gut. Wir haben mittlerweile so viele Arbeitlose in Deutschland, die einfach keine lust haben, zu arbeiten und das darf so nicht weiter gehen. Unser ganzes Arbeitssystem ist aktuell irgendwo für'n arsch. Aber es wird nicht besser, wenn Leute es nicht für nötig halten, was zu tun und sich nur auf denen ausruhen, die jeden Tag aufstehen und zur arbeit gehen und das auch trotz schlechter Bezahlung.
Es redet ja dabei niemand von Leuten, die wirklich nicht können. Aber viele, wollen schlicht nicht und das muss sich endlich wieder ändern!
inzwischen die komplette Kürzung angedroht was dann quasi für die Menschen Obdachlosigkeit bedeuten würdeJa und? Wenn sie arbeiten können und nicht wollen, dann sollte man ihnen rückwirkend alle Leistungen entziehen.
Aber keine Angst, die Stütze-Abgreifer ziehen dann wie die Heuschrecken in die nächste, "bessere" Stadt, wo das noch nicht gilt.
und wenn man arbeiten will aber keine bekommt, wird dann dem Mitarbeiter ausm Jobcenter auch das Geld gekürzt,oder ganz gestrichen? rückwirkend? wäre ja nur gerecht.
Wenn sie depressiv sind, und weitere Probleme haben, die reguläre Arbeit verunmöglichen, findet sich in der Regel auch ein Arzt dafür. Im weiteren flacht diese Aktivitätenkurve der "Zwangseinstellungen" auch schnell wieder ab, weil es für die AGs ebenso sinnloser, kostspieliger Stress ist, Leute zu beschäftigen, die nicht arbeitsfähig sind.
Es ist also gerade der Zeitpunkt, wo man gerade seine Aussagen mit ein paar Praxisbeispielen belegen möchte. Das Thema wird bald wieder unwichtig werden, also auch diese sinnlosen Anwendungen, als Profilierungsgrundlage.
Eingespart bei den Kosten wird wahrscheinlich gar nichts, wenn es die Betroffenen nicht gleich umbringt, weil die gesundheitlichen Folgen irgendwann wieder als vermehrte Kosten anfallen.
Grundsätzlich: Der Sozialstaat und die Demokratie sind abhängig von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des jeweil. "Landes". Diese Leistung wird allerdings im Rahmen eines globalisierten Kapitalismus erwirtschaftet, für den jegliche Sozialleistungen primär wirtschaftsschädlich /gewinnmindernd sind, selbst wenn dadurch erst Wirtschaften ermöglicht wird (Infrastruktur), und überhaupt eine bedeutend zahlungskräftige Menge an Konsumenten und ausreichend qualifizierten Arbeitskräften "geschaffen" wird.
Natürlich will sich der Kapitalismus und jeder einzelne Teilnehmer darin, eben nicht selbst abschaffen, aber die grundlegende Eigenschaft, ja des allg. Zieles, der Konzentration von Eigentum, was anderswo zu Mangel führt, behindert bereits die Idee des reinen Wirtschaftens durch Angebot und Nachfrage. Und kann nur stabilisiert werden durch immer größeres Wachstum und verwirtschaftlichung von Lebensräumen und Lebensbereichen die bisher nicht kommerziell organisiert waren. Dieses Möglichkeiten sind inzwischen sehr stark ausgereizt, und es gibt keine Ideen, wie dieser Weg so weiter gegangen werden kann, ohne Selbstzerstörung, weil es keinen solchen "Weiter-so-Weg" gibt.
Was hier geschieht nennen andere Autoren ein "Aufrecht erhalten der funktionslos gewordenen äußeren Hülle des Kapitalismus, mit allen Mitteln." Also den Schein einer Kontrolle zu wahren, indem man immer radikaler argumentiert und agiert, gegen diejenigen, die am wenigsten passend wirken und bereits mit ihrer bloßen Anwesenheit eine Provokation darstellen, weil sie die Fehler/Schwächen des Systems zeigen.
ob öffentlich oder nicht ist in meiner Darstellung unwichtig, es geht eher darum, das, stark vereinfacht ausgedrückt, ein reicher Mensch nicht so stark konsumiert, dass er die Quelle seines Reichtums selber sein könnte, er braucht halt immer noch Leute, denen er was abknöpfen kann, beim produzieren und ebenso konsumieren. Wenn diesen Leuten aber die Mittel dafür weggewirtschaftet/entzogen werden, funktioniert das ganze System von Arbeit und gewinnbringenden Umsätzen irgendwann nicht mehr.
In Deutschland schon, da unsere Wirtschaft stark exportbasiert ist, wird auf die Binnennachfrage seit jeher nicht soviel Wert gelegt.
Diese sollten nicht dauerhaft sein…wer arbeitsfähig ist, sollte der Gemeinschaft zur Verfügung stehen.
Alles andere wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen…
Falsch, das nennt sich sanktionslose Sozialhilfe. Bedingungsloses Grundeinkommen können auch Manager beanspruchen.
Zur Verfügung stehen inwiefern? Es geht darum die Leute abzusichern und wenn dann langfristig und menschenwürdig wieder einzugliedern. Das hier ist indirekt Arbeitszwang!
Die letzten zwei Absätze habe ich nicht ganz verstanden. Du meinst damit, dass Kapital sich immer stärker auf wenige Personen konzentriert und deshalb versucht wird immer mehr öffentliches Kapital zu privatisieren? Srry bin kein Wirtschaftsgenie. Kp ob das Sinn ergibt 🙈