Sollten Bürgergeld-Empfänger zur Arbeit gezwungen werden?

Ich finde es nicht gut weil.... 59%
Ich finde es gut, das Arbeitslose arbeiten müssen weil... 41%

49 Stimmen

22 Antworten

Ich finde es nicht gut weil....

Die Vorstellung von Menschen im Bürgergeldbezug, die feixend daheim gemütlich auf der Couch liegen und problemlos arbeiten gehen könnten, es aber bewusst vorziehen, auf Kosten der Allgemeinheit zu leben, ist in allererster Linie ein medial von BILD und Co. generiertes Feindbild, was man in der Realität so gut wie nicht antrifft.

Und dieser Plan, Menschen im Sozialleistungsbezug Reinigungsarbeiten im städtischen Raum übernehmen zu lassen, kostet vor allem eins: Jobs! Und zwar oft durchaus gut bezahlte, tariflich gebundene. Soll DAS Sinn der Sache sein?


Ifosil  05.01.2025, 18:07

Danke, dass es noch Menschen mit gesunden Verstand gibt.

GutenTag2003  24.02.2025, 13:06
 ist in allererster Linie ein medial von BILD ...

... und in zweiter Linie leider auch Realität.

was man in der Realität so gut wie nicht antrifft.

Das ist in allererster Linie ein Bild von Verweigerern, die sich dahinter verstecken.

Betrug ist in allen Bereichen unserer Gesellschaft vorhanden. Das ist nicht zu leugnen, auch nicht damit, dass die meisten Menschen sich nicht kriminell verhalten.

Chocolate700  15.01.2025, 02:11
kostet vor allem eins: Jobs!

Die Bürgergeldempfänger sollen ja nur geringfügige Arbeit leisten. Das heißt nach meinen Sinnen: Sie gehen zur Stadt, und sagen Hallo, ich bin Bürgergeldempfänger und dann drückt man ihnen Eimer, Besen, Schaufel und Müllzange in die Hand und lässt sie am Bürgersteig für 2 Stunden ein bisschen kehren und den Müll einsammeln. Da geht meiner Meinung nach kein Job dadurch verloren, der wichtig ist.

Weil das kannst du ja nicht mit einem richtigen Straßenwärter in Vergleich setzen. Sie tragen etwas zur Stadt und Gesellschaft bei, und bekommen auch ein kleines Gefühl dafür, wie das ist wieder zu arbeiten. Ich finde daran auch nichts verkehrt und ich sage mal, wer wirklich bemüht ist eine Arbeit wieder zu finden und auch durchaus bereit ist sich sozial zu engagieren, der wird gegen so eine Arbeit nichts haben.

HappyMe1984  15.01.2025, 19:23
@Chocolate700

Genau diese Aufgaben gehören zu denen der Straßenreinigung und werden mit Entgeltgruppe 3 laut TVöD-VKA bezahlt, was ein Monatsbruttogehalt von ca. 2800-3300 Euro bedeutet. Ein Job für ungelernte Kräfte, die es auf dem Arbeitsmarkt eh schon schwer haben und hier einen Job finden, der gut bezahlt ist, gute Rahmenbedingungen hat und wo keine Ausbeutung und Gesetzesverstöße stattfinden. Denen nimmst du diese berufliche Möglichkeit durch deine Idee.

Chocolate700  16.01.2025, 13:34
@HappyMe1984

Die Bürgergeldempfänger gehen zur Stadt, bekommen Eimer, Besen, Schaufel und Müllzange in die Hand, und machen am Straßenrand so ganz spontan sauber. Die machen nichts auf Angestellten Niveau. Die richtigen Stadtmitarbeiter fahren doch in ihren Maschinen?

HappyMe1984  16.01.2025, 19:37
@Chocolate700

Nein, auch das Einsammeln an mit Maschinen unzugänglichen Stellen per Hand fällt in deren Aufgabengebiet. Und genau das sind eben jene Stellen.

Chocolate700  17.01.2025, 14:53
@HappyMe1984

Na ja, aber wenn die dafür bezahlt werden, haben sie halt einen Job. Und wenn sie sich engagieren, könnte das sogar ihr fester Job werden.

HappyMe1984  17.01.2025, 17:25
@Chocolate700

Warum sollte es zu einem Job werden, wenn man Menschen dazu zwingen kann, die das für deutlich weniger Geld - also Bürgergeld - tun müssen?

Chocolate700  17.01.2025, 17:38
@HappyMe1984

Ich glaube, du betrachtest das etwas falsch. Wenn du heute angenommen in dieser Stadt Bürgergeld beziehst und dich bei deiner Stadt meldest, und ich bin Bürgergeld, dann werden sie dir kaum eine Kehrmaschine unter den Arsch setzen oder gar im Winter einen LKW zum Schnee räumen. Weil dafür braucht es die spezielle Ausbildung bzw. den Führerschein.

HappyMe1984  17.01.2025, 17:41
@Chocolate700

Und noch mal: es gehört NICHT nur die Arbeit mit Maschinen zu diesen Stellen! Mit deinem Vorschlag sorgst du dafür, dass Menschen in den Kommunen genau solche Jobs verlieren, weil eine billigere Alternative damit geschaffen wird. Ganz abgesehen von allen anderen moralisch-grundrechtlichen Bedenken, die Zwangsarbeit mit sich bringt...

Chocolate700  17.01.2025, 17:44
@HappyMe1984

Hey, du. Ich bin auch voll hinter dir das Zwangsarbeit ungeil ist, und klar sollte jeder selber entscheiden, ob er arbeiten möchte oder eben nicht. Aber das Problem ist das 90 % aller Bürgergeld in einen Topf geworfen werden, ohne aber auf die individuelle Sache zu gucken.

Ich glaube nicht das dadurch Stellen verloren gehen. Das ist wahrscheinlich als nebenbei für die Stadt gedacht. Da arbeitet keiner von denen 8 Stunden lang und ersetzt eine Stadtmitarbeiter Stelle, das würde gar nicht so einfach gehen.

HappyMe1984  17.01.2025, 18:02
@Chocolate700

Es gibt ja nach wie vor die 1-Euro-Jobs sowie geförderte Beschäftigungsverhältnisse nach § 16i SGB II. Das geht so in die Richtung. Und hier gilt die klare Grundregel, dass für solche Stellen keine sozialversicherungspflichtige Stelle gefährdet oder gestrichen werden darf. Ebenfalls dürfen solche Beschäftigungsverhältnisse nur bei geeigneten Trägern, also nicht bei gewinnorientierten Unternehmen, angeboten werden.

Und ja, sowas ist eine total gute Option - solang das auf Freiwilligkeit basiert. Da ich seit einigen Jahren im NPO-Bereich beruflich tätig bin, habe ich auch schon mit mehreren Menschen in genau solchen Beschäftigungsverhältnissen zusammengearbeitet.

Und was dabei mehr als deutlich wird: dieses mediale Bild des arbeitsfähigen, aber -unwilligen Bürgergeldempfängers ist einfach ein total verzerrtes, eine Vorstellung von Menschen, die man in der Realität kaum findet! Denn die Menschen, die in solchen Beschäftigungsverhältnissen tätig sind, sind eben die "bösen" Langzeitarbeitslosen, die oft schon mehrere Jahre von Bürgergeld leben - weil sie etliche, massive Probleme in ihrem Leben haben und genau deshalb auf klassischem Weg in einem "normalen" Job gar keine Chance haben, aber unendlich dankbar und glücklich sind, wenn sie auf so einem Weg wieder eine sinnvolle Beschäftigung, soziale Kontakte, eine Tagesstruktur, Anerkennung und Wertschätzung erfahren!

Aber wenn man diese Modelle jetzt in Form einer Arbeitspflicht auf genau solche Bereiche ausweitet, wie sie von dir geschildert wurden und die durchaus aktuell durch normale, sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse abgedeckt werden, dann fallen damit halt vor allem Jobs weg, die auch für genau solche Menschen im Anschluss an den Förderzeitraum denkbar wären. Und was genau hat man denn bitte gekonnt, wenn man neue Arbeitslose schafft, um andere Arbeitslose irgendwie zu beschäftigen?

Chocolate700  17.01.2025, 18:52
@HappyMe1984

Ich habe mir jetzt mal kurz den Beitrag durchgelesen, den der Fragesteller verlinkt hat. Also ich habe da jetzt nichts explizit davon gelesen, dass Bürgergeldempfänger dort nun Müll aufsammeln sollen. Es ist im Grunde nur eine Arbeitspflicht genannt worden. Deswegen kann ich dazu jetzt auch nichts weiter sagen.

Es gibt ja nach wie vor die 1-Euro-Jobs

Ja. Aber da kannst du mir schon glauben, dass diese Jobs nicht dafür da sind, damit irgendein Arbeitgeber da draußen massig Geld sparen kann. Sondern das wird in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit ablaufen. Wie genau und was da aber verhandelt wird oder was mit dem Mehrgeld passiert, das weiß ich aber auch nicht.

dieses mediale Bild des arbeitsfähigen, aber -unwilligen Bürgergeldempfängers ist einfach ein total verzerrtes, eine Vorstellung von Menschen, die man in der Realität kaum findet!

Das weiß ich auch, das musst du mir nicht erzählen! Natürlich ist das ein verzerrtes Bild und wie ich ja auch schon gesagt habe, es werden immer alle Bürgergeldempfänger in einen Topf geworfen. Und auch diese angeblichen Leute, die gar nicht arbeiten gehen wollen, gibt es für meine Sinne nicht. Ich würde hier sagen schon, das sind vielleicht Leute, die sind zwar bereit einen Job anzunehmen, aber nicht irgendeinen Job. Sondern sie suchen nach einem Job, der sie erfüllt und stolz auf sich selbst macht. Arbeit muss Spaß machen. Das ist mein Lebensmotto so weit.

Und ja, ich finde es dann auch sehr speziell, wenn man unter manchen Bürgergeld-Dokus Kommentare von Leuten liest, die scheinbar stolz darauf sind, dass sie vom Staat Geld bekommen und dafür nichts tun müssen. Da schreiben dann auch "Geh schön weiter für mich arbeiten", aber hier sage ich dann ganz ehrlich, das hat nichts mehr mit fehlendem Willen arbeiten zu gehen zu tun, sondern das ist dann eher ein allgemeines Sozial- und Persönlichkeitsproblem. Das sind dann, wie ich erachte Leute, die für sich selbst nie eine Leidenschaft entdeckt haben, auch keine Perspektiven entwickelt haben, und sich aus inneren Blockaden heraus ganz einfach das Leben einfach machen, indem sie Bürgergeld beziehen. Meiner Meinung nach müsste man mit solchen Menschen dann eher zusammenarbeiten und herausfinden, was der Grund für so eine Einstellung ist. Aber dieses Bild von Bürgergeldempfängern, die zu faul sein arbeiten zu gehen, das kommt dann eher von so absurden Menschen wie mein Vater z.B., die einen Job haben, der sie nicht erfüllt, jeden Tag über alles sich beklagen, aber nichts an der Jobsituation ändern wollen. Die haben dann persönliche Eigenschaftenprobleme und suchen wahrscheinlich irgendwie Selbstbestätigung in diesen Menschen, die Bürgergeld beziehen, da sie irgendwie ihre Unzufriedenheit kompensieren wollen.

sind eben die "bösen" Langzeitarbeitslosen

Die Frage, die man sich immer stellen muss, ab wann ist jemand langzeitarbeitslos? Das definiert natürlich jeder anders. Aber für mich ist jemand, wenn er 10 Jahre nicht mehr gearbeitet hat, so. Ich bin inoffiziell seit Januar 23 arbeitslos, zwischendurch 2 Monate putzen gegangen und ja bei mir sind es auch persönliche Probleme und im Allgemeinen warum ich es schwer habe einen Job zu finden. Ich würde ja so gerne mich qualifizieren zum Berufskraftfahrer. Arge stellt sich mir in die Quere, und sagt so lange ich in meinem gelernten Bereich arbeiten kann, bezahlen sie keine Umschulung und es gäbe ja so viel Arbeit ja das sehe ich wie rosig das im Bereich Lagerlogistik ist. Im Grunde bin ich auf mich selbst gestellt und muss irgendwie gucken das ich an den Führerschein komme um dann eine Ausbildung zu machen zum Berufskraftfahrer.

HappyMe1984  17.01.2025, 19:00
@Chocolate700

Langzeitarbeitslosigkeit ist klar definiert - darunter fallen alle, die länger als 1 Jahr ohne Job sind. Also mit Eintritt ins Bürgergeld gilt man als langzeitarbeitslos.

In dieser Kategorie wird dann oft noch ein wenig weiter differenziert, wenn es darum geht, die Ursachen dafür zu identifizieren. Und da stößt man dann wiederum auf die Gruppe von Personen mit "multiplen Vermittlungshemmnissen", also denen, bei denen mehrere Faktoren zusammenkommen, weshalb sie keinen Job finden. Das sind dann zum Beispiel Menschen, bei denen höheres Lebensalter, fehlende Qualifikationen und eventuell noch psychische Probleme bestehen, wobei man gerade bei Letzteren da durchaus ganz schnell bei der Frage nach "Henne und Ei" landet...

Chocolate700  17.01.2025, 20:56
@HappyMe1984

Für mich ist jemand, der 1 Jahr arbeitslos ist, nicht sofort langzeitarbeitslos.

Weißt du, das Arbeitsamt hätte solche Sachen überhaupt nicht, wenn sie sich nicht in den Bildungsweg der Leute stellen würden. Statt einfach die Gefühle eines jungen Menschen anzuerkennen und zu sagen, okay, der fühlt sich in seinem aktuellen Beruf nicht erfüllt, bezahlen wir ihm eine Umschulung, und Führerschein, dann würde die Welt schon besser sein.

Aber für das Arbeitsamt wird nur an die Arbeitslosen gesagt: Geh weg, geh arbeiten!

HappyMe1984  17.01.2025, 21:37
@Chocolate700

Eine Umschulung ist halt echt teuer. Da bekommst du mehr Geld für den Lebensunterhalt von der Arbeitsagentur, als dir ein Unternehmen an Ausbildungsvergütung zahlen würde. Zudem gibt es dann oft zumindest Vorbereitungskurse über private und somit ebenfalls kostenpflichtige Bildungsträger, teilweise sogar die komplette theoretische Ausbildung über einen solchen. Da kommt im Laufe der zwei Jahre eine deutlich fünfstellige Summe zusammen. Und dann obendrauf noch ein Führerschein, der ebenfalls ja einige tausend Euro kostet.

All das lassen die Budgets, die diese Behörde dafür hat, nur in sehr begrenztem Umfang zu. Und deshalb gelten dabei eben sehr strenge Kriterien, wann diese Kosten anfallen dürfen, zu denen gehört, dass es wirklich darum geht, jemanden aus der Arbeitslosigkeit zu holen, der in seinem erlernten Beruf aus gesundheitlichen oder arbeitsmarkttechnischen Gründen nicht mehr arbeiten KANN, nicht darum, ob die Person das nicht mehr WILL.

Was dir ja aber bleibt, ist, dich um ganz normale Ausbildungsplätze selbstständig zu bewerben und so einen beruflichen Neustart zu machen.

Ich finde es nicht gut weil....

so haben sie eine Tätigkeit und sind nicht sich ganz allein überlassen.

Und vielleicht kommt dann etwas Kraft und Motivation, nach der niederschmetternden Bewerbungsphase, in der sie unzählige Personalern in der Arsch gekrochen sind und mit einen freundlichen Lächeln beim Handshake, mit einem "wir melden uns bei Ihnen", verabschiedet wurden, bis dann die Absage kommt. Je dann erst Mal etwas Hundekacke sammeln von Leuten, die zu fein sind die Hinterlassenschaften ihrer Haustiere zu entfernen.

Ich finde es nicht gut weil....

Wer als hochqualifizierter Akademiker ohne Arbeitsvertrag versucht, sich in seinen Beruf zurückzukämpfen, muss von morgens bis abends Stellenanzeigen durchsuchen, Bewerbungen entwickeln, vorhandene Fähigkeiten trainieren, neue erwerben, und würde massiv an der Wiederherstellung seiner Karriere gehindert. Der Fachkräftemangel ist ja langsam vorbei. Außerdem habe ich als Steuerzahler keine Lust, zukünftigen Straßenfegern ein Hochschulstudium zu finanzieren. Die Absolventen sollen in ihrem Beruf arbeiten dürfen und nicht die Straße fegen müssen.

Ich finde es nicht gut weil....

So wie geplant ist nicht wenn das sein muss dann sollten ein Normalen Arbeitsplatz bekommen mit Bezahlung von Mindestens zum Mindestlohn

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Ich finde es nicht gut weil....

...dadurch wieder einmal alle Bürgergeldempfänger unterschiedslos als Sozialschmarotzer abgestempelt und in einen Topf geworfen werden.

Meine Meinung: ja, es sollte die Möglichkeit geben, solche Maßnahmen im Einzelfall zu verhängen! Aber nur gegen notorische Arbeitsverweigerer, die über längere Zeit jedes Jobangebot mit abstrusen Begründungen ablehnen, ständig Termine sausen lassen und auch sonst keinerlei Kooperationsbereitschaft zeigen.

Gegen solche Fälle, die es zweifellos gibt, muss hart durchgegriffen werden. Pauschal alle Empfänger von Sozialhilfe unter Generalverdacht zu stellen und mit fragwürdiger Zwangsarbeit zu bestrafen, halte ich aber für nicht zielführend.