Eine dauerhafte Beziehung mit einer chronisch kranken Person eingehen (ü 30)?


04.01.2021, 16:35

*Abstimmungsmöglichkeit grün: KOMMT DRAUF AN.


04.01.2021, 16:47

Und noch eine Zusatzfrage: Wie sähe eure Entscheidung aus, wenn ihr mit der Person eine Familie gründen wollt es aber so ist, dass es eine genetische Veranlagung für die chronische körperliche Erkrankung gibt, also die Kinder auch diese Erkrankung kriegen können (muss aber nicht)?

JA. 46%
NEIN. 31%
KOMMT FRAUF AN. 22%

54 Stimmen

34 Antworten

JA.

weiblich, 36 Jahre, hetero

Ja, denn ich bin selbst chronisch krank und arbeitsunfähig. Trotzdem habe ich geheiratet und ein Kind bekommen. Mein Mann ist größtenteils gesund. Man kann auch mit einer chronischen Erkrankung leben, manches ist dann halt schwerer und manches geht nicht.

Aber man kann auch einen gesunden Partner heiraten, der später chronisch krank wird, es gibt also keine Garantie.

Und was Kinder angeht: Eine Krankenschwester hat mir mal diesen Satz gesagt: Ihr Kind kann auch mit dem Fahrrad hinfallen und danach behindert sein und es gibt genug gesunde Paare, die kranke Kinder bekommen haben. Also ja, ich würde ein Kind bekommen

Ich bin die Kranke...

30, seit drei Jahren in Rente, Gendefekt daher unheilbar, leichte Einschränkungen im Alltag, will und werde keine Kinder bekommen und meine Krankheit wird sich im Laufe der Jahre verschlechtern, wie schlimm es wird kann mir allerdings keiner sagen.

Ich habe einen Partner, er liebt mich trotz meiner Krankheit, steht hinter mir und nimmt es mir nicht übel wenn es Mal nicht so geht wie ich/ wir wollen.

JA.

Das ist allein deine Entscheidung. Wenn ich einen Menschen lieben würde, wäre das kein Grund zu zögern. Wenn man es dann doch nicht hinbekommt, aufgrund von Überlastung oder Psyche etc., kann man es dann doch wieder aufgeben. Es ist dann bestimmt hart, aber man hat es probiert.

Ich bin männlich und hetero.


Kamantha 
Beitragsersteller
 04.01.2021, 16:51
Wenn man es dann doch nicht hinbekommt, aufgrund von Überlastung oder Psyche etc., kann man es dann doch wieder aufgeben. 

Ist dann für die andere Person natürlich auch blöd.

JA.

Mein Freund hat auch eine chronische Krankheit, die nicht heilbar ist. Ich liebe ihn trotzdem und wir kommen gut damit klar! Und wir möchten Später auch Kinder haben.

W/20


Sandkorn  05.01.2021, 14:55

Ich möchte Dir wirklich keine Angst machen, aber mit 20 Jahren glauben viele noch an die große, ewig dauernde Liebe, sehen das Leben durch die rosarote Brille und blendet auch gerne mal Überlegungen aus die sie nicht wahr haben möchten, da sie nicht so richtig in ihre Lebensplanung passen.

Jetzt lebt ihr beide, vermute ich einfach mal, noch nicht zusammen, d. h. jeder hat also noch ein Stück Freiraum für sich zur eigenen Verfügung, was wie ich meine, auch sehr wichtig ist. Sobald Du aber verheiratet bist und evtl. noch Kinder hast ändert sich das schlagartig.

Ich möchte auch gar nicht auf die verschiedenen Krankheitsbilder eingehen aber ich merke an, daß ein fortschreitender Krankheitsverlauf zu einer sehr großen Belastung für den jeweiligen Ehepartner werden kann, oft muß sogar die ganze Familie darunter leiden und nicht selten zerbricht sie auch daran.

Ich würde mir einen solchen Schritt auf jeden Fall genauestens überlegen.

lolCelinalol  06.01.2021, 07:27
@Sandkorn

Also was ich in meinem Leben mit meinem Partner entscheide, ist immer noch meine Sache. Da Du die genaue Krankheit nicht kennst, kannst du darüber auch nicht so urteilen. Außerdem sehe ich nicht alles durch die rosarote Brille! Ich bin keine Kleine 20 Jährige mehr, so wie du dir das vlt. vorstellst. Ich bin für mein Alter schon relativ weit!

NEIN.

Ich (30 Jahre, hetero, in einer Beziehung) weiß es ehrlich gesagt nicht. Tendenziell ... eher nein. Und ich würde auch keine Kinder mit einer Frau haben wollen, die etwas weiter-vererben könnte - das kann gut gehen aber auch nicht. Und wenn es nicht gut gehen würde macht man sich Vorwürfe und dann hat man noch jemanden zuhause, der ein tendenzieller Pflegefall wäre und selbst auf dem Sterbebett hätte man noch Angst, was aus dem Sorgenkind wird. Nein, das will ich mir nicht zumuten.

Grund: Ich kriege das weitestgehende Elend eines langjährig chronisch Kranken ja im engsten Umfeld mit. Mein Cousin (44 Jahre), zu dem ich schon immer viel Kontakt habe, ist seit rund 15 Jahren chronisch krank und inzwischen auch Frührentner. Er lebt allein und soweit kann er auch alles, versorgt sich selbst, hat ein kleines Auto, ist zu Alleingängen in der Lage und ich habe nicht den Eindruck, dass es ihm wirklich mies ginge.

Aber er hat gesundheitliche Probleme und die Tagesform: Einen Tag läuft er stramm, an einem Tag ist er kaum bewegungsfähig und kann gerade so aus dem Bett. Damit ist schon ein gewisses Leid verbunden und keiner weiß, wie das irgendwann mal bei ihm weiter geht, wenn er meinetwegen 60 ist und vielleicht bettlägerig oder kaum noch bewegungsfähig. Ich würde keine Pflegekraft sein wollen, sondern noch etwas vom Leben haben wollen - und deswegen bin ich mir sehr unsicher.

Er ließ sich zwar niemals hängen, aber es nagte an ihm, dass er inzwischen nicht mehr arbeiten kann und dass Umschulungen auch fehlschlugen, er noch nicht mal zu anspruchslosen 450-Euro-Jobs in der Lage ist (er hat einige probiert und es ging alles nicht), Schmerzen hat, mitunter kaum bewegungsfähig ist und wenn er sieht, dass teilweise weitaus ältere Leute fitter sind als er. Manchmal hat er schon gewisses Selbstmitleid an sich ... und das zieht einen schon runter.

Ein anderes Thema: Ein kranker Partner isoliert einen bzw. isoliert die ganze Familie. Mein Cousin war in unserer Heimat als Drückeberger verschrien und galt als arbeitsscheuer Simulant, der spazieren geht oder morgens einkauft oder mit dem Auto fährt oder den halben Tag bei Facebook rumlungert - weil man ihm eben die Krankheit nur bedingt ansieht. Freunde, Bekannte, ehemalige Mitschüler usw. wollten zu ihm keinen Kontakt mehr, er wurde auf Klassentreffen nicht eingeladen und auch mir wurde öfters nahegelegt, ihn bitte nicht mitzubringen.

Es war schon heftig und oft auch geschmacklos, wobei ich denke, in einer großen Metropole wäre er egal gewesen - bei uns daheim mit 15.000 Einwohnern im Stadtteil aber eben nicht, da fiel er auf, weil er nicht wie jeder "ehrbare Bürger" ackerte und mit 50 den ersten Herzinfarkt hatte wegen Überbeanspruchung. Als echte Freunde hatte er in der Heimat faktisch nur die Rentner von irgendeinem Treff für Alleinstehende den er besucht hat, die waren aber alle 30-40 Jahre älter.

Nein, ich weiß es wirklich nicht und so fair bin ich, dass ich das auch so sagen kann. Das ganze Leid und die Einschränkungen sind nicht von Pappe und können zur Belastung, vielleicht zur Zerreißprobe für eine Beziehung werden. Das ist auch oft die Eintrittskarte zum Psychoanalytiker.

Ich habe zu meiner Realschulzeit das Sozialprojekt in einer Tagesstätte für psychisch Erkrankte absolviert und hatte da noch über Jahre hinweg Kontakte, solange da eben die Leute waren, die ich aus der Zeit kannte. Man will es nicht wissen und kann es kaum für möglich halten, wie plump und stereotyp die ach so tolerante Gesellschaft solchen Menschen begegnet. Und hier wäre es genauso. So stabil wäre ich wahrscheinlich nicht.

Andererseits wäre ich fast mit einer beidseitig oberschenkelamputierten Rollstuhlfahrerin in meinem Alter zusammen gekommen, die auch keine Prothesen nutzen kann. Das wäre okay gewesen - die hat auch keine Probleme, außer dass sie keine Beine hat. Wir haben auf die Beziehung nur verzichtet, weil wir seit Ewigkeiten eng befreundet sind und eine mögliche Trennung auch das Ende einer super tollen Freundschaft bedeutet hätte - und das wollten wir nicht.


Liebello  05.01.2021, 18:41

also Frau im Rollstuhl ist OK, aber Frau mit Autoimmunerkrankung wird grundsätzlich ausgeschlossen...

ich muss ehrlich sagen, dass ich mich von dir leicht diskriminiert fühle...

rotesand  05.01.2021, 20:53
@Liebello

So meinte ich das nicht und es tut mir leid - das war nicht meine Absicht dahinter. Ich kann mich nur entschuldigen!