Wie ist es dazu gekommen, dass Menschen einen irrationalen Glauben an "Selbstbestimmung" pflegen?
Mich würde eure Meinung dazu interessieren, wieso und woher dieser Glaube kommt. Meist sind es Atheisten und Liberale, was es so irritierend macht, weil genau diese Gruppe sonst immer mit der Wissenschaft daherkommt.
Worum gehts?
Naja. Seit den 68ern und dem Absterben von jeglicher Religion o. traditioneller Leitkultur erleben wir in unserer Gesellschaft einen Glauben, ja tatsächlich ein blinder Glaube an die Vernunft und pervertiert diese.
Ich hatte hier neulich auf GF eine Auseineinandersetzung mit jemandem, welcher in Zuge vehement mit der Absolutierung der Freiheit und des selbstbestimmten Handelns für eine aktive Euthanasie argumentierte und das mit Würde und all dem Quatsch verteidigte. Das ist jedoch kein Einzelfall. Diese verklärt liberale Haltung zeichnet sich durch, durch jede Menge Themenfelder.
Sei es bei der Erziehung, wo ja jahrelang ein anti-autoritärer Erziehungsstil gepflegt worden ist, sei es in Puncto Sex Work....Sterbehilfe hab ich schon genannt,...in der Wirtschaft, wo der Mensch als "selbstbestimmtes rationales Subjekt" auf dem Markt gelte. Stichwort: Homo Oeconomicus.
Oder auch bei der höchstpolitisierten Genderdebatte können wir das beobachten.
Eine Verabsolutierung und Vergötterung des Individuums auf Kosten der Gesellschaft. Der Mensch sei autonom und Herr seiner Sinne behauptet, obwohl nicht nur die Philosophie das vor Jahrhunderten in Frage stellte, sondern es ja für alle Wissenschaftsfreunde Untersuchungen aus verschiedenen Fachbereichen gibt, die exakt Gegenteiliges bestätigen. Damit ist es noch nicht genug. Sie haben oft einen Absolutheitsanspruch, der eigentlich bei theistischen Menschen zu sehen ist und sind nicht bereit trotz aller Faktenlage sich Fehler einzugestehen.
Nun die Frage: Woher entspringt das?
Ist das eine tiefenpyschologische Ablehnung gegenüber allem religiösem und deshalb besetzt man die entgegengetzte Position? Ist es die Konsequenz, dass man glaubt, man hängt keiner Religion mehr an, obwohl man weiterhin religiös ist?
Bin gespannt. Bleibt sachlich.
10 Antworten
Das ist wohl die mit Abstand beste Diskussionsfrage hier bei GF, seit es diese Funktion gibt. Erstmal danke dafür!
Allerdings befürchte ich, dass dabei nicht allzuviel rumkommen wird, denn die meisten sehen und erkennen diesen Widerspruch gar nicht, den du da aufgezeigt hast.
Die Menschen (zumindest sehr viele davon, und das sind auch nach meiner Erfahrung zum größten Teil atheistisch geprägte Personen) sind "Egoisten" - und zwar insofern Egoisten als dass sie sich selbst und die Erfüllung ihrer eigenen individuellen Wünsche und Bedürfnisse im Fokus haben und darüberhinaus vergessen, dass auch andere das gleiche Recht auf Wünsche und Bedürfnisse haben, die sich auch durchaus voneinander unterschieden. Mit anderen Worten: Die Fähigkeit zur Empathie geht mehr und mehr verloren.
Woran liegt das? Also einen der Hauptgründe dafür sehe ich in der sozialen Isolation, die immer mehr Kommunikation per Internet / E-Mail / Whatsapp / sozialen Medien etc. mit sich bringt. Die Corona-Pandemie war da auch nicht gerade hilfreich und hat die Menschen nur noch mehr isoliert und diese Entwicklung damit weiter beschleunigt.
gegen eine aktive Sterbehilfe nichts rückwärtsgewandtes oder "religiöses" ist sondern sogar als die säkulare und humanistische Haltung schlechthin gilt.
Hier würde mich deine Argumente interessieren. Nehmen wir einen Tod kranken. bei dem durchaus davon aus zu gehen ist das dieser unter grossem leiden Sterben wird. Was würde nun die verlängerung dieses Leiden rechtfertigen wenn man diese Person imgrunde einfach friedlich einschlafen lassen könnte?
Man muss hier denke ich auch bedenken: das wir das bei jedem Tier machen bei dem abzusehen ist das es keine Hoffnung mehr gibt.
Aber nen menschen muss man leiden lassen bis der körper selbst den geist aufgibt?
Dazu hätte ich gleich mehreres zu sagen:
Das erste Argument wäre ein rein idealistisches, dass wir einfach grundsätzlich unabhängig von der Qualität oder den Umständen dieses Lebens, das Leben wertschätzen. Das Argument wäre hier, dass die bewusste Handlung, jemanden zu töten, unabhängig von den Umständen, eine Grenze überschreitet, die nicht überschritten werden sollte. Zumindest nicht als Gesellschaft, die sowas dann zulassen würde und den Ärzten die Drecksarbeit überlassen würde.
Der zweite Punkt wäre der Punkt des Dammbrucharguments, dass man dadurch eine Büchse der Pandora öffnet und mit dem "selbstbestimmten Handeln" rein logisch betrachtet zulassen müsste, oder Leute die einfach weniger Leiden haben. Die ethischen Grenzen könnten immer weiter verschoben werden, was letztlich zu einem Missbrauch des Systems führen könnte. Es besteht die Gefahr, dass Menschen, die sich in einer temporären Krise befinden oder unter Druck von außen stehen, Entscheidungen treffen, die sie in einer stabileren Lebenssituation nicht getroffen hätten.
Zumal ich glaube dein Fall hier ein Fall wäre, wo die passive Sterbehilfe eintreten würde, gegen die ich nicht bin.
Aber wohl das stärkte Argument ist jenes, dass man mittels moderner Palliativmedizin und Schmerzlinderungstechniken die meisten körperlichen Leiden erheblich gemindert werden können. Der Fokus und die Ressourcenverteilung (Energie, Gesellschaft) liegt hier auf der Verbesserung der Lebensqualität in den verbleibenden Tagen und nicht auf der aktiven Beendigung des Lebens. Wenn Leiden effektiv gelindert werden können, wird das Argument der Notwendigkeit aktiver Sterbehilfe schwächer.
Das erste Argument wäre ein rein idealistisches, dass wir einfach grundsätzlich unabhängig von der Qualität oder den Umständen dieses Lebens, das Leben bewahrren. Das Argument wäre, dass die bewusste Handlung, jemanden zu töten, unabhängig von den Umständen, eine Grenze überschreitet, die nicht überschritten werden sollte. Zumindest nicht als Gesellschaft, die sowas dann zulassen würde.
Finde ich persönlich nur bedingt gut. Dann zwängen wir im endeffekt ja bewusst einem anderen Menschen unsere ideologie auf.
Zumal führt das eben zu einer Doppelmoral: Das leben von eben den Titgeweihten tieren bewahren wir ja nicht. Das angefahrene Reh lass wir nicht in ruhe sterben. Schmerzmittel bekommt es auch nicht. Höchtens nen schuss ins herz vom Jäger. Und haustiere werden mit narkosemittel vollgepumpt.
Der zweite Punkt wäre der Punkt des Dammbrucharguments,
Ich finde in dem fall: wenn man schon weiss das es ein dammbruch argument ist. Dann sollte man es nicht verwenden. Meist lassen sich solche sachen ja dann mit entsprechenden regelungen umgehen.
Aber wohl das stärkte Argument ist jenes, dass man mittels moderner Palliativmedizin und Schmerzlinderungstechniken die meisten körperlichen Leiden erheblich gemindert werden können. Der Fokus und die Ressourcenverteilung (Energie, Gesellschaft) liegt hier auf der Verbesserung der Lebensqualität in den verbleibenden Tagen und nicht auf der aktiven Beendigung des Lebens. Wenn Leiden effektiv gelindert werden können, wird das Argument der Notwendigkeit aktiver Sterbehilfe schwächer.
Das ist finde ich ein Gutes Argument. Das würde die Diskussion zurück auf die Philosophische ebene schieben.
Und ist auch ein Sinvoller ansatz für Kompromisse. Man kann z.b. dann durchaus sagen: Man lässt Aktive Sterbehilfe zu. Wenn eben eine solche behandlung menschenwürdig nicht mehr möglich ist. Alternativ: kann sich daraus durchaus ne "aktive" sterbehilfe entwickeln. Schliesslich sind die Harten schmerzmittel und auch narkosemittel jetzt nicht unbedingt lebensverlängernd. Und wenn wir einen bestimmten standard des Leides als Grenzen anehmen den man unbedingt vermeiden muss. Kann es dazu kommen das man ggf. irgendwann die dosen so hoch schrauben muss das eben das leben ein ende Findet.
Den ansatz werde ich mir klauen als "ideal"
Zumal führt das eben zu einer Doppelmoral: Das leben von eben den Titgeweihten tieren bewahren wir ja nicht. Das angefahrene Reh lass wir nicht in ruhe sterben. Schmerzmittel bekommt es auch nicht. Höchtens nen schuss ins herz vom Jäger. Und haustiere werden mit narkosemittel vollgepumpt.
Das erinnert mich an die COVID-Debatte und die "Kritiker", die auch auf Doppelmoral verwiesen haben und hier verhält es sich ähnllich. Auch dort ist der Vorwurf der Doppelmoral, dass wir Krankheiten...... Rauchertote in Kauf nehmen etc berechtigt. Dass plötzlich bei Corona der Staat so bedacht um unsere Gesundheit war aber bei anderen Sachen weniger... und trotzdem "muss" man irgendwo anfangen.
Und ist auch ein Sinvoller ansatz für Kompromisse.
Weiß ich ja nicht. Nen Kompromiss existiert ja mit passiver vs aktiver Sterbehilfe bereits. Es wird bereits differenziert. Ich will keine Industrie haben, die Psychologen darauf ausbildet, das gesellschaftliche Töten zu legitimieren. Da bin ich radikal in der Meinung und sage, eine solche Zivilisation hat ihr Recht verwirkt, respektiert zu werden.
Den ansatz werde ich mir klauen als "ideal"
Wie meinst du das? Inwiefern klaust du mir was? :-D
Wie meinst du das? Inwiefern klaust du mir was? :-D
Nur aus bildsprache. Ich meine natürlich das ich das Argument bzw. sichtweise zu diesem thema übernehmen werde.
Auch dort ist der Vorwurf der Doppelmoral, dass wir Krankheiten...... Rauchertote in Kauf nehmen etc berechtigt.
Zu der sache: Ich denke hier ist wirklich die frage auf welcher grundlage das ganze fusst. Du hast in dem argument die rein ideologische betrachtungsweise in betracht gezogen.
Sobald man anstelle dieses Rein ideologischen argumentes ein differenzierteres einsetzt ist das ganze ggf. keine Doppelmoral. In diesem konkreten fall würde es ggf. schon ausreichen die Ideologie zu modifizieren und anstatt allgemein von leben zu reden sich nur auf das menschliche leben zu beziehen. Dann würde diese Ideologie ja gar nicht auf den Fall der tiere zutreffen.
Ähnliches gilt denke ich auch für Corona. Da hat man es ja durchaus differenzierter begründet. Als nur mit: Wir wollen die menschen vor einer krankheit schützen.
Also einen der Hauptgründe dafür sehe ich in der sozialen Isolation, die immer mehr Kommunikation per Internet / E-Mail / Whatsapp / sozialen Medien etc. mit sich bringt. Die Corona-Pandemie war da auch nicht gerade hilfreich und hat die Menschen nur noch mehr isoliert und diese Entwicklung damit weiter beschleunigt.
Das hast du richtig erkannt. Jedoch betrifft das keineswegs nur Atheisten.
Es hat vielmehr etwas mit der Erziehung und der Sozialisation zu tun, ob man als Smartphone-Zombie oder etwas anderes endet.
Es gibt auch Atheisten, die ihre Kinder zu anständigen Menschen erziehen.
Es gibt auch Atheisten, die ihre Kinder zu anständigen Menschen erziehen.
Selbstverständlich! Das bestreite ich auf keinen Fall.
Aber unter denjenigen die auf die von mir genannte Art besonders "egositisch" rüberkommen sind nach meiner Erfahrung die Atheisten überdurchschnittlich stark vertreten (wobei es natürlich auch da genug Religöse gibt - auch das will ich nicht bestreiten).
Du glaubst, dass du komplett fremdbestimmt bist oder dass dein Schicksal vorgezeichnet ist und dass du auch niemals "Nein" sagen kannst und Triebe unterdrücken?
Dann bist du ein Roboter ohne Sicherheitseinrichtungen.
In deiner Argumentation sind viele Tatsachenbehauptungen enthalten, denen man zumindest widersprechen könnte.
Zum Beispiel bin ich nicht der Meinung, dass die Wertschätzung von Selbstbestimmung irrational ist. Ganz im Gegenteil. Selbstbestimmung ist ein sehr hohes Gut, und aus gutem Grund wird sie bei uns von Artikel 2 des Grundgesetzes geschützt.
Aufgrund deiner Formulierungen ("Würde und all dem Quatsch ", " tiefenpyschologische Ablehnung gegenüber allem religiösem", "blinder Glaube an die Vernunft") nehme ich an, dass du bei Diskussionen eher voreingenommen und anderen Meinungen gegenüber nicht besonders offen bist, sondern offenbar eine stark voreingenommene Haltung hast und vehement verteidigen willst.
Das ist natürlich auch dein gutes Recht, aber es verbaut dir eventuell auch die Chance, Dinge in Zukunft aus einer erweiterten Perspektive zu sehen.
Deine behauptete "Vergötterung des Individuums auf Kosten der Gesellschaft" kann man schlichtweg nicht mit Religiosität gleichsetzen. Ich z.B. bin Atheist, glaube also nicht an irgendwelche ausserirdischen, unsichtbaren und uns steuernde Gestalten.
Ich bin aber absolut der Meinung, dass Individualität unserer Gesellschaft sehr nützt und sie zu dem macht, was unsere Gesellschaft in sehr großen Teilen tatsächlich ist: eine vielfältige, diverse, offene, tolerante, soziale, produktive, äußerst lebenswerte, positiv denkende und zum Vorteil aller handelnde Gesellschaft.
Ganz im Gegenteil. Selbstbestimmung ist ein sehr hohes Gut, und aus gutem Grund wird sie bei uns von Artikel 2 des Grundgesetzes geschützt.
Das ist sie in der Tat. Bitte nicht falsch verstehen. Die Dinge sind aber eben nicht schwarz oder weiß, oder binär. Da wird häufig eine falsche Dichotomie aufgemacht, wie ich find'. Es ging mir explizit um eine Verabsolutierung des selbstbestimmten Hanedln, die so schlichtweg nicht gegeben ist. Ein falsch verstandener Indiivdualismus.
Danke dir trotzdem für den Beitrag!
Gerne. Leider bestätigst du mit deinem "trotzdem" deine wenig offene Haltung erneut.
Nun die Frage: Woher entspringt das?
Ist das eine tiefenpyschologische Ablehnung gegenüber allem religiösem und deshalb besetzt man die entgegengetzte Position? Ist es die Konsequenz, dass man glaubt, man hängt keiner Religion mehr an, obwohl man weiterhin religiös ist?
Eine Verbindung zur Religion sehe ich da nicht, allenfalls zu der These, "sein eigener Gott" zu sein.
Die antiautoritäre Erziehung, gepaart mit materiellem Wohlstand, gepaart mit der Abstinenz existenzieller Bedrohungen, führt wohl zu diesem Zustand, in dem der Geist aus schierer Langeweile und Unterforderung solche Blüten treibt.
Menschen mit realen, existenziellen Problemen denken nicht darüber nach, ob es sexistisch ist, wenn ein Mann einer Frau die Tür aufhält oder ob es als kulturelle Aneignung gilt, wenn sich ein Deutscher aus Bewunderung für Bob Marley Dreadlocks zulegt.
Das sind künstlich geschaffene Probleme von Menschen, die an permanenter innerer Leere und Sinnlosigkeitsgefühlen leiden, weil ihnen im Leben nie eine Richtung gegeben oder ein Grund zum Kämpfen gegeben wurde.
Dekadenz und Degeneration würden es wohl noch am besten beschreiben.
Eine Verbindung zur Religion sehe ich da nicht, allenfalls zu der These, "sein eigener Gott" zu sein.
Ist das nicht die Verbindung?
Wenn man keine Religion hat, die einem die Beschränktheit der Existenz und des Wissens vermittelt, wird man eben schnell selber zu Gott.
Ich wollte das aber eigentlich eher als eine Trotzreaktion aussehen lassen. Sprich plakativ und polemisch gesagt "Der rückwärtsgewandte und autoritäre Moslem/Christ vertritt diese Meinung, also muss sie falsch sein".
Danke dir für die Antwort!
Wenn man keine Religion hat, die einem die Beschränktheit der Existenz und des Wissens vermittelt, wird man eben schnell selber zu Gott.
Dazu braucht es meines Erachtens keinen Gott, es reicht völlig, wenn einem das die Eltern im Rahmen einer nicht-antiautoritären Erziehung vermitteln. Auch da lernt ein Mensch normalerweise, dass er nicht allmächtig ist, sondern dass er sich zusammenreißen muss, sich anpassen und auf andere Menschen Rücksicht nehmen muss, wenn er es zu etwas bringen will im Leben.
"Der rückwärtsgewandte und autoritäre Moslem/Christ vertritt diese Meinung, also muss sie falsch sein".
Ja, solche Denkweisen gibt es mit Sicherheit. Oder "emanzipierte" Frauen, die lieber den größten Quatsch behaupten, als zugeben zu müssen, dass ein alter weißer Mann in einem Punkt recht hatte.
Ok moment:
"ich möchte jetzt meinen Linken arm heben"
*ich hebe meinen linken arm*
Niemand hat mich dazu gezwungen oder davon abgehalten.
Ergo bin ich selbstbestimmt.
Die sache mit der selbstbestimmung besteht aus meiner sicht aus 2 ebenen. die man trennen und beachten muss wenn man vernünftig über dieses thema diskutieren möchte.
Ich denke das viele dieser fehler daraus resultieren das beide ebenen vermischt werden oder gar vergessen werden.
Einmal haben wir die ich nenne es jetzt mal Meta ebene.
Darunter fallen so gesehen die dinge die die wissenschaft betrachtet. Also das wir als menschen beinflussbar sind. Das sich unsere handlungen etc. Nach unseren erfahrungen richten oder einfach nur darin begründet sind das wir menschen sind.
Dann haben wir die eher praktische ebene. Die der handlungs/wahlfreiheit.
Wenn man über selbstbestimmung als gut redet. Dann meint man damit vorherrschend letzteres.
Wie stark man sich eben darauf bezieht ist aber durchaus unterschiedlich. Es gibt durchaus das Liberale extrem welches die Metaebene völlig ignoriert und den menschen als unbeinflussbares perfekt rationales wesen sieht.
Was natürlich schlichtweg unsinn ist.
Dennoch gibt es einen unterschied ob wir durch nicht wirklich sichtbare prozesse beinflusst werden in unserem handeln. Oder ob wir als gesellschaft irgendjemanden vorschreiben wie er zu handeln hat.
Den ersteren fall müssen wir hinehmen. Da kommen wir ja eh nicht dranne vorbei. Dem zeiten fall aber nicht. Und hier denke ich setzt eben die Haltung der selbtbestimmung an. Das es eben die überzeugugn ist das wir als gesellschaft eben den einzelnen so wenig wie möglich mit regeln oder vorschriften einengen sollten.
Diese ansicht ist aber Prinzipiell losgelöst davon das wir als menschen eben ultimativ nur bedingt selbstbestimmt sind.
ich denke ich habe ein schönes beispiel:
Nehmen wir homosexualität. Es ist nicht meine entscheidung ob ich Homosexuell bin oder nicht. Das ist nicht teil der selbstbestimmung. Es ist aber meine entscheidung ob ich mit einem anderen Mann etwas anfange. und ob ich ihn heiraten will etc.
Dennoch gibt es eben nen Haufen menschen die einem letzteres verbieten wollen. Meist aus gründen die in Religion fussen.
Selbstebstimmung in dem kontext heisst nicht das ich bestimmen kann das ich Homosexuell bin oder nicht. Sondern das ich bestimmen kann ob ich diese ausleben will oder nicht.
Es gibt aber auch themen da ist es von der Interpretation abhängig ob es nun selbstbestimmtes handeln ist. Oder eben nicht.
ich denke steberbehilfe kann man hier als beispiel nehmen. Einerseits kann man durchaus sagen: Es ist mein leben. Ich darf selbst entscheiden ob ich es beende oder weiterführe.
Andererseits kann man auch sagen: das der wunsch sein leben zu beenden eben daher rührt das man krank ist und nicht mehr fähig ist rational über sein leben zu entscheiden.
Ich Persönlich halte beide sichtweisen für durchaus legitim. Aus meiner sicht ist man im ersteren fall oft nen Aloch wenn man sich Frei dafür entscheidet. Und im zwieteren fall muss einem geholfen werden und wenn man pech hat stirbt man halt an der krankheit.
Habe noch einen guten aspekt gefunden in den anderen antworten. Der zusammenhang mit Selbstbestimmung und verantwortlichkeit.
Die gehen nämlich hand in hand. Wenn ich nicht selbstbestimmt handle. Dann kann man mich auch nicht für meine handlungen verantwortlich machen.
Das wird zu einem grossen problem wenn wir diese Trennung zwischen der Meta Ebene (Das wir beinfluss bar sind) und der Praktischen ebene. (Eben wie wir handeln) nicht beachten.
Wenn wir jetzt nur sagen: Wir sind nicht selbstbestimmt. Dann kann man niemanden für seine taten haftbar machen. Weil sie eben nicht selbstbestimmt sind.
Wenn wir sagen: Wir sind nur selbst bestimmt. Werden ggf. menschen für etwas haftbar gemacht die nicht über ihre taten selbst bestimmen konnten.
Kinder vorallem kleinkinder sind hier ein beispiel. Aber auch Psychisch kranke personen etc.
Du sprichst das schwerdiskutierte Thema in der Philosophie schlechthin an. Determinismus gegenüber dem Freien Willen. Und ich halte es so, dass die Welt deterministisch ist, auf einer rein quantitativen, rationalen Ebene, wir Menschen aber qualitativ die Welt wahrnehmen, weshalb wir trotzdem das Gefühl haben, einen freien Willen zu haben. Der Mensch würde ja schließlich verrückt daran gehen, wenn er an einen Determinismus glauben würde.
Ich argumentiere in meinem OP gar nicht gegen das Prinzip der Selbstbestimmung und dem Individualismus an und für sich, sondern stelle mich gegen die mMn geistigen Verirrungen und Haltungen, die mit der Spätmoderne kommen, die eigentlich als falsch gelten.
Danke dir für deine Antwort!
Du sprichst das schwerdiskutierte Thema in der Philosophie schlechthin an. Determinismus gegenüber dem Freien Willen.
Ich halte das Thema finde ich ein wenig über bewertet. Denn im endeffekt macht es keinen Unterschied auf unser leben ob der wille nun frei ist oder nicht. Sondern das wichtige ist eben die Handlungsfreiheit. Aber darauf bezieht sich auch meine ebenen Trennung.
Auf Philosophischer ebene sehe ich mich eher als Vertreter des wie ich es nenne Emergenten Determinismus. An sicht ist die welt nicht Deterministisch wie es nach derzeitigem wissen scheint. (Quantenphysik, also das worauf alles basiert ist nicht Deterministisch und es gibt derzeit auch nicht wirklich was was dagegen spricht) Zufallsysteme die aber genügend zufällige ereignisse haben. Verhalten sich am ende Deterministisch. Gut erklären kann man das mit Der temperatur. Dies ist auch eine Durschnittsgrösse. Sie gibt ja an wieviel bewegungsenergie die teiulchen eines körpers haben. Die bewegungsenergie der einzelnen teilchen ist aber zufällig verteilt. In einem 20grad C eisenblock kann es sein das ein paar teiclchen ne temepratur von 5000 grad haben. Andere von -150 grad etc. Summa sumarung ergibt aber alles 20grad. Und das auch noch gleich über den ganzen körper verteilt. Theoretisch ist es natürlich möglich das wenn du ein glas wasser hast und nichts machst die eine seite gefriert und die andere seite verkocht. Die warscheinlichkeit für dieses ereigniss ist aber so dermaßen gering das es von 0 kaum zu unterscheiden ist.
geistigen Verirrungen und Haltungen, die mit der Spätmoderne kommen, die eigentlich als falsch gelten.
Hast du dafür ein konkretes beispiel an welchem man das ganze exerzieren könnte? Aus deiner frage kommt nicht so wirklich heraus was du genau damit meinst.
Hast du dafür ein konkretes beispiel an welchem man das ganze exerzieren könnte? Aus deiner frage kommt nicht so wirklich heraus was du genau damit meinst.
Diese Vorstellung eines... ja ich nenn es mal Hyperindividualismus. Religionen sind dazu da, dem Menschen in seiner Existenz die Beschränktheit aufzuweisen und Bescheiden zu sein. Wir wissen und haben verstanden, dass man auch dort sich zivilisatorisch verirren kann und wollen das sicherlich nicht wieder zurück.
Was ich mit Hyperindividiualismus meine ist die Vergötterung des Selbst. Des Individuums. Politik und sonstige Entscheidungen nehmen als Bemessungsgrundlage nicht mehr die Geselllschaft an und für sich, sondern das Individuum wird aufs Podest gestellt. Jegliche Gemeinschaft wird als "böse und feindlich gesehen", weil Abhängigkeitssysteme sind schlecht, die das Individuum einschränken
Dabei zeigen uns wissenschaftliche Befunde, dass z.B Aristoteles recht damit hatte, dass der Mensch ein soziales Wesen ist und ein Individuum nur in Gemeinschaft blühen kann.
Aus dieser Haltung resultiereten aber eben gewisse gesellschaftliche Entwicklungen, die in meiner Frage enthalten sind wie z.B anti-autoritärer Erziehungsstil-
Dass die 68er und all diese Generationen eine "liberale" Haltung hatten und das Kind ja nicht beeinflussen wollen. Dies hat aber automatisch die Folge, dass es jemand anders beeinflusst und dem Kind nachweislich Liebe fehlt und du dann Narzissten produzierst.
Dankeschön für die sehr, sehr lieben Worte am Anfang!
Kann dem nur zustimmen! Ich bin selber nicht zwingend, was man unter klassischem Verständnis, religiös nennt, trotzdem weiß ich, dass ohne Glaube nichts geht. Und leider wird da eine Dichotomie gemacht, die verkennt, dass das Einstehen z.B gegen eine aktive Sterbehilfe nichts rückwärtsgewandtes oder "religiöses" ist sondern sogar als die säkulare und humanistische Haltung schlechthin gilt. Das wird meist nicht verstanden.
Danke herzlich für die Beteiligung und Meinung.