Könntest Du in einer Stadt leben, in der an Sonn- und Feiertagen alle Kioske geschlossen sind?
Das ist in Aachen (Nordrhein-Westfalen) seit Ende Februar der Fall
In Aachen, die Sonntagsöffnung für Kioske und andere Geschäfte wird strenger kontrolliert als in anderen Teilen von Nordrhein-Westfalen, weil das Ladenöffnungsgesetz NRW bestimmte Ausnahmen von der Sonntagsruhe vorsieht, die in Aachen restriktiv ausgelegt werden.
Seit ein paar Wochen steht man sonntags in Aachen vor verschlossenen Kiosk-Türen. Das Ordnungsamt kontrolliert in letzter Zeit vermehrt Kioske, die an Sonntagen geöffnet sind. Denn offiziell ist es Kioskbesitzern durch das Ladenöffnungsgesetz nicht erlaubt, von Samstagnacht 0 Uhr bis Sonntagnacht um 24 Uhr sowie an Feiertagen Geschäfte zu machen. Eine Ausnahme bilden Kioske, deren Kernsortiment zum Beispiel Zeitungen oder Backwaren sind, was aber bei den meisten nicht zutrifft. Halten sich Kioskbesitzer nicht an das Gesetz, drohen 5.000 Euro Geldstrafe. Das alles ist gegen jeden Zeitgeist und treibt Kioskbetreiber in die Pleite.
Das Ladenöffnungsgesetz gefährdet Existenzen
Die ganze Welt ruft nach 24/7. Alles soll immer, 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche, zu bekommen sein. Lieferdienste bringen vieles in wenigen Minuten nach Hause. Gerade an den Wochenenden wird auf den Plattformen bis zum Abwinken geshoppt. Aber in Aachen darf man sonntags keine Snacks mehr kaufen. Ein Gesetz aus dem Jahr 1958 hat die Stadt aus der verstaubten Schublade geholt. Das klingt nicht sehr fortschrittlich. Zumal jetzt auch noch das unter Personalmangel leidende Ordnungsamt damit zusätzliche Aufgaben hat. Und warum holt Aachen wieder ein Gesetz hervor, das woanders in der Kiste bleibt? In Köln zum Beispiel wird offenbar deutlich weniger auf die Sonntagsschließung der Büdchen geachtet.
Die Schließungen gefährden außerdem Existenzen. Kioskbetreiber in Aachen berichten t-online, der Sonntag sei der wichtigste Einnahmetag für sie, ohne den sie nur schwer überleben könnten. Denn ihre größte Konkurrenz, die Supermärkte, sind an diesem Tag geschlossen.
Die ganze Welt ruft nach 24/7...
Wer hat denn den Floh ins Ohr gesetzt?
Das wüsste ich auch gerne. Oberbürgermeisterin oder Ordnungsamt. 🙈
Machst Du die Frage, ob eine Stadt lebenswert ist, tatsächlich von den Öffnungszeiten von Kiosken abhängig?!?
Die ganze Welt ruft nach 24/7.
Das ist (zum Glück) völliger Blödsinn!
Diese Frage scheint ja wirklich viele Leute extrem zu provozieren. Hätte ich nicht gedacht. Umfragen dazu zeichnen ein anderes (eindeutiges) Bild pro Öffnung.
78 Antworten
Das ist doch schon immer so.
Ich kenne das gar nicht anders.
Könntest Du in einer Stadt leben, in der an Sonn- und Feiertagen alle Kioske geschlossen sind?
Natürlich.
Mysteriöserweise haben ganze Generationen von Bundesbürgern jahrzehntelang ohne jegliche Sonntagseinkaufsmöglichkeiten überlebt. In großen Teilen Bayerns beispielsweise ist das übrigens bis heute so; München hat erst seit ca. 3 Jahren angefangen, in kleinem Umfang Kioske mit Sonn- und Feiertagsverkauf überhaupt gewerberechtlich zuzulassen. Benötigt bzw. benutzt habe ich das noch nie - also ja, es geht.
Die ganze Welt ruft nach 24/7.
Nein, sicher nicht.
Und noch westlicher vom Ruhrgebiet aus (hier) ebenfalls nicht.
"Tief im Weste-henn..."
*blinzel*
Auch da galt das Ladenschlussgesetz, weil bundesweit. Nur die Öffnungsklauseln wurden unterschiedlich ausgereizt.
Jeder hat seine Version von "Ruhrgebiet" meine reicht im Westen bis an die Holländische Grenze. Ok, für Ausländer sage ich manchmal auch Niederrhein. 🤣
https://youtu.be/OvauzdH0fHY?si=DdvV0wjv1e3XpT7V
Trinkhallen und Büdchen hat Grönemeyer in dem Song vergessen.
Den höre ich nicht, der hätte nur Lieder schreiben sollen, sein Gesang empfinde ich als Qual. 🤷♂️
Den höre ich nicht, der hätte nur Lieder schreiben sollen
Alter Untertagekumpel - "gib mir mein Erz zurück"...
Also persönlich brauche ich die Kioske nicht. Aber für die Eigentümer ist es natürlich eine Katastrophe.
Auch scheint der Gesetzestext schwammig zu sein und der Behörde viel Ermessen einzuräumen, was ich bei Texten die eine Strafe vorsehen an sich schon bedenklich finde.
Ich verweise auch auf die Arbeinehmer. Viele sind darauf angewiesen am Wochenende zu arbeiten. Als Student war ich immer froh Samstags und Sonntags zu arbeiten weil an denen Tagen war nie Vorlesung. Wäre alles zu gewesen dann hätte ich unter der Woche mehr arbeiten müssen und hätte mehr Vorlesungen verpasst.
Ein Betreiber hat ja auch geklagt bis zum Oberverwaltungsgericht Münster - und verloren.
Ich auch. Daher die Diskussion. Habe es gestern erst bemerkt und konnte es nicht glauben. Dann habe ich recherchiert woran es liegt, dass alle Kioske (war bei 10 Stück und fassungslos) geschlossen waren. Das kenne ich hier nicht einmal vom ersten Weihnachtsfeiertag.
Dann wird man in Aachen bald die soziale Kälte bemerken, denn nicht wenige haben nur den Kiosk,so das man wieder sagt, warum schaut da niemand hin?
Da wird dann die Poltik eingreifen ,kann aber viele Jahre dauern.Im übrigen dürfte es dazu beitragen ,das immer mehr Wasserhäuschen schließen,denn den ging es auch schon einmal besser.
Und die Wirtschaftsverbände haben den Fokus auf anderes gerichtet,sehen möglicherweise die Kioske noch als unbeliebte Konkurrenz.
"Die Politik" beziehungsweise unser wahnsinnig gewordenes Ordnungsamt hat die Misere grundlos nach Jahrzehnten ohne Probleme ja erst verursacht.
Jaja,schon verstanden. Und die Ortsbeiräte und die einzelnen Stadtverordneten werden allmählich eine Wahrnehmung bekommen, und nach Jahren oder Jahrzehnten über einen Stadtverordnetenbeschluß, womöglich muss noch eine Oberbehörde zustimmen,wird dann umgesteuert.Wenn da zufällig einer den "richtigen" Bundestagsabgeordneten kennt ,könnte es auch mal recht plötzlich eine bundeseinheitliche Regelung geben.
Logisch hat er verloren wenn er gegen das Ladenöffnungsgesezt klagt
Könnte ich. Tatsächlich kann ich mich nicht einmal erinnern, wann ich dort zum letzten Mal sonntags etwas gekauft habe, aber es muss schon einige Jahre her sein.
Die spezielle Situation in Aachen kenne ich zwar nicht, aber in Mönchengladbach gibt es aktuell eine ähnliche Diskussion, und dort wurde als rechtlich mögliche Lösung erwähnt, dass die Kioske als "Trinkhallen" mit Gaststättenkonzession arbeiten könnten.
PS:
Ein Gesetz aus dem Jahr 1958 hat die Stadt aus der verstaubten Schublade geholt. Das klingt nicht sehr fortschrittlich.
Welches Gesetz soll das sein? Das aktuell in NRW geltende Ladenöffnungsgesetz ist von 2018.
Sorry. Wegen einem einzigen Tag werden mit Sicherheit keine Existenzen gefährdet. Wenn das Kiosk Angestellte haben dann ist es doch völlig richtig, dass am Sonntag geschlossen ist. Diejenigen wollen schließlich auch was von ihrer Familie haben.
Wenn der Kiosbetreiber ganz alleine in seinem Kiosk arbeitet dann sehe ich auch keinen Grund warum er seinen Laden öffnen darf. Andere Läden wie beispielsweise Supermärkte dürfen schließlich auch nicht öffnen. Warum sollte man da also eine Ausnahme machen?
Sollte ein Eigentümer nicht selber entscheiden dürfen wann er sein Geschäft öffnet und wann nicht? Bzw inwiefern liegt es im öffentlichen Interesse - denn dieses vertritt der Staat ja - eine Sonntagsschliessung vorzuschreiben? Es gibt immerhin viele Leute die am Sonntag arbeiten müssen. Ich denke an Dienste die im absoluten öffentlichen Interesse liegen (Krankenhäuser, Polizei usw) aber auch andere Dienstleistungen (Gastronomie, Tankstellen, Autobahnraststätten usw). Also wo ist das Problem dass Kioske offen sind?
Natürlich gibt es Berufe bei denen man am Sonntag arbeiten muss. Wenn es aber um Kioske geht wäre es ja trotzdem ungerecht wenn sie am Sonntag öffnen dürfen. Dann müsste man sich doch fragen warum Supermärkte ak Sonntag nicht öffnen dürfen. Dann würde man also bei manchen Geschäften Ausnahmen machen. Das würde auch gegen die Gleichberechtigung verstoßen.
Ein Kiosk ist meiner Auffassung nach eine Zwischensache zwischen Kneipe/Café und Supermarkt. Da Kleinbetriebe wohl eher in Schutz zu nehmen sind als grosse Supermarktketten, denke ich dass man die Andersbehandlung von Kiosken im Gegensatz zu Supermärkten durchaus rechtlich rechtfertigen kann. Dies ist natürlich auch nur dann notwendig, wenn man sich an ein Öffnungsverbot der Supermärkte klammert. Im Ausland ist es oftmals erlaubt dass Supermärkte am Sonntag offen sind. Die Grundlage für eine sonntägliche Schliessung liegt ja im christlichen Glauben. Da die Gesellschaft immer weniger christlich ist kann man auch darüber nachdenken ob das überhaupt noch einen Sinn und Zweck hat
Ich bin gläubiger Christ. Jetzt aber mal davon abgesehen. Es wurde ja behauptet, dsss es Existtenzen bedroht wenn man am Sonntag nicht öffnen darf. Es ist ja nur ein einziger Tag in der Woche. Wenn man dadurch in die Insolvenz abrutscht hat man meiner Meinung nach nicht richtig kalkuliert.
Reich werden die Kioskbetreiber hier nicht und der Sonntag ist kein Tag wie jeder andere für sie, sondern der umsatzstärkste Tag. Und es war jahrzehntelang Usus, dass sie an Sonn- und Feiertagen geöffnet haben und Nachts ohne Limit. So haben fast alle kalkuliert als sie ihre Läden eröffneten. Jetzt werden mitten im Spiel die Spielregeln geändert und Du sagst sie können nicht kalkulieren? Zusätzlich zum Verbot der Öffnung an Sonn- und Feiertagen wird jetzt auch an Werktagen 0 Uhr Schließung durchgesetzt. Bleiben ihnen also nur 2 bis 0 Stunden wo kein Supermarkt geöffnet hat. Denn Rewe hat bis 22 Uhr geöffnet, Einige Netto-Filialen gar bis 0 Uhr.
In den Niederlanden sind Supermärkte auch am Sonntag von 10-17 Uhr geöffnet. Zur Kirche schafft man es dort trotzdem. Dafür sind Werktags die Öffnungszeiten kürzer und Kioske gibt es kaum in NL.
Bezüglich Christentum ist noch zu sagen, dass ich genau einen Kiosk im Besitz eines Deutschen in Aachen kenne und noch einen im Medienhafen in Düsseldorf. Ansonsten sind die Besitzer Muslime oder Hindus und die stört es gar nicht am Sonntag zu arbeiten.
Nicht im Westen! Also ganz im Westen. Im Ruhrgebiet.