Meinung des Tages: Könntet Ihr Euch vorstellen, das Rentenalter im Ausland zu verbringen?

Ich würde meine Rente gern im Ausland verbringen und zwar in... 65%
Ich würde meine Rente lieber in Deutschland verbringen, weil 35%

402 Stimmen

165 Antworten

Ich würde meine Rente lieber in Deutschland verbringen, weil

Ich verbringe schon mein Rentnerdasein in Deutschland, genauer gesagt in Hamburg. In ländlichen Gebieten Deutschlands oder gar in manchem Ausland könnte ich sicher eine Menge Geld sparen, vor allem für Miete und Nebenkosten, und könnte vielleicht sogar noch schöner wohnen.
Nur kenne ich fast niemanden im Ausland oder in anderen Teilen Deutschlands und ich bin nicht der Typ Mensch, der sich mal eben einen neuen Freundeskreis aufbaut. Eine neue Familie kann man sich schon gar nicht schaffen.

Meine Eltern haben schon mit einer kleinen Rente gerechnet und daher ihren Lebensabend auf Spanien ausgerichtet. Dorthin sind sie mit Ü70 ausgewandert und ich Einzelkind widerwillig hinterher, weil die Pflege halt nicht gewährleistet war.

Ich möchte davor warnen. Erstens mal ist es nicht ohne, im Alter den Tapetenwechsel zu vollziehen. Knapp anderthalb Jahre nachdem meine Eltern ausgewandert waren, erkrankten sie schwer. Mein Vater starb und meine Mutter lag lange im Koma. Körper und Psyche hängen zusammen. Man kann selbst bei sorgfältiger Planung nicht einfach das Land hinter sich lassen, in dem man 60 Jahre gelebt hat. Das ist im Alter eine enorme und für viele nicht zu bewältigende Anpassungsleistung. Ich habe inzwischen viele andere Auswanderer kennengelernt, denen es ähnlich erging wie meinen Eltern: Kaum ausgewandert, schwer erkrankt oder gestorben.

Des Weiteren ist es doch skandalös, dass ein Land, zumal ein reiches wie Deutschland oder in unserem Falle die Schweiz, seine Rentner einfach so abschiebt. Das sind Leute, die ihr Leben lang geschuftet haben, Steuern gezahlt und somit zum Wohlstand des Landes beigetragen haben.

Ich selber bin jetzt 49 und auch entwurzelt. Ich wanderte wegen meiner Eltern aus und würde in meinem Alter, sollte ich in die Schweiz zurückkehren wollen, dort nicht mehr so schnell wieder Anschluss finden. Dass Rentner auswandern müssen, bringt auch Angehörige unter Zugzwang, ganz davon abgesehen, dass im fremden Land ja riesige Mentalitätsunterschiede auf einen zukommen, mit denen man auch erstmal umgehen muss.

Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist es doch kontraproduktiv, dass Rentner ihre Ersparnisse ins Ausland schleusen, anstatt sie im eigenen Land zu investieren. Dem Staat gehen dadurch Milliarden verloren. Auch ich darf, weil in der EU wohnhaft, nicht in die Schweizer Rentenkasse einzahlen, und zwar obwohl ich als Freiberuflerin mein Einkommen vollständig von Schweizer Kund:innen beziehe. Wieder ein hoher Geldverlust, zum Nachteil der Schweiz.

Wer also im Alter gerne auswandern möchte, sollte die Freiheit haben, das zu tun. Aber niemand sollte das tun müssen, weil in der Heimat das Geld nicht reicht.


Reincarnator  13.06.2025, 13:40

LacLeman,

...und Sie schreiben über die Schweiz, wo man als Schweizer eigentlich wie die Made im Speck leben kann.

ich habe in einer gesonderten Antwort meine Auswanderungspläne und -Gründe offengelegt.

Ihre Sichtweise ist dabei auch die meine, wenn auch ein Gutteil der Entscheidung aufgrund des ekelhaften Winterwetters in Mitteleuropa fällt.

Aus Deutschland werden Sie als autochthoner, alter weißer Mann ebenfalls vertrieben. Die unverantwortliche Energie-, Wirtschafts- und Migrationspolitik hat dem Land derart geschadet, dass es nach der Politikwende, mit der ich in den nächsten 1-4 Jahren rechne, nochmal 15-20 Jahre dauern wird, bis das Land wieder attraktiv für Citoyens im Wortsinn sein kann.

Um dies abzuwarten, bin ich zu alt. Daher gehen meine Frau und ich eben woanders hin. In der Tat ist Palma de Mallorca der Plan. Die Infrastruktur dort ist gut und wird jedes Jahr besser. Das Wohnen ist unwesentlich günstiger als in Deutschland, das Wetter ist schön und außerhalb der Hauptsaison ist das Leben dort wohl sehr nett.

Mit der Fähre ist man schnell in Barcelona und Valencia. Nach Deutschland fliegt man 2,5h, wenn es mal nötig ist, wobei ich durchaus plane, unser Haus in Bayern zu behalten und als FeWo zu vermieten. Wenn es uns später im Juli und August in Spanien zu heiß wird, können wir dorthin.

Ihr Einwand, einen neuen freundeskreis aufbauen zu müssen, ist absolut berechtigt. Darüber denke ich auch nach und mein größtes Problem ist das Szenario, zeitnah am neuen WOhnort ohne meine Frau zurückzubleiben. Aber man kann eben andererseits auch nicht alles 100%ig absichern.

Palma ist übrigens unsere Kompromisslösung. Ich hätte Athen und Kreta mit zwei Wohnungen bevorzugt.

Nur Deutschland Vollzeit ist für mich keine Alternative mehr. Dazu müsste erst einmal der Klimawandel zuschlagen und Linksgrünwoke komplett abgewählt und aus allen Institutionen und Medien verschwunden sein.

LacLeman  13.06.2025, 14:35
@Reincarnator

Der Freundeskreis ist gar nicht der Punkt. Es geht einfach darum, sich einer neuen Umgebung zurechtzufinden. Wann fahren wo welche Busse? Wie läuft die Kommunikation ab? Wie kommt man mit dem Wetter zurecht? Wie findet man einen vertrauenswürdigen Arzt? Das klingt alles nach Peanuts, ist aber nicht ohne, wenn man den Absprung erst im hohen Alter wagt.

Reincarnator  13.06.2025, 14:59
@LacLeman

LacLeman, daher ja Palma. Stapelweise Ärzte in allen Sprachen, guter ÖPMV wobei dieser mich weit weniger interessiert, als die Zulassungsprozeduren für Autos und Motorräder und die Kommunikation läuft halt auf Spanisch ab. Habe bereits begonnen, die Sprache mittels App zu lernen.

Dos cervezas!

gutefrage 
Beitragsersteller
 02.10.2024, 07:09

Herzlichen Dank, dass Du uns an Deiner Erfahrung hast teilhaben lassen und Dir die Zeit genommen hast, so ausführlich zu antworten!

Ich würde für die Rente nicht in ein Land ziehen, dessen Sprache ich nicht sehr gut spreche und verstehe.

Ausland ist schön und gut, aber man kann nicht erwarten, dass immer deutschsprachige Ärzte und Pfleger anwesend sind, wenn es einen mal übler erwischt, man einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleidet, eine Krebs- oder Alzheimerdiagnose bekommt.

Darüber denken leider nur die wenigsten rechtzeitig nach.


danielfragt12  01.10.2024, 16:41

Es empfiehlt sich in dem Fall denke ich, die Sprache des Landes (rechtzeitig) zu erlernen.

Venus2325  20.10.2024, 10:32

@DODOsBACK An Ärzten sollte es keineswegs scheitern. Denn inzwischen findet man hierzulande auch immer weniger deutschsprachige Ärzte oder Pfleger und ich spreche aus Erfahrung

Ich würde meine Rente lieber in Deutschland verbringen, weil

Zwar sehe ich die Vorteile, die eine Rente im Ausland bringt, doch auch die Nachteile. Daher ziehe ich Deutschland vor.

Hier ist man Zuhause, kennt sich aus. Wer schon einmal im Ausland gelebt hat, weiß welche Probleme kommen können. Und wie kompliziert die einfachsten Sachen sind (z. B. Verträge, Arztbesuche).

Natürlich kommt es auf das Land an. Aber in vielen Ländern gibt es weder die freie Arztwahl, eine beinahe-alles abdeckende KV oder Hilfen.
In einigen Reportagen wurden Ausgewanderte befragt und manche sind hart auf die Nase gefallen. Sie sprechen die Sprache nicht, verstehen die Regeln nicht, haben nicht genug Geld um für alles selbstständig aufzukommen.
In Thailand sprach ich selbst mit einigen Ausgewanderten. War früher auch ein begehrtes Auswanderungsland - bis sie von der Hand-im-Mund leben mußten.
Wir hier sind ein Sozialstaat. Andere nicht.

Da meine Rente nicht üppig sein wird, muss ich auch an die finanziellen Themen denken und kann keine Traumschlösser bauen. Zumindest solange es sich Deutschland noch leisten kann ein Sozialstaat zu sein.

Und als wichtigsten Punkt: ich mag mein Land. Ich fühle mich meistens sehr wohl. Wenn jetzt noch die Politik mit mehr Verstand etwas für dies Land täte, Probleme beheben statt ignorieren würde, kann man sehr zufrieden sein.


tevau  01.10.2024, 12:57
Probleme beheben statt ignorieren 

Ja, es ist traurig, dass AfD und BSW das Thema Migration für ihre Machtambitionen missbrauchen und mit ihrem leider erfolgreichen Populismus andere Parteien dazu zwingen, andere wichtige Themen aufzugreifen. Z.B. Klimaveränderung, außenpolitische Sicherheit, Verteidigungsfähigkeit.

Trotzdem: Deutschland ist ein sehr gutes Land zum Leben.

Ich würde meine Rente gern im Ausland verbringen und zwar in...

Ich überlege immer mehr mein generelles Leben nicht mehr in Deutschland zu verbringen. Man muss nicht mal zur Rente warten. Man will dem Chaos auch vorher entfliehen.


gutefrage 
Beitragsersteller
 01.10.2024, 11:57

Natürlich auch eine absolut verständliche Überlegung. Weißt Du schon, wohin es gehen sollte?

Charania  02.10.2024, 09:20
@gutefrage

Bin noch unschlüssig. Ein Kumpel ist vor kurzem in die Schweiz gezogen, vlt dahin. Ansonsten, vlt wäre Ungarn eine Möglichkeit oder Schweden, Niederlande. An sich gibt es viele schöne Länder. Selbst bosnien fand ich sehr schön. Man muss sich am ende natürlich fragen, was man will. Gibt man den Luxus auf für ein ruhigeres Leben? Auch das ist ja eine Möglichkeit, weil "reich" wird man in Ländern wie bosnien bestimmt nicht. Aber die Menschen sind angenehmer und leben dort definitiv ruhiger.

Charania  02.10.2024, 09:24
@gutefrage

Und wenn man erstmal mehrmals ca. 4 wochen durch verschiedene Länder mit dem Motorrad unterwegs ist und merkt, wie schön dieses ruhigere, freie sein kann, fühlt man sich hier in Deutschland schon immer wieder eingeengt und die entspannten Menschen fehlen einem.

Charania  02.10.2024, 09:35
@gutefrage

In Griechenland haben wir sogar ein Renter Pärchen kennengelernt. Die kommen aus Österreich und verbringen ihre Rente damit, das sie das ganze Jahr mit ihrem Camper durch die Welt fahren. Als sie jünger waren wurden solche reisen auch mit Motorrad gemacht, anschließend land rover und jetzt der camper. 11 Monate im Jahr überall unterwegs und den 12. Monat so ca. im Juni, treffen sie sich jedes Jahr aufn Campingplatz in Griechenland mit ihrer ganzen Familie. Das klingt doch nach einem perfekten Rentenleben.