Nimm ihn beim nächsten Erscheinen beiseite und frage ihn, was er sich eigentlich konkret von dir wünscht...
Mach ihm klar, dass er mit allgemeinem Gejammer ("Alle sind so fies zu mir!") nichts erreichen wird, dass du ihm aber vielleicht helfen kannst, wenn er sagt, wer ihm was "antut".
Erkläre ihm, dass auch der fieseste Lehrer niemanden einfach durchfallen lassen kann, und gib ihm Tipps gegen Prüfungsangst und für ein gesundes Selbstvertrauen, mit dem man auch missliebige Menschen ertragen kann.
Und rede ihm ins Gewissen - wer "anfängt zu fehlen", fängt an, seinen Ausbildungsplatz zu verlieren...
Behalte aber auch im Hinterkopf, dass es vielleicht die Gesamtsituation auf deiner Station sein könnte, die ihm (unbewusst) zu schaffen macht. Geriatrie bedeutet leider oft eine Konfrontation mit dem Tod, die gerade junge Mensche überfordern kann. Es kann erschreckend sein zu erkennen, wo die eigene Familie "enden wird" und wo man irgendwann auch selbst hinsteuert. Es kann unglaublich traurig sein, die Einsamkeit und Verzweiflung auszuhalten, die alte Menschen manchmal mit sich herumtragen.
Und in so einer dünnhäutigen Gesamtstimmung wird dann jedes unbedachte Wort als persönlicher Angriff empfunden, jeder Selbstzweifel einem anderen angelastet...
Vielleicht bist du auch einfach nicht für jedes Problem der beste Ansprechpartner. Wenn du also noch andere Stellen kennst, ermutige ihn, auch dort mal "anzuklopfen". Klinikseelsorger sind oft tolle Zuhörer und viele verzichten freiwillig aufs Missionieren, wenn man darum bittet.
Auch Leute vom Grünen Team, Sozialarbeiter, Betreuungskräfte, Physio- oder Ergotherapeuten oder andere, etwas weniger "Ausbildungsbezogene" können ihm vielleicht helfen, mal Dampf abzulassen und seine Gefühle neu zu sortieren...
Rede unbedingt offen mit ihm, zeige Respekt für seine Berufswahl und bisherige Leistung, aber sprich auch an, dass der Job nicht für jeden geeignet ist und es keine Schande ist, die eigene Entscheidung zu hinterfragen. Mach ihm klar, dass er selbst verantwortlich dafür ist, wie es für ihn weitergeht und du ihn dort unterstützen wirst, wo er dich braucht, dass du aber nicht fähig und auch nicht willens bist, jedes mögliche Problem zu beseitigen, bevor er darauf trifft.
Er ist ein fast erwachsener Mensch, der in Zukunft das Leben anderer in der Hand halten wird. Da sollte er auch in der Lage sein, sein eigenes zu meistern...