Das "E10-Problem" ist meiner Erfahrung nach ein deutsches Phänomen.
Selbstverständlich macht es für deinen Seat Ibiza null (spürbaren) Unterschied, ob du nun E5 oder E10 tankst, dein Geldbeutel wird das allerdings auf Dauer merken, denn E10 ist günstiger.
Manche dichten sich einen Mehrverbrauch bei E10 zurecht, weil der Energiegehalt etwas geringer ist als bei E5, aber meiner Erfahrung nach ist das eine akademische Diskussion. Aktuell kann ich das bei einem Mercedes S 500, einem Mercedes E 200 und einem Ford Kuga 1.5 beobachten. Kein erkennbarer Mehr- oder Minderverbrauch, gefühlt gleiche Leistung, dafür über das Jahr doch eine relevante Ersparnis an der Zapfsäule.
Super E5 und Super E10 haben beide 95 Oktan. Dieser Wert ist relevant v.a. für die Klopffestigkeit des Motors, was seit mindestens 25 Jahren kein Thema mehr ist, da die moderneren Motorsteuerungen Schwankungen bei der Benzinqualität wegregeln. Das frühere "Normalbenzin" mit 91 Oktan spürte man noch, die Motrorleistung war bei einigen Fahrzeugen merkbar geringer und Mercedes hatte z.B. bei meinem seligen 420 SE W126 noch einen Drehknopf im Motorraum verbaut, um den Wagen auf niederoktraniges Benzin einzustellen, aber diese Kraftstoffart gibt es hier seit 15 Jahren nicht mehr.
Manche Sportwagen benötigen laut Spezifikation des Herstellers 98 Oktan - Benzin. Dann laufen sie optimal. Dennoch funktionieren sie auch mit 95- oder 91- Oktan - Benzin. Nur eben mit etwas weniger Leistung. Kaputt geht nichts. Bei deinem Ibiza ist das irrelevant. Selbst bei meiner diesbzgl. empfindlichen Ducati (Sportmotorrad) ist der Unterschied marginal.
Das als "Premiumbenzin" bei Markentankstellen angebotene 102 Oktan - Benzin ohne Ethanolanteil ist für die normalerweise üblichen PKW vollkommen übertrieben. So etwas tankt man in sehr alte, vergleichsweise leistungsstarke Fahrzeuge die auch viel stehen. Denn lange Lagerung mag der alkoholhaltige Sprit nicht und die hohe Oktanzahl kitzelt schon noch das eine oder andere PS aus alten Sportmotoren heraus.
Nach 3-5 Jahren ist die Zündfähigkeit des E5/E10 schlechter. Aber solche Ferrari Testarossa, De Tomaso Pantera, Lamborghini Miura oder Alfa Rome 33 Stradale, wo das Einziehen neuer Benzinschläuche und die Überholung der Vergaser ggf. die Pest und das Abrufen hoher Motorleistungen ab und zu gängig ist, dürfte hier kaum jemand in der Garage stehen haben.
Meinen seligen 1979er Alfa Spider hatte ich bei der Teilüberholung mit einer neuen Benzinleitung ausgestattet und der Wagen fuhr dann bei mir 10 Jahre im sommerlichen Alltag problemlos mit allem an Sprit, was ich gerade vorgefunden hatte. STandzeiten von 5 Monaten über den Winter waren zudem völlig problemlos.
Richtig ist zwar generell, dass Ethanol (Alkohol) bei alten Fahrzeugen (wir sprechen hier von 25 Jahren und älter) die dafür nicht spezifiziert sind, Probleme bei benzinführenden Gummiteilen verursachen kann(!). Also bei Benzinleitungen, Vergasermembranen oder auch frühen Direkteinspitzsystemen (VW FSI, Mitsubishi DI). Hier hilft die Website des Herstellers oder die des ADAC.
Daher verzichte ich bei meinen alten Motorrädern auf E10, wobei sogar Ducati für die Modelle ab 2002 E10 freigibt.
Aber am Ende ist das für die 99,9% Alltagsfahrzeuzge die heute noch in Deutschland unterwegs sind, eine esotherische anstatt eine technische Frage.
In den USA ist der übliche Ethanolanteil im Benzin übrigens 10-15%, es gibt sogar E85 und das juckt dort niemanden. Die Fahrzeuge, die dort auch keine anderen Benzinleitungen bekommen, machen das locker mit. Selbst wenn ich in God´s own country einen feinen Ferrari 365 GTC Daytona Spider von 1971 für 5 Mio. Dollar fahren würde, hätte ich keine Wahl, ich müsste das Schmuckstück mit E10 betanken.
Daher eingangs mein Kommentar hinsichtlich des "deutschen Phänomens".