Ich kenne beide Modelle aus jahrelangem Eigentum.
Der W126 ist in meinen Augen das beste Alltagsfahrzeug, welches bislang auf dieser Welt hergestellt worden ist, dicht gefolgt vom Lexus LS 400.
Der W123 ist mechanisch noch einen Ticken einfacher und solider aufgebaut, fährt aber auch um Welten schlechter. Der Unterschied zwischen dem größten W123, dem 280 E, und dem kleinsten W126, dem 280 SE, mit dem gleichen Motor, ist gewaltig. Der 123 ist ein schwammiger Oldtimer, während der 126 ein heute noch ansatzweise wettbewerbsfähiges Top-Auto mit gutem Fahrwerk und guten Bremsen sowie brauchbar direkter Lenkung ist.
8-10k für den Kauf sind mehr als genug. Aber man muss stets Geld für Reparaturen in der Hinterhand haben und wirklich sehr, sehr viel pflegen, wenn die Autos im Winter gefahren werden sollen. Der W123 ist aus heutiger Sicht eine unsägliche Rostbeule, der 126 nach 40 Jahren auch nicht mehr in der Position, auf Jahre alles auszuhalten und eben auch oft schon ordentlich gebraucht.
Wenn ich wählen müsste, würde ich den auch im technischen Unterhalt etwas teureren W126 wählen. VorMopf 280 SE (das "E" ist wichtig, die ersten 280 Vergaser sind lahme Säufer) oder MoPf 300 SE. Reicht völlig aus. Die frühen V8, 380 und 500, sind relaitv leistungsarm und verbrauchsstark. Was man eigentlich will ist der 560, aber für dein Budget ist er nciht drin und der säuft auch. Der 420 wurde häufig verkauft, ihn kann man mit 10-14 L fahren. Die R6 sind mit 9-12 L fahrbar und laufen auch schön.
Unbedingt würde ich beim 126 auf Automatik achten. Die Handschalter von MB waren bis zum W203 in meinen Augen fürchterlich.
Beim 123 kann man sich diesen Luxus nicht unbedingt leisten. Bei diesen sucht man am besten nach einem 230E, der einigermaßen Leistung und einen tragbaren Verbrauch von 8-12 L hat. Die Diesel und die 200er sind grauenhaft. Das ist nur etwas für extrem gechillte Wenigfahrer.
Klimaanlagen findet man im 123 kaum und im 126 bereits relativ häufig. Oft funktionieren sie nicht, aber man kann sie reparieren lassen. Z.B. mal im Balkan-Urlaub, wo man sich mit den Kühlmitteln nicht so anstellt.
Das bessere Auto siegt vor der höheren Ausstattung und Motorisierung. Kaufen kann man so etwas nur in Begleitung einer Person, die sich wirklich richtig gut mit älteren Mercedes auskennt. Der Rost kann überall sitzen und das Objekt der Begierde muss an den neuralgischen Stellen genauestens untersucht werden.
Die Mechanik ist meist brauchbar. Beim W 126 muss man die Vorderradaufhängungen ansehen. Alles vorne überholen kostet schon 1.200 Euro unter Freunden.
Beim 123 ist das große Spiel in der Lenkung ein Thema. Man muss wissen, ab wann es ein Problem darstellt.
Stets ist auf Pflegezu- und Servicestand zu achten. Was seit 5 Jahren steht, muss überholt werden. Auch wenn der Verkäufer erzählt, mit der neuen Batterie würde der Wagen wieder wie neu laufen. Tut er vielleicht sogar, aber nach 300 Km ist dann die Benzinzufuhr dicht, die Bremse halt doch verschlissen und die alten reifen rumpeln wie bei Fred Feuerstein. Alles für sich kein großes Thema, aber zusammen dann halt doch wieder 4-stellig.
Was die H-Zulassung betrifft: Sie ist nicht für den Alltagsbetrieb gedacht. Meist ist ein zusätzliches Alltagsfahrzeuig von der Versicherung gewünscht. Erkundige dich vor dem Kauf genau. Vielleicht geht etwas über die Eltern. Wenn das nicht geht, ist ein W126 300 SE it Serienkat oder ein W123 230 E mit Wurm-Nachrüst-Kat eine gute Möglichkeit, trotzdem legal in die Umweltzonen fahren zu können.
Die Versicherung ist bei solchen Autos vergleichsweise günstig, die Steuer nicht. Insgesamt aber sicher kein riesen Thema.
Ein Oldtimer im Alltag ist immer ein Quell der Bastelfreude. Das muss man wissen. Wie ein neuer Hyundai läuft so etwas nur nach einer Totalrestaurierung oder aus dem Alltagsbetrrieb eines Liebhabers, der immer alles sofort hat machen lassen.
Ich fuhr 8 Jahre und 400.000 Km lang einen W126 560 SE(!) im Alltag. Als das in den 90ern noch günstig war. Trotzdem würde ich heute derart hohe KfZ-Kosten niemals wieder haben wollen. Ich fahre einen E 200 Cabrio A207, der zwar eine Steuerkettenschwäche hat, zu mir aber mit einem relativ neuen Motor kam. Das Auto läuft mit 7-9 L sehr sparsam, hat mit seinen 184 PS und der 5-G Automatik noch das klassische Benz-Gefühl, rennt aber wie ein 420 SE W126. Als Limousine (W212) gibt es so etwas, teils auch mit AT-Motor, für deutlich unter 10k in wirklich ordentlichem Zustand und man fährt ein modernes und im Unterhalt tragbares Auto.
Für dein Budget gibt es auch gute W204 (C-Klasse) mit Kompressor-Benziner. Die sind solide, laufen klasse und haben auch noch das "Benz-Feeling", während sie aber ein top-Fahrwerk haben und sicher sind.
Würde ich mir sehr gut überlegen. Denn wenn es kracht, ist ein W123 Mist und auch ein W126 ist einem W204 heillos unterlegen. Selbst wenn sich für das genannte Budget ein guter 300 SE mit Airbag(s) finden sollte, sind das maximal 2.
ich liebe die alten Benze und denke gerade über die Anschaffung eines 230 S "Heckflosse" nach. Wunderschön. Aber für den Alltag mit der Familie? Never.