Meinung des Tages: Briefwahl gewinnt an Beliebtheit - wählt auch Ihr per Briefwahl?

Ja, ich nutze die Möglichkeit der Briefwahl, da … 46%
Nein, ich wähle nicht per Brief, weil … 45%
Andere Meinung, und zwar … 9%

452 Stimmen

142 Antworten

Nutzt Ihr die Möglichkeit der Briefwahl?

Nein. Die paar Meter zum Wahllokal kann ich auch laufen.

Werdet Ihr in diesem Jahr an der Bundestagswahl teilnehmen?

Voraussichtlich schon, ja.

Wie zufrieden seid Ihr mit dem System sowie dem Ablauf von Wahlen in Deutschland?

Nicht sonderlich. Im Grunde hat man ein sehr geringes Stimmrecht um Parteien zu wählen, die nur sehr grobe Programme haben, an die sie sich gar nicht halten.

Heißt, de facto hat man keinerlei Einfluss auf irgendwelche staatlichen Entscheidungen.

Und selbst kandidieren funkzioniert auch nicht, denn innerhalb größerer Parteien hat man nur eine Chance wenn man seine Prinzipien verrät und kleinere Parteien weren nicht gewählt, auch da sie massivst benachteiligt werden durch die Gesetzmäßigkeiten aber auch durch diverse Medien.


Furo0815  17.01.2025, 15:18

Das beste ist ja dann noch die Koalitionsbildung. Du als Wähler darfst nur eine Stimme einer Partei geben, kannst aber weder entscheiden welcher Bundeskanzler gestellt wird noch kannst du entscheiden wie die Parteien sich selbst am Ende für die Regierungsbildung zusammenschließen um einer anderen Patei selbst wenn diese Mehr Stimmen als die einzelnen kleineren bekommen hat, aus der Regierungskoalition auszuschließen. Das noch Demokratie zu nennen ist schon ein bisschen ein Witz. Da hat unser Land schon echt ein bescheidenes System.

Destranix  17.01.2025, 15:39
@Furo0815

Das mit dem Bundeskanzler wollte ich auch noch rein bringen, aber im Endeffekt ist diese Indirektion auch egal, da man schon davor keinerlei Einfluss hat.

Koalitionen sind nicht etwa durch sich schlecht, sondern dadurch, dass sie als Ausrede genutzt werden um Versprechen noch weiter aufzuweichen.

Das de facto noch zusätzlich zum sowieso geringen Wert noch alle Stimmen von nicht-regierenden Parteien verfallen, da man schon aus prinzip gegen ihre Vorschläge stimmt, macht die Sache aber umso schlimmer, da hast du recht.

Und nein, eine wirkliche Demokratie haben wir nicht. Es sei zwar zugestanden, dass es schwer ist, eine funktionierende gute Demokratie zu etablieren und aufrecht zu erhalten, aber man könnte sich dem dennoch deutlich annähern aus dem aktuellem System heraus.

Furo0815  17.01.2025, 15:59
@Destranix

Koalitionen sind dadurch schlecht dass sich die immer gleichen Parteien zusammenschließen. Du hast die handvoll Parteien die immer miteinander eine Koalition schließen wo höchstens mal eine Partei durchwechselt die dann halt in der nächsten Koalition wieder drinnen ist, völlig egal wie die Wahlen ausgehen und damit am Ende immer die gleichen in der Regierung die immer das gleiche machen, der Bundeskanzler immer von den gleichen Parteien kommt und sich nie was ändert. Das ist das Problem des deutschen Wahlsystems.

Von den USA Wahlen kannst du halten was du willst und auch davon wer kandidiert oder gewinnt aber zumindest gibt es da echte Einflüsse und Änderungen. Da gibt es starke Änderungen und Unterschiede ob jetzt dieses mal die Demokraten oder Republikaner gewinnen. Hast du in Deutschland nicht, in Deutschland regieren immer die gleichen und es praktisch völlig egal was gewählt wird, da die sich ja sowieso immer untereinander alles ausmachen.

Destranix  17.01.2025, 16:05
@Furo0815
Koalitionen sind dadurch schlecht dass sich die immer gleichen Parteien zusammenschließen. Du hast die handvoll Parteien die immer miteinander eine Koalition schließen

Das Problem dabei ist nicht die Kolatition, sondern, dass überhaupt nur große Parteien ins Parlament kommen mit ausreichend Stimmen.

Also es stimmt schon, dass es ohne Koalition wohl zu mehr Diskurs und Diversität käme, aber das Hauptproblem sehe ich dabei nicht in der Koalition selber, denn Bündnise jeglicher Art könnte man eher schlecht ausschließen, zumal man mit Parteien und Fraktionen schon welche hat.

Von den USA Wahlen kannst du halten was du willst und auch davon wer kandidiert oder gewinnt aber zumindest gibt es da echte Einflüsse und Änderungen

Äh...Nö!

Das ist bei weitem schlimmer. Die haben nicht einmal wirklich verschiedene Parteien, eine Stimme ist noch weniger wert, zudem nicht gleich viel und wer tatsächlich ins Parlament kommt ist genauso innerparteiliche Politik, insgesamt das ganze aber mit noch mehr käuflichem Einfluss als in DE schon.

USA ist, im Vergleich zu Deutschland, in fast jedem rechtlichem Punkt schlimmer. Was auch am Design deren Rechtssystems liegt, dauert aber, bis man das ändern könnte, versucht aber offenbar nicht mal jemand.

huland  19.01.2025, 08:24
@Destranix

Es ist ja sogar noch fragwürdiger, dass bei vielen "demokratischen" Parteien deren Spitzenkandidaten im Geheimen in Hinterzimmern ausgehandelt werden. Dort wird bestimmt wer das wird. Aber wer das dort bestimmt ist (mir) unbekannt.

Im normalen Leben gilt üblicherweise: Wer bezahlt, der bestimmt.... *hust*

Destranix  19.01.2025, 08:29
@huland

Ja, genau, die innerparteilichen Strukturen sind noch undemokratischer. Absolut intollerabel eigentlich, wenn man sich "Demokratie" nennen möchte und auf Parteien setzt.

Thunder4609  19.01.2025, 17:11
@Furo0815
Koalitionen sind dadurch schlecht dass sich die immer gleichen Parteien zusammenschließen. Du hast die handvoll Parteien die immer miteinander eine Koalition schließen wo höchstens mal eine Partei durchwechselt die dann halt in der nächsten Koalition wieder drinnen ist, völlig egal wie die Wahlen ausgehen und damit am Ende immer die gleichen in der Regierung die immer das gleiche machen, der Bundeskanzler immer von den gleichen Parteien kommt und sich nie was ändert. Das ist das Problem des deutschen Wahlsystems.

das ist jedoch nicht das problem unserer Demokratie oder unseres Wahlsystems, sondern der Parteien

rein Hypothetisch könnten.

CDU/CSU mit AFD

CDU/CSU mit BSW, mit SPD

CDU/CSU mit BSW, mit Grünen

CDU/CSU, mit BSW, mit FDP, mit Linken (sofern die entweder 5% oder min 3 Direktmandate bekommen)

SPD mit AFD

SPD mit BSW, mit FDP, mit Linken (sofern die entweder 5% oder min 3 Direktmandate bekommen)

AFD mit BSW

AFD mit Grünen

sofern diese dann recherche Regierungsmehrheiten hätten

eine Koalition bilden

das Problem ist aber, es ist ihnen egal was die Wähler wollen

huland  19.01.2025, 18:38
@Destranix

In den Hinterzimmern könnten reiche Leute bestimmen was gemacht wird und wer welchen Posten bekommt, oder Vertreter von anderen Ländern.... Für VTs sind dadurch Tür und Tor geöffnet leider.

....

Alter Schwede, ich habe ChatGPT mal folgendes gefragt "Wie wird der Kanzlerkandidat der SPD bestimmt?" und "Wie wird der Kanzlerkandidat der AfD bestimmt?"..... Erschreckend was diese KI da über die Altparteien behauptet.

gutefrage 
Beitragsersteller
 17.01.2025, 11:25

Vielen Dank für Deinen Beitrag.

Ef33e  17.01.2025, 14:15

Klimaschutz

Nein, ich wähle nicht per Brief, weil …

... ich die Briefwahl zwar grundsätzlich für sicher halte, aber meine Stimme lieber mit eigenen Augen in einer verplombten Wahlurne verschwinden sehe. Außerdem gehört das an einem Wahlsonntag irgendwie dazu, persönlich im Wahllokal aufzulaufen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Kleingärtner mit Leib und Seele

gutefrage 
Beitragsersteller
 17.01.2025, 11:40

Das stimmt. Für viele hat das durchaus Tradition. Herzlichen Dank für den Beitrag.

Nein, ich wähle nicht per Brief, weil …

Ich gehe ins Wahllokal und nutze keine Briefwahl. Ich bin kein Nichtwähler und habe seit 1994 keine Wahl versäumt.

Von Briefwahl halte ich nichts und ich finde schlecht, dass immer mehr Menschen aus Bequemlichkeit Briefwahl nutzen. Zunächst einmal dauert es länger, bis die Briefwahl-Stimmen ausgezählt sind. Diese Stimmen fehlen beim Ergebnis am Wahlabend. Dann sehe ich bei der Briefwahl ein höheres Manipulationsrisiko. Man kann nicht sicher sein, ob eine freie und geheime Wahl gegeben war, oder ob im Altersheim nicht der liebe Onkel von der CDU die Unterlagen ausgefüllt hat, oder zuhause der gestrenge Vater oder Ehemann überwacht was da eingetütet und verschickt wird.

https://www.bundestag.de/parlament/bundestagswahl/wahlrechtsgrundsaetze-1021218

Ich habe bereits zweimal sehr skurrile Möglichkeiten in Anspruch genommen um zu wählen. Das Einfachere zuerst:

  • Wenn man einen oder zwei Tage vor einer Wahl erfährt, dass man verreisen muss kann man zum Wahlamt seiner Stadt gehen und dort vorzeitig wählen. Die haben immer eine Wahlkabine in einem Zimmer dort. Die Stimme wird zu den Briefwahl-Stimmen gerechnet. Habe ich einmal in Anspruch genommen bei der vorvorletzten Bundestagswahl.

Und hier die kompliziertere Möglichkeit:

  • Wenn man umgezogen ist von einem Bundesland in ein anderes Bundesland und noch keine drei Monate dort gemeldet ist darf man eigentlich nicht an einer Landtagswahl teilnehmen. Man kann allerdings zum Wahlamt, in Berlin damals 1999 Bezirksamt gehen und eine eidesstattliche Versicherung unterschreiben in der man erklärt dort schon vor der offiziellen Anmeldung des Erstwohnsitzes seinen Lebensmittelpunkt gehabt zu haben. Nach der Unterschrift dieser eidesstattlichen Versicherung werden einem dann ebenfalls die Wahlunterlagen ausgehändigt und auch dort gab es im Nebenzimmer eine Wahlkabine vor dem eigentlichen Wahltermin.

So habe ich einen Monat nach meinem Umzug nach Berlin dort den Senat mitgewählt, was rechtlich eigentlich nicht vorgesehen ist. Aber ich habe mir gedacht es ist doch ungerecht, wenn ein Mensch zu ungünstigen Zeitpunkten von Bundesland zu Bundesland umzieht, darf er da nicht die Landesregierung mitwählen. Oben steht wie das, mit Trick 17, eben doch gehen kann.

Mit dem Wahlsystem in Deutschland bin ich im Großen und im Ganzen zufrieden, auch wenn ich finde dass es sich lohnt über diesen Vorschlag nachzudenken:

https://www.gutefrage.net/umfrage/wahlsystem-in-deutschland-aendern-nur-noch-verhaeltniswahl

P.S. Anekdote bei der letzten Bundestagswahl in meinem Wahllokal. Ich musste in der Schlange stehen. Vor mir ein indisch- oder pakistanischstämmiger Kioskbetreiber aus meinem Viertel mit seiner Tochter auf den Schultern - sicherlich kein schlechter Mensch, aber diesem Neubürger musste man bezüglich Demokratie in Deutschland noch etwas erklären. Seine kleine Tochter hatte er zwar dabei - nicht aber seine Ehefrau, dafür deren Pass und deren Wahlbenachrichtigung und er wollte gleich für sie mitwählen. Die Wahlhelfer haben ihm dann erklärt, dass seine Frau schon persönlich herkommen muss. Ich habe das mitbekommen, weil er gleich vor mir dran war. Ich musste schmunzeln.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

VitaminaC  17.01.2025, 12:30

Für chronisch Kranke, die das Haus kaum verlassen können und Probleme damit haben länger in der Warteschlange zu stehen, weil das zu sehr auf den Kreislauf geht oder Muskelschmerzen verursacht, ist die Briefwahl eine hervorragende Möglichkeit von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

vanOoijen  17.01.2025, 12:49
@VitaminaC

Es sollte aber die Ausnahme bleiben und nicht aus Bequemlichkeit genutzt werden.

VitaminaC  17.01.2025, 12:59
@vanOoijen

Das sehe ich anders. Entscheidend ist für mich, dass man überhaupt wählt. Und sei es auch nur aus dem einzigen Grund, um die AfD anteilig zu schwächen, indem man irgendeine andere Partei wählt.

Außerdem könnten Wahlzettel auch im Wahllokal manipuliert werden, oder verwinden.

vanOoijen  17.01.2025, 13:23
@VitaminaC

Natürlich ist Briefwahl besser als gar nicht zu wählen.

Aber mich stört, dass aus Faulheit immer mehr Menschen diese Möglichkeit nutzen. Es sollte eine Ausnahme bleiben.

VitaminaC  17.01.2025, 13:24
@vanOoijen

Menschen mit gesundheitlichen Problemen (körperlich oder psychisch) wird oft zu unrecht Faulheit unterstellt.

Darkrider280  17.01.2025, 13:34
@vanOoijen

Was ist daran so störend? Es ist doch jedem selbst überlassen und das Wichtigste , dass die Leute überhaupt wählen . Faulheit ist doch in ganz anderen Bereichen viel schlimmer.

vanOoijen  17.01.2025, 14:02
@VitaminaC

Das erklärt nicht die immer weiter steigende Anzahl Briefwähler. Es ist eher erklärbar mit einer Gewöhnung bezüglich Onlineshopping, Lieferando, Wolt etc.

Baroque  17.01.2025, 20:24

Herrlich, wie hier gleich Faulheit unterstellt wird. Die Briefwähler, die ich kenne, sind alle derart vielseitig interessierte Menschen, dass sie mehrere Ehrenämter haben und jede freie Minute für Kunst/Kultur/Soziales/Sport/... unterwegs sind und entsprechend auch an Sonntagen mal komplett nicht da sind.

Die Briefwahl gibt auch die Möglichkeit, wenn eine Person auf dem Stimmzettel aufscheint, die man nicht kennt, zu recherchieren, wer das ist, was die Person bisher unterstützt hat, welche Kenntnisse die Person hat, ... und dann über die Wahl zu entscheiden. Sehe ich den Stimmzettel nur in einer Kabine, muss ich eine Entscheidung über lauter völlig Fremde treffen. An meinem Wohnort kenne ich z. B. sehr wenige Menschen, denn ich bin werktags von 7 bis 17 am Arbeitsort, danach an einem nochmal anderen Ort für ehrenamliche Tätigkeiten, wochenends in Sachen Ehrenamt in der Regel unterwegs und wenn da mal Zeit bleibt, ganz einfach zuhause.

Warum dauert die Stimmauszählung bei der Briefwahl länger? Weil man beim Einteilen übersehen hat, dass es vielleicht mehr Briefwahlteams geben sollte als Wahllokalteams? Wenn ein Wahlleiter nicht geschickt besetzt ist, kann das schon mal passieren.

gutefrage 
Beitragsersteller
 17.01.2025, 12:13

Herzlichen Dank für die ausführliche Antwort.

Nein, ich wähle nicht per Brief, weil …

Das Wahllokal ist kaum 5 Fußminuten von uns entfernt und das kann man dann prima mit dem sonntagsspaziergang verbinden. Da wäre der Aufwand per Briefwahl für uns fast schon höher.

Nein, ich wähle nicht per Brief, weil …
Nutzt Ihr die Möglichkeit der Briefwahl?

Nein. Mein Wahlraum ist 50m entfernt und es sind sowieso kaum Wähler zur gleichen Zeit dort. Ich spare also Zeit und einen Gang.

Welche Vor- und Nachteile haben Briefwahl oder Urnengang für Euch?

Ich weiß sowieso, was ich wähle. Daran ändert sich nichts, wenn ich 2 Tage den Wahlzettel auf meinem Tisch liegen habe.

Bei der Briefwahl muss ich aber beachten, in welcher Reihenfolge welcher Umschlag wo rein kommt und muss ja dann noch zum Briefkasten, der weiter weg ist, als mein Wahlraum. Und ich muss sogar zwei mal zum Briefkasten, da ich die Wahlunterlagen zuerst noch anfordern muss.

Mit dem Urnengang spare ich mir also sogar noch einen Weg.

Werdet Ihr in diesem Jahr an der Bundestagswahl teilnehmen?

Selbstverständlich. Meine Stimme ist wichtig und gewinnt an Gewichtung mit jedem, der diese Frage mit "Nein" beantwortet. (Danke dafür an alle Nichtwähler...)

Wie zufrieden seid Ihr mit dem System sowie dem Ablauf von Wahlen in Deutschland?

Absolut perfekt und richtig. (Und dass es in Berlin damals Probleme gab ist nicht wirklich überraschend, weil ... Berlin ...)


gutefrage 
Beitragsersteller
 17.01.2025, 11:23

Danke für die ausführliche Antwort.