Meinung des Tages: Briefwahl gewinnt an Beliebtheit - wählt auch Ihr per Briefwahl?
Am 23. Februar findet die vorgezogene Bundestagswahl statt. Für viele Deutsche hat sich die Briefwahl zu einer beliebten Wahloption entwickelt. Doch in diesem Jahr bringt die (Brief-)Wahl so manche Hürde mit sich …
Briefwahl gewinnt an Beliebtheit
Bereits seit der Bundestagswahl 1957 gibt es in Deutschland die Möglichkeit, bei Wahlen per Brief abzustimmen. Wer früher jedoch per Brief wählen wollte, musste hierfür plausible Gründe vorlegen. Das ist seit 2009 allerdings anders, da der Gesetzgeber die Regelung ein Jahr zuvor gestrichen hat.
Spätestens seit der Corona-Pandemie stieg die Anzahl der Briefwähler sukzessive an. Bei der letzten Bundestagswahl 2021 betrug der Anteil an Briefwählern 47,3 % und erreichte einen neuen Höchststand.
Enger Zeitplan erschwert die Briefwahl
Obgleich die Briefwahl hierzulande immer beliebter wird, könnte sie bei der diesjährigen Bundestagswahl jedoch für Probleme sorgen: Durch die relativ kurze Frist der Wahl stehen die Organisatoren vor großen Herausforderungen. Insbesondere Briefwähler müssen ihre Unterlagen wesentlich früher beantragen, ausfüllen und wieder versenden. Zahlreiche Städte in NRW raten daher in diesem Jahr von der Briefwahl ab.
Im Ausland lebende Deutsche stehen mit Blick auf die geltenden Fristen vor noch größerem Zeitdruck.
Per Brief oder doch persönlich wählen gehen?
Die Briefwahl ist für viele bequemer und weniger zeitaufwendig. Obwohl i. d. R. genügend Wahllokale geöffnet sind, ist am Wahltag häufig mit etwas Wartezeit zu rechnen. Für manche erübrigt sich die persönliche Wahl nicht selten, wenn das Wetter nicht passt oder die Faulheit überwiegt.
Ganz unkritisch wird auch die Briefwahl nicht gesehen; so sehen Experten bei der Briefwahl das Problem, dass eine allgemeine, unmittelbare, freie, gleiche und geheime Wahl nicht immer gegeben sein könnte. Zudem kann sich die politische Meinung bei zu früher Abgabe des Stimmzettels ggf. bis zum Wahltermin noch einmal ändern.
Unsere Fragen an Euch:
- Nutzt Ihr die Möglichkeit der Briefwahl?
- Welche Vor- und Nachteile haben Briefwahl oder Urnengang für Euch?
- Werdet Ihr in diesem Jahr an der Bundestagswahl teilnehmen?
- Wie zufrieden seid Ihr mit dem System sowie dem Ablauf von Wahlen in Deutschland?
Wir freuen uns auf Eure Antworten und hoffen, dass Ihr alle von Eurem Wahlrecht Gebrauch machen werdet. 😀📧🚶♀️
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
452 Stimmen
142 Antworten
Nutzt Ihr die Möglichkeit der Briefwahl?
Nein. Die paar Meter zum Wahllokal kann ich auch laufen.
Werdet Ihr in diesem Jahr an der Bundestagswahl teilnehmen?
Voraussichtlich schon, ja.
Wie zufrieden seid Ihr mit dem System sowie dem Ablauf von Wahlen in Deutschland?
Nicht sonderlich. Im Grunde hat man ein sehr geringes Stimmrecht um Parteien zu wählen, die nur sehr grobe Programme haben, an die sie sich gar nicht halten.
Heißt, de facto hat man keinerlei Einfluss auf irgendwelche staatlichen Entscheidungen.
Und selbst kandidieren funkzioniert auch nicht, denn innerhalb größerer Parteien hat man nur eine Chance wenn man seine Prinzipien verrät und kleinere Parteien weren nicht gewählt, auch da sie massivst benachteiligt werden durch die Gesetzmäßigkeiten aber auch durch diverse Medien.
Das mit dem Bundeskanzler wollte ich auch noch rein bringen, aber im Endeffekt ist diese Indirektion auch egal, da man schon davor keinerlei Einfluss hat.
Koalitionen sind nicht etwa durch sich schlecht, sondern dadurch, dass sie als Ausrede genutzt werden um Versprechen noch weiter aufzuweichen.
Das de facto noch zusätzlich zum sowieso geringen Wert noch alle Stimmen von nicht-regierenden Parteien verfallen, da man schon aus prinzip gegen ihre Vorschläge stimmt, macht die Sache aber umso schlimmer, da hast du recht.
Und nein, eine wirkliche Demokratie haben wir nicht. Es sei zwar zugestanden, dass es schwer ist, eine funktionierende gute Demokratie zu etablieren und aufrecht zu erhalten, aber man könnte sich dem dennoch deutlich annähern aus dem aktuellem System heraus.
Koalitionen sind dadurch schlecht dass sich die immer gleichen Parteien zusammenschließen. Du hast die handvoll Parteien die immer miteinander eine Koalition schließen wo höchstens mal eine Partei durchwechselt die dann halt in der nächsten Koalition wieder drinnen ist, völlig egal wie die Wahlen ausgehen und damit am Ende immer die gleichen in der Regierung die immer das gleiche machen, der Bundeskanzler immer von den gleichen Parteien kommt und sich nie was ändert. Das ist das Problem des deutschen Wahlsystems.
Von den USA Wahlen kannst du halten was du willst und auch davon wer kandidiert oder gewinnt aber zumindest gibt es da echte Einflüsse und Änderungen. Da gibt es starke Änderungen und Unterschiede ob jetzt dieses mal die Demokraten oder Republikaner gewinnen. Hast du in Deutschland nicht, in Deutschland regieren immer die gleichen und es praktisch völlig egal was gewählt wird, da die sich ja sowieso immer untereinander alles ausmachen.
Koalitionen sind dadurch schlecht dass sich die immer gleichen Parteien zusammenschließen. Du hast die handvoll Parteien die immer miteinander eine Koalition schließen
Das Problem dabei ist nicht die Kolatition, sondern, dass überhaupt nur große Parteien ins Parlament kommen mit ausreichend Stimmen.
Also es stimmt schon, dass es ohne Koalition wohl zu mehr Diskurs und Diversität käme, aber das Hauptproblem sehe ich dabei nicht in der Koalition selber, denn Bündnise jeglicher Art könnte man eher schlecht ausschließen, zumal man mit Parteien und Fraktionen schon welche hat.
Von den USA Wahlen kannst du halten was du willst und auch davon wer kandidiert oder gewinnt aber zumindest gibt es da echte Einflüsse und Änderungen
Äh...Nö!
Das ist bei weitem schlimmer. Die haben nicht einmal wirklich verschiedene Parteien, eine Stimme ist noch weniger wert, zudem nicht gleich viel und wer tatsächlich ins Parlament kommt ist genauso innerparteiliche Politik, insgesamt das ganze aber mit noch mehr käuflichem Einfluss als in DE schon.
USA ist, im Vergleich zu Deutschland, in fast jedem rechtlichem Punkt schlimmer. Was auch am Design deren Rechtssystems liegt, dauert aber, bis man das ändern könnte, versucht aber offenbar nicht mal jemand.
Es ist ja sogar noch fragwürdiger, dass bei vielen "demokratischen" Parteien deren Spitzenkandidaten im Geheimen in Hinterzimmern ausgehandelt werden. Dort wird bestimmt wer das wird. Aber wer das dort bestimmt ist (mir) unbekannt.
Im normalen Leben gilt üblicherweise: Wer bezahlt, der bestimmt.... *hust*
Koalitionen sind dadurch schlecht dass sich die immer gleichen Parteien zusammenschließen. Du hast die handvoll Parteien die immer miteinander eine Koalition schließen wo höchstens mal eine Partei durchwechselt die dann halt in der nächsten Koalition wieder drinnen ist, völlig egal wie die Wahlen ausgehen und damit am Ende immer die gleichen in der Regierung die immer das gleiche machen, der Bundeskanzler immer von den gleichen Parteien kommt und sich nie was ändert. Das ist das Problem des deutschen Wahlsystems.
das ist jedoch nicht das problem unserer Demokratie oder unseres Wahlsystems, sondern der Parteien
rein Hypothetisch könnten.
CDU/CSU mit AFD
CDU/CSU mit BSW, mit SPD
CDU/CSU mit BSW, mit Grünen
CDU/CSU, mit BSW, mit FDP, mit Linken (sofern die entweder 5% oder min 3 Direktmandate bekommen)
SPD mit AFD
SPD mit BSW, mit FDP, mit Linken (sofern die entweder 5% oder min 3 Direktmandate bekommen)
AFD mit BSW
AFD mit Grünen
sofern diese dann recherche Regierungsmehrheiten hätten
eine Koalition bilden
das Problem ist aber, es ist ihnen egal was die Wähler wollen
In den Hinterzimmern könnten reiche Leute bestimmen was gemacht wird und wer welchen Posten bekommt, oder Vertreter von anderen Ländern.... Für VTs sind dadurch Tür und Tor geöffnet leider.
....
Alter Schwede, ich habe ChatGPT mal folgendes gefragt "Wie wird der Kanzlerkandidat der SPD bestimmt?" und "Wie wird der Kanzlerkandidat der AfD bestimmt?"..... Erschreckend was diese KI da über die Altparteien behauptet.
... ich die Briefwahl zwar grundsätzlich für sicher halte, aber meine Stimme lieber mit eigenen Augen in einer verplombten Wahlurne verschwinden sehe. Außerdem gehört das an einem Wahlsonntag irgendwie dazu, persönlich im Wahllokal aufzulaufen.
Das stimmt. Für viele hat das durchaus Tradition. Herzlichen Dank für den Beitrag.
Ich gehe ins Wahllokal und nutze keine Briefwahl. Ich bin kein Nichtwähler und habe seit 1994 keine Wahl versäumt.
Von Briefwahl halte ich nichts und ich finde schlecht, dass immer mehr Menschen aus Bequemlichkeit Briefwahl nutzen. Zunächst einmal dauert es länger, bis die Briefwahl-Stimmen ausgezählt sind. Diese Stimmen fehlen beim Ergebnis am Wahlabend. Dann sehe ich bei der Briefwahl ein höheres Manipulationsrisiko. Man kann nicht sicher sein, ob eine freie und geheime Wahl gegeben war, oder ob im Altersheim nicht der liebe Onkel von der CDU die Unterlagen ausgefüllt hat, oder zuhause der gestrenge Vater oder Ehemann überwacht was da eingetütet und verschickt wird.
https://www.bundestag.de/parlament/bundestagswahl/wahlrechtsgrundsaetze-1021218
Ich habe bereits zweimal sehr skurrile Möglichkeiten in Anspruch genommen um zu wählen. Das Einfachere zuerst:
- Wenn man einen oder zwei Tage vor einer Wahl erfährt, dass man verreisen muss kann man zum Wahlamt seiner Stadt gehen und dort vorzeitig wählen. Die haben immer eine Wahlkabine in einem Zimmer dort. Die Stimme wird zu den Briefwahl-Stimmen gerechnet. Habe ich einmal in Anspruch genommen bei der vorvorletzten Bundestagswahl.
Und hier die kompliziertere Möglichkeit:
- Wenn man umgezogen ist von einem Bundesland in ein anderes Bundesland und noch keine drei Monate dort gemeldet ist darf man eigentlich nicht an einer Landtagswahl teilnehmen. Man kann allerdings zum Wahlamt, in Berlin damals 1999 Bezirksamt gehen und eine eidesstattliche Versicherung unterschreiben in der man erklärt dort schon vor der offiziellen Anmeldung des Erstwohnsitzes seinen Lebensmittelpunkt gehabt zu haben. Nach der Unterschrift dieser eidesstattlichen Versicherung werden einem dann ebenfalls die Wahlunterlagen ausgehändigt und auch dort gab es im Nebenzimmer eine Wahlkabine vor dem eigentlichen Wahltermin.
So habe ich einen Monat nach meinem Umzug nach Berlin dort den Senat mitgewählt, was rechtlich eigentlich nicht vorgesehen ist. Aber ich habe mir gedacht es ist doch ungerecht, wenn ein Mensch zu ungünstigen Zeitpunkten von Bundesland zu Bundesland umzieht, darf er da nicht die Landesregierung mitwählen. Oben steht wie das, mit Trick 17, eben doch gehen kann.
Mit dem Wahlsystem in Deutschland bin ich im Großen und im Ganzen zufrieden, auch wenn ich finde dass es sich lohnt über diesen Vorschlag nachzudenken:
https://www.gutefrage.net/umfrage/wahlsystem-in-deutschland-aendern-nur-noch-verhaeltniswahl
P.S. Anekdote bei der letzten Bundestagswahl in meinem Wahllokal. Ich musste in der Schlange stehen. Vor mir ein indisch- oder pakistanischstämmiger Kioskbetreiber aus meinem Viertel mit seiner Tochter auf den Schultern - sicherlich kein schlechter Mensch, aber diesem Neubürger musste man bezüglich Demokratie in Deutschland noch etwas erklären. Seine kleine Tochter hatte er zwar dabei - nicht aber seine Ehefrau, dafür deren Pass und deren Wahlbenachrichtigung und er wollte gleich für sie mitwählen. Die Wahlhelfer haben ihm dann erklärt, dass seine Frau schon persönlich herkommen muss. Ich habe das mitbekommen, weil er gleich vor mir dran war. Ich musste schmunzeln.
Für chronisch Kranke, die das Haus kaum verlassen können und Probleme damit haben länger in der Warteschlange zu stehen, weil das zu sehr auf den Kreislauf geht oder Muskelschmerzen verursacht, ist die Briefwahl eine hervorragende Möglichkeit von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Es sollte aber die Ausnahme bleiben und nicht aus Bequemlichkeit genutzt werden.
Das sehe ich anders. Entscheidend ist für mich, dass man überhaupt wählt. Und sei es auch nur aus dem einzigen Grund, um die AfD anteilig zu schwächen, indem man irgendeine andere Partei wählt.
Außerdem könnten Wahlzettel auch im Wahllokal manipuliert werden, oder verwinden.
Natürlich ist Briefwahl besser als gar nicht zu wählen.
Aber mich stört, dass aus Faulheit immer mehr Menschen diese Möglichkeit nutzen. Es sollte eine Ausnahme bleiben.
Menschen mit gesundheitlichen Problemen (körperlich oder psychisch) wird oft zu unrecht Faulheit unterstellt.
Was ist daran so störend? Es ist doch jedem selbst überlassen und das Wichtigste , dass die Leute überhaupt wählen . Faulheit ist doch in ganz anderen Bereichen viel schlimmer.
Was ich daran suboptimal finde steht alles in meiner Antwort.
Das erklärt nicht die immer weiter steigende Anzahl Briefwähler. Es ist eher erklärbar mit einer Gewöhnung bezüglich Onlineshopping, Lieferando, Wolt etc.
Herrlich, wie hier gleich Faulheit unterstellt wird. Die Briefwähler, die ich kenne, sind alle derart vielseitig interessierte Menschen, dass sie mehrere Ehrenämter haben und jede freie Minute für Kunst/Kultur/Soziales/Sport/... unterwegs sind und entsprechend auch an Sonntagen mal komplett nicht da sind.
Die Briefwahl gibt auch die Möglichkeit, wenn eine Person auf dem Stimmzettel aufscheint, die man nicht kennt, zu recherchieren, wer das ist, was die Person bisher unterstützt hat, welche Kenntnisse die Person hat, ... und dann über die Wahl zu entscheiden. Sehe ich den Stimmzettel nur in einer Kabine, muss ich eine Entscheidung über lauter völlig Fremde treffen. An meinem Wohnort kenne ich z. B. sehr wenige Menschen, denn ich bin werktags von 7 bis 17 am Arbeitsort, danach an einem nochmal anderen Ort für ehrenamliche Tätigkeiten, wochenends in Sachen Ehrenamt in der Regel unterwegs und wenn da mal Zeit bleibt, ganz einfach zuhause.
Warum dauert die Stimmauszählung bei der Briefwahl länger? Weil man beim Einteilen übersehen hat, dass es vielleicht mehr Briefwahlteams geben sollte als Wahllokalteams? Wenn ein Wahlleiter nicht geschickt besetzt ist, kann das schon mal passieren.
Das Wahllokal ist kaum 5 Fußminuten von uns entfernt und das kann man dann prima mit dem sonntagsspaziergang verbinden. Da wäre der Aufwand per Briefwahl für uns fast schon höher.
Nutzt Ihr die Möglichkeit der Briefwahl?
Nein. Mein Wahlraum ist 50m entfernt und es sind sowieso kaum Wähler zur gleichen Zeit dort. Ich spare also Zeit und einen Gang.
Welche Vor- und Nachteile haben Briefwahl oder Urnengang für Euch?
Ich weiß sowieso, was ich wähle. Daran ändert sich nichts, wenn ich 2 Tage den Wahlzettel auf meinem Tisch liegen habe.
Bei der Briefwahl muss ich aber beachten, in welcher Reihenfolge welcher Umschlag wo rein kommt und muss ja dann noch zum Briefkasten, der weiter weg ist, als mein Wahlraum. Und ich muss sogar zwei mal zum Briefkasten, da ich die Wahlunterlagen zuerst noch anfordern muss.
Mit dem Urnengang spare ich mir also sogar noch einen Weg.
Werdet Ihr in diesem Jahr an der Bundestagswahl teilnehmen?
Selbstverständlich. Meine Stimme ist wichtig und gewinnt an Gewichtung mit jedem, der diese Frage mit "Nein" beantwortet. (Danke dafür an alle Nichtwähler...)
Wie zufrieden seid Ihr mit dem System sowie dem Ablauf von Wahlen in Deutschland?
Absolut perfekt und richtig. (Und dass es in Berlin damals Probleme gab ist nicht wirklich überraschend, weil ... Berlin ...)
Das beste ist ja dann noch die Koalitionsbildung. Du als Wähler darfst nur eine Stimme einer Partei geben, kannst aber weder entscheiden welcher Bundeskanzler gestellt wird noch kannst du entscheiden wie die Parteien sich selbst am Ende für die Regierungsbildung zusammenschließen um einer anderen Patei selbst wenn diese Mehr Stimmen als die einzelnen kleineren bekommen hat, aus der Regierungskoalition auszuschließen. Das noch Demokratie zu nennen ist schon ein bisschen ein Witz. Da hat unser Land schon echt ein bescheidenes System.