Motivation, in die Schule zu gehen, (Video)?

2 Antworten

Ich hab mir das nun angeschaut bzw. durchgelesen und ich muss sagen, dass mir das damals absolut nicht geholfen hätte. Kontext: Es war meine ganze Schulzeit über ein elendiger Kampf, mich zur Schule zu kriegen. Es gab sehr viele, jahrelange Aneinanderreibungen mit dem Jugendamt, viele Drohungen und ich hatte extrem viele (meist unendschuldigte) Fehltage über die Jahre angesammelt.

Hätte man mir damals das Video gezeigt, hätte es mir nicht geholfen.

Es mag für manch andere Schüler funktionieren, aber im Prinzip ist es nichts anderes als "oh, du denkst, du hast es schlecht, weil du (beispielsweise) gemobbt wirst? In Afrika verhungern Kinder! Also darfst du dich nicht beschweren". Es ist einfach dumm. Als würden unsere/meine damaligen Probleme dadurch verschwinden.

Also nein, ich finde nicht, dass es gezeigt werden sollte. (Mal ganz abgesehen davon, dass solche und solche ähnlichen Videos eh viral gehen und es daher viele sehen werden) Ich finde, man sollte über die Gaza-Thematik reden, aber solche Videos haben einfach so einen "Anderen geht's viel schlimmer, also ignorier' dein Leid"-Vibe, den ich sehr gefährlich finde. Wir können hier in Deutschland etc. nicht so tun, als wäre unser Schulsystem für alle Kinder gut (für neurodivergente Kinder ist es das schon zehnmal nicht - das weiß ich aus eigener Erfahrung), als hätte es nicht massive, über Jahrzehnte angestaute Tücken und Schlaglöcher.

Wenn ich mich nun wieder zurück in mein damaliges Ich versetze, hätte ich wohl ungefähr sowas gedacht: "Nun ja, es ist nicht mein Wunsch, dass Gebäude sinnlos zerstört und Menschen ermordet/zerbombt werden und es ist auch nicht mein Wunsch, dass Menschen, die von sich aus in die Schule gehen möchten, dies nicht können. Es ist nur so, dass ich das nicht kann und möchte. Beides ist valide."

Mir geht's um den Zwang, nicht die Option. Mein Leben wäre jetzt kein Stückchen anders, wenn ich regelmäßig in die Schule gegangen wäre, gelernt hätte und gute (oder auch nur mittelmäßige) Noten bekommen hätte. Ich wäre immer noch exakt da, wo ich jetzt bin, nur mit Abschluss, guten Noten etc. Das alleine würde mir aber nichts bringen. Es wären nur nutzlose Zahlen auf einem nutzlosen Papier - Für mich persönlich zumindest.

Ich muss überlegen, wie ich mich damals gefühlt hätte, hätte man uns das im Unterricht gezeigt. Ich hätte gedacht, ich werde hier veräppelt. Ich hätte mich unverstanden, nicht ernstgenommen gefühlt. Wie ein Tritt in die Magengrube. Und ganz ehrlich? So hatte ich mich an jedem einzelnen Tag gefühlt, an dem man mich zur Schule schleifen konnte. Meine Güte, ich hab jeden einzelnen Tag davon bereut und ich tue es noch immer. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn Deutschland im Krieg wäre/ich im Krieg aufgewachsen wäre.