Meinung des Tages: In Bayern bleiben die Kreuze in Behörden hängen - was denkt Ihr über den "Kreuzerlass" und das Urteil?
Diese Tage gibt es noch mehr Schlagzeilen als gewöhnlich über den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. Doch die neuste Meldung befasst sich mit einem Erlass, den er schon vor Jahren getätigt hat.
§28 der Geschäftsordnung für Behörden des Freistaats
Im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes ist als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns gut sichtbar ein Kreuz anzubringen.
Ein halbes Jahr von den Landtagswahlen im Jahr 2018 ließ Markus Söder den oben aufgeführten Paragraphen vom Kabinett des Freistaats beschließen.
Dieser Erlass wurde damals bereits massiv kritisiert. Sogar Kirchen warfen ihm vor, das christliche Symbol für seinen Wahlkampf zu missbrauchen. Doch das änderte nichts daran, dass der Erlass im Juni 2018 in Kraft trat. Eine Klage folgte - doch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts fiel erst kürzlich.
Geklagt hatte der religionskritische Bund für Geistesfreiheit (BFG). Der Grund: Die Kreuzpflicht verletze das staatliche Neutralitätsgebot. Der BFG hatte bereits vergangenes Jahr vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) mit dieser Klage verloren - nun stimmte auch das Bundesverwaltungsgericht dem VGH zu.
Das Kreuz als Symbol der geschichtlichen und kulturellen Prägung des Freistaats
Die Klage wurde als unbegründet verworfen. Das Bundesverwaltungsgericht begründete dies damit, dass durch die Kreuze keiner in der Freiheitsgewährleistung verletzt würde, auch werde die Neutralität des Staates nicht verletzt. Viel mehr solle das Aufhängen der Kreuze die geschichtliche und kulturelle Prägung Bayerns widerspiegeln.
Unsere Fragen an Euch: Was haltet ihr von dem "Kreuzerlass"? Wie empfindet ihr die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts?
Wir freuen uns auf Eure Antworten!
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
Quellen:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/br24live-urteil-bayerns-kreuze-duerfen-haengen-bleiben,TynyxG7
Muss es nicht "... verletze das staatliche Neutralitätsgebot" statt "...Neutralitätsverbot" heißen?
Hoppala, vielen Dank für den Hinweis, das korrigieren wir doch umgehend.
44 Antworten
Das gehört meines Erachtens global reformiert. Solche Dinge gehören prinzipiell in die eigene Wohnung, die dafür errichteten Gotteshäuser oder auch in den persönlichen Arbeitsbereich, wer es denn unbedingt braucht. Es sollte jedoch keinen symbolischen Charakter haben. Da gehört auch nichts von einer anderen Religion hin. Religion ist in meinen Augen etwas persönliches, was innerhalb einer Gemeinde praktiziert und geteilt werden kann. Das Kreuz als Symbol in einer öffentlichen Einrichtung dient dann aus meiner Sicht dem Werbezweck und hat somit nichts dort zu suchen.
in diesem Kontext bestimme ich selbst aus erster Hand rein gar nichts, und du? 🙃 Das es gängige Praxis ist, scheint offensichtlich. Und ich vertrete die Position, dass es da einer Anpassung bedarf. Deutschland ist auch ein Land in dem Religionsfreiheit ein wesentlicher Bestandteil ist. Und dazu gehört eben auch solche Symbole aus öffentlichen Bereichen zu entfernen. Alles andere ist Doppelmoral… im Grunde würde sich das meiner persönlichen Wahrnehmung gänzlich entziehen. Es geht viel mehr darum, dass man lebt was man sagt, anstatt anderen Jegliches auferlegen zu wollen, aber selbst sich jedes Privileg einzuräumen.
In einem Land, in dem es Religionsfreiheit gibt und Staat und Kirche getrennt sind, finde ich es unpassend, wenn sich eine politische Partei christlich nennt und dafür sorgt, dass in öffentlichen Gebäuden (Behörden) und Schulen Kreuze aufgehängt werden.
Den Erlass und die Entscheidung vom Gericht finde ich daher falsch.
Warum sollte eine christliche Partei dagegen sein, dass Kreuze aufgehängt werden bzw sich für deren Entfernung stark machen? Hast du nur eine Sekunde darüber nachgedacht, wa du da schreibst?
An diesen Kreuzen... hängt sicherlich keine blutüberströmte Jesusfigur. Noch nicht jedenfalls.
Obwohl das in einer Welt wie sie heute ist eigentlich sinnvoller wäre. So allgemein als Symbol dafür, was jemandem passiert, der sich für göttliche Gebote einsetzt, die die vielen Unrechtszustände verhindern würden die wir heutzutage überall erleben müssen.
Insofern ist es in einer Welt, die sich mehr dem Bösen zuneigt als dem Guten sogar zu erwarten, daß solche Symbole in staatlichen Einrichtungen angebracht werden.
Ich als Christ fühle mich durch Kreuze in Behörden etc. eher bedroht als an Jesus erinnert. Weil das Kreuz nunmal ein Hinrichtungsinstrument ist. 💀💀💀💀💀💀💀💀
Und ich als Christ brauche weder bei mir zuhause noch sonstwo solche Symbole. Mein Gott übrigens auch nicht...
warehouse14
Als Christ empfinde ich es generell makaber so ein Ding als Symbol für Christentum zu betrachten.
Das Ursymbol war ja auch eher der Fisch. Wenn man den als Aufkleber stilisiert am Heck eines Autos sieht weiß man auch: Christ am Steuer.
Oder ein Angler. 🤡
Ich halte sowieso nicht viel von solchen Symbolen. Weil egal welche geometrische Form: alles wurde irgendwann schonmal für fragwürdige Dinge benutzt.
Das einzige Symbol, das ein Christ nötig hat, ist sein Lebenswandel.
Fisch. Wenn man den als Aufkleber stilisiert am Heck eines Autos sieht weiß man auch:
Dieser Wagen wird von Gott gelenkt, und nicht von einem hoffentlich vernünftigen Menschen.
Du bist nicht in der Lage zu entscheiden, was dein Gott irgendwo braucht.
Und ich als Christ brauche weder bei mir zuhause noch sonstwo solche Symbole. Mein Gott übrigens auch nicht...
Dann solltest du dich klarer ausdrücken.
Oder Du nicht einfach irgendwas reininterpretieren was da niemals steht.
Deine Aussage:
Und ich als Christ brauche weder bei mir zuhause noch sonstwo solche Symbole. Mein Gott übrigens auch nicht...
Du machst eine Aussage über meinen Gott ohne ihn und obendrein auch mich wirklich zu kennen.
Da kann ja nur fehlerhaftes bei rumkommen.
Du hast geschrieben:
Ich als Christ
Ich kenne dich von deinen Aussagen hier und der christliche Gott sollte für alle gleich sein, ansonsten bist du kein Christ, sondern ein Agnostiker, der sich seinen eigenen Gott "zurechtspinnt".
Ich bin nur nicht das, was Du als Christ verstehen willst. 🙄
Ob ich ein Christ bin oder nicht liegt nicht in Deiner Deutungshoheit.
Richtige Entscheidung! Die Bayern stehen wenigstens noch zu ihrer Kultur, was man von vielen anderen Bundesländern leider nicht behaupten kann! Wer sich über ein Kreuz, welches irgendwo hängt, und niemanden stört, schon aufregt, hat sicher noch ganz andere "Probleme"....
Natürlich halte auch ich das für Wahlkampf von Söder.
Aber unsere föderale Struktur und der Säkularismus geben das nunmal her. Ob es sinnvoll ist steht auf einem anderen Blatt.
Im laizistischen Frankreich wäre das unmöglich.
Und ich fände eine striktere Trennung von Staat und Kirche auch gut. Mir reicht es, wenn ich in die Kirche gehen kann. Ein Kreuz im Klassenzimmer oder im Gerichtssaal brauche ich nicht.
Ich weiß auch nicht, wie man bei einer solchen Praxis ein Kopftuch für Lehrerinnen verbieten will.
Weltanschauliche oder religiöse Symbole und Kleidungsstücke haben in Schulen und Behörden nichts zu suchen: Keine Kreuze, Kippa, Kopftuch, Halbmonde, Davidsterne und bei atheistischen oder religionsfeindlichen Lehrern auch kein Aufkleber vom fliegenden Spaghettimonster auf der Lehrertasche.
Solche Bekenntnisse sind dazu geeignet den Schulfrieden zu stören.
Mir gefällt die Regelung in Frankreich.
Sehe ich durchaus auch so. Der Staat MUSS seine Objektivität/Neutralität wahren, und damit auch alle dazugehörigen Einrichtungen und Bedienstete. Kreuze, Kippas, oder andere Ausdrucksweisen, die eine Zugehörigkeit zu einer Gruppierung ausdrücken, dienen der Aus/Abgrenzung von anderen und das darf sich niemand, der den Staat in irgendeiner Weise vertritt, erlauben.
Was sie privat machen ist ihre Sache.
" Und ich fände eine striktere Trennung von Staat und Kirche auch gut. "
Damit wäre dem Unrecht das immer wieder in der Kirche vorkommt Tür und Tor geöffnet, wie man an der K. Kirche sehen kann, die immer wieder versucht Sexualdelikte innerhalb der Kirche zu vertuschen und die Straftäter vor der Bestrafung nach weltlichem Gesetz, das für alle gelten soll, beschützt.
Wäre das in deinem Sinne ?
Frankreich ist auch katholisch, aber als Staat laizistisch anstatt säkular wie die BRD. Ich wüsste nicht, dass dort der Missbrauchs-Skandal größer wäre.
Der einzige Unterschied ist, dass es keine Verträge zwischen Staat und Kirche gibt und der Staat kein Geld für die Kirche eintreibt, sowie eben keine religiösen Symbole in staatlichen Einrichtungen zu finden sind.
Wir sind nicht in Frankreich und es geht auch nicht darum ob ein Missbrauch größer ist als woanders. Außerdem macht es keinen Unterschied ob der Staat die Kirchensteuer eintreibt oder die Kirche selbst. Das Kreuz als Christliches Symbol sollte staatlich verboten werden, was dann auch für Kirchen gelten soll. Aus dem und den anderen genannten Gründen darf man Staat und Kirche nicht trennen, weil die Kirche schon lange weltlich gesinnt ist und nicht geistlich.
Ich bin kein Christ, aber was hast du zu bestimmen, ob da Kreuze hängen oder nicht? Wenn es gängige Praxis bisher ist und wir in einem christlich geprägten Land leben, dann reichlich wenig.