Meinung des Tages: Personalisiertes Merch, polarisierende Social-Media-Beiträge und gemeinsames Döner-Essen. Wie weit sollten Politiker gehen?
Es scheint ein schmaler Grat zu sein. Er ist irgendwas zwischen einem Entertainer, bzw. Schauspieler und dem Kumpel von nebenan – unterschiedlicher könnten die Meinungen über ihn sicherlich auch kaum sein. Die Rede ist von Markus Söder, dem bayerischen Ministerpräsidenten. Besonders bekannt ist inzwischen auch sein Instagram-Account, auf dem beispielsweise erst kürzlich Videos hochgeladen wurden, wie er sich mit den Gewinnern einer Verlosung zum Döneressen trifft.
Söder-Kebab
Sogar ein eigenes T-Shirt gibt es für das Event. Es ist weiß, hat das typische „Dönerlogo“ in roter Farbe aufgedruckt, doch der Mann am Dönerspieß kommt irgendwie bekannt vor – denn es ist niemand anders als Markus Söder selbst. Dieser ist inzwischen irgendwie auch dafür bekannt, auf Instagram regelmäßig Bilder seines Essens zu teilen unter dem Hashtag #söderisst. Was Söder nach seiner eigenen Aussage auch gern isst, ist Döner. Und deshalb fand kurzerhand eine Auslosung statt. Teilnehmende konnten an zwei Terminen ein gemeinsames Döneressen mit dem Ministerpräsidenten gewinnen. Die Teilnahme an der Verlosung war enorm. So enorm, dass es inzwischen sogar auch Merch dazu gibt – und zwar im offiziellen CSU-Fanshop. Dem Marketing-Team muss man lassen: PR und Slogans können sie - wenn übrigens auch Du kreativ im Texten bist, lass Dir nicht unsere neue Forumsaktion entgehen!
Nahbar, unterhaltsam, Wählerfang?
Aber was genau wird damit eigentlich bezweckt? Die Meinungen über Söder polarisieren. Die einen würden ihn am liebsten umgehend selbst zum Kanzler küren, die anderen wünschen sich, dass er sich auf „sein Königreich Bayern“ begrenzt und wieder andere würden ihn am liebsten gar nicht mehr auf der politischen Bühne zu sehen bekommen.
Durch die Döner-Aktion gewann der Ministerpräsident auf Instagram zehntausende neue Follower dazu. Beim Verspeisen des Festmahls gab er dann Interviews und erklärte, dass er sich auch für eine Dönerpreisbremse einsetzen würde. Besonders junge Leute hätten Anfragen diesbezüglich recht häufig an ihn gestellt.
Spekulationen über den Werbegag
Warum genau wählt Markus Söder eigentlich den Döner für dieses Event? Liest man sich die Kommentare unter den Beiträgen dazu durch, munkeln böse Zungen, er würde damit versuchen, sein mögliches Wählerspektrum auszuweiten. Auf junge Menschen, Personen mit Migrationshintergrund und all diejenigen, die sich somit mehr mit ihm identifizieren könnten. Von Seiten der CSU ist die Begründung jedoch eine ganz andere, einfache: Der bayerische Ministerpräsident, so die Partei, sei schlichtweg ein „krasser Fan“ und mag es „mit allem und richtig viel Zwiebeln“.
Übrigens war das nicht das erste Event, das via Social Media mit Söder stattfand. Regelmäßig tätigt er auch gemeinsame Radtouren, an denen eine rege Beteiligung zu verzeichnen ist, beantwortet Fragen über seine privaten Interessen oder tauscht auch mal vor der laufenden Kamera Freundschaftsarmbänder, ganz im Sinne des Hypes um Taylor Swift.
Unsere Fragen an Euch:
- Wie weit sollten Politiker gehen, um sich „nahbar“ zu machen?
- Könnte der Zeitpunkt dieser PR-Aktion mit einem möglichen Interesse bei den nächsten Kanzlerwahlen zusammenhängen?
- Schätzt Ihr Aktionen dieser Art oder findet Ihr, dass sich vermeintlich seriöse Politiker dadurch lächerlich machen?
- Angenommen Ihr hättet eine derartige Möglichkeit: Würdet Ihr mit einem Politiker Döner (oder etwas anderes) essen gehen wollen?
- Wie wichtig ist der Einfluss von Social Media und den Auftritten der Politiker in der aktuellen politischen Landschaft Deutschlands?
Quellen:
https://www.merkur.de/bayern/20-mal-doener-mit-allem-bitte-so-lief-soeders-fan-essen-mit-20-followern-zr-93216423.html
https://www.faz.net/aktuell/stil/essen-trinken/kuechen-koeche/markus-soeder-isst-doener-und-stellt-karlsruher-urteil-zum-wahlrecht-in-den-schatten-19890907.html
23 Antworten
In einer knappen Viertelstunde seit Veröffentlichung des Beitrags ist die Tendenz hier doch recht eindeutig: Lächerlich, selbstdarstellerisch, unsinnig - er solle lieber "hinter seinem Schreibtisch sitzen".
Doch ich persönlich finde diese "Kampagne" und die Strategie von ihm äußerst lobenswert. Denn wenn wir uns mal die Umfragen und Wahlergebnisse ansehen, lässt sich beobachten, dass die AfD fatalerweise die beliebteste Partei bei den Jüngeren geworden ist. Wie also schafft es eine radikale Partei eine tendenziell Politikverdrossene Generation von Ihren Themen zu überzeugen? Wie erreicht die AfD die 14-25 Jährigen? Es sind nunmal die Sozialen Medien, die Strategie beruht auf provokanten/persönlichen TikToks, Instagram Posts etc.
Und genau dem will die Spitze der CSU, federführend mit Söder, entgegenwirken. Politische Inhalte, privateres und so weiter sollen gut ankommen - und es kommt auch gut an. Dass der ein oder andere Inhalt Meme Potenzial hat, ist nun mal so, trotzdem macht er weiter; schließlich ist ja auch gerade das, was es "echt" wirken lässt. Keine Kulisse, kein krampfhafter Perfektionismus.
Und die gesamte Strategie geht voll auf. Daher halte ich es auch für überzogen nach 2 Jahren #söderisst nun zu sagen, die Aktion wäre lächerlich - vor dem Erfolg, steigenden Followerzahlen und persönlichen Treffen mit positivem Effekt gab es auch nicht diese Welle der Kritik. Jetzt, wo die Strategie aufgeht kommt natürlich der Aufschrei der anderen.
Genauso lächerlich ist es zu sagen, Söder müsse "mehr fürs Land arbeiten" und weniger an der Inszenierung seiner Partei. Doch genau das war in der Vergangenheit der Fall und diese Lücke hat die AfD nun mal gnadenlos ausgenutzt, um sich eine wirksame Plattform aufzubauen. Zudem hat Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländer immer noch - trotz katastrophalen Rahmenbedingungen aus Berlin - eine stabile Wirtschaft, niedrige Arbeitslosenquote und treibt zahlreiche wichtige Projekte im Bereich der Sicherheits, Bildungs und Wirtschaftpolitik voran.
Zudem hat Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländer immer noch - trotz katastrophalen Rahmenbedingungen aus Berlin - eine stabile Wirtschaft, niedrige Arbeitslosenquote und treibt zahlreiche wichtige Projekte im Bereich der Sicherheits, Bildungs und Wirtschaftpolitik voran.
Das sollte man auch auf CDU- und Bundesebene würdigen.
...gut geschrieben und auch in großen Teilen zutreffend. Ändert allerdings nichts daran, dass Söder ein opportunistischer Populist ist, der sein Fähnchen immer in den Wind hängt. #Atomkraftausstieg. Als bayrischer Umweltminister mit Rücktritt zu drohen, wenn der Ausstieg nicht umgesetzt wird, ist das eine. Als MP von Bayern dann einer Regierung, die diesen Beschluss nicht zu verantworten hat und die aufgrund der fortgeschrittenen Vorlaufzeit der Umsetzung überhaupt nicht mehr in der Lage gewesen wäre, diesen Beschluss zu kippen, diesen Ausstieg vorzuwerfen, ist an Ignoranz und Selbstherrlichkeit kaum zu überbieten. Nur der Merz könnte das noch (im negativem Sinne) toppen. Die Union macht sich mit diesen beiden (möglichen) Kandidaten....bei objektiver Sichtweise...unmöglich. Und hat Besseres, moderateres zu bieten...etwa Herrn Wüst oder Herrn Günther.
Erstmal vielen Dank. Ja, Söder ist eine Art "Wendehals", er sagt, was man hören will und macht im Endeffekt doch wieder was ganz anderes.
Im Bezug auf die K-Frage bin ich auch schon gespannt, wie die Union das ohne ein Drama wie es BTW21 mit Laschet/Söder war lösen will. Merz ist zu unbeliebt, zu abgehoben; Söders Chancen außerhalb von Bayern sind begrenzt, ein bayerischer Kanzler hat noch nie funktioniert; Wüst/Günther sind ehrlich gesagt ähnlich zu Scholz - beide ziemlich "schläfrig". Zudem wieder fast schon zu weit links und Merkel ähnlich, das täte der Union nicht gut - vor allem nach der Neupositionierung durch Merz/Linnemann.
So sehe ich es auch.
Ich fand zu DDR-Zeiten den "Franz Joseph" faszinierend. Gegen unseren 'jammernden Erich" eine Naturgewalt. Ich war damlas noch Jung und ein kleiner Macho der sich genauso grob und aufmüpfig gab. ...und Strauß drückte bei Leuten wie mir durch seine derbe Art genau die richtigen Knöpfe. Ich hätte ihm damals ohne wenn und aber meine Stimme gegeben.
"König Markus" ereicht mit seiner Art genau die Klientel die der Leisetretterei und Farblosigkeit der aktuellen Politiker überdrüssig sind und wenn vereinten Döneressen ankommt ist das völlig ok.
Was schert es, das er sich dabei populärer Mittel bedient? Letztendlich bestimmt das Parteiprogramm, was politisch umgesetzt wird.
Sarah gehört au zu dieser Sparte Politiker aber ist selbst für einen strammen Linkswähler wie mich so weit Links, dass sie schon 'Rechts anstößt"---inakzeptabel---
Ich fand zu DDR-Zeiten den "Franz Joseph" faszinierend. Gegen unseren 'jammernden Erich" eine Naturgewalt. Ich war damlas noch Jung und ein kleiner Macho der sich genauso grob und aufmüpfig gab. ...und Strauß drückte bei Leuten wie mir durch seine derbe Art genau die richtigen Knöpfe. Ich hätte ihm damals ohne wenn und aber meine Stimme gegeben.
FJS war weit, weit vor meiner Zeit - aber er ist selbst für mich als 15 Jährigen unglaublich faszinierend. Klug, rhetorisch brillant, charismatisch und ein ausgefuchster Stratege durch und durch.
"König Markus" ereicht mit seiner Art genau die Klientel die der Leisetretterei und Farblosigkeit der aktuellen Politiker überdrüssig sind und wenn vereinten Döneressen ankommt ist das völlig ok.
Was schert es, das er sich dabei populärer Mittel bedient? Letztendlich bestimmt das Parteiprogramm, was politisch umgesetzt wird.
+1
Sarah gehört au zu dieser Sparte Politiker aber ist selbst für einen strammen Linkswähler wie mich so weit Links, dass sie schon 'Rechts anstößt"---inakzeptabel---
Auch eine Kluge Person, mir aber zu weit Links und zu kommunistisch veranlagt. Paradoxerweise angelt sie trotzdem im rechten Becken^^
Denn wenn wir uns mal die Umfragen und Wahlergebnisse ansehen, lässt sich beobachten, dass die AfD fatalerweise die beliebteste Partei bei den Jüngeren geworden ist. Wie also schafft es eine radikale Partei eine tendenziell Politikverdrossene Generation von Ihren Themen zu überzeugen?
die AFD ist nicht die beliebteste Partei bei den Jüngeren weil sie so tolle Politik macht bzw Versprechungen oder weil sie so tolles, besseres Personal hat
auch die ganzen Tik Tok Videos ect sind nicht ausschlaggebend
die AFD ist die beliebteste Partei bei den Jüngeren geworden, weil die anderen Parteien seit Jahren, teilweise seit Jahrzehnten versagen und auch die jüngeren merken, das u.a auch die Grünen Versprechungen und Wahlprogramme nicht halten sobald sie in Regierungsverantwortung sind
viele sind einfach frustriert wie sich das Land negativ, grade bei den Themen: Sicherheit, Migration, Wirtschaft entwickelt hat
Im Vergleich zu allen Selbstinszenierungen macht es bei Söder einfach Spaß zuzuschauen.
Es war schon ein Ausmaß der Lächerlichkeit als George Bush damals auf dem Flugzeugträger zum Thanks-Giving Essen den Truthahn vorzeigte, und man dann erfuhr, es war nur ein Plastikvogel und POTUS flog nach dem Fototermin wieder ab.
Auch Deutsche Politiker haben es mit dem "volksnah" nicht so drauf.
Das ganze Ding bei "söderisst" kommt gut rüber. Ein Politiker der den McRib oder Döner nicht nur in die Kamera hält und sich nach dem Fotoshooting wieder verkrümelt, sondern der das ganze Ding durchzieht und sich sehen lässt, wie er den Döner komplett verhaftet.
Dazu gehören aber immer auch unkritische Journalisten. Auf einem Flugzeugträger oder im White House leicht zu verwirklichen. Hier seit Merkel freiwillig auch immer mehr. Seitdem jeder "irgendwas mit Medien" machen will.
Denkst du das wissen die PR Leute nicht das der das auch durchziehen muss. Aber mussten schon in verseuchte Flüsse hüpfen usw.
Ja, aber die Aktion kam beim Großteil der Bevölkerung ja scheiße an, weil klar war, dass es nur ein billig inszenierter Gag ist.
Wen auch immer Söder da in der Hinterhand hat. Die (und er) machen die Sache echt gut.
Die Bayern scheint man mit so biliger Pr gut einfangen zu können.
Nicht nur Bayern, und billig ist PR nie.
Die PR-Gags die Olympia produziert, sind deutlich teurer und sorgen für mehr Ablehnung als Zuspruch. Einer von Beiden macht mehr richtig.
Du glaubst gar nicht, wie sehr er an Popularität verloren hat.
Viele wählen in Bayern immer noch CSU, nicht wegen, sondern trotz dem Söder. Er ist leider die Enttäuschung des Jahrzehnts. Da helfen ihm auch nicht diese hilflosen (und manchmal peinlichen) PR-Gags. Er kann heilfroh sein, wenn die CSU mit ihm bei der nächsten Landtagswahl 40% erreicht.
Ich war lange genug CSU Wähler. Keine Chance, aber ich bin als Wähler nicht mehr zurückzuholen.
Mit billig meine ich nicht den finanziellen Aufwand sondern die Mittel mit denen da versucht wird das Bild in eine gewollte Richtung zu lenken.
Ich finde das gut so. Seine Aktionen wirken diesem "Die da oben" entgegen und zeigen, dass er auch nur ein Mensch ist. Das bringt Sympathie, und genau das ist mMn gute Politik.
Bei Söder ist es nur noch peinlich. Anstatt an seinem Schreibtisch zu sitzen und für das Land zu arbeiten, wuselt er von Bierzelt zu Dönerstand und inszeniert sich selbst. Bayern war immer das Land der Symbolpolitik. Die Polizei jagt lieber Obdachlose aus den Innenstädten, als Straftäter zu verfolgen, ein evangelischer Ministerpräsident, der nur an sich selbst glaubt, hängt überall Kruzifixe auf … Und je nach Meinungsumfrage ist man mal für und mal gegen Windkraft. Bei der Atomkraft kann die Meinung sogar stündlich wechseln.
Klar müssen Politiker ihr Programm verkaufen, aber das ist nur noch abartig.
als Straftäter zu verfolgen,
Naja, die Situation in Bayern ist deutlich besser als z.B. in Hessen oder Berlin oder Hamburg. Mal den Ball flach halten.
Das hat aber mit der Präventionsarbeit in den großen, nicht von der CSU beherrschen, Städten zu tun. Und mit dem Wohlstand.
Der Unterschied, wie erfolgreich ein Politiker und seine Wahlkampagne beim Wähler und den Medien wegkommt, liegt neben der Thematik in dessen Authentizität als Person. Man möchte die Person wiedererkennen und das Bewährte weiterhin bewahren oder auch aufgeben. Plötzliche Sinneswandel glaubt kein Mensch.
Wer sonst immer am kleinen Imbiss seine Currywurst isst und mit dem Betreiber einen kurzen Plausch hält, der soll das gerne auch tun, wenn die Kameras dabei sind.
Wer sonst immer beim Edel-Promi-Wirt speist, der sollte das auch dann tun, wenn die Kameras dabei sind und nicht plötzlich auch beim Imbiss stehen und Einfachheit bzw. Volksnähe schauspielern. Das kauft ihm ja doch kaum jemand ab.
Er wirkt unglaubwürdig und man ahnt, dass es jetzt nicht mehr als ein Schauspiel um die Wählergunst sein wird und nach der Wahl werden die Holzgabeln und Pommesschälchen wieder gegen das Rosenthal-Geschirr beim Promi-Wirt eingetauscht.
☆
Meinen Döner oder eine schöne Tasse Kaffee hätte ich zu gerne mit Regine Hildebrandt * getrunken. In einem kleinen einfachen Kaffee mit selbstgebackenem Kuchen oder an irgendeiner Kreuzberger oder Weddinger Dönerbude. Mehr Authentizität ging nicht.
*) (geborene Radischewski; * 26. April 1941 in Berlin; † 26. November 2001 in Woltersdorf bei Berlin) war eine deutsche Politikerin (SPD). Sie war von 1990 bis 1999 Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes.
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