Hass gegen Arme Menschen?
Warum gibt es Leute die arme Menschen absolut verachten, und auch Obdachlose und Kranke?
Also woher kommt ihr Hass gegen diese Leute? Ist es Angst? Angst auch so zu enden eines Tages?
Diese Leute behaupten auch, es ist sehr einfach Armut zu vermeiden, einfach hart zu Arbeiten.
Und naja Krankheit sei keine Ausrede Arm zu sein. Und da Armut leicht zu vermeiden Sei und nur von Faulheit kommt, sollte es kein Sozialstaat geben ihrer Meinung.
Weil sonst würde ja Faulheit belohnt werden. Denkt ihr diese Leute haben einen Punkt, haben Recht?
Und ist ihre Abneigung gegen Arme, Obdachlose und Kranke und Behinderte gerechtfertigt?
Und ist es wirklich so einfach Armut zu entkommen, und Armut zu vermeiden? Wenn ja, warum gibt es dann trotzdem so viel Armut?
7 Antworten
Die Dialektik des Seins. Fast zeitgleich mit dieser Frage, kam diese hier raus: Die im Grunde das Gegenteil fragt:
Nachtrag: Diese andere Frage wurde inzwischen gelöscht.
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Armut ist relativ.
Hass gegen Kranke und Behinderte kenne ich, wenn überhaupt, nur von krassen Nazis.
Werden arme Menschen gehasst? Der andere Beitrag oben zeigt, dass es das tatsächlich wohl gibt.
Ein Ansatz ist die Geschichte des Kapitalismus. (und ich vereinfache hier stark)
In der Geschichte des Christentums bis in die frühe Neuzeit, war Armut etwas erstrebenswertes. Man war der Ansicht, dass arme Menschen näher an Gott sind.
Mit dem Protestantismus und vor allem Calvinismus änderte sich das. Der Calvinismus sagte (erneut: Stark vereinfacht) nicht mehr: "Wer arm ist, kommt in den Himmel weil er dem armen Wanderprediger Jesus näher ist." die neue Überlegung war: "Wen Gott liebt, der kommt in den Himmel, wen er hasst, der kommt in die Hölle." Und ob jemand von Gott geliebt oder gehasst wird, sieht man schon im Leben. Jemand den Gott liebt, der ist erfolgreich, der hat Glück, jemand den Gott hasst, der ist erfolglos und arm.
Die Überlegung ist auch logisch: Wenn Gott allwissend und allmächtig ist, wusste er schon vor der Geburt eines Menschen- schon bei der Schaffung des Universums- ob er in der Hölle oder im Himmel landet und da er allmächtig ist, kann er dessen Leben, ja das ganze Universum, von anfang an in diese Bahnen lenken.
Viele Calvinisten gingen in die Neue Welt. Dort wurde der Eindruck nochmal durch praktische Beobachtung verstärkt, dass Tüchtigkeit und Fleiß (Gott liebt dich) zu Wohlstand führt, während Faulheit (Gott hasst dich) zu Armut. Und es war auch so: In der Neuen Welt konnte man etwas erreichen, wenn man sich nur Mühe gab.
Der Kapitalismus erwuchs aus diesen Ideen und obwohl sie ihre religiöse Bedeutung schon lange verloren haben, blieb es kulturell erhalten: "Wer sich anstrengt und tüchtig ist kann wohlhabend und sogar reich werden, arm bist du nur wenn du faul oder dumm bist." Also wer arm ist muss faul oder dumm sein: Und das kann man verachten.
Das war stark verkürzt, Küchenpsychologie und Küchenhistorie und wahrscheinlich habe ich deutlich mehr vergessen und weggelassen als reingebracht, ich hoffe es kann für den einen oder anderen doch ein interessanter Ansatz sein.
Interessanter Ansatz. Selbstverständlich wäre es wieder eine falsche Sichtweise Dummheit zu verachten. Denn auch der "Dumme" (ich mag das Wort nicht) wurde von Gott geschaffen, auch mit diesem Verstand ausgestattet. Niemand sollte doch verachtet werden. Egal ob mit viel Verständnis gesegnet oder nicht.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass solche Menschen ganz ganz große Probleme mit sich selbst haben und einfach hasserfüllte und erbärmliche Gestalten sind.
Als ich umgezogen bin und meine Möbel noch nicht da waren (erst in ner Woche), hab ich in der Zeit auf ner Luftmatratze in der neuen Wohnung geschlafen. Die Nachbarn haben sofort meine Wohnung ausgespäht und dachten, ich sei richtig extrem arm oder ne Pennerin und behandelten mich dementsprechend. Da fielen Sätze wie "von nichts kommt nichts haha", richtig gehässige und ekelhafte Leute.
Als dann eine Woche später meine Möbel geliefert wurden, schauten sie richtig dumm aus der Wäsche, liefen immer wieder wie die Tiere an meiner Wohnung vorbei, um auszuspähen, welche Möbel reingebracht wurden (hatte Sichtschutz).
Die konnten nicht akzeptieren, dass ich "ja doch nicht arm" bin und fingen ungelogen an mich zu stalken, bis ich mich gezwungen sah, ein Kontaktverbot zu erwirken und selbst jetzt wird noch gelästert.
Wie gesagt, solche Gestalten sind die die wirklich arm dran sind, weil sie abartige Menschen sind, die anderen nichts gönnen, mit sich selbst nicht klarkommen, Hass auf alles und jeden (und sich selbst) haben und ihre Energie lieber dafür einsetzen, andere fertig zu machen statt an sich selbst zu arbeiten und für bessere Bedingungen zu sorgen. Die haben krasse Minderwertigkeitskomplexe, weil sie sich selbst und andere nie lieben gelernt haben.
Deswegen können sie gar nicht anders, als andere wie Dreck zu behandeln, da sie selbst keine inneren Werte haben. Es ist eine künstliche Erhöhung, denn wenn sie andere schlecht behandeln, stehen sie ja über denen, etc. Die brauchen das, um sich irgendwie stark fühlen zu können. Mobber-Mentalität.
Persönlich finde ich die meisten Obdachlosen bei uns sehr viel angenehmer als "normale" Menschen. Das war auch in den 90ern schon so, die haben uns Kinder niemals belästigt, manchmal haben wir unsere Süßigkeiten mit ihnen geteilt, dafür haben sie uns Geschichten erzählt. Später als Jugendliche haben wir auch Bier oder Zigaretten ausgetauscht. Ich muss aber auch sagen, das gilt eher für die einheimischen Obdachlosen. Obdachlose, die kein deutsch können, sind weitaus aufdringlicher, gehen einem mit Bechern etc. nach, etc. Das tun heimische Obdachlose nicht, die belästigen niemanden (meine Erfahrung). Auch eigentlich ne interessante Beobachtung, wenn ich so drüber nachdenke...
Leider ist es mittlerweile nicht mehr so harmonisch bei uns, da immer mehr Obdachlose von außerhalb dazukommen und die teilweise sehr aggressiv reagieren, wenn man ihnen ne Brezel oder so anbietet. Unsere heimischen Obdachlosen nehmen die an und bedanken sich, genau wie früher. Manchmal quatscht man über das Wetter oder Stadtfest, streichelt den Hund, etc.
Kenne ich nicht. Suche dir ein neues Umfeld.
Junge Menschen sind oft dumm und das multipliziert, eventuell potenziert sich in der Gruppe. Nach einer Rechtfertigung, warum so eine Gruppe alles außerhalb der Gruppe schlecht findet, braucht man nicht zu fragen.
Dummheit braucht keine Begründung. Es fehlt halt am Hirn.
Hass gegen Arme oder Obdachlose habe ich im Real Life nie erlebt.
Hier im Internet gibt es alles. Darf man aber auch nicht alles glauben. Trolle sind zahlreich.
Wenn so jemand wirklich so denkt, ist er nicht im Recht.
Nein, Armut ist nicht immer vermeidbar, auch hier in Deutschland nicht. Viele kennen die Hintergründe nicht und glauben nicht, dass es jedem passieren kann.
Abneigung gegen Behinderte? Weswegen? Naja, was soll man dazu sagen? Ein derartig eingeschränkter Mensch, z. B. mit geistiger Behinderung, kann im normalen Arbeitsmarkt nicht bestehen. Sollte einem das nicht bewußt sein?
Es gibt sehr viele Krankheiten, dessen Auswirkungen, wir uns nicht bewußt sind. Wir sollten nicht darüber urteilen. Ich habe nur ein paar im Umfeld kennengelernt, die sehr schlimm sind. Wenn jemand da ohne Unterstützung ist (und das gibt es leider oft) kann man leicht in Armut stürzen.
Das wissen viele nicht.
Wenn Leute sagen Armut wäre vermeidbar oder Krankheit sei kein Grund um arm zu sein etc. zeigt dass das diese Leute vielleicht zu wenig Mitgefühl haben, aber wie Du auf "Hass" kommst weiß ich nicht.
Ich habe noch nie erlebt das irgendjemand andere aufgrund von Armut hasst.
Erstmal empfindest Du das als Hasserfüllt, andere würden zb. sagen der schimpft nur. Das hat damit zu tun wie aggressiv das eigene Umfeld ist. Für manche ist sowas wie Du beschreibst dann "Hasserfüllt". Für andere nicht. Zweitens, selbst wenn man "Hasserfüllt" pöbelt, hasst man diese Leute nicht. Das ist ein Unterschied. Diese Leute hassen diese Obdachlose nicht. Hass ist ein sehr starkes Wort.
Ich sehe Menschen, die hasserfüllt gegen wohnungslose und Bettelnde Leute pöbeln. Also existiert schon auch im reallife.