Frage an ältere Menschen (Senioren)?

21 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Da ich selbst Seniorin bin, denke auch ich natürlich darüber nach- aber es gehört zum Leben dazu!

Man nimmt es hin, aber man ist auch manchmal bei Bekannten etwas betroffen, wenn man deren Todesanzeigen liest.

Bei Freunden und Angehörigen bin ich sehr schockiert, wenn sie verstorben sind und ich zur Beerdigung gehe.

Meinen Tod fasse ich nur bedingt ins Auge, da ich darauf hoffe, doch noch zehn oder mehr Jahre leben zu dürfen.

Jedoch habe ich längst aufgeschrieben wer dies und das bestimmen soll. Noch lebe ich ganz gut mit dem Gedanken an meinen Tod.

Ich wünsche mir nur, dass ich einen schnellen und leichten Tod haben werde. Mehr Gedanken mache ich mir nicht oder noch nicht!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Gringo58  22.12.2022, 19:04

Man kann nie frueh genung ans Ende denken. Das Leben ist Vorbereitung auf den Tod.....

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Bin ja auch schon älter - mit Jahrgang 1964 bilde ich mir ein: ja, bin langsam dran, mich alt nennen zu dürfen....

Hab sogar vor Jahren ein Video von einer Geburtstagsfeier angehört, wo dann Beteiligte auch das Motto "Tod" am Wickel hatten, in der Redeweise, wie du es geschildert hast. Man redet eben über dieses und jenes, erinnert sich gern an liebe oder nicht so liebe Bekannte. Nix Besonderes! Der Tod hat wohl für diverse Senioren ihren Schrecken verloren, sie sehnen sich nach der Ruhe - nicht immer! - also der im Grab....

Kommt ja auch vor, dass zum Beispiel 90 Jahre alte Leute sich den Tod geradezu herbeiwünschen, so seltsam das auch klingen mag, weil ihre Frau oder ihr Mann lange schon tot sind. Sie wundern sich geradezu, wieso sie noch nicht tot sind und leben mehr schlecht als recht weiter, mit all den Altersgebrechen, die dann auftauchen können, aber nicht müssen!

Ich selbst rede ab und an mit Leuten, die die Gräber ihrer Verwandten pflegen. Der Tod allgemein gehört ja auch dazu, also warum sollte das nicht besprochen werden?

Makaber aber jetzt: auf dem Familienvideo sind alle Beteiligten schon geraume Zeit tot. Wirkt auf mich auch seltsam, aber naja...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich befasse mich sehr viel mit der menschlichen Natur
Von Experte Birgitmarion bestätigt

Ich bin zwar „erst“ 65 Jahre alt, aber ich befasse mich mehrere Male pro Woche damit, dass alles was noch kommt, eigentlich geschenkt ist, dass statistisch betrachtet mehr als 3/4 meines Lebens vorbei sind und dass ich morgen tot sein könnte. Da ich mich zeitlebens mit dem Thema „Tod und Sterben“ befasst habe- ich bin Pflegefachmann, habe auch einige Jahre in einem Sterbehospiz gearbeitet und sicher weit mehr als 100 Menschen in der Endphase ihres Lebens bis zum Tod eng betreut und gepflegt- sehe ich meinem Ablaufdatum sehr gelassen entgegen.

Mein Schlüsselerlebnis hatte ich aber mit etwa 30 Jahren. Ich habe damals in einem Heim mit körperlich schwerstbehinderten Menschen gearbeitet und mehrere junge Leute mit einer Muskeldystrophie vom Typ Duchenne gepflegt. Diese Menschen wissen, dass ihre Lebenserwartung keine 40 Jahre beträgt. Oft sterben sie schon vor ihrem dreissigsten Geburtstag. Das Erstaunliche dabei war, dass alle diese Menschen extrem locker mit diesem Schicksal umgingen, meistens fröhlich und sehr humorvoll waren und das, obwohl sie sehr genau über ihre Krankheit Bescheid wussten. Ich habe mit einer etwa 25 jährigen Frau buchstäblich noch auf dem Sterbebett geblödelt und sie hat dabei herzlich gelacht.

Von diesen Menschen habe ich gelernt, dass es nicht darauf ankommt, wie lange man lebt, sondern wie man lebt. Und ich habe gelernt, dass man die Angst vor der eigenen Sterblichkeit verliert, je mehr man sich damit beschäftigt.

Ich habe auch sehr viele hoch betagte Menschen gepflegt und von diesen oft gehört, „dass man nicht so alt werden sollte.“ Wenn man allerdings die Krankengeschichte dieser Menschen durchlas wurde oft ersichtlich, dass diese Leute sehr viel dafür getan hatten, um alt zu werden. Oft schluckten dieselben Leute dutzende Medikamente, die nicht nur dem Wohlbefinden dienten, sondern gegen alle möglichen potentiell tödlich verlaufenden Ereignisse wirkten. Nicht selten erzählten mir dieselben Leute, dass sie hofften, bald sterben zu können, aber oft stellte es sich dann im Gespräch heraus, dass sie sich wünschten, nicht mehr in diesem Zustand weiterleben zu müssen, aber dass sie gleichzeitig noch nicht bereit waren, loszulassen und zu sterben. Es ist eben schon so: fast alle Menschen wollen möglichst alt werden, aber die wenigsten wollen alt sein.

Das ist der Hauptgrund, weshalb ich nur zum Arzt gehe, wenn ich Beschwerden habe. Mein Hausarzt fragt schon gar nicht mehr danach, ob er wieder einmal eine Blutuntersuchung oder ein EKG machen soll, oder wenigstens den Blutdruck oder Blutzucker messen soll. Vermutlich wäre das „vernünftig“. Genau so, wie es „vernünftig“ wäre, sich nicht mehr in ein Auto zu setzen, weil auch das potentiell lebensgefährlich ist. Ich bin dennoch sehr lebensbejahend, geniesse jeden Tag der mir vergönnt ist, gehe angstfrei durchs Leben und werde es akzeptieren, wenn es zu Ende geht. Mein Rat an alle lautet daher, sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen, denn es hilft nichts, wenn man das Thema verdrängt.

Ginkgo926  19.12.2022, 16:47

Wow! Tolle Antwort!

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Singelmalt  19.12.2022, 17:00
@Ginkgo926

Vielen Dank für Deine nette Antwort. Ich hoffe, dass mein Scheiben einige Leute zum Denken anregt.

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Ja, das ist wohl normal, ich unterhalte mich mit meinen bekannten auch ganz locker drüber, wer alles schon tot ist (bin fast 70). Nur, wenn es die Partner betreffen würde, wär ich doch etwas mehr berührt.

Man wird alt, wenn die Menschen aus den Todesanzeigen teilweise jünger sind als man selber....

Ja, das ist normal.

Wenn eine Freundin meiner Mutter gestorben war, hat sie auch gesagt :

"Die hat es gut, die hat es jetzt auch geschafft"