Bürokratie und Digitalisierung Behörde?

3 Antworten

Bürokratie steckt "in den Köpfen". Nur mit modernen Hilfmitteln bringt man die nicht weg, die ist systemisch.
Und seitdem Wirtschaftsregeln die öff. Verwaltung überrollt haben ("New Public Management"), wollen auch Behörden sich "marktwirtschaftlich" verhalten, also wachsen: also sich ständig neue Rechtfergigungen für deren Existenz sichern (z.B mit komplizierteren Prozessen) oder auch dort "Kunden"bedürfnisse wecken, wo eigentlich gar keine sind, und sich damit Einkünfte zu sichern.

Deine Frage tut ein bisschen so, als wollte sie das Problem angehen, zeugt aber davon, in Wahrheit Teil des Problems zu sein. Sonst wäre dir sicher bewusst, dass die Behörden schon sehr viel digitaler sind, als es die Bürger anscheinend überhaupt ertragen können. Oder wie viele von uns nutzen die Onlinefunktion des Personalausweises? Nutzen beispielsweise die BayernID, wer in Bayern lebt? Nutzen die BundID? Digitale Signaturen oder De-Mail? Elster (statt irgendwelcher Drittprogramme; oder überhaupt)?

Natürlich könnte man schon weiter sein, auch bei den Behörden ist absolut noch gut Luft. Aber wie hoch soll die Motivation schon sein, Dinge weiter zu digitalisieren, wenn nicht einmal die Dinge genutzt werden, die schon da sind?

Wie dem auch sei, es passiert wahrscheinlich mehr, als du denkst. Du wirfst da einfach Behauptungen in den Raum, von wegen, "wie kann das sein". Passt sehr schön ins Bild. Ist ja auch alles in Ordnung, wenn du das so empfindest. Aber wie kommt jemand, der noch solche Basic-Fragen stellen muss wie du, überhaupt darauf, er hätte auch nur ansatzweise genügend Einblick, um sich solche Töne zu erlauben? Andernfalls kann man bei so etwas nämlich, wie so oft, nur von Hetze reden.

Woher ich das weiß:Hobby – Experte, Hobbyjurist.
Darknnight 
Fragesteller
 20.01.2024, 22:02

Es geht hier explizit um die Behörden bzw. um die Mitarbeiter und nicht um die Bürger! Die Arbeitnehmer in Behörden schlagen sich immer noch mit der Bürokratie und mangelnde Digitalisierung. Und das führt automatisch zu Verzögerung, logischerweise. Denkst du ernsthaft nur weil Online Funktion des Ausweises existiert, verbessert sich die Bürokratie um vielfaches? Du bräuchtest nur ein Paar begriffe Googlen und hättest eine reihe von Problemen der Behörden in Deutschland. Und in fast jeder Zeile steht Bürokratie und Digitalisierung. Da bringt kein BundesID oder Perso Onlinefunktion was, das sind Kleinigkeiten!

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peraspastra  20.01.2024, 22:34
@Darknnight

Keine Sorge, ich kenne auch die Verhältnisse in verschiedensten Behörden aus eigener Anschauung. Dafür muss ich nicht ein paar Begriffe googeln, wie du es wohl tust!? Alles, was ich oben gesagt habe, gilt weiterhin. Ist alles im Gange. Das sieht alles schon um Welten anders aus als noch vor fünf oder zehn oder gar mehr Jahren, selbstverständlich. Das muss daneben trotzdem auch von Menschen mitgetragen werden, ob Bürger oder Behördenmitarbeiter, das wirkt sich – total banal, ich weiß nicht, warum ich das jemandem überhaupt erläutern muss, der sich dafür angeblich aufrichtig interessiert – BEIDES auf die Behördenmitarbeiter aus. Wenn Menschen lieber mit Papier arbeiten, ist das halt ne Bremse und trägt sich in die Behörde ein. Selbstverständlich bringen die genannten Dinge etwas, und es geht dabei auch nicht nur um die Dinge an sich, sondern auch die, die man damit machen kann. Es ist aber vollkommen müßig, jemanden, der eh schon alles weiß, das näher zu erläutern. Du verstehst es genauso wenig, zu motivieren, wie die Bürger.

Mein Hauptproblem mit deiner Frage, wie ich schon eingangs erwähnt hatte, und worauf ich eben im Kern hinaus möchte, ist, dass du irgendwie so tust, als wäre irgendein abstraktes "Deutschland" oder "die Behörden" daran schuld, dass es nicht vorangeht. Und dieser Vorwurf ist aber schlicht und ergreifend witzlos. Menschen, die sich der bereits bestehenden Möglichkeiten nicht bedienen, empören sich darüber, dass es nicht noch mehr Möglichkeiten gibt. Einfach Schwachsinn. Auch die Behauptung, Deutschland würde sich wundern, dass viele nicht für den Staat arbeiten wollen. Du hörst dich da eher an wie eine Wundertüte. Hör doch einfach auf, Zeug zu blubbern.

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Dazu sind Digitalisierungs- und Transformations-Programme notwendig. Digitalisierung ist die Umstellung von analog Papier auf digital computer. Transformation ist die Veränderung der Verfahren, Abläufe und Prozesse INKLUSIVE der Veränderung der Denke in den Köpfen der Mitarbeiter bezüglich "wer ist eigentlich der Kunde?", "Für wen tun wir das ganze überhaupt?".

Ob sowas bei dir stattfindet, hängt vom Parlament deiner Stadt, deines Landkreises oder vom Bundesland ab. Sowas muss auf oberster Entscheidungsebene angesetzt und verordnet werden. Oft benötigt die Verwaltung dazu eine führende Person mit dem Titel eines "Chief Digital Officer - CDO". Der sitzt unmittelbar unterhalb der Regierungsebene und wird von ihr beauftragt.

Wenn dann sowas entschieden ist, muss es finanziert werden. Das kostet Millionen. Das muss man erst mal durch die Entscheidungsprozesse kriegen. Umgesetzt wird es dann zuerst mit Initiativen und Beschaffungen auf operative Ebene, dass die veralteten Systeme aktualisiert werden. Es ändert sich noch nichts am Verfahren, erst an den Mitteln. Die müssen zeitgemäss und zeitaktuell sein (wegen Sicherheitsmängel = neuester Stand erforderlich).

Danach analysiert man die Prozesse. Dabei wird ersichtlich, welche Verfahren existieren und welche Teilschritte davon mit (neuen!) digitalen Verfahren und Mitteln automatisiert werden können.

Das ist eine Prozesspyramide: Man beginnt mit der Erarbeitung einer "Landkarte": Was ist alles da, wie läuft es heute gemäss Gesetz und Verordnung. Dann anaylsiert man die Teilschritte, die man digitalisieren kann und beginnt die Sache umzubauen.

Bild zum Beitrag

Dauer: 5 bis 10 Jahre.

PS: das ist mein Beruf.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
 - (Schule, Psychologie, Recht)
Darknnight 
Fragesteller
 20.01.2024, 20:31

Danke dir für deine ausführliche Antwort!

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