Warum immer wieder diese Doppelmoral von z. B. Julia Klöckner (CDU-Bundestagspräsidentin)?
Julia Klöckner hat die CSD-Flagge auf dem Bundestagsgebäude am CSD-Tag verboten. Das schlug hohe Wellen und sie bekam viel Kritik als auch Zustimmung.
Sie begründet die Entscheidung mit der Neutralität des Parlaments. Da stellt sich wiederum die Frage: warum nicht auch bei Religionen?
Wenn sie schon die Neutralität so hoch hält, dann kann sie ja auch gleich einen Anstoß geben, Kirchenstaatsverträge zu kündigen, Dritter Weg im Arbeitsrecht abzuschaffen (Mehr Rechte für kirchliche Arbeitgeber) und Kreuze in Räumen wie Schulen oder im Bundestag zu verbieten. Da sollte doch auch Neutralität herrschen, oder etwa nicht?
Nicht falsch verstehen, die Diskussion finden bestimmt viele unnötig. Es geht mir aber ums Prinzip wegen der Neutralität. Das eine um jeden Preis fordern wie auch umsetzen, das andere unberührt lassen.
Mir geht es generell um Neutralität
7 Antworten
Warum immer wieder diese Doppelmoral von z. B. Julia Klöckner (CDU-Bundestagspräsidentin)?
Wieso Doppelmoral?
Julia Klöckner hat die CSD-Flagge auf dem Bundestagsgebäude am CSD-Tag verboten. () Sie begründet die Entscheidung mit der Neutralität des Parlaments.
Und sie hat damit vollkommen recht!
Es gibt keinen Grund, die privaten sexuellen Prioritäten bestimmter Bevölkerungsgruppen und ihre öffentlichkeitswirksame Feierlaune staatlicherseits besonders zu unterstützen oder zu bevorzugen.
Da stellt sich wiederum die Frage: warum nicht auch bei Religionen?
CSD ist eine Religion? Eine merkwürdige Gleichsetzung, ein merkwürdiger Vergleich! Nein, diese Frage stellt sich im Zusammenhang nicht!
Wenn sie schon die Neutralität so hoch hält, dann kann sie ja auch gleich einen Anstoß geben, Kirchenstaatsverträge zu kündigen, Dritter Weg im Arbeitsrecht abzuschaffen (Mehr Rechte für kirchliche Arbeitgeber) und Kreuze in Räumen wie Schulen oder im Bundestag zu verbieten.
Klöckner ist Bundestagspräsidentin, nicht Bundeskanzlerin. Sie bestimmt daher die Richtlinien der Politik nicht! Warum sollte sie denn gegen die Kirchen, gegen gewisse traditionelle Gebräuche polemisieren und die Neutralität des Bundestagspräsidiums und der Bundestagsverwaltung, der sie vorsteht, unzulässigerweise verletzen?
Da sollte doch auch Neutralität herrschen, oder etwa nicht?
Religion ist Privatsache! Wie hat es doch der Alte Fritz so schön formuliert: "Die Religionen Müsen alle Tolleriret werden und Mus der fiscal nuhr das auge darauf haben, das keine der andern abruch Tuhe, den hier mus ein jeder nach Seiner Fasson Selich werden."
Nicht falsch verstehen, die Diskussion finden bestimmt viele unnötig. Es geht mir aber ums Prinzip wegen der Neutralität. Das eine um jeden Preis fordern wie auch umsetzen, das andere unberührt lassen.
Klöckner wahrt das Prinzip der Neutralität des Bundestagspräsidiums und der Bundestagsverwaltung, sei es z. B. gegenüber religiösen oder sexuellen Vorlieben von Teilen der Bevölkerung, die rein privater Natur sind!
Du sprichst immer wieder von „Neutralität“ – aber genau da liegt dein Denkfehler: Neutralität gilt im demokratischen Staat nicht gegenüber dem Einsatz gegen Hass und Diskriminierung.
Hier liegt ein offensichtliches Missverständnis sowohl meiner Ausführungen als auch der Haltung der Bundestagspräsidentin vor! Es geht um Neutralität der höchsten politischen Institution Deutschlands, des Bundestages, gegenüber Privatangelegenheiten und Privatinteressen, kurz: der Freiheit von Bürgern. Das auch nur andeutungsweise als Toleranz von Hass und Diskriminierung auszulegen, ist unsinnig und falsch!
Wer sich für Grundrechte, Gleichberechtigung und den Schutz marginalisierter Gruppen einsetzt, verlässt nicht die neutrale Mitte – sondern steht genau dort, wo unsere Verfassung ihn haben will.
Und genau dort steht die Bundestagspräsidentin gemäß unserer Verfassung - und ich übrigens auch.
Und noch etwas: Wenn du vom CSD als „Feier sexueller Vorlieben“ sprichst, verharmlost du die Lebensrealität queerer Menschen. Sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität sind keine „Vorlieben“, sondern Persönlichkeitsmerkmale, die ebenso schützenswert sind wie Herkunft, Religion oder Behinderung. Niemand spricht bei religiösen Feiertagen oder Gedenktagen von „Glaubensvorlieben“. Warum also bei queeren Menschen?
Nein, ich verharmlose nichts, sondern weise realistisch und wertfrei auf eine Lebensrealität dieser Menschen hin, die Teil ihrer Persönlichkeitsmerkmale, zu denen selbstverständlich auch persönliche Vorlieben gehören, ist. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Die CSD-Parade ist vergleichbar mit einem Karnevalsumzug, also durchaus mit einer Feier.
Der CSD steht nicht für Extrawürste, sondern dafür, dass alle gleich sicher, sichtbar und respektiert leben können – und dafür darf auch das Parlament ein Zeichen setzen, ohne seine Neutralität zu verlieren. Echte Neutralität heißt eben nicht, alles gleichgültig zu behandeln, sondern das Richtige zu unterstützen, wenn es nötig ist.
Der in diesen Ausführungen enthaltene Vorwurf gegen das Parlament und die Politik ist Unfug und zurückzuweisen! Der CSD ist die Aktion einer Minderheit der Gesellschaft, die der Staat nicht behindert, sondern sogar eher fördert. Laut Flaggenordnung wird eine entsprechende Fahne jährlich am 17. Mai gehisst - das ist mehr, als anderen Minderheiten zugestanden wird. Das genügt!
Hier liegt ein offensichtliches Missverständnis sowohl meiner Ausführungen als auch der Haltung der Bundestagspräsidentin vor! Es geht um Neutralität der höchsten politischen Institution Deutschlands, des Bundestages, gegenüber Privatangelegenheiten und Privatinteressen, kurz: der Freiheit von Bürgern. Das auch nur andeutungsweise als Toleranz von Hass und Diskriminierung auszulegen, ist unsinnig und falsch!
Na ja, das ist ein Grund mehr, warum ich es bizarr finde, dass sie dann die Regenbogenflagge am CSD auf dem Gebäude verbietet. Die Neutralitätspflicht bezieht sich wie erwähnt auch nach Ansicht aller dazu urteilenden Gerichte nicht auf die Regenbogenflagge und der Diskriminierung und dem Hass gegenüber LGBT. Ihre eigene Aktion ist natürlich kein Hass, aber auch unangebracht und lässt selbst eher die Neutralität zugunsten ihrer persönlichen Einstellungen vermissen. Frau Bas hatte da im Gegensatz zu ihr keine Probleme. Es geht hier nicht um ihre persönlichen Animositäten. Und sie hat sich wiederholt nicht professionell verhalten.
Und genau dort steht die Bundestagspräsidentin gemäß unserer Verfassung - und ich übrigens auch.
Dann verstehe ich das Verbot auch nicht.
Die CSD-Parade ist vergleichbar mit einem Karnevalsumzug, also durchaus mit einer Feier.
Nein. Der Karneval steht für Spaß und eine lustige Zeit. Der CSD ist dem Grund nach eine Demo gegen Hass, Diskriminierung und Gewalt. Informiere dich da einfach mal ein bisschen und lies auch mal die Schilder, die da gezeigt werden und schaue dir die Kundgebungen an. Natürlich feiern da manche auch. Aber das ist nicht der Kerngedanke des CSD. Eine Demo muss übrigens auch nicht immer bierernst sein.
Der CSD ist die Aktion einer Minderheit der Gesellschaft, die der Staat nicht behindert, sondern sogar eher fördert. Laut Flaggenordnung wird eine entsprechende Fahne jährlich am 17. Mai gehisst - das ist mehr, als anderen Minderheiten zugestanden wird. Das genügt!
Ich habe nicht gesagt, dass der Bundestag LGBT-Menschen aktiv behindert, auch wenn er das über Jahrzehnte bis gar nicht vor so langer Zeit auf schlimmste Weise getan hat und sich da früher sehr schuldig gemacht hat. Heute kann er sich durchaus dafür einsetzen. Und na ja. Du kannst dich gern auch für eine Flagge am Tag der Frauen, Behinderungen oder gegen Rassismus einsetzen. Und Flaggenordnung? Das sind die Festlegungen von Frau Klöckner. Und ich verstehe auch nicht, warum manche so ein Theater machen, wenn sie wie bisher am CSD auch nochmal dort hängt.
Ein Bundestagspräsidentin leitet die Bundestagssitzungen. Sie gibt keinen Anstoss zu irgendetwas.
Der richtige Vergleich wäre gewesen, wenn die Flagge des Vatikan auf dem Reichtstagsgebäude gehisst würde.
Das mit den Verträgen zwischen den Staaten und dem Vatikan ist eine völlig andere Kategorie. Die Konkordate bewegen sich auf der Ebene des Völkerrechts. Die können, so weit ich weiß, nur im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst werden. Aber selbst wenn das geschieht, müsste an deren Stelle andere Verträge treten, schließlich müssen ja auch viele andere Dinge geregelt werden, damit Rechtssicherheit herrschen kann.
Außerdem gebe ich zu bedenken: Bei solchen Verträgen kann auch der Staat bei der Kirche mitreden, zumindest in begrenztem Umfang. In Frankreich, wo es eine laizistische Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften gibt, besteht genau dieses Problem. Er hat dort kaum Möglichkeiten, im Einvernehmen für alle gute Lösungen zu finden und ist in gewisser Weise auf den guten Willen und die Kooperation angewiesen. Manche Religionsgemeinschaften kooperieren aber so gut wie nicht. Ende Gelände! Das ist in Deutschland aufgrund der Verträge nicht so. Ich will damit sagen, die Trennung von Staat und Kirche in kooperativer Zusammenarbeit bietet mehr Vor als Nachteile für die staatlichen Behörden.
Sie hat eine ordentliche Doppelmoral. Abgesehen davon, dass sie selbst als Landwirtschaftsministerin keine Probleme hatte, Werbung für Nestlé zu machen und sich sogar in einem Video des Unternehmens zu präsentieren. Dass die Neutralitätspflicht nicht für politikübergreifende Einsätze wie gegen Hass und Diskriminierung gilt, ist ja ohnehin klar.
....Doppelmoral liegt in der DNA der Union (ich bevorzuge diesen Begriff, weil ich diese Partei weder für "christlich", noch für "demokratisch" oder in der bayrischen Version für "sozial" halte!). Klar kann man der Meinung sein, dass diese Flagge nicht auf den Reichstag gehört....man kann aber auch andersherum sagen, klar machen wir da mit, weil wir weltoffen und tolerant sind. Beides ist Frau Klöckner nicht....dafür aber sehr von ihrer Ansicht überzeugt, die sie dem Bundestag und der deutschen Bevölkerung aufdrückt, um einer radikalen Minderheit nach dem Mund zu reden...und das ist undemokratisch.
Du sprichst immer wieder von „Neutralität“ – aber genau da liegt dein Denkfehler: Neutralität gilt im demokratischen Staat nicht gegenüber dem Einsatz gegen Hass und Diskriminierung. Wer sich für Grundrechte, Gleichberechtigung und den Schutz marginalisierter Gruppen einsetzt, verlässt nicht die neutrale Mitte – sondern steht genau dort, wo unsere Verfassung ihn haben will.
Und noch etwas: Wenn du vom CSD als „Feier sexueller Vorlieben“ sprichst, verharmlost du die Lebensrealität queerer Menschen. Sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität sind keine „Vorlieben“, sondern Persönlichkeitsmerkmale, die ebenso schützenswert sind wie Herkunft, Religion oder Behinderung. Niemand spricht bei religiösen Feiertagen oder Gedenktagen von „Glaubensvorlieben“. Warum also bei queeren Menschen?
Der CSD steht nicht für Extrawürste, sondern dafür, dass alle gleich sicher, sichtbar und respektiert leben können – und dafür darf auch das Parlament ein Zeichen setzen, ohne seine Neutralität zu verlieren. Echte Neutralität heißt eben nicht, alles gleichgültig zu behandeln, sondern das Richtige zu unterstützen, wenn es nötig ist.