Führt eine tiefergehende u. ehrliche Beschäftigung mit Geschichte nicht zu einem unbestrittenem Fatalismus?
Unenorm viele Geschehnisse; historisch vermeintlich einzigartige Errungenschaften, erlangter Fortschritt, der auf wackeligen Füßen stand; Modetrends, die schleunigst im Sande verlaufen sind; Horrende Gräuel, die sich durch sie hinwegs ziehen. Kriege, Täuschung, Verrat, Betrug, brutalste Dolchstoßlegenden und Machtspiele.
Die unbequeme Wahrheit, dass eben Gewalt sehr wohl eine Lösung war, um die verschiedensten Sachen durchzudrücken..
Alles wiederkehrende über-unsere-Köpfe herrschende, dämonische Kräfte, denen wir auch heute hilflos ausgesetzt sind.
Ist die Geschichte nicht eine Absage an die Moral? Das Gegenargument gegen optimistisch-liberale o progressistische Kräfte schlechthin?
Ein optimistischer Historiker ist schließlich ein Widerspruch in sich. Die Historiker sind nicht ohne aufgrund ihres Berufes her konservativ.
5 Antworten
„Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen. “
George Santayana
"Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. “
Und dennoch gibt es bei allen Rückschritten auch wieder Fortschritt. Sonst würden wir heute nicht in einem liberalen Rechtsstaat leben.
Und ja wahrscheinlich macht die Auseinandersetzung mit Geschichte und Politik eher konservativ. Ich kann trotzdem als Mensch gesinnungsethisch beinflusste Positionen als gut und richtig betrachten und gleichzeitig eingestehen, dass ein Politiker auch verantwortungsethisch handeln muss. Die Politik muss immer die gesamtgesellschaftlichen Folgen ihrer Handlungen bedenken.
Führt eine tiefergehende u. ehrliche Beschäftigung mit Geschichte nicht zu einem unbestrittenem Fatalismus?
Nein, nicht zwangsläufig. Sie kann auch zu der Erkenntnis fühten, dass es gute und dass es schlechte Phasen in der Geschichte gibt und dass die jeweilige Phase nicht immer, aber oft auch mit dem eigenen gesellschaftlichen Verhalten zusammenhängt. Geschichte ist nichts, was einfach so passiert und was sich nicht beeinflussen lässt. Fatalismus wäre daher völlig unangebracht.
Führt eine tiefergehende u. ehrliche Beschäftigung mit Geschichte nicht zu einem unbestrittenem Fatalismus?
Nein. Gerade eine solche Beschäftigung mit der Geschichte aller Jahrtausende oder Jahrhunderte, die man überblicken kann, belegt doch eindeutig, dass wir in Deutschland und Europa in der fortschrittlichsten und besten Zeit leben. Könnten Menschen aus der Vergangenheit in unsere Gegenwart schauen, dann würden sie uns eher beneiden als bedauern!
Unenorm viele Geschehnisse; historisch vermeintlich einzigartige Errungenschaften, erlangter Fortschritt, der auf wackeligen Füßen stand; Modetrends, die schleunigst im Sande verlaufen sind; Horrende Gräuel, die sich durch sie hinwegs ziehen. Kriege, Täuschung, Verrat, Betrug, brutalste Dolchstoßlegenden und Machtspiele.
Gewiss gibt es in der Geschichte so manche Ereignisse und Erscheinungen, die wir vom heutigen Standpunkt aus für negativ erachten. Negatives erleben wir in unserer heutigen Zeit, Negatives wird es wohl immer auch in Zukunft geben. Neben dem Negativen gab, gibt und wird es immer auch Positives geben. Es gab gewiss Epochen, in denen das eine oder andere überwog. Dennoch verlief die historische Entwicklung bisher immer noch zum Positiven. Die Menschen haben es in der Hand, diese Entwicklung fortzusetzen.
Die unbequeme Wahrheit, dass eben Gewalt sehr wohl eine Lösung war, um die verschiedensten Sachen durchzudrücken..
Gewalt war keineswegs immer, eher nie wirklich eine Lösung! Die Menschen in der Vergangenheit waren durchaus in der Lage, Gewalt als etwas Negatives zu empfinden und sie im Grunde abzulehnen, selbst wenn sie sich nicht vermeiden ließ. Stattdessen bemühten sie sich und suchten nach Wegen, Lösungen kommunikativ und im Einvernehmen zu entwickeln. Diesen Teil der geschichtlichen Entwicklung sollte man in der Betrachtung weder auslassen noch negieren!
Alles wiederkehrende über-unsere-Köpfe herrschende, dämonische Kräfte, denen wir auch heute hilflos ausgesetzt sind.
Es gibt keine dämonischen Kräfte! Ja, früher glaubten daran viele Menschen, aber gerade Religionen entwickelten Schutzmechanismen, um den Menschen diese mentale Belastung zu erleichtern.
Gewiss ist der Einzelne manchmal den Umständen ausgeliefert. In früheren Zeiten waren die Menschen mehr in eine Gemeinschaft eingebunden, die nach bestimmten Regeln agierte, denen man sich anbequemen musste, die aber auch Sicherheit und Hilfe gewährte. Ist es heute soviel anders? Nicht grundsätzlich, aber gerade in unserer freiheitlichen Gesellschaft entscheidet jeder Mensch unabhängiger und in eigener Verantwortung, was dem Einzelnen viel persönliche Souveränität abverlangen kann und woran einige scheitern.
Ist die Geschichte nicht eine Absage an die Moral? Das Gegenargument gegen optimistisch-liberale o progressistische Kräfte schlechthin?
Nein, im Gegenteil!
Ein optimistischer Historiker ist schließlich ein Widerspruch in sich. Die Historiker sind nicht ohne aufgrund ihres Berufes her konservativ.
Das ist falsch. Keineswegs sind Historiker nur konservativ eingestellt! Sie repräsentieren alle menschlichen Eigenschaften und politischen Einstellungen, die es gibt! Ihr Vorteil im Vergleich zur großen Masse der Menschen sind ihre historischen Kenntnisse, die ihnen eine weniger einseitige, vorurteilsbeladene, sondern eine differenzierte Betrachtungsweise ihrer Gegenwart ermöglichen.
Ich sehe keinen Grund dafür, dass das so sein sollte…