Seid Ihr Zeitzeugen der friedlichen Revolution der Jahr 1989 | - 1990?
Guten Morgen,
in dieser Umfrage geht es darum, ob es sich bei Euch um Zeitzeugen der friedlichen Revolution der Jahre 1989 | - 1990 handelt als auch sofern dies so ist wie Ihr diese für Euch persönlich wahrgenommen beziehungsweise empfunden habt.
Es geht um die friedliche Revolution | - Die Wende der Jahre1989 | - 1990 [DDR und BRD].
Danke für Eure Antworten im Voraus.
64 Stimmen
26 Antworten
Ich war in der Nacht der DDR Grenzöffnung im Dienst ( BGS). Wir wurden von Sankt Augustin mit Helis nach West Berlin eingeflogen, standen dabei in ständigem Kontakt mit dem Bundesaußenministerium.
Rechtlich war die Einsatzlage unklar, es gab verschiedene Handlungsoptionen, weil in der BND Lage " keine besonderen Vorkommnisse" vorhergesagt wurde.
Die anfängliche Euphorie schlug sehr schnell in Ernüchterung um, als das Ausmaß des Instandhaltungsrückstand der DDR klar wurde.
Kontakt mit dem Bundesaußenministerium... oder doch mit dem BMI?
Die Sofortmaßnahmen wurden vom Auswärtigen Amt als BGS-Entsendung nach West Berlin in Absprache mit dem Lagezentrum-Kanzleramt verfügt, weil ein " anderer Staat" involviert war und das AA über die entsprechenden Kommunikation-Kontakte verfügte.
War mit dem anderen Staat die Sowjetunion gemeint? Denn den Alliierten Kontrollrat gab es ja auch noch.
Was hatte den der BGS mit der Revolution in der DDR zu tun?
Leute aus der Ferne über Rundfunk und Fernsehen aufgezogen? Oder Revolutionäre bezahlen?
"als das Ausmaß des Instandhaltungsrückstandes der DDR klar wurde"
War es intelligent, die Katze im Sack zu kaufen?.
Was hatte den der BGS mit der Revolution in der DDR zu tun?
kann ich Dir erklären, nachdem auch ein Bekannter von mir damals beim BGS beschäftigt war. Die waren seinerzeit wesentlich besser informiert als so mancher DDR-Bürger, dessen einzige Aufgabe darin bestand seinen Nachbarn zu bespitzeln...
War es intelligent, die Katze im Sack zu kaufen?.
Bei einigen schon, bei anderen eher nicht.
Was hatte den der BGS mit der Revolution in der DDR zu tun?
Das frage ich mich auch. Der BGS hatte in West-Berlin nichts zu suchen.
Das frage ich mich auch. Der BGS hatte in West-Berlin nichts zu suchen.
standen dabei in ständigem Kontakt mit dem Bundesaußenministerium.
Rechtlich war die Einsatzlage unklar, ...
Wir wurden als Spezialkräfte vom BMI entsandt.
Rechtlich war die Lage wohl klar. Westberlin war nicht Bestandteil der Bundesrepublik.
Der Einsatz war dann wohl illegal.
Der Einsatz war dann wohl illegal.
Nein
Die Unterstützung der Landes- Polizei bei der Bewältigung besonderer Lagen war seit jeher Kernkompetenz des BGS.
Die unerwartete DDR Grenzöffnung war eine besondere Lage, die besondere Maßnahmen erforderlich machten.
War es intelligent, die Katze im Sack zu kaufen?.
Wir haben euch nicht gekauft, Ihr seid uns beigetreten.
hab ich schon immer gesagt, keine Wiedervereinigung, eine Vereinnahmung.
Wie gesagt - Ihr wolltet was von uns, aber wir nicht von Euch.
haben etwa Modrow oder Krenz oder .... etwas von "wir sind ein Volk" verbreitet?
Die Masse der DDR-Bürger hat "wir sind das Volk" gerufen.
Sagt dir der Name Helmut Kohl noch etwas? Wende dich doch an den, der euch die Scheiße eingebrockt hat.
Jetzt müsst ihr da durch.
Trotzdem hattet ihr hier wegen des Viermächtestatus nichts zu suchen. Es ist mehr als nur verwunderlich, dass das kein Thema war, dass erstmals überhaupt BGS-Beamte in Berlin waren.
Hättet ihr nicht auch mit der Alliierten Stadtkommandantur in Verbindung setzen müssen?
Hättet ihr nicht auch mit der Alliierten Stadtkommandantur in Verbindung setzen müssen?
- Spezialkräfte der Polizei sind ausführende Kräfte.
Das intern in alle Richtungen, von allen Behörden und Ämtern sowohl in West als auch Ost die Drähte glühten, kann man als gesichert annehmen.
Das für uns Einsatzfahrzeuge bei der Landung bereitstanden und das wir im Berliner SEK-Übungshaus eiquartiert wurden lässt darauf schließen, das SenInn und PPRBln die Amtshilfe begrüßten.
Die Berlin-Kommando-Order-Vorgaben wurden gewahrt.
"der euch die Scheiße eingebrockt hat."
Es gibt genügend vernünftige ehemalige DDR-Bürger, da muss man halt auch die Unvernünftigen in Kauf nehmen..
Aber nicht gerade nett, wie Du die dann bezeichnest...
Es ist für mich trotzdem erstaunlich, dass das damals keine spezielle Meldung war. Vielleicht wollte man es nur nicht an die große Glocke hängen. Dass Polizei verstärkt eingesetzt wurde, dürfte damals aber mitgeteilt worden sein. Die DDR wird ähnlich verfahren haben.
Es ist für mich trotzdem erstaunlich, dass das damals keine spezielle Meldung war.
Es gab in dieser wilden Phase wo täglich in West Berlin weitere Grenzübergänge geöffnet wurden wesentlich wichtigere Meldungen als Polizei-Amtshilfe durch den BGS.
Wäre aber von historischer Bedeutung gewesen, denn vorher hatte der BGS nie Berliner Boden betreten. Das hätte man gern erwähnen können.
Okay, aber man musste ja nicht.
Kannst ja mal die MoPo oder BZ Archive durchforsten, evtl. findet sich da eine Randnotiz. Wir hatten jedenfalls ...alle Hände voll zu tun, keine Zeit für Zeitung lesen oder Abendschau gucken.
haben etwa Modrow oder Krenz oder .... etwas von "wir sind ein Volk" verbreitet?
Die sowieso nicht, die waren beim Volk abgemeldet
Die Masse der DDR-Bürger hat "wir sind das Volk" gerufen.
Ja, bis zum 9. November. Danach war die Parole "Wir sind ein Volk".
Sagt dir der Name Helmut Kohl noch etwas? Wende dich doch an den, der euch die Scheiße eingebrockt hat.
Welche Scheisse? Die Einheit Deutschlands ist doch was Schönes. Kohl und Genscher haben offenbar mehr richtig als falsch gemacht. Die DDR war auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig und der RGW war in Auflösung begriffen.
Die sowieso nicht, die waren beim Volk abgemeldet
an solchen Worten erkennt man, wie überheblich viel im Westen sind. Es war also doch keine Wiedervereinigung, es war eine Einverleibung.
Das hat eben Nachwirkungen. Wer den Menschen im Osten permanent erklärt, wie unfähig sie doch waren (du gerade " Die DDR war auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig" ), wer die Hälfte der DDR-Bewohner zu Spitzeln macht, der muss sich nicht wundern, wenn sie sich eine Alternative suchen.
Das wird dann auch noch Honecker, Krenz, Modrow ... angelastet, weil die das Volk geknechtet haben.
Ist es nicht eigenartig, die aktivsten Verfechter dieser Behauptungen sind hier bei GF Benutzer, die nie in der DDR gelebt haben, aber alles haargenau beschreiben können. Haarsträubend!
Danach war die Parole "Wir sind ein Volk".
Sagt der Wessi...Wir sind ein Volk
antwortet der Ossi
Wir auch
war der zutreffende Witz der Wendezeit, der sich bis heut zB im Wahlverhalten der AfD in den " neuen Bundesländern" offenbart.
du gerade " Die DDR war auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig"
Das könntest Du einfach widerlegen. Nenne die Produkte, mit denen die DDR auf dem Weltmark konkurrenzfähig war.
warum sollte ich? Im Gegensatz zu kapitalistischen Systemen hatte der Sozialismus nie das Ziel den Weltmarkt zu beherrschen um damit andere Staaten mit Produkten, die sie nicht brauchen, zu überfluten.
Das werden aber Leute, die sich nie mit Prinzipien von Kommunismus und Sozialismus beschäftigt haben, auch nicht verstehen.
Sozialismus braucht keinen Konkurrenzkampf, da reicht Wettbewerb. Der Bessere wird seine Lösung umsetzen, der "Verlierer" macht weiter oder was anders.
In der Grenzsicherung mit Todesstreifen gegen Republikflucht, war die DDR weltweit führend.
Im Zoo Eberswalde (Brandenburg) war lange Zeit ein mehrere Meter großes Bild zu sehen.
Ein Wolf hielt ein Schild (wie es bei Protestveranstaltungen üblich ist) mit der Aufforderung
Da fragt man sich doch wie das zur Grenzsicherung der DDR passt.
Wer hatte denn Interesse die Schafe ( hier wohl DDR-Bürger) aufzufordern, selbst so ein Schild zu tragen?
Irgendwie erinnert das an Berthold Brecht: (Edmund Stoiber soll das wiederholt haben)
"Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber“
Wer nach mehr als 60 Jahren immer noch nicht verstanden hat, dass es Menschen gab, die Mitbürger (ob Schafe oder Kälber) nicht dem Metzger überlassen wollten,
der demonstriert immer noch mit "lasst endlich die Schafe frei" (man muss nur verstehen)
der demonstriert immer noch mit "lasst endlich die Schafe frei" (man muss nur verstehen)
man muss nur verstehen....
Wer seine kommunistische Überzeugung nicht teilte, war für den DDR-Chefpropagandisten Karl-Eduard von Schnitzler ein Verbrecher und ein Menschenfeind.
Ein junger Mann, der nach einem missglückten Fluchtversuch vor laufender Kamera verblutete, war für ihn nichts weiter als ein «angeschossener Krimineller».https://www.nzz.ch/feuilleton/menschenfeinde-ueberall-oder-die-rueckkehr-des-sudel-ede-ld.1647676
Die DDR hat ihre "Schafe" an die BRD verkauft und dafür fast 3,5 Mrd DM kassiert.
nein anders herum, die BRD hat sie gekauft. Das ist gewaltiger Unterschied.
Wenn ich mich recht erinnere, es waren die schwarzen Schafe,
nein anders herum, die BRD hat sie gekauft. Das ist gewaltiger Unterschied.
Aus Wikipedia:
Im Westen wurden diese von Rechtsanwälten eingefädelten Transaktionen von den beteiligten Akteuren und in der Öffentlichkeit als Menschenhandel bezeichnet. In der DDR durfte über den Menschenhandel mit der Bundesrepublik nicht gesprochen werden. Daran anschließend forderte die SED-Führung von der Bundesrepublik Diskretion, sukzessive Einschränkungen der Pressefreiheit.
Also doch so rum und nicht anderrum.
Wenn ich mich recht erinnere, es waren die schwarzen Schafe,
"Der erste Häftlingsfreikauf wurde Weihnachten 1962 realisiert: 20 Häftlinge und ebenso viele Kinder kamen gegen die Lieferung von drei Waggon-Ladungen Kalidünger frei."
Kinder waren also für dich schwarze Schafe.
Der erste Häftlingsfreikauf wurde Weihnachten 1962 realisiert:
Hast du das, was du schreibst verstanden? Ich kann da KAUF lesen. Wer ist da der aktive Teil?
Kalidünger? Ist das nicht Lächerlich. Schon mal etwas von Sondershausen, Bleicherode, Sollstedt, Bischofferode gehört? Dort wurde Kalisalz gefördert.
Übrigens haben wir während der Veranstaltungen zur Jugendweihe (um 1958) den Schacht in Sollstedt besichtigt. Irgendwie schlimm, in einer Diktatur dazu gezwungen zu werden. Immerhin waren wir 300 m tief unter der Erde.
Unverantwortlich, was hätte da alles passieren können. Wassereinbruch, Methangas-Explosion, Stolleneinbruch.
Wer ist da der aktive Teil?
Anwälte. Steht doch da.
Kalidünger? Ist das nicht Lächerlich. Schon mal etwas von Sondershausen, Bleicherode, Sollstedt, Bischofferode gehört? Dort wurde Kalisalz gefördert.
Kaliumchlorid ist etwas anderes als Kaliumoxyd. Wenn die DDR 1962 nicht in der Lage war, ausreichend Kaliumoxyd herzustellen, dann musste eben die BRD aushelfen
Über Jahre hinweg wurde ich von der Stasi drangsaliert. Deshalb war es für mich ein Fest, als die DDR im Orkus der Geschichte unterging. Als es so weit war und die Leute gegen die Kommunisten auf die Straße gingen, habe ich in einer Kleinstadt gewohnt und dort die Demos mit organisiert. Am 1. November 1989 kamen nur 250 Leute zur ersten Demo. Aber nur eine Woche danach. am 7. November waren es mehr als 50.000 und das in einer Kleinstadt. Das bedeutet, dass auch viele Leute aus den umliegenden Dörfern da waren.
Mir ging es in der DDR nicht um Geld oder materielle Dinge. Mir ging es nur darum, endlich frei zu sein und nicht mehr mit einem Maulkorb herumzulaufen. Für mich haben sich alle meine Träume erfüllt.
Für mich haben sich alle meine Träume erfüllt.
Das ging wohl den meisten DDR-Bürgern so, die ihre Freiheit erkämpften. Für die " Anderen" brach ihre heile DDR-Diktatur-Welt mit einem Schlag zusammen; Geschichte wiederholte sich als " ewig Gestrige" bis zum heutigen Tage.
Guten Morgen Dir,
Danke für Deine freundliche und auch ausführliche Antwort auf meine Frage.
Wie hoch war in etwa die Anzahl der Einwohner der Kleinstadt gewesen?
Am 01.11.1989 sind es somit 250 Menschen, am 07.11.1989 dann bereits 50.000 Menschen gewesen?
In genau derselben genannten Kleinstadt?
Hattest Du in der DDR bereits ein KFZ?
Ich wünsche Dir eine angenehme Woche.
Damals hatte die Stadt 56.000 Einwohner. Am Tag der Demo war ein Schiedsrichter dabei. Der hatte Erfahrung mit großen Menschenmassen und konnte recht gut schätzen, wie viele Leute auf dem Markt standen. Aber es waren so viele, dass der Markt sie nicht alle fassen konnten. Die Leute, die neben dem Markt in den Seitengassen standen, konnte er gar nicht sehen.
Auf ein Auto war ich angemeldet und habe viele Jahre darauf gewartet. Etwa 5 Monate nach dem man auch im Osten mit der D-Mark bezahlen konnte, habe ich Post bekommen, dass ich jetzt meinen Lada abholen könnte. Doch zu dieser Zeit hatte ich längst ein richtiges Auto.
Ich war 16 Jahre und mehrfach bei regionalen Demos dabei. Ich wusste bereits, dass ich das Bestreben nach Freiheit unterstützen muss. Es ging damals zunächst um eine deutlich reformierte DDR, was dann aber recht schnell im Zusammenschluss beider Staaten endete.
Persönlich habe ich die Wende, als die ersten Ergebnisse vorlagen und Prozesse sich entwickelten, als Erfolg gewertet, als bis heute sehr beeindruckend, da kein Tropfen Blut floss, kein Schuss fiel. Leider so bis heute fast einmalig, wenn man sich die Welt derzeit ansieht.
Ich lehne die oft zu findenden (N)ostalgie und Revisionismus durch die rosarote Brille bzgl. der eigenen Vergangenheit ab. Natürlich hatte ich eine tolle Kindheit und Jugend, bin in einem System aufgewachsen, in welchem ich Frieden empfand, Unterstützung in meiner Entwicklung und alle hatten Arbeit und Essen. Von den Ostblockstaaten ging es der DDR noch am besten. Aber man muss das aus jetziger Sicht kritisch betrachten. Warum tat der Staat so viel? Kontrolle und Steuerung der Persönlichkeit.
Klar gab es auch gute Ansätze, die heute teilweise und ein wenig anders wieder entdeckt vorhanden sind, Kinderbetreuung (Krippe, KiTa, Hort) oder Ärztehäuser, Facharztzentren a la Poliklinik.
Ich finde, dass wir in einer funktionierenden, rechtsstaatlichen Demokratie leben mit allen Freiheiten, die wichtig und weltweit leider selten sind.
Guten Morgen Dir,
Danke für Deine sehr ausführliche, ehrliche und freundliche jedoch auch sachliche Beantwortung meiner Frage.
Sofern ich Dich dies fragen darf welche für Dich persönlich als positiv zu bewertenden Merkmale hast Du sowohl vor 1989 jedoch auch ab 1990 jeweils wahrgenommen?
Also sowohl vor der Wiedervereinigung als auch während der ersten Monate danach?
Handelte es sich um regionale Demonstrationen 1988 | - 1989?
Danke Dir bereits im Voraus. Ich wünsche Dir eine angenehme Woche.
Gern. Die Demos, an denen ich teilgenommen habe, waren kleinere in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge, im Herbst 1989. Die verliefen von einer Kirche aus mit mehreren hundert, vielleicht so 1.000 Leuten in die Stadt. Auch war ich beim Öffnen der ansässigen Stasi-Zentrale dabei, allerdings war die schon sehr "sauber" zurückgelassen worden.
Positiv vor der Wende? Ich war ja grad 16, bin grad in die 10. Klasse gekommen, war ein guter Schüler, mit außerschulischen Aktivitäten, Sport und Computern. Ich habe natürlich in meiner Schulzeit viel eingetrichtert bekommen, gehörte aber durchaus bereits zur kritischen Klientel, die das Gesamtsystem ablehnte. Mein bester Freund war Pfarrersohn, ihm wurde ein Stein nach dem anderen in den Weg gelegt. Positiv: Alle Schüler nahezu gleiche Chancen, grundsätzlich alle 10 Klassen (POS, Polytechnische Oberschule, wie heute Realschule), nur die beiden Klassenbesten hatten die Möglichkeit der Erweiterten Oberschule, also Kl. 11+12, Abitur (ja, ich war dabei...). Ich finde die Masse der Gymnasiasten heute erdrückend und falsch, außerdem die Trennung schon zur 5. Klasse viel zu früh. Befremdlich schon immer für mich, die Pionier- und FDJ-Organisation, sowie deren militärisches Erscheiningsbild und Gehabe.
Wie schon angedeutet, alles kostenfrei, auch außerschulisch wurde viel angeboten, Arbeitsgemeinschaften (heute etwa GTA: Ganztagsangebot) wie Modellbau, Haushalt und Garten, Computertechnik (ja, da war ich tatsächlich ;-), dazu Sport Sport Sport. Und die Termine für pflichtbewusste Pioniere wie Altstoffsammlung, Hilfsprojekte, Jugendtreffen etc. Man war gut ausgelastet, und alles für lau. Man konnte in vielen Bereichen beobachten, wer in welcher Disziplin besonders heraus stach und diesen dann gezielt fördern.
Aus heutiger Sicht betrachtet diente das - wie schon erwähnt - aber auch der staatlichen Kontrolle und engmaschigen Beobachtung, um jugendliche Gewächse, die drohten, schief zu wachsen, wieder gerade zu richten oder im schlimmsten Fall auszusortieren (Heimkinder).
Damit passte man sich meist an, dass man seine Ruhe hatte. Handel mit raren Gütern funktionierte mit Beziehungen, auch die Stasi und ihre Umtriebigkeit war kein Geheimnis.
Aber man merkte: Die Wirtschaft ging steil bergab, Mangel überall, Verfall, marode Infrastruktur, kaum Neues, dazu keine Reisefreiheit, Pressefreiheit, geschützter Wohnraum, Berufs-/Gewerbefreiheit, Versammlungsfreiheit. Diese Freiheiten sehe ich seit 1990 in Deutschland als gesichert und garantiert an. Sie sind für jeden Menschen essentiell. Sieht man sich in der Welt um, ist das leider die Ausnahme. Aber alles muss gesetzlich in gesellschaftlich kompatible Bahnen gelenkt werden. Ich bin übrigens selbst Versammlungsrechtler. Dazu Eigenverantwortung, was der DDR-Bürger leider verlernt hat, und nun oft nach Führung schreit.
Natürlich war die Welt des "Westens" für mich erstmal wie Disneyland! Uhren! Bunte und volle Supermärkte! Automodelle! Computer! C64! Amiga 500! Coke! Westautos! Heute bin ich Gegner des üblichen Konsumverhaltens. Lebe nachhaltig, so wie es geht, kaufe überlegt, versuche meine Kinder kritisch und demokratisch zu erziehen. Geht ganz gut bisher. und ich sehe, dass auch sie alle Möglichkeiten hier haben! Was früher vielleicht nicht der Fall gewesen wäre.
Positiv und tief beeindruckend ist für mich immer noch, dass es eine friedliche Revolution war. Ohne Gewalt, Schüsse, Niederknüppeln, Unterdrücken. Es war knapp, aber aus Leipzig kamen die richtigen Impulse.
Buchtipp: "David gegen Goliath" von Bernd-Lutz und Sascha Lange. Der Vater einer der führenden Verhandler des friedlichen Umbruchs (Leipziger Sechs), der Sohn damals ein Jahr älter als ich. Eine minutiöse und spannende Dokumentation der Wendezeit in Leipzig und der DDR.
Die gute, umfassende und kostenlose Kinderbetreuung sowie die Auslastung der Schüler bzw. Kinder und Jugendlichen diente auch der Förderung der Arbeitskraft der Frauen. Diese waren seit 1949 gesetzlich gleichgestellt, was in der BRD erst nach und nach passierte bis weit in die 70er Jahre hinein. Das bedeutete auch, dass der schmalen sozialistischen Planwirtschaft die Frauen weitgehend zur Verfügung standen, und nach Geburten frühzeitig die Frauen wieder "ans Band" sollten. Mit einem Jahr (spätestens) war fast jedes Kind in der Krippe. Dazu Arbeitsplatzsicherheit. Wie vieles war auch das Gesundheits- und Betreuungssystem weitgehend kostenfrei. Die Mieten waren ein Witz, und die Grundnahrungsmittel günstig. Dafür die Löhne niedriger. Alles in allem viel zu teuer für den Staat, es musste abwärts gehen.
Puh, ähm... Zeitzeuge ist für mich ein großes Wort. Ich war 10, saß vorm Westfernseher und habe nur halb kapiert, was da so passiert. ^^
Dann hatten wir zwei ostdeutsche Kinder in der Klasse und haben bei den nächsten Projekttagen was zur Mauer gemacht.
Guten Morgen Dir.
Danke Dir für Deine freundliche, sachliche und auch rasche Antwort.
Mit zehn Jahren vor dem Westfernseher in dem sich daran anschließenden Zeitraum dann mit zwei ostdeutschen Klassenkameraden zusammen an einem Projekt gearbeitet?
Ich Danke Dir für die Schilderung Deiner persönlichen Erfahrung und wünsche Dir eine angenehme Woche.
An Details aus den Projektwochen kann ich mich leider nicht mehr erinnern, nur daran, dass die beiden neuen Klassenkameraden ein bisschen was erzählt haben.
Sehr sehr gerne geschehen.
Guten Morgen Dir,
Danke für Deine weitere Anmerkung.
Ich wünsche Dir eine angenehme Woche.
Damals hatte ich mich gefreut, zumal ich Verwandte im Osten hatte. Meine Cousine war eine der ersten, die über Ungarn in den Westen gekommen ist. Wenig später (Ende 1989) habe ich in ostdeutschen Unternehmen Schulungen durchgeführt. Es war aber schnell klar, dass die Leute bereits gut ausgebildet waren. Aber die Betriebe hatten dennoch keine Chance, mit Westlöhnen zu produzieren.
Im Nachhinein bin ich etwas enttäuscht, wie die Entwicklung gelaufen ist. Statt sinnvolle Aspekte wie das Schulsystem und die Kinderbetreuung beizubehalten, hat sich eher eine Konsummentalität gezeigt. Man wollte weiter ohne Mühen versorgt werden. Die Bewältigung der Vergangenheit wurde nie angegangen.
Guten Morgen Dir,
Danke für Deine freundliche, sachliche, jedoch auch ausführliche Antwort auf die durch mich gestellte Frage.
Du bist somit während der Nacht der Öffnung ostdeutscher Grenzübergangsstellen zu Westdeutschland im Dienst des Bundesgrenzschutzes [BND] gewesen?
Wie sahen die empfohlenen Handlungsoptionen im allgemeinen aus?
Ich wünsche Dir eine angenehme und entspannte Woche.