3 Antworten
Was ich gelesen habe, entspricht ziemlich genau meiner Meinung, ist also vernünftig und moralisch gut.
Deine Frage ist falsch, erstens weil man langfristig denken und planen muss, zweitens weil Einkommenserhöhungen immer der Inflation nachlaufen.
Dann eben: wieviel willst du in 10 Jahren weniger verdienen?
Und da die Konzeptwerk - neue- Ökonomie ja für degrowt sind, also : Schrumpfung, ist die Inflation doch ein gutes Mittel, dem näher zu kommen.
Falls du deren Ideen verwirklicht sehen willst.
Im Wesentlichen ist die Frage nicht falsch, sondern spricht den Kern des Konzeptes an. Zudem laufen Einkommenserhöhungen nicht immer der allgemeinen Güterpreisinflation nach, siehe Cantillon-Effekt.
Im Sozialismus ist wirtschaftliches Wachstum nicht notwendig, sofern es keine militärische Bedrohung von außen gibt. Vor allem muss das gesamte Geld- und Finanzsystem rein staatlich sein. Dann kann man weniger "verdienen" und trotzdem mehr Wohlstand haben, weil man nicht die Kredite der Vorfahren zurück zahlen muss.
Ein wirtschaftliches Wachstum durch immer mehr Produktion und immer mehr Verbraucher ist schlecht und führt schnell in die Katastrophe, es sei denn man kann ein anderes Volk versklaven. Ein wirtschaftliches Wachstum durch Erfindungen und besserer Organisation der Arbeit ist dagegen gut, aber kann immer nur klein ausfallen.
Zudem laufen Einkommenserhöhungen nicht immer der allgemeinen Güterpreisinflation nach, siehe Cantillon-Effekt.
Der Effekt auf die Inflationsrate ist so klein, dass man ihn getrost vernachlässigen kann. Inflation entsteht, weil Banken Geld "verleihen" was sie gar nicht haben. Haben sie z.B. 1 Mrd. Euro Einlagen ihrer Sparer, so "verleihen" sie ungefähr 5 Mrd. Euro. Sie überschreiben dem Schuldner Buchgeld. Zurück zahlen muss der Schuldner aber richtiges Geld. Deshalb haben Banken Inflationseinkommen. Und es entsteht Inflation, weil es mehr Geld auf den Märkten gibt als Waren.
Der Effekt auf die Inflationsrate ist so klein
Über die konkrete Auswirkung auf die allgemeine Güterpreisinflation habe ich auch kein Wort verloren. Nur dass zumindest einige Einkommen auch der Inflation vorlaufen und sie (mit-)verursachen können.
Inflation entsteht, weil Banken Geld "verleihen" was sie gar nicht haben.
Die konstitutive Natur von Banken im Gegensatz zu Unternehmen ist, dass sie gleichzeitig Forderungen und Fremdkapital buchen können. Das ungedeckte Fiat-Geld / Giralgeldsystem ist ein Treiber der Inflation, aber nicht der einzige. Wahr ist aber auch, dass eine expansive Geldmengenpolitik erst relativ spät kickt und die Zusammenhänge nur schwer erfassbar sind. Aus diesem Grund hat sich die überwiegende Mehrheit der Ökonomen von der Geldmengenveränderung als Inflationsfrühindikator verabschiedet (siehe unten).
Zurück zahlen muss der Schuldner aber richtiges Geld.
Richtiges Geld ist ein guter Begriff :)
Zurückgezahlt werden die sich im Umlauf befindlichen, offiziellen Schuldscheine anderer Debitoren, die der Schuldner durch wirtschaftliches Tauschen erworben hat. Ob es sich um eine gedeckte Währung oder ein Schwundgeld (inflationäres Fiatgeld oder Freigeld) handelt, ist tatsächlich gar nicht so sehr entscheidend für das grundsätzliche Prinzip der individuellen Tilgung. Am Ende muss der Schuldner seine Schuld begleichen, indem er erfolgreich zum wirtschaftlichen Gesamtgeschehen beiträgt und z.B. Lebenszeit für Produktion aufwendet.
Deshalb haben Banken Inflationseinkommen.
Wie definierst du Inflationseinkommen?
Banken erzielen ihr Einkommen klassischerweise und in erster Linie aus Zinsmargen. Aber ja, sie sind häufig auch Profiteure der Geld- und Zentralbankpolitik, z.B. im Zuge von Quantitative Easing Maßnahmen wie nach 2008 (siehe Cantillon-Effekt). Die Gelder konnten großflächig in Immobilien umgeschichtet werden - ein Grund für die heutigen Immobilienpreise.
Und es entsteht Inflation, weil es mehr Geld auf den Märkten gibt als Waren.
Vereinfacht gesagt stimmt das. Die Quantitätstheorie ist nach wie vor wahr. Dennoch wird wie in vielen klassischen volkswirtschaftlichen Modellen der Lag-Faktor nicht berücksichtigt, wie z.B. auch in der ursprünglichen Phillips-Kurve. Deshalb werden Inflationserwartungen, nachfrage- oder produktionskosteninduzierte Inflation als geeigneter für viele moderne Modelle angesehen.
Zudem muss neben der Geldmenge und der Gütergesamtwerte (nicht Menge an Waren) auch die Transaktionsdichte des Geldes berücksichtigt werden. Geld was unter dem Kopfkissen liegt, hat keinen Einfluss auf die Inflation.
Wie definierst du Inflationseinkommen? Banken erzielen ihr Einkommen klassischerweise und in erster Linie aus Zinsmargen.
Was meinst du wohl warum Banken auch mal Geld zu negativen Zinsen verleihen? Nehmen die etwas freiwillig einen Verlust hin ;-?
Nein, wenn sie Giralgeld verleihen, werden sie natürlich nicht ärmer. Sie haben dann nur gegenüber dem kapitalistischen Staat eine negative Bilanz. In Wirklichkeit hat der Verlust von Buchgeld keinen Einfluss auf ihre Bilanz, ABER die Rückzahlung von echtem Geld ist 1 zu 1 ihr echtes Einkommen. Deshalb können sie problemlos Buchgeld verleihen und dafür weniger echtes Geld zurück bekommen.
Die Zeche bezahlen, d.h. die Einkommen der Banken, müssen wir alle durch Inflation bezahlen. Deshalb haben die Banken keine Kapitaleinkommen wie die echten Unternehmer, sondern sie haben Inflationseinkommen.
So wird es im Postmarximus gelehrt.
Was meinst du wohl warum Banken auch mal Geld zu negativen Zinsen verleihen? Nehmen die etwas freiwillig einen Verlust hin ;-?
Das tun Banken bewusst in speziellen Situationen. Das hat auch nichts mit freiwilligen Verlusten zu tun, sondern wird gemacht, um Verluste zu minimieren.
Es ist wichtig den Charakter von Negativzinsen zu verstehen. Der Zins ist der Preis des Geldes, die sog. Liquiditätsprämie. Wenn ein Preis negativ ist, entstehen Aufwendungen für den Kreditor. Insofern hat negativ verzinstes Geld den Charakter von Müll.
Wenn die Notenbank nun eine Negativzinspolitik fährt und Geschäftsbanken überschüssige Einlagen haben, gibt die Bank Kredite zu Negativzinsen weiter, um weniger Kosten zu haben. Wenn die Einlage bspw. mit -2% verzinst ist und die Bank den Kredit für -1% weitergibt, schwindet der Geschäftsbank weniger Kapital. Und in diesem Falle wird auch kein neues Giralgeld erzeugt, sondern es wird aus den Einlagen ausgegeben.
Es ist eine völlig rationale, wirtschaftliche Entscheidung, Geld in solchen Situationen zu negativen Zinsen zu verleihen.
Nein, wenn sie Giralgeld verleihen, werden sie natürlich nicht ärmer.
Das habe ich auch nie gesagt. Sie gehen jedoch ein Risiko ein, dass die Forderung abgeschrieben werden muss. Im Worst Case erleidet die Bank einen Totalverlust und muss die Verbindlichkeit selbst tragen. Die Prämie, die dafür vom Debitor entrichtet wird, ist in einer gesunden Volkswirtschaft ein positiver Zins (Preis für Geld).
Sie haben dann nur gegenüber dem kapitalistischen Staat eine negative Bilanz. In Wirklichkeit hat der Verlust von Buchgeld keinen Einfluss auf ihre Bilanz [...]
Das ist buchhalterisch nicht richtig. Gegenüber dem Staat wird nicht direkt eine negative Bilanz aufgebaut. Geschäftsbanken sind hier recht autonom.
Bei der Giralgeldschöpfung werden, wie in meinem letzten Post gesagt, sowohl Aktiva und Passiva gleichermaßen erhöht. Normalerweise wird die Schuld dann durch Tilgungen abgebaut und Forderungen sowie Verbindlichkeiten werden sukzessive dekrementiert, bis beide Posten bei 0 angekommen sind.
Tritt das Kreditrisiko ein und der Schuldner tilgt nicht, muss die Bank für ihre Verbindlichkeiten selbst aufkommen. Sie muss in diesem Fall ihr Eigenkapital "vernichten". Das ursprünglich verliehene Geld befindet sich im Markt und außerhalb des Zugriffsbereichs der Bank.
ABER die Rückzahlung von echtem Geld ist 1 zu 1 ihr echtes Einkommen.
Genau, ich muss arbeiten und Vermögen aufbauen oder mein bestehendes Vermögen aufwenden, um Schulden zu begleichen. Das interessante ist jedoch, dass jeder Euro, den ich aus dem Markt erhalte, die Schulden einer anderen Person sind.
Die Zeche bezahlen, d.h. die Einkommen der Banken, müssen wir alle durch Inflation bezahlen.
Das ist auch nicht korrekt. Die Inflation nützt grundlegend allen verschuldeten Personen. Ob das Staaten, Unternehmen, Banken oder Privatpersonen sind, spielt keine Rolle. Wenn man jedoch bedenkt, dass Unternehmen und Staaten in der Regel relativ höher verschuldet sind als Banken oder Privatpersonen, sind dies die eigentlichen Netto-Profiteure der Inflation. Insb. Staaten, die einen großen Einfluss auf ihre Zentralbanken haben und hoch verschuldet sind, haben ein großes Interesse an Negativzinsen, expansiver Geldpolitik und Inflation.
Banken profitieren jedoch ebenfalls im Zusammenhang des Cantillon-Effekts, weil sie i.d.R. frühe Nutznießer von Rettungspaketen sind und Gelder bereits vor der Güterpreisinflation erhalten (siehe 2008).
Deshalb haben die Banken keine Kapitaleinkommen wie die echten Unternehmer, sondern sie haben Inflationseinkommen.
Wie gesagt: Der Staat hat vor allem ein "Inflationseinkommen":
- Geringere Kosten bestehender Tilgungen durch sinkende reale Schuldenlast.
- Erhöhte relative Steuereinnahmen durch Nicht-Anpassung der Bemessungsgrundlage an die Inflation (kalte Progression)
Banken haben Zinseinkommen und Kapitaleinkommen durch Direktinvestitionen in Vermögensgegenstände. Weil die Zinseinkommen in den letzten Jahren stark durch die Niedrigzinspolitik zurückgegangen sind, haben sie sich natürlich vermehrt auf andere Geschäftsfelder ausgerichtet, insb. Immobilien und Aktien. Was meinst du, wo die heutigen, hohen Immobilienpreise sonst her kommen?
So wird es im Postmarximus gelehrt.
Dann deckt sich das nicht mit der ökonomischen Realität. Da muss man im Curriculum nachbessern.
Das behaupten sie nur.
Selbst würden sie aber nicht für "jedes Jahr weniger Bezahlung" arbeiten.
Das sollen nur andere.
Sozialismus ist nicht die Lösung. Eine Regierung, die Degrowth und zwangsläufige Verarmung durch Planwirtschaft vorantreibt, wird ziemlich sicher abgewählt. Es sei denn sie schafft die Demokratie mit ab.
Denn politisch gewollter Degrowth funktioniert gesellschaftlich nur mittels Diktatur und Unterdrückung. Menschen in einem freien Land würden dies nicht lange mitmachen. Im Zweifelsfall werden sie versuchen zu fliehen und müssten an den Grenzen erschossen werden.
Nur weil einige Aktivisten das anders sehen, heißt das nicht, dass sie die Wirtschaft verstanden haben.
Möchtest du nächstes Jahr eine Lohnerhöhung, oder eine Lohnsenkung?