Zeitgeist – die besten Beiträge

Genau!?

Seit geraumer Zeit fällt mir auf, dass überall immer mehr "genau" gesagt wird. Es zieht sich durch alle Bereiche und Schichten. Selbst an einer Hochschule, an der ich kürzlich etwas studierte bestätigten sich gefühlt 70% der Vortragenden nach jedem 3. Satz mit "genau!".

Es scheint zum modernen Füllwort, zum neuen "ääh" geworden zu sein. Wenn man "genau" verwendet, um Bestätigung seines Gegenübers oder seine volle Zustimmung zu etwas auszudrücken finde ich es noch eher erträglich.

Vokabel der Verunsicherten - Genau! - Christian Geyer

Das Bedürfnis nach Schonung hat aus uns ein Volk von Genau-Sagern gemacht. Passt uns das? Wo bleibt die Unschärfe?

welt.de - Thomas Schmid

Oft klingt es fast so, als lobe die Kollegin sich selbst. Sie verlässt Platz A und begibt sich auf Platz B, um von dort aus ihr Alter ego zum kommentieren, zu bekräftigen und als bedeutsam hinzustellen...

Genau. Ja. Also. Genau - Glosse von David Hugendick

Im Reden kommt der Mensch oft nicht mit dem Denken hinterher. Darum füllt er seine Sätze mit Krimskrams auf. Aber wieso sagen Leute heute unentwegt "genau"?

Erstaunlich, dass bereits eine Frage von 2012 zu diesem Thema existiert. Damals ist es mir noch nicht aufgefallen.

Wie geht es euch damit?
Nehme ich gar nicht wahr. 50%
Nervt mich und ich achte darauf. 21%
Stört mich nicht. Finde ich gut. 18%
Ist mir egal, passt zum Zeitgeist. 11%
Sprache, Menschen, Bildung, Psychologie, deutsche Sprache, Linguistik, Semantik, Trend, Zeitgeist, Philosophie und Gesellschaft, Umfrage

Muss man als junger Mensch immer auf Achse sein?

Meine Freundin und ich (34 und 30) leben ruhig und haben kein großes Interesse an Urlaubsreisen, Tagestouren, Kultur-Events und ähnlichem. Wir sind auch zufrieden, wenn wir einfach nur mal ein Wochenende zuhause entspannen können, einen schönen DVD-Abend haben oder irgendwo in der Natur spazieren gehen.

Von Bekannten bekommen wir immer wieder zu verstehen, wie langweilig und provinziell unser Leben sei, weil wir noch keine Kinder und keinen Hund haben, nicht ständig Reisen unternehmen, ein eigenes Haus für überflüssig halten und der Meinung sind, dass Autos Fortbewegungsmittel sind anstatt Statussymbole. Uns reicht unser Leben. Wir stammen beide auf einfachen Verhältnissen - unsere Bekannten auch, aber die kapieren das scheinbar nicht. Auch sog. "Best Ager" haben uns schon der Langeweile bezichtigt.

Wir sind mit unserem Leben zufrieden und haben kein Interesse, wochenendweise im Schnelldurchlauf alle Hauptstädte Europas abzuklappern usw. aber wir kommen ins Nachdenken - muss man mit um die 30 ständig unterwegs sein und ist es echt provinziell und dröge, was wir machen? Ist es echt so, dass man in dem Alter Kinder oder zumindest einen Hund, ein Haus oder zumindest einen Bauplatz, ein neues großes Auto und Interesse an Urlaubsreisen haben muss? Oder sind das schlicht oberflächliche Leute?

Man kommt sich lächerlich gemacht/vorgeführt oder "nicht erwachsen" vor, wenn man die plappern hört, von wegen, wir waren da und dort und es war so klasse und wir sind ja so erwachsen und kultiviert und unser Hund ist krank, was haben wir Angst gehabt und wie war die Tierklinik teuer ... ich definiere mich über sowas nicht fühle mich aber entwürdigt und meine Freundin sieht das noch aggressiver - sie fühlt sich lächerlich gemacht, obwohl wir zufrieden sind und alles passt. 

Freizeit, Leben, Glück, Beziehung, Psychologie, Erwachsene, Zeitgeist, Zufriedenheit, empfinden, Philosophie und Gesellschaft

Willst du mich heiraten? Ist diese Frage nicht eigentlich ziemlich riskant?

Wieso fragen Menschen andere Menschen ob die sie heiraten wollen?

Wenn die mit nein antworten … nun … dann weiß man, das Gegenüber findet einen eigentlich nicht so „toll“ dass es einen heiraten will …

Wobei, welcher Vorteil wird eigentlich durch eine Hochzeit erlangt? Alles was nach der Hochzeit stattfindet, haben die Meisten bereits vom Gegenüber erhalten … wozu dann eigentlich dieses Szenario?

  • Damit Mann, die Frau über die Schwelle der Wohnung tragen soll?
  • Damit in der Hochzeitsnacht, Mann etwas kriegt das er sowieso schon hatte?
  • Damit im Laufe der Zeit einer einen Ring nur noch mit Schmiermittel vom Finger kriegt?

WTF? 🤷‍♂️🤦‍♀️🤯

Wie auch immer …

Bei einem nein, bricht für einen (wahrscheinlich) die Welt zusammen …

Bei einem ja, könnte es wiederum nur aus Mitleid sein dass das Gegenüber für einen empfindet.

Demnach, dass eine Hochzeit und der weitere Verlauf der Beziehung zwei Personen tatsächlich „befriedigt“ o. sie „erfüllt“, in das „Glück“ u.d.g. bringt, ist eigentlich höchstens nur zu 33,33% sicher.

Demnach ist es ziemlich gewagt wenn man einen andere Person überhaupt die Frage stellt: „Willst du mich heiraten?“

Wäre es nicht viel vernünftiger wenn man es nicht hinterfragen würde, sonder sich einigen würde?

Immerhin wäre bei einer Einigung Gewissheit im Spiel. Oder, die Partner hätten eine Begründung für ihr Unterfangen welches sie eingehen.

Wenn du verheiratet bist, wieso hast du überhaupt geheiratet?

Liebe, Religion, Beziehung, Kultur, Psychologie, Gesellschaft, Heirat, Logik, Zeitgeist

Die 2000er Jahre. Unterscheiden sie sich noch?

Wenn man sich Bilder anschaut von 1959 und 1969 ist der veränderte Zeitgeist unübersehbar! Von den Koteletten freien Gel-Haartollen, der Männer in Hemd und Sacko, den Hüten und Hosenträgern, 10 Jahre später hinzu langen Haaren, gemusterten Hemden, den ersten Schlaghosen.. Und musikalisch, vom minimalistischem „Band Rock’n’Roll“ und großen perfekt arrangierten Swing Nummern der 50er, 10 Jahre später hinzu zu Beatles, Stones, Beach Boys, Motown, Led Zeppelin... etc. Von idyllischer „Spießigkeit“ der Nachkriegszeit, zur anarchischen Befreiung alter Gesellschaftsstrukturen in so kurzer Zeit.
Die 70er im Vergleich zu den 80ern. Wieder ein kompletter Umbruch in Sachen Musik und Mode. Von dicken Koteletten und langen Discokragen mit Riesenschlaghose, alle Möbel in Beige, Braun, dunkelgrün und orange gehalten, 10 Jahre später hinzu zu Vokuhila, Modern Talking in Sportanzügen und Dauerwellen, die Einrichtung weiß und schwarz. Von orchestraler Discomusik zu synthetisch produzierter Popmusik.

Das sind enorme Veränderungen in so kurzer Zeit!

Und jetzt schaut man sich mal Fotos oder Filme von 2005 an und vergleicht sie mit 2020... Ich finde modisch ist nicht wirklich was passiert. Die Popmusik ist noch genauso schrecklich.. Es könnte heute jemand aus dem Jahr 2005 auf eine Party gehen und sein Style würde niemandem negativ auffallen..

Unterscheiden sich überhaupt noch die Jahrzehnte seit der Jahrtausendwende? Zumindest was den Spirit der Menschen angeht? Es kommt mir vor, als hätten wir den Höhepunkt der modernen kulturellen Entwicklung überschritten... und was jetzt noch kommt sind nur noch neue iPhones. Traurig langweilig.

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