USA – die besten Beiträge

Warum macht ein Land aus mir eine andere Person?

Hallo,

Hier ist eine verbesserte Version:

Die Frage scheint etwas komisch und bedarf einer weiteren Ausführung. Ich lebe in Deutschland in der Nähe von München, und meinen Kleidungsstil würde ich als eine Mischung aus BWL-Stereotyp und Englisch Business Casual beschreiben. Ich höre gerne Jazz und interessiere mich für Finanzthemen und Politik. Ich bin in einer Beziehung und sehr zufrieden und glücklich.

Jetzt kommt der Knackpunkt: Kaum steige ich aus dem Flieger, ändere ich mich komplett. Durch einen Schüleraustausch habe ich eine Familie in den USA kennengelernt, die in West Virginia lebt, und ich besuche sie jedes Jahr 2-4 mal. Sobald ich bei ihnen bin, habe ich das Gefühl, dass alles anders ist. Ich laufe im Pyjama und Crocs herum, trage viele Tarnfarben und bevorzuge eher den Country/Redneck-Stil. Ich jage, fahre mit meinem Pickup durch die Gegend, höre hauptsächlich Pop- oder Country-Songs und fühle mich frei und unbeschwert (das unbeschwerte Gefühl ist im Urlaub ja normal). Doch auch meine Persönlichkeit ändert sich, ich bin etwas kindlicher, offener und lustiger drauf als hier in Deutschland. Ich kann nicht wirklich sagen, wo ich mich glücklicher fühle, aber wenn ich dann wieder zurück nach Deutschland komme, habe ich fast immer 1-2 Wochen Beziehungsprobleme und brauche Zeit, mich wieder in den BWL-Stereotyp oder in mein deutsches "Ich" hineinzufinden. Das macht mir dann auch wieder Spaß, und ich habe das Gefühl, dass es mir intellektuell mehr hilft.

Ich hoffe, man kann verstehen, was ich meine. Ich habe das Gefühl, dass ich in den USA eine andere Persönlichkeit annehme. Wichtig dazu ist zu sagen, dass ich mich weder in meine deutsche noch in die amerikanische Persönlichkeit zwinge – das läuft automatisch ab. Mit Persönlichkeit meine ich auch nicht, dass ich denke, dass ich bipolar oder so etwas bin. Ich weiß nur nicht, wie ich es sonst am besten benenne. Diese Veränderung passiert auch nur in den USA, sonst bin ich im Jahr viel unterwegs und bemerke das nie.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen oder kann mich nachvollziehen?

LG, Tobi

Menschen, USA

Kennt die westliche Welt einen neuen Polytheismus?

Es gibt ja viele kulturelle Feste und Bräuche, die aus dem Christentum und anderen Religionen entstammen, und von dieser Religion entfernt wurden, sodass sie auch Traditionen für "Atheisten" sein können. Beispielsweise: Weihnachten, Ostern, Nikolaustag etc. und ihre Figuren der Weihnachtsmann, der Geschenke für die Familie unter eine geschmückte Fichte oder Tanne legt, der Osterhase, der im Frühling Eier versteckt, der Nikolaus, welcher Sauberkeit am Schuhwerk belohnt. Diese Figuren werden, insbesondere von und für Kinder, mystifiziert und verehrt, und ersetzen für viele der sogenannten 
"Atheisten" auch schon fast den Glauben (ohne einen Vorwurf zu machen). 

Deswegen denke ich, dass sich diese Figuren schon als Götter einordnen lassen.  Des Weiteren sehe ich eine gewisse Parallele zwischen den kulturellen Praktiken und religiösen Ritualen: Das Gedicht "Lieber Guter Weihnachtsmann" ließt sich wie ein Gebet. Das Herausstellen von Keksen und Milch kann man als "Opfergabe" werten (nicht negativ gemeint). Die Götter haben Wertvorstellungen wie die Tugenden von Ordnung, Sauberkeit oder Redlichkeit, Anstand, Familientreue oder Neugier und Fleiß und diese Götter, zumindest der Weihnachtsmann, loben, belohnen und bestrafen, zumindest Kinder, je nach ihrer Einschätzung, ob die Tugenden erfüllt werden, nach ihrem Willen (wenigstens vom Glauben her). Dass sich die Feiertage einer vorherigen Religion geborgt werden, und so weit beschlagnahmt werden, dass sie mit dem Eigentlichen wenig bis gar nicht zu tun haben, ist auch selbst fürs Christentum üblich, die sich ja an diversen keltischen (heidnischen) Tagen bedient haben, um sie umzubenennen.

Was denkt ihr darüber? Mich würde auch interessieren, was es noch so dieser "Götter" im kulturellen Volksglauben (auch besonders bei Kindern) gibt, ich hatte ja lediglich drei angesprochen gehabt.

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