Manchmal stelle ich mir vor, wie all diese Menschen, die nach außen so stark wirken und niemanden an sich heranlassen, im Stillen heimlich weinen – weil sie sich nicht trauen, auch mal Schwäche zu zeigen. Sie laufen durch die Welt in ihrem „Ich bin unverwundbar“-Kostüm, sind so damit beschäftigt, härter und unnahbarer zu wirken, dass man fast das Bedürfnis bekommt, ihnen ein Taschentuch zu reichen.
Denn eigentlich tun sie mir leid. Echte Stärke ist doch eher, man selbst zu sein und Schwächen zuzulassen, oder? Ihnen scheint es wichtiger zu sein, sich in diesen harten Panzer zu zwängen, als zu zeigen, dass sie auch einfach ganz normale Menschen sind – aber vielleicht ist das ein Luxus, den sie sich gar nicht gönnen.
Ich frage mich auch, wo die warmherzigen Menschen in diesem Land sind. Wir können nicht genug „Warmduscher“ haben! Wir brauchen mehr Menschen, die Herz zeigen und authentisch sind, statt sich in ein Konstrukt von Stärke zu pressen. Schließlich sind es gerade diese Menschen, die Herz und Wärme in unser Leben bringen. Es ist so schade, dass viele glauben, Stärke bedeute, sich nicht verletzlich zu zeigen. Echte Stärke bedeutet, sich selbst zu zeigen und gern auch mal bewusst das Gegenteil von dem zu tun was diese bemiztleidenswerte deutsche Gesellschaft erwartet