Ich habe damals eine Ausbildung im Handwerk begonnen. Ursprünglich hatte ich vor, zunächst die zweijährige Stufe zu absolvieren und anschließend das dritte Lehrjahr nachzuholen, um die volle Gesellenprüfung abzulegen. Mein Schulabschluss war die Mittlere Reife mit einem Notendurchschnitt von 1,9.
Während der Ausbildung stellte sich mein Ausbilder jedoch als regelrechter Tyrann heraus. Er hat mich psychisch erniedrigt und mir eingeredet, ich sei lernbehindert. Das war eine äußerst belastende Zeit für mich.
Das Schlimmste daran war, dass er auch Vorsitzender der Handwerksinnung war – und es bis heute ist. Am Tag meiner Prüfung hatte er die Aufsicht. Mit einem schelmischen Grinsen sagte er zu mir:
„Du schaffst das eh nicht.“
Zum Glück sahen das die Prüfer anders – ich bekam eine 1,5 in der Abschlussprüfung.
Als ich danach einen Betrieb für das dritte Lehrjahr suchte, sprachen mich ehemalige Klassenkameraden an und berichteten, dass mein ehemaliger Chef mich in anderen Innungsbetrieben schlechtgeredet hatte. So kam es, dass ich keinen Anschluss fand und mich nach zwei Jahren entschied, die Ausbildung zu beenden.
Ich habe stattdessen mein Fachabitur mit einem Schnitt von 1,4 nachgeholt und studiere inzwischen.
Leider war ich nicht der Einzige, dem das passiert ist – er ist mit anderen Auszubildenden genauso umgegangen.
Ich weiß, dass ich in dieser Wohngegend keine berufliche Zukunft mehr im Handwerk habe – zumindest nicht unter diesen Umständen.