Wie sehen Anwälte und Notare die Nutzung von KI im Jurastudium? Hättet ihr euch das auch gerne gewünscht?

9 Antworten

Was ich bislang von KI im rechtlichen Bereich gesehen habe, überzeugt nicht. Ich persönlich habe auch noch nie KI in diesem Bereich genutzt, da du dich auch nicht darauf verlassen darfst. Was wenn die KI sagt, dass XY in § XY steht, das aber nicht stimmt und du es selbst ohne Weiteres hättest nachlesen können? Dann sind deine Entscheidungen oder Schriftsätze einfach falsch und ggf. bist du dafür haftbar. Gerade Normen nicht nachzulesen und hierbei auf KI zu vertrauen ist für mich schon grob fahrlässig.

KI wird auch eingesetzt um längere Gerichtsentscheidungen zusammenzufassen. Aber auch hier gilt das oben Gesagte. Auf die KI-Zusammenfassung zu vertrauen ist ja fast noch schlimmer als nur die Leitsätze zu lesen und nicht die Entscheidungsgründe.

Aus meiner Erfahrung bezüglich KI Antworten zum Thema Steuerrecht (Jura hab ich nicht studiert) ist die KI noch sehr weit davon entfernt, vernünftige und rechtssichere Antworten zu geben. Der Abstand ist so groß, dass ich denke, dass KI niemals fundiertes menschliches Rechtswissen ersetzen kann.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Seit 2018 abgeschlosse Ausbildung zum Finanzwirt

Die KI ist ein nützliches Werkzeug, aber wie alle Werkzeuge kann sie missbraucht werden. Und dann ist es wichtig, dass man ein scharfes Werkzeug hat und weiß wie man das Werkzeug benutzen muss.

Es gibt KI die auf professionelle Datenbanken Zugriff haben und dadurch ein sehr nützliches Recherchetool darstellen. Und dadurch auch fachlich gute Schriftsätze verfassen können. Auch in der Analyse größerer Datenmengen stellen KI-Anwendungen nützliche Helfer dar. Aber man muss eben trotzdem wissen was man tut.

Eines der größten Probleme ist, dass die KI nicht rechnen kann und halluziniert. Die KI "denkt" und "versteht" eben nicht wirklich, sondern sie erzählt uns das, was wir hören wollen. Oder zumindest das wovon die KI denkt, dass wir es hören wollen. Dadurch schleichen sich schnell Fehler ein. Und wenn man unkritisch alles hinnimmt, ist das ein Problem.

Man kann die KI als Armee kleiner - je nach Anleitung (Prompt) und Qualität der Quellen mehr oder wenig qualifizierter - Azubis betrachten. Kann alles hilfreich sein, aber man muss jeden Schritt überwachen und mit Fehlern rechnen.

Es gibt Anwälte und Kanzleien, die voll in dem KI-Thema drin sind und da experimentieren und das auch erfolgreich nutzen. Die überwiegende Mehrheit betrachtet das aber noch als bösen Voodoo. Es gibt auch eine aussterbende Minderheit, die mit dem Internet auf Kriegsfuß steht. Und sogar welche die den Computer nur von ihrer ReFa benutzen lassen. Die sind deswegen nicht weniger kompetent und bei denen läuft es auch. Und so ist das auch mit KI - immer mehr Anwälte werden immer mehr KI nutzen.

Ich selbst benutze täglich KI zur Recherche, bei der Erstellung von Schriftsätzen bin ich da noch sehr zurückhaltend. Als Sparringpartner und um neue Anregungen zu finden, ist die KI auf jeden Fall sehr brauchbar.

Ein Problem das ich sehe: Die KI wird zunehmend dafür sorgen, dass auch Rechtsprobleme mit einem geringen Streitwert kosteneffizient bearbeitet werden können. Und das auch in Bereichen abseits der Massenfälle wie bspw. Fluggastrechten. An einer Sache mit einem Streitwert von <5000 € kann man als Anwalt nicht wirklich etwas verdienen. Mit Hilfe von KI kann man auch diese Sachen schneller und effizienter bearbeiten. Bis hierhin ist das positiv. Aber: Das wird auch zu einer stark steigenden Anzahl von Klagen führen. Dem könnte man natürlich dadurch begegnen, dass auch die Justiz KI-Unterstützung bekommt. Aber die Justiz ist gerade erst dabei, die elektronische Akte einzuführen. Bis dort KI-Anwendungen in der Breite eingesetzt werden, werden voraussichtlich 10-15 Jahre vergehen. Und solange kämpfen dann die Amts- und Landgerichte mit einer Flut von Klagen. Man kommt ja jetzt schon kaum hinterher. Personalmangel, steigende Anzahl der zu bearbeitenden Verfahren.

Ob ich mir KI im Studium gewünscht hätte? Vielleicht. Aber ob es geholfen hätte oder dazu geführt hätte, dass ich weniger gut lerne meinen eigenen Kopf zu benutzen? Ich weiß es nicht.

Anwalt, 5 Jahre Berufserfahrung

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Anwalt - keine Rechtsberatung, nur Hilfe zur Selbsthilfe

Ich hätte mir das definitiv gewünscht, da ich denke, dass die KI sich bald (!) zuverlässig fürs Lernen des Stoffs eignen wird.

Momentan ist das aber aus meiner Sicht noch nicht der Fall. Die KI bringt momentan noch sehr oft Sachen/Begriffe durcheinander, was man aber nicht unbedingt merkt, wenn man als Student noch nicht mit dem Stoff vertraut ist. Das ist natürlich dann sehr gefährlich, wenn man die Antworten der KI dann nicht hinreichend überprüft.

Auch ist die KI für die Falllösung noch nicht geeignet und beherrscht Gutachten- bzw. Urteilsstil nicht immer gut. Das ist aber fürs Studium sehr wichtig.

Oder seht ihr mögliche Risiken, wenn KI so mächtig wird, dass sie es jedem einfacher macht, rechtliche Schritte einzuleiten oder gegen jemanden vorzugehen?

Das Problem sehe ich jetzt nicht unbedingt. Wenn mehr Leute zu ihrem Recht kommen, freut mich das sogar.

Ich fürchte aber, dass Anwälte (oder Gerichte) in der Zukunft KI verwenden könnten, ohne die Antworten näher zu überprüfen, was zu größeren Problemen führen könnte.

Wie schätzen ihr die Zukunft des Rechtsmarktes mit KI ein?

Ich will ehrlich sein: Ich habe keine Ahnung. Die Zukunft ist zu ungewiss, als dass man das abschätzen könnte.

Ich hab maln Bot gefragt wie es wäre wenn man das Analyse- Datenbank system nutzen würde für Rechtsfragen. Der bot gab Sinngemäß aus, dass es ähnliche wie bei einfachen Ärztlichen Fragen durchaus als Vorberatung mega nützlich wäre und auch gut umzusetzen wäre.

Bei schwierigen und spezifischeren Fragen bzw Fällen müsste der bot natürlich auf einen Anwalt verweisen, da er die Komplexität nicht hinbekommen würde zb aufgrund der Empathie oder ähnlichem.

Es gab zb in glaube Spanien? die Idee bots für Polizeianrufe zu nutzen um ,,wichtige,, Hilferufe besser zu filtern. Ja Fazit Frauen die mit häuslicher Gewalt konfrontriert waren wurden nicht mehr als ,,wichtig,, erfasst vom bot, deshalb entfernte man es direkt wieder. Dasselbe wäre ein Problem bei Anwaltsfragen am ende.

Man muss halt auch verstehen was diese bots eig wirklich sind.

Sehr gute Analysesysteme die aber durch die eigene Datenbank beschränkt sind.