Was bedeutet "Gabelwahl" im Zusammenhang mit alten Telefonen?
Alte Wählscheibentelefone und die ersten Tastentelefone hatten ja eine Gabel, auf der der Hörer lag. Nach einem hitzigen Telefonat den Hörer auf die Gabel knallen - das vermissen wir doch alle sehr bei den heutigen Schnurlostelefonen oder gar Handys.
Kennt einer noch diese alten Telefone und kann mir sagen, was es mit dem Begriff "Gabelwahl" auf sich hat?
Ein damaliger Schulfreund meines Vaters soll damals durch systematisches Tippen auf die Gabel Telefonnummern gewählt haben, um das Wählscheibenschloss zu umgehen.
Kann es damit etwas zu tun haben und wenn ja, wie genau hat das funktioniert?
7 Antworten
Die Methodik wurde ja schon entsprechend beschrieben. Das Timing war in der Tat sehr schwierig und selbst bei Ortsrufnummern häufig fehlerbehaftet.
Für Wählscheibentelefone gab es entsprechende Schlösser, die jedoch auch so eingehängt werden könnten, dass zumindest die 1 und 2 für den Notruf 112 noch gewählt werden konnten. Analog dazu Abdeckungen für das Tastenfeld, die die 1, 2 und 0 frei ließen. Somit konnten zumindest noch die Notrufe (und natürlich auch alle anderen Nummern, die nur aus diesen Ziffern bestanden) gewählt werden.
In einer (gelben) Telefonzelle wurde zwar nach Abnehmen des Hörers bereits der Wählton wiedergegeben, jedoch führte die Betätigung der Wählscheibe ohne Geldeinwurf zur sofortigen Verbindungsunterbrechung. Ebenso wurde eine Betätigung der Gabel technisch verlängert, um die Gabelwahl zu verhindern. Tastentelefone konnten hier bereits die Notrufe erkennen und ließen deren Wahl zu. Wurde jedoch von der Wahl abgewichen, legte die Zelle sofort kurz auf. Für die Wählscheibenvariante gab es in einigen Zellen separate Wahlgeräte für den Notruf, die beiden Nummern - Überraschung - quasi per Gabelwahl ohne Münzeinwurf wählten.
Persönlich habe ich in den Achzigern das in einer Telefonzelle intensiv ausprobiert: Hier war die Verlängerung der Gabelbetätigung defekt und man konnte durch Anschlagen der Gabel die bei uns damals fünfstelligen Ortsrufnummern mehr oder minder erfolgreich anwählen.
Früher gab es das Impulswahlverfahren und genau so konnte man eine Telefonnummer wählen. Das hat auch mit den Telefonhäuschen geklappt!
@Colopia Wann war das?
Konnte man nicht durch Wählen einer 0 (10x auf die Telefongabel schlagen) das Amt holen, sodass das Freizeichen ertönt und dann die die Nummer wählen? Ich vermute, dass die Amtsholung sonst nach Geldeinwurf automatisch erfolgte.
Ich könnte mir vorstellen, dass es noch besser funktionierte, als die Telefonzellen noch nicht getaktet waren und man nur pro Anruf bezahlt hat ("Fassen Sie sich kurz!"). Irgendwann wurde aber nach Zeit abgerechnet, was besonders bei Ferngesprächen zum Nachteil wurde. Hat man die 5-Mark-Stücke nicht schnell genug eingeworfen, war das Gespräch weg. Für Ortsgespräche reichten zwei bis drei Groschen oder auch mal ein 50-Pfennig-Stück. Leider fielen sie ständig durch - was hatten wir damals die Groschen heiß gerieben... :)
Definitiv nicht! Das hat in der Telefonzelle geklappt. Das Freizeichen war da, nachdem man den Hörer abgenommen hat. So ist es auch heute!
Naja kann sein. In den 1980ern waren bei uns schon nahezu ALLE Telefonzellen mit Tastentelefonen ausgestattet. Die hatten erst ein Freizeichen nach Einwurf von Geld. Notruf ging natürlich trotzdem per Tastatur.
...selbst bei den Tastentelefonen war das Freizeichen immer da, wenn du den Hörer abgenommen habe. Das weiss ich ganz sicher, weil ich damals auch 0130-Nummern(Vorläufer von 0800-Nummern) gewählt habe und einen Signalgeber für Codes dabei hatte.
@funkwecker1 Hat die Gabelwahl auch bei den Tastentelefonen noch funktioniert? Erst 10x auf die Telefongabel schlagen, um die 0 zu wählen (Amtsholung), Freizeichen, dann die Nummer wählen. Ohne Geldeinwurf.
Wie ist es bei den Zellen von heute? MFV Töne in den Hörer spielen, um ohne Tastatur und ohne Geldeinwurf zu wählen?
Wir hatten in Österreich Münztelefone bei denen das Freizeichen sicher erst nach dem ersten Münzeinwurf da war.
Konnte man mittels Gabelwahl in den Telefonzellen ohne Geldeinwurf Nummern wählen und telefonieren?
Hat die Post (die ja damals auch die Telekom beinhaltete) denn gar nichts dagegen getan? Jetzt wo ich viele Antworten bekommen habe, habe ich mal angefangen weiter zu recherchieren. Später haben sie doch die Gabel abgedämpft oder ohne Münzeinwurf den Hörer gesperrt bzw. stromlos gemacht.
Konnte man auf diese Weise auch * und # wählen? 11 Impulse für * und 12 Impulse für#?
Bei manchen alten Wählscheibenttelefonen wurde durch ein
Schloß an der Wählscheibe das unbefugte wählen verhindert. Dann könnte man durch das kurze Tippen auf die Gabel trotzdem eine Nummer "wählen". 1 mal tippen war die eins, 2mal tippen die zwei bis zu 10 mal tippen für die Null.
Das Tempo müsste ziemlich genau den Impulsen der Wählscheibe entsprechen. Eine 1 oder 2 kann jeder, ab 7 wird's spannend.
Habs nicht ausprobiert, aber es dürfte nicht funktioniert haben, weil hier der Hebelweg länger war als auf der Gabel.
In den Telefonzellen war ja die Wählscheibe nicht blockiert. Aber kein Geldeinwurf = keine Verbindung. Hätte also nichts genützt.
Die Waehlscheibe war eine simple Mechanik welche den Stromfluss im msec Takt unterbrochen hat (Impulserzeugung), mit 3 Unterbrechungen vor der ersten Ziffer. Digital gesehen wuerde das bei einer seriellen Datenuebertragung 3 Startbits bedeuten. Fuer den Feuerwehrnotruf (112 damals) musste man also 4 mal kurz auf die Gabel schlagen, dann kurze Pause (500msec), dann nochmal (fuer die zweite 1), Pause, und fuer die 2 (letzte Ziffer) eben dann 5 mal schnell hintereinander (im gleichen Takt) auf die Gabel klopfen.
Jetzt wo ich so viele hilfreiche Antworten bekommen habe, habe ich mal angefangen, selbst ein bisschen zu recherchieren.
Jedoch lese ich überall, dass 1 Impuls einer 1 entspricht, 2 Impulse einer 2, 10 Impulse einer 0.
Zwar erzeugt der Nummernschalter zwei oder drei Impulse mehr als die gewählte Ziffer, aber die werden unterdrückt.
Wenn die Gabelwahl also so funktioniert wie in den anderen Antworten beschrieben, müsste man für eine 1 nur 1x auf die Gabel tippen.
Habe nur das geschrieben was ich selber gemacht habe. Zusaetzlich habe ich (da verbotenerweise 2 alte Telefone parallel geschaltet) noch die 1000mikroF Kondensatoren durch 500 mikroF ersetzt um die Kapazitaet der Parallelschaltung zu verschleiern (nicht anmessbar von aussen).
Wenn es funktioniert hat, ist es ja gut. Steht nur so nirgends.
Zu den Tastentelefonen: die hatten anfangs auch einen Nummernschalter, nur erzeugte der die Impulse elektronisch und nicht mechanisch wie beim Wählscheibentelefon. Da die Impulswahl aber noch angewendet wurde, war die Gabelwahl auch hier möglich. Das Tonwahlverfahren brauchte seine Zeit, um sich durchzusetzen.
Man kann Erfahrung (Gott sei Dank) noch nicht googeln. ... ABER Suchmaschinen benutzen ... sich "mit fremden Federn schmuecken" ... Abrobo ... Tastentelefon ... lang lang ist es her ... meine Dipl Arbeit (Code (Speicher)Tastwahl, auf Mikro Prozessor Basis Deutsche Post, immer noch aktiv) und das zu einer Zeit wo der Begriff INFORMATIK noch "nicht geboren" wurde. ... Deine Entscheidung ... Google Experten .. oder Opas LIFE. ... kein weiterer Kommentar. ... True ? ...
Nur ein Stichwort: Analoge Frequezen (Oszillatoren) mit der damaligen Technik digital zu erzeugen.
PS: ... mein 65 Birthdy ist bereits Schnee von gestern. ... How old you are ?
Ist wahrscheinlich besser deiner Erfahrung zu vertrauen, ich bin 19 und kenne Wählscheibentelefone nur aus Filmen und den Erinnerungen meiner Eltern. :)
und von meinen Großeltern, die eins haben, dank MFV-Konverter auch nach der VoIP-Umstellung noch wählbar.
Telefonzellen gab es in meiner Kindheit noch deutlich mehr als heute, auch gelbe. Die allerdings mit Tastenwählblock statt Wählscheibe.
Muss unbedingt mal ausprobieren wie das mit der Gabelwahl funktioniert!
heutzutage geht das gar nicht mehr, da das signal nicht mehr weitergeleitet wird. ^^ außer mit spezial anschluss.
Muss unbedingt mal ausprobieren wie das mit der Gabelwahl funktioniert!
Schon seit vielen Jahren gibt es nur noch das Tonwahlverfahren.
Ich habe mal gehört, dass ganz viele Router (v.a. Fritzboxen) das Impulswählverfahren immer noch erkennen, obwohl es offiziell nicht mehr unterstützt wird.
Wir haben noch eine alte Fritzbox und 1 Wählscheibentelefon.
Wenn man außerdem einen MFV-Konverter eingebaut hat, der die Wählimpulse in die MFV-Töne umwandelt, müsste der die Impulse eigentlich auch erkennen, wenn sie von der Gabel kommen. Denn die unterbricht auch nur die Leitung; der Nummernschalter macht nichts anderes.
"Ein damaliger Schulfreund meines Vaters soll damals durch systematisches Tippen auf die Gabel Telefonnummern gewählt haben, um das Wählscheibenschloss zu umgehen".
Du hast dir die Frage ja schon beantwortet. Ja, so ist es.
Gewählt wird, bei einem Wählscheibentelefon, mit Impulsen. Die Wählscheibe wird, durch drehen vorgespannt. Nach dem Loslassen dreht die Scheibe zurück und erzeugt dabei Impulse. 1=1Impuls, 2=2Impulse, 3=3Impulse usw.
Das selbe kann man auch mit der Gabel machen. 1xdrücken 1Impuls, 2xdrücken 2Impulse, usw.
Wie muss das Timing sein? Die Wählscheibe braucht zum Zurücklaufen nach einer "0" (10 Impulse) ungefähr 1-1,5 Sekunden.
Ist es dann beim 10x Drücken auf die Telefongabel wichtig dass die Abstände sehr gleichmäßig sind?
Ja, möglichst gleichmässig. Wobei die Tolleranzen recht groß sind. Denn der Mechanismuss konnte enge Tolleranzen nicht auf Dauer nicht einhalten.
Nein. In der Telefonzelle hat das nicht geklappt. Das Freizeichen war erst nach Geldeinwurf da.