Rechtfertigt ein kompliziertes "Schicksal" einen schlechten Charakter?

Die Kunst ist es, auch wenn man ein schwieriges Schicksal hat, nicht zu glauben, dass man der Nabel der Welt ist und sich alles nur um einen selbst drehen muss.

Man sollte nicht so egozentrisch werden und sich um sich selbst drehen, nur weil das Schicksal es nicht gut mit einem Mensch meint.

Es gibt genügend Menschen, die schlechte Charaktere haben, auch ohne ein Schicksal, was sich dann bei einem Leiden noch mehr verstärkt.

Die menschliche Größe ist es, sein Schicksal zu meistern, ohne die Mitmenschen zu drangsalieren und mies zu behandeln.

Wenn ein kompliziertes Schicksal an dem Fehlverhalten eines Menschen schuld ist, dann hat er nicht unbedingt einen schlechten Charakter, denke ich. Ich kenne z.B. einen, der ein Problem mit Gewalt hat, also er greift sehr schnell zu körperlicher Gewalt als Lösungsansatz. Ich weiß aber, dass er ein guter Mensch ist mit einem edlen Charakter. Er ist nur leider als Waisenkind aufgewachsen in einer Umgebung, in der man sich nur durch körperliche Gewalt durchsetzen konnte. Er hat auch selbst viel körperliche Gewalt erfahren müssen.

Ich verstehe, warum er so geworden ist, und kann ihm daher keinen schlechten Charakter attestieren, wohl aber kann ich für mich zum Schluss kommen, dass sein Verhalten für mich nicht in Ordnung ist, unabhängig von seiner Lebens- und Leidensgeschichte.

Ich glaube auch, dass die meisten Typen, die sich im Namen irgendeiner Terrororganisation gemeinsam mit ein paar dutzend Opfern in die Luft sprengen, keinen schlechten Charakter haben, das sind einfach Menschen, die soviel Scheiße erlebt haben, dass sie im Leben mehrfach falsch abgebogen sind.

An schlechte Menschen glaube ich nicht, nur an kranke, fehlgeleitete und undisziplinierte Menschen. Ich glaube aber nicht, dass irgendein Mensch auf dieser Welt freiwillig und ernsthaft glücklich darüber ist, eine Last für andere zu sein.

Vielmehr wird es so sein, dass einige Menschen sich selbst und die Menschheit aufgegeben haben, weil sie kein Licht am Ende des Tunnels sehen.

Ich denke, dass diese Frage davon abhängt, wie man Schicksal und Charakter definiert. Schicksal ist ein Konzept, das besagt, dass alles, was im Leben geschieht, vorherbestimmt oder unvermeidlich ist. Charakter ist die Gesamtheit der moralischen und mentalen Qualitäten einer Person. Ein schlechter Charakter ist also jemand, der unmoralisch oder unvernünftig handelt oder denkt.

Ich glaube nicht, dass ein kompliziertes Schicksal einen schlechten Charakter rechtfertigt, weil ich denke, dass jeder Mensch eine gewisse Verantwortung für seine Handlungen und Entscheidungen hat. Auch wenn jemand unter schwierigen Umständen lebt oder leidet, hat er immer noch die Möglichkeit, sich zu ändern oder zu verbessern. Ein kompliziertes Schicksal kann vielleicht erklären, warum jemand einen schlechten Charakter hat, aber es entschuldigt ihn nicht.

Natürlich verstehe ich auch, dass es manchmal sehr schwer sein kann, einen guten Charakter zu bewahren oder zu entwickeln, wenn man mit vielen Herausforderungen oder Ungerechtigkeiten konfrontiert ist. Ich habe Mitgefühl für diejenigen, die unter solchen Bedingungen leben müssen. Aber ich denke auch, dass es wichtig ist, sich an positive Beispiele von Menschen zu erinnern, die trotz ihres komplizierten Schicksals einen guten Charakter gezeigt haben. 

Ich denke also, dass ein kompliziertes Schicksal kein Grund ist, einen schlechten Charakter zu haben oder zu akzeptieren. Ich denke, dass jeder Mensch das Potenzial hat, einen guten Charakter zu haben oder zu entwickeln, wenn er bereit ist, sich selbst zu reflektieren und zu lernen.

Es ist eine Erklärung aber keine Erlaubnis. Ich habe selber verdammt viel Scheiße durch und ja, das macht es manchmal schwieriger, aber nichtsdestotrotz ist es eine Entscheidung, ob man "gut oder böse" sein will.

Auf keinen Fall. Höchstens man ist psychisch krank oder aus irgendeinem anderen Grund völlig emotionslose u. kann darum auch kein Mitleid empfinden. Wie es z.B. auch bei Serienmördern manchmal der Fall ist.

Mein "Leidensweg" begann bereits mit 3½ Jahren u. wurde ca. 10 Jahre später noch wesentlich verschlimmert, was mein gesamtes Leben beeinflusste...

Allerdings führten mehrere menschl. Enttäuschungen u. auch Verluste geliebter Menschen durch längere, qualvolle Krankheiten eher dazu, dass ich kein schlechter Mensch wurde, sondern heute meine gesamten negativen Erfahrungen u. Erlebnisse eher dazu nutze, um anderen zu helfen.

Wahrscheinlich habe ich etwas zuviel Empathie u. noch dazu ein extremes Gerechtigkeitsbedürfnis. Besonders, wenn es sich um Kinder u. Tiere handelt, oder auch Erwachsene, die sich nicht wehren können.

Selbst, wenn ich vielen Menschen heute misstraue, weil sie lügen, scheinheilig u. sehr egoistisch sind, habe ich immer nur mir selbst geschadet...

Allerdings gehe ich solchen Leuten aus dem Weg, oder sage ihnen ganz offen, dass sie mir egal sind. Denn ich sehe ja, wie sie mit ihren angeblichen Freunden, ihrer Familie u. anderen Mitmenschen umgehen !