Kann ein allwissendes Wesen die Existenz eines freien Willens in einem deterministischen Universum begründen...?

6 Antworten

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Die Begriffe "frei" und "Wille" widersprechen sich.

Der Wille ist immer zielgerichtet, weshalb der Wille von diesem Ziel abhängig ist.

Man will ja schließlich etwas...

In der Regel basiert das Ziel auf Bedürfnissen, die wiederum auf Mängel basieren.

Hunger, Durst, Triebe...

Wenn der Wille auf diesen Dingen basiert, so ist er nicht frei, da der Wille sich nicht von diesen Zielen, Bedürfnissen und Mängeln freisprechen kann.

Der Mensch fordert nur für sich den freien Willen ein, um sich selbst eine erlangte Freiheit als Steigerung des Selbstwertes zuzsprechen. Doc ham Ende ist auch er nur eine biologische Maschine.

Wahre Willensfreiheit ist absolute Willkür, die sich von rationalen Zielen freispricht und daher auch mit absolutem Kontrollverlust ohne Zielorientierung einhergeht.

Könnte ein allwissendes Wesen dies begründen?

Ja, bspw. durch Pflanzen/Drogen, die einem Lebewesen einen Kontrollverlust bescheren...

Doch ist dafür ein allwissendes Wesen notwendig?

Nein, sicher nicht...

Was soll denn ein freier Wille in einem streng deterministischen Universum sein? Das widerspricht sich doch... Determinismus heißt ja, dass ich absolut die Zukunft vorhersagen kann, wenn ich alle Ausgangsbedingungen und alle Regeln kenne. Würde jetzt ein freier Wille dazu kommen, wäre die Zukunft nicht mehr vorhersehbar - genau so, wie es mit der Existenz von Zufall ist/wäre.

Ein allwissendes Wesen könnte die Abweichung zum Determinismus erkennen, da es sowohl alle Ausgangsbedingungen kennt, als auch alle Regeln (sonst wäre es aus meiner Sicht nicht allwissend). Ob es freien Willen von Zufall unterscheiden kann? Schwierig...

Ob es Erkenntnisfähigkeit/Moral von Menschen beeinfluss könnte? Nein, denke ich nicht. Wir haben nur einen sehr begrenzten Erfahrungshorizont. Wir würden nicht mitbekommen, dass wir in einer deterministischen Welt leben und wir würden nicht mitbekommen, dass wir in einer Simulation leben. Wir wissen, dass sich Gott nicht beweisen lässt... Was bleibt ist also Glaube an verschiedene Dinge und philosophische Überlegungen, was sinnvoll ist anzunehmen... Ich vertrete den eingeschränkten Determinismus - dabei wird ein wenig freier Willer angenommen. Das passt u.a. besser zu Moralvorstellung als Determinismus.

Derpsycholog3 
Fragesteller
 09.01.2024, 08:30

Die Vorstellung eines freien Willens in einem deterministischen Universum ist nicht zwangsläufig ein Widerspruch.

Determinismus impliziert zwar, dass alle Ereignisse durch vorherige Ursachen festgelegt sind, aber dies schließt nicht unbedingt die Existenz eines gewissen Maßes an freiem Willen aus.

Ein Konzept, das hier hilfreich sein kann, ist der Kompatibilismus. Dieser Ansatz argumentiert, dass freier Wille und Determinismus gleichzeitig existieren können. Freier Wille in diesem Sinn bedeutet nicht, dass Handlungen unabhängig von Ursachen sind, sondern dass sie von internen Zuständen (wie Überzeugungen, Wünschen oder Zielen) einer Person herrühren und nicht von externen Zwängen.

Ein allwissendes Wesen könnte in einem deterministischen Universum existieren und dennoch die Möglichkeit des freien Willens zulassen, indem es erkennt, dass Handlungen zwar vorherbestimmt, aber dennoch Ausdruck individueller Entscheidungen sind. Dieser Ansatz ermöglicht es, an einem Konzept von Moral und Verantwortung festzuhalten, was mit einem strengen Determinismus schwer vereinbar wäre.

Zudem ist die Annahme, dass Determinismus absolute Vorhersagbarkeit der Zukunft bedeutet, eine Vereinfachung. Selbst in einem deterministischen Universum könnten komplexe Systeme (wie das menschliche Gehirn) Verhaltensweisen hervorbringen, die praktisch unvorhersehbar sind, aufgrund der enormen Komplexität der beteiligten Faktoren. Das bedeutet, dass das Konzept des freien Willens als eine Art praktischer Rahmen für das Verständnis menschlichen Verhaltens dienen kann, selbst wenn die zugrunde liegenden Prozesse deterministisch sind.

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Wenn der Mensch im Charakter die Kardinaltugenden besitzt, wie Christus, der zum besten Wohle, wahr u gerecht gab, besitzt er den Freien Willen im Gewahrsein/Gottesfunken/Bewusstsein, in der Herzintelligenz und manifestiert aus dem Nichts, kausal, entsprechend Gutes.

Hat er aber nicht die Kardinaltugenden, sondern denkt im ichhaften Ego, nutzt er nicht den Freien Willen. Er ist konditioniert u nutzt die, von der Gesellschaft erlernten Muster.

Der erste bewirkt Quantensprünge. Ihm stehen alle Möglichkeiten offen.

Beim zweiten reicht es nur für Vorurteile.

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 - (Psychologie, Mathematik, Menschen)

Ich nehme an das du bei solchen Fragen mit dem Konzept des laplaceschen Dämons bekannt bist, was quasi genau dieses Scenario beschreibt, dieser Dämon ist allwissend und kann so jegliche Zukunft mit 100% Genauigkeit Hervorsagen, jetzt stellt sich aber als Frage ob du meinst das allein schon durch die Anordnung der Atome und Energieströme (bin nicht ganz so im tief im physikalischen) und deren Position die Zukunft "berechenbar" ist, in diesem Scenario wäre es nur logisch einen freien Willen auszuschließen, da es keine Möglichkeit einer Änderung gibt, man kann sich nicht anders Entscheiden. Auf der anderen Seite kann man Begründen, das dieser "Dämon" durch die Allwissenheit auch die Züge der anderen Wesen perfekt kennt und so trotz der Entscheidungsfreiheit weiß wie sie sich Entscheiden, in einem solchen Scenario wäre allerdings eine nicht direkt von der Umwelt beeinflusstes Medium wie eine Seele nötig da so im Grundlegenden die Impulse im Gehirn gesteuert werden ohne von vorherigen (Impulsen) beeinflusst zu werden.

Ich glaube, nein.

Deine Entscheidung, jetzt kurz den Finger anzuheben, hat ja keine physikalische Vorgeschichte sondern kommt wechselwirkungsmäßig tatsächlich aus dem Nichts.

Um die Frage beantworten zu können, müsste man verstehen, was genau in unserem Gehirn vor sich geht, wenn wir uns zu einer Bewegung entscheiden. Davon sind wir weit entfernt.

Da es keine Reiz-Reaktions-Kette ist, können es nur die Spannungsimpulse sein, die ständig zwischen den 100 Mrd. Neuronen herumspringen (Aktionspotentiale, kettenartig weitergeleitet über spannungsgesteuerte Na-Ionenkanäle, Botenstoffe an Synapsen usw.).

Irgendetwas muss die Impulse dann so kanalisieren, dass wir eine Bewegungsentscheidung treffen und ausführen, möglicherweise über (De-)Aktivierung von Synapsen (darauf beruht unser Gedächtnis). Aber woher kommt der physikalische Auslöser? Sicher nicht aus einer Kausalkette, die der Laplacesche Dämon bis zum Urknall zurückverfolgen könnte.

Die Tatsache, dass Vorgänge auf Quantenebene zu Wahrscheinlichkeiten verwässern, hilft leider überhaupt nicht weiter. Es bleibt bei der Lenkung physikalischer Wechselwirkungen durch eine "Kraft", die es schlichtweg nicht gibt.

Determinismus und freier Wille sind deshalb nicht vereinbar; wohlgemerkt auf der hier betrachteten physikalischen Ebene von Ursache und Wirkung.

Meistens diskutiert man den freien Willen nur auf der gesellschaftlichen Ebene, konsequenterweise auch gleich den "Determinismus". Da wird viel durcheinander gebracht. Selbstverständlich gibt es dann Regeln, Bedürfnisse, Prägungen usw., die den freien Willen einschränken. Dort ist auch Platz für Kompatibilismus, oder man darf gern zu dem Schluss kommen, dass es überhaupt keinen freien Willen gibt.