Es wird oft argumentiert, Wasserstoff könne man mit überschüssigem grünem Strom produzieren. Aber geht das denn in der Praxis wirklich?

13 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Nein, der Denkfehler des normalsterblichen Bürgers besteht darin, zu glauben, daß er nur für den Strom bezahlt, den er verbraucht. Tatsächlich bezahlen wir dank der verschiedenen Novellierungen der EEG-Umlage aber auch für Strom, der gar nicht produziert wird.

Selbstverständlich wäre es möglich und ökologisch besser, wenn sich alle Windräder immer hart am Wind drehen würden und die PV Anlagen permanent glühen, damit wir soviel Wasserstoff (oder was auch immer) erzeugen können, den wir später verbrauchen. Diese Energiegewinnung ist aber teurer als der normale Strom, also für den Erzeuger unrentabel.

Dazu kommt, daß sich Windräder noch schneller regeln lassen als Gaskraftwerke. Eine Regelung ist notwendig, um die 50Hz im Netz aufrecht zu erhalten. Aber früher hatte man das auch mit den Gaskraftwerken geregelt bekommen, jetzt macht EnBW seine Volksverdummungskampagne zu stehenden Windrädern, daß das erstaunlicherweise nur noch mit den Windrädern ginge.

Das paradoxe am EEG war, daß die Ausgaben nicht vom Verbrauch oder dem Ausbaustand der Erneuerbaren abhängt, sondern von der Lobby. Große Off-Shore Windparks wurden abgerechnet, obwohl sie noch gar nicht (danke fehlendem Kabel) angeschlossen waren. Und Private, die angeschlossen werden wollten, aber dummerweise über 35m² aufgebaut hatten, wurden jahrelang hingehalten, weil keine TÜV Abnahme gemacht werden konnte.

m.f.G.

anwesende

Klar, Wasserstoff ist eine mögliche Speichertechnologie für überschüssigen grünen Strom.
Und Wasserstoff macht primär dort Sinn, wo er Hochtemperaturanwendungen speisen muss, für die bisher meist Gas benötigt wurde.
Für Autos macht er kaum Sinn, da hier der batteriebetriebene Elektromotor viel effizienter ist.
Und ja, die Investitionen sind hoch, so dass sich der Einsatz nur lohnt, wenn die andern Technlogien nicht zu billig sind (wie sie es heute noch sind).

Liegt nicht der Denkfehler darin...

...das zu viele meinen, eine einzige Energieform wäre für alle Anwendungsfälle ausreichend - und würde auch keine Monopole bzw. Oligopole fördern.

Koexistenz und Vermeidung von Schwarz-Weis-Meinungen/Ansichten sind heutzutage selten.

Oder anders: Nicht alles lässt sich superduper mit Elektromotoren & Batterie betrieben. 🤷‍♂️


RenaultDriver 
Beitragsersteller
 16.02.2025, 23:18

Die Frage ist aber, ist Überschussstrom für die Wasserstoffproduktion nutzbar ja oder nein?

mchawk777  16.02.2025, 23:31
@RenaultDriver

In Anbetracht dessen, dass immer so viel Strom produziert werden muss, wie aktuell verbraucht wird, wäre eh die Frage, was man als "Überschuss-Strom" bezeichnet. 🤔

Man sollte halt nicht auf die Idee kommen den Strom aus der fossilen Verbrennung zu nutzen - so viel dürfte mal klar sein. 😉

Funship  17.02.2025, 15:40
@mchawk777
was man als "Überschuss-Strom" bezeichnet.

Man muss kein Einstein sein, um zu erahnen, dass damit Strom gemeint ist, der produziert, aber momentan nicht gebraucht wird.

Ja,

Nein.


RenaultDriver 
Beitragsersteller
 17.02.2025, 16:48

Danke für diese erschöpfende Antwort.

Es gibt die billigen Alkaline-Elektrolyseure, die vertragen nur konstante Energiezufuhr, und es gibt die teuren PEM-Elektrolyseure, die vertragen stark schwankende Energiezufuhr (Zappelstrom). Um überschüssige Windenergie zu nutzen, sind zweitere am besten, aber die gibt es nicht so häufig, wie es nötig wäre.


RenaultDriver 
Beitragsersteller
 16.02.2025, 23:15

Interessant, habe von Beiden noch nie gehört

Sind denn in großtechnischem Maßstab jeweils schon welche im Einsatz?

hamberlona  16.02.2025, 23:24
@RenaultDriver

Weiß ich nicht. Mein Neffe hatte als Wirtschaftswissenschaftler in einer Unternehmensberatung zu tun, als Spezialist für Energienetze, und erzählte dass die Firmen eine elektrolytische Windenergie-Nutzung ablehnen weil das Zappelstrom und nicht zu gebrauchen sei. Daraus schließe ich: Alkaline-Elektrolyseure gibt es genug, PEM-Elektrolyseure nicht. Ich selber hatte Aktien eines Herstellers von PEM-Elektrolyseuren, weil ich dachte, die müssten doch jetzt einen Boom hinlegen, aber das war ein Rohrkrepierer, weiß der Geier warum.