Sollte Arbeit wirklich unser ganzes Leben bestimmen?
In Deutschland reden wir ständig über Fachkräftemangel, Überstunden und Produktivität. Gleichzeitig zeigen Studien, dass viele Menschen ausgebrannt sind und kaum noch echte Freizeit haben. Manche fordern die 4 Tage Woche, andere sagen, das sei völlig unrealistisch, weil die Wirtschaft sonst zusammenbricht.
Die Frage ist: Wollen wir wirklich ein System, in dem Arbeit den größten Teil unseres Lebens bestimmt, oder sollten wir mutiger neue Modelle ausprobieren, die mehr Zeit für Familie, Gesundheit und persönliche Entwicklung lassen?
Mir geht es gar nicht darum, die eine Seite zu verteufeln. Klar, ohne Arbeit läuft nichts und Wohlstand entsteht nicht von allein. Aber wenn immer mehr Menschen sagen, dass sie unzufrieden sind, krank werden oder gar keine Lust mehr auf Vollzeit haben, dann ist das doch ein Signal, dass etwas nicht passt.
Was denkt ihr? Ist die 40 Stunden Woche noch zeitgemäß, oder brauchen wir einen echten Wandel in unserem Verständnis von Arbeit?
23 Antworten
Es soll auch Leute geben, denen ihre Arbeit Spass macht. Und dann macht dir eine 40 Stunden Woche nichts aus.
Wer damit nicht klar kommt, soll halt weniger arbeiten. Dann gibt es eben auch ein geringeres Einkommen.
Muss jeder selber wissen.
Es soll auch Leute geben, denen ihre Arbeit Spass macht. Und dann macht dir eine 40 Stunden Woche nichts aus.
Ja das kenne ich auch recht gut, weil ich das Glück habe, eine solche Arbeit zu haben und einen solchen Beruf auszuüben, der mir Freude macht und bei welchem ich auch einen Nutzen für Andere direkt sehen kann. Ja mehr noch, ich verbringe meinen eigentlichen Urlaub oft zuhause, weil ich hin und wieder auch auf Montage bin und mir das dann schon oft wie auswärtiger Urlaub vorkommt.
Wer damit nicht klar kommt, soll halt weniger arbeiten. Dann gibt es eben auch ein geringeres Einkommen.
Oder einen Beruf wählen, der einem eher liegt, also an dem man Freude hat.
Muss jeder selber wissen.
In der Tat.
Vor dem kapitalistischem System hast du noch mehr gearbeitet und hattest nicht die Wahl...
Das ändert nichts an den Klassengegensätzen innerhalb dieses Systems. Hier bist du als Prolet darauf angewiesen deine Arbeitskraft für einen Kapitalisten verkaufen zu müssen, um zu überleben.
Das heißt, es müssen viele ausgebeutet werden, damit der/die Kapitalist/in profitiert.
Die Wahl macht es nur "erträglicher" wobei diese Wahl sehr viel mit Zufall und Glück zu tun hat. Die meisten haben dieses Glück nicht. Frag mal die, die im Niedriglohnsektor schuften müssen.
Jaja, Kapitalismus ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, jaja.
Im Kommunismus ist es genau umgekehrt. :)
Wo hat er behauptet, dass Kommunismus das richtige wäre? Es wäre schon ein Anfang bzw. auch eventuell komplett genügend, wenn man die soziale Marktwirtschaft in Deutschland als soziale Marktwirtschaft mehr ansehen und benutzen würde. Bzw. eigentlich meiner Meinung nach nur im Konzept Geld von sehr sehr wohlhabenden Leuten zu nehmen, die ihre Steuer ohnehin nicht bezahlen wollen. Stichwort Steuerschlupfloch Niederlande. Das System hier entspricht noch der sozialen Marktwirtschaft, man sollte allerdings endlich mal verstehen, dass wir hinsichtlich Geld im Staatshaushalt ein Problem haben, welches gelöst werden muss.
Früher haben die Menschen viel mehr gearbeitet. Den 8 Stunden Tag gibt es erst seit 1919 und den arbeitsfreien Samstag sogar erst seit den 1950er Jahren.
Trotzdem waren die Menschen damals zufriedener und längst nicht so ausgebrannt.
An den Arbeitszeiten alleine liegt es also offensichtlich nicht. Eher an den Arbeitsbedingungen:
Ständige Erreichbarkeit wird gefordert, immer mehr Leistungsdruck (Jahresziele, Leistungsvorgaben, oft kaum zu erfüllender Termindruck), ständige Veränderung, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, etc.
Auch Homeoffice schadet da m.E. mehr als es hilft, weil damit die klare Trennung zwischen Arbeitsplatz und Zuhause, zwischen Arbeit und Freizeit aufgehoben wird. Anders gesagt: Mit Homeoffice ist die Arbeit endgültig in den Privatbereich vorgedrungen und zuhause am Wohnzimmertisch angekommen.
Und Freizeit ist auch keine Entspannung mehr sondern wird immer mehr geprägt von Terminen, Aktivitäten und Reizüberflutung durch Handy, Fernsehen, Internet.
Die reine Arbeitszeit an sich spielt da nicht die entscheidende Rolle und z.B. eine Vier-Tage Woche würde da m.E. nichts ändern.
An den Arbeitszeiten alleine liegt es also offensichtlich nicht. Eher an den Arbeitsbedingungen:
An den ersteren liegt es offensichtlich nicht, aber ich denke auch nicht, dass es an den Arbeitsbedingungen liegt. Ich würde nicht mit jemandem tauschen wollen, der Anfang des 20. Jahrhunderts oder noch vor dem 20. Jahrhundert lebte und arbeitete. Ich arbeite in meinem Beruf gern und ich komme oft über meine 40 Stunden pro Woche, ja es kommt sogar immer wieder vor, dass ich Wochen habe, in welchen ich an jedem Tag meinem Beruf ausgeübt habe, aber dennoch würde ich nicht mit jemanden tauschen wollen, der vor 1950 gelebt und gearbeitet hat und ja, die Arbeitsbedingungen waren mit sehr großer Wahrscheinlichkeit anders, aber nicht bequemer, sondern durchaus anstrengender, unsicherer und so weiter und trotzdem kamen die Menschen damals besser damit klar, weil ihnen bewusst war, dass sie damit klarkommen mussten, um überleben zu können. Es lag also nicht hauptsächlich an anderen Arbeitsbedingungen, sondern eher daran, wie mit Ansichten umgegangen wurde, wenn manche meinten, eine 40-Stundenwoche sei ihnen zu anstrengend. Das mag hart klingen, ist aber die einzig logische Erklärung, denn die Arbeitsbedingungen sind nicht schlimmer, sondern besser geworden und können daher nicht der Auslöser dafür sein, dass die Menschen früher anscheinend mit der Arbeit weniger Probleme hatten, als es heute der Fall zu sein scheint.
Eine Viertagewoche würde in anspruchsvollen Berufen ohnehin nichts ändern, weil dort schon immer "Führen mit Zielen" galt. Beurteilt wird die Zielerreichung, nicht die Zeitdauer der rein körperlichen Anwesenheit. Wenn Dein Ziel 10% EBIT lautet, dann ist es dem Vorgesetzen egal, ob Du das in 3,4,5 oder 6 Tagen die Woche erreichst
Home Office hat seine Vorteile. Selbst erlebt. Morgens um 06:00 ein Netmeeting mit Indien, abends um 20:00 eines mit USA. Das ist ein klassischer Home Office-Tag, weil nämlich tagsüber ein paar Stunden Freizeit eingeschoben habe und zur Erholung eine kleine Radtour gemacht
Glaube ich dir, dass du es im konkreten Fall als Vorteil empfindest. Ich war aber immer froh, wenn ich die Bürotür hinter mir zu gemacht habe und damit definitiv Feierabend hatte. (Arbeitsweg damals natürlich auch mit dem Fahrrad, und jetzt bin ich im Ruhestand. 🙂)
Der Erwartung von Vorgesetzten, dich Tag und Nacht auch zuhause erreichen zu können, leistet Homeoffice aber sicher zusätzlich Vorschub, glaube ich.
Und ab einer bestimmten, beruflichen Position wird so eine Verfügbarkeit erwartet, das ist auch klar. Ich war zwar auch Vorgesetzter in einer höheren Position, aber Beamter. Da gehen die Uhren doch noch etwas anders, als in privaten Unternehmen, gebe ich zu. Aber der "kleine Angestellte" sollte doch auch hier einen eindeutig definierten Feierabend haben dürfen, finde ich.
In einem internationalen Technologiekonzern mit Standorten und Kunden auf allen Kontinenten ist Erreichbarkeit praktisch unabdingbar. Es sind oft weniger die Vorgesetzten in Deutschland, es sind Mitarbeiter an internationalen Standorten in anderen Zeitzonen und vor allem die Kunden. Als deutscher Beamter dürften Deine Ansprechpartner vermutlich in Deutschland gesessen sein, mit ähnlichen Arbeitszeiten
Das stimmt.
Ein Bekannter betreut für sein Unternehmen den südostasiatischen Markt, vor allem auf den Philippinen. Der muss sich z.B. bei Onlinemeetings auch nach deren Zeiten richten, nicht nach den deutschen. Er verdient allerdings auch dementsprechend und ist sicher kein "kleiner" Mitarbeiter in seinem Unternehmen.
Unsere Großeltern hatten teilweise 60h-Wochen an sechs Tagen in der Woche, weil der Samstag ein nomaler Arbeitstag war.
Wir sind heute halt ein wenig mimimi geworden. 40h sind zeitgemäß und lassen mehr als genug Freizeit übrig, wobei am Rande bemerkt Führungskräfte in der Wirtschaft (aussertariflicher Bereich) keine 40h-Woche haben, sondern einen Arbeitsvertrag in dem Passagen drin stehen wie "Sämtliche Überstunden sind mit dem Gehalt abgegolten" und wo man gern schon mal den Sonntag im Flieger sitzt um Montags einen Kundentermin in USA oder Indien wahrnehmen zu können
Du siehst das zu egozentrisch. Es gibt durchaus Menschen, die lieben was sie tun. Unser Postbote ist ein fröhlicher Mensch, als ich ihn fragte, warum er so gut gelaunt ist, bei Wind und Wetter, antwortete er: er wollte nie was anderes machen, als mit dem Fahrrad (Dreirad) Post ausliefern, er hat seinen Traumjob.
Die letzten Jahre hat sich die 40Std.Woche schier zerlegt, Teilzeitarbeit ist in vielerlei Hinsicht möglich geworden. Ergo verändert sich das Beschäftigungsgefüge doch merklich.
Die glücklichen Sklaven sind die erbittersten Feinde der Freiheit.
Wirklich frei ist nur, wer nicht nach Freiheit strebt. (LaoTse)
Nur dass der Teilzeitarbeiter dann im Alter klagt, dass ihm die Rente nicht langt ....
Ich schlage vor, daß Du die "anderen Modelle" im Detail beschreibst, damit man sich vorstellen kann, wie das Leben ohne Arbeit ablaufen soll.
Der Fragesteller spricht hier nicht von Arbeit im Allgemeinen, auch wenn er dies synonym setzt, sondern von Lohnarbeit.
Schön, wie du wieder die inhärente Erpressung des kapitalistischen Systems wiederholst.