Jedem, der sich als Autofahrer (teils zu recht) über Radfahrer aufregt, empfehle ich umgekehrt auch mal eine Fahrradtour durch eine deutsche Großstadt, um mal die andere Seite zu erleben. Da muss man ständig um sein Leben fürchten und die wichtigste Regel lautet: Vorraussicht.
Damit rechnen, dass der von links kommende Autofahrer nicht anhält sondern mir die Vorfahrt nimmt.
Immer beim Vorbeifahren in rechts parkende Auto hineinsehen, ob jemand darin sitzt und - falls ja - damit rechnen, dass der Fahrer gleich direkt vor mir die Tür öffnet um auszusteigen.
Damit rechnen dass das entgegenkommende und eigentlich wartepflichtige Auto an einer Engstelle rücksichtslos weiter fährt, obwohl ich mich mit dem Rad bereits darin befinde und einfach direkt auf mich zu hält.
Damit rechnen, dass mich der Rechtsabbieger auf dem Radweg nicht wahrgenommen hat und mir gleich den Weg abschneidet.
Und so weiter ...
Über die Rücksichtslosigkeit von Autofahrern gegenüber Radfahrern könnte man nach jeder Tour ein ganzes Buch schreiben.
Übrigens, noch was anderes, was man bedenken sollte, wenn man sich pauschal über "die Radfahrer" aufregt:
Die meisten Radfahrer haben einen Führerschein und besitzen ein Auto, sind also auch oft selbst Autofahrer.
Ich bin z.B. privat in der Stadt praktisch nur mit dem Rad unterwegs. Besitze aber ein Auto, hatte alle (!) Führerscheinklassen (LKW und Bus ist mit meinem 50. Geburtstag erloschen), habe beruflich jahrelang zahlreiche Fahrtrainings absolviert, inklusive Hochgeschwindigkeitstraining auf dem Hockenheimring und fahre als Radfahrer mit Sicherheit nicht nur besser Rad, sondern auch besser Auto als viele Autofahrer, die sich über die sch*** Radfahrer aufregen.