Sollte man 100-jährige NS-Täter heute noch bestrafen
Hi,
Ich habe ein Video gesehen: Ein 100-jähriger Mann wurde in einem Jugendgericht zu Bewährung verurteilt.
Ich finde es einfach nur lächerlich, was in diesem Land abgeht! Er ist 100 Jahre alt lasst ihn doch in Ruhe!
Das ist meine persönliche Meinung. Damals war er ein einfacher 18-jähriger Soldat, nichts weiter.
Auch die Offiziere von damals falls sie noch leben sollte man meiner Meinung nach nicht mehr bestrafen. Die Sind Heute über 100?
Damals gab es völlig andere Gesetze als heute, und die Leute haben nur das getan, was der "Führer" gesagt hat.
Aber wie gesagt: Das ist nur meine persönliche Meinung.
Eure Meinung
77 Stimmen
37 Antworten
Es muss auch ein Vergeben geben.
Ich denke, dass Jesus als Jude und Religionstifter, durchaus auch auf eine "Tradition" zurück gegriffen hat. "Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern".
Nein, Jesus hat das Alte Testament (Torah) mit seiner rassistischen Unmoral doch gerade überwunden und den teuflischen Charakters Jahwes erkannt.
Ich finde das irgendwie unsinnig.
- Es kommt eh viel zu spät
- Es wird keine wirkliche Strafe geben
- Belastet die Gerichte
- Glaube ich, dass Verweigerung früher auch gefährlich fürs eigene Leben war
- Frage ich mich, ob die Täter geistig noch so klar sind, dass sie ihre Schuld erkennen bzw. völlig verhandlungsfähig sind
Damals gab es völlig andere Gesetze als heute
Die unzähligen Morde an deutschen Bürgern war auch schon damals nicht von einem Gesetz gedeckt, die unzähligen Morde an Menschen in den angegriffenen Gebieten widersprach schon damals der Haager Landkriegsordnung. Diese "anderen Gesetze" haben die Taten also schon damals verboten
und die Leute haben nur das getan, was der "Führer" gesagt hat.
Nein. Dieser Halbsatz zeigt auch schon auf, dass diese Prozesse heute auch noch wichtig sind. Das Unrechtsregime der NS-Diktatur, welches neben dem Holocaust auch noch zahlreiche weitere Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie die Aktion T4, beging konnte dies nur, weil es bis ins letzte Zahnrädchen funktionierte.
Der Antisemitismus, die Xenophobie, der Überlegenheitsgedanke ist nicht einfach so aufgetaucht, nachdem Hitler zum Reichskanzler erannt wurde. Sie waren schon lange, lange vorhher da und konnten unter der Diktatur ausgelebt werden.
Mord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verjähren nicht. Das ist auch gut so.
Die Prozesse dokumentieren, wie diese unmenschliche Maschinerie, die nicht nur vom "Führer", sondern von vielen, vielen anderen mit unbändiger Härte vorangetrieben wurden, wie offenkundig die millionenfachen Morde waren, wie gering der Zwang war.
Im Zuge der Prozesse wird mit den möglichen staatlichen Mitteln eine bestmögliche Dokumentation erreicht. Und gerade in Zeiten, in denen eine erstarkende Partei nun wieder eine Personengruppe für alles Unglück verantwortlich macht, sind solche Dokumentationen von unschäzbarem Wert.
Sollte man 100-jährige NS-Täter heute noch bestrafen
Natürlich. Mord verjährt nicht.
Er ist 100 Jahre alt lasst ihn doch in Ruhe!
Du würdest anders reden, wenn er deine Familie gefoltert und ermordet hätte.
Alex
Du würdest anders reden, wenn er deine Familie gefoltert und ermordet hätte.
Du weißt dass ich deine Beiträge sonst sehr schätze, daher hoffe ich dass du meine Bemerkung nicht negativ siehst. Persönliche Betroffenheit sollte im Strafrecht keine Rolle spielen. Im Gegenteil, persönliche Betroffenheit führt regelmäßig und berechtigt zu einem Ablehnungsgesuch, und zwar sowohl für den Richter wie auch für den Ankläger. Dies dient dazu dass die betroffenen Rechtsorgane lediglich auf Basis des geltenden Rechtes und nicht auf Basis persönlicher Befindlichkeiten handeln.
Es ist übrigens auch irrelevant ob der Fragesteller persönlich betroffen ist oder nicht. Wie du bereits in einer ersten Aussage geschildert hast verjährt Mord (und die Beihilfe zum Mord) nicht, daher ist die Rechtslage eindeutig und "in Ruhe lassen" spielt in einem Rechtsstaat keine Rolle mehr.
Persönliche Betroffenheit sollte im Strafrecht keine Rolle spielen
Full ACK.
Es geht hier auch nicht um die Bewertung des Strafmaßes sondern um eine Bewertung der Einstellung des FS mit dem Tenor "ist doch nicht so schlimm - ist ja schon 80 Jahre her ..."
Und diese Einstellung kommentierte ich mit "Du würdest anders reden, wenn er deine Familie gefoltert und ermordet hätte."
Bestrafen nicht mehr.
Damals gab es völlig andere Gesetze als heute, und die Leute haben nur das getan, was der "Führer" gesagt hat.
Das trifft leider nicht zu. Eine Menge Leute haben wesentlich mehr getan, als der "Führer" verlangt hat. Unzählige Menschen haben sich auf Kosten der Juden, die man in die Vernichtungslager transportierte, bereichert.
Bis heute sind Anwälte dafür verantwortlich, dass Ueberlebende des Holocaust oder Angehörige von Opfern nicht zu ihrem Recht kommen.
Auf der Flucht vor dem NS-Regime wurden Juden nicht nur ihrer Heimat beraubt, auch ihre gesamte Habe wurde versteigert - unter anderem in Hamburg. Die Nazis machten Millionen damit. Noch immer kämpfen Geschädigte und Nachfahren um ihr Eigentum. - Juni 2022
Nicht für Juden. Vergeben ist eine christliche Errungenschaft.