Deutsche Schüler werden immer schlechter. Woran liegts?
Das Bildungsniveau der deutschen Schüler sinkt immer weiter. Obwohl deutsche Lehrer europaweit Spitzengehälter erhalten, sind deutsche Schüler allenfalls noch Mittelmaß. Immer weniger Schüler können lesen und schreiben. Auch die mathematischen Fähigkeiten sind erschreckend gering. Aber was ist der Grund für diesen beispiellosen Niedergang des deutschen Bildungssystems?
18 Stimmen
16 Antworten
Das gesamte Bildungssystem, angefangen bei den Kultusministerien der Bundesländer ist dringend reformbedürftig. Die Bürokratie hat längst jeden Erneuerungsimpuls in den Schulämtern und Schulen erstickt. Es wird nur noch das gesellschaftliche Versagen verwaltet. Leidtragende sind nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer, die sich noch den Arsch aufreißen und noch nicht resigniert haben. Und die jüngeren Lehrergenerationen betrachten das nicht mehr als langfristigen BERUF, sondern als Übergangslösung und eine Möglichkeit, bis zur angestrebten Karriere Geld zu verdienen.
Überfüllte Klassenräume
Überfordertes Lehrpersonal
Eltern die sich nur um sich selbst kümmern, und dann den Lehrern die Schuld für die schlechten Noten ihrer faulen Kinder geben.
Kinder die mehr Zeit mit Social Media und TikTok verbringen, anstatt zu lernen.
Faulheit denke ich spielt mit rein, viele Kinder/Teenager denken sie müssten nicht mehr Lernen, und denken sie können "Influencer" werden. 🤷♀️ (was sehr unrealistisch ist für die meisten)
Aber auch unser Bildungssystem ist stark veraltet und ziemlich Realitätsfremd. Vieles was man dort lernt, braucht man nie mehr im späteren Leben.
Zu starke Ablenkung durch die digitale Welt.
Zum einen sehe ich da große Verantwortung im Elternhaus: wer z.B seinen Kindern von Anfang an viel und regelmäßig vorliest und sie auch ermutigt, selber zu lesen, tut den Kindern damit etwas sehr Gutes. Das fördert die Sprachentwicklung, erweitert den Wortschatz, stärkt die Fantasie und Kreativität, verbessert die Konzentrationsfähigkeit und schafft eine positive Beziehung zum Lesen.
Ich war mal ehrenamtliche Vorleserin für Migrationskinder und sie haben davon sehr profitiert, was die deutsche Sprache anging.
Zum anderen finde ich manche Lehrmethoden schlicht falsch. Dieses "Schreib einfach, wie du es hörst." Baaaah! Kinder sollten von Anfang an "richtig" lesen und schreiben lernen.
Ich fand das schon rein psychologisch nicht gut für Kinder. Ist ja erstmal positiv, wenn "Fehler" nicht angestrichen werden. Aber dann ist Grundschule vorbei und plötzlich versteht man nicht mehr, warum man denn 70 Fehler im Diktat hat ... Das demotiviert dann wieder
Das Problem an der Methode war, dass sie eingeführt wurde, weil ein paar Leute das toll fanden. Es gab keine wissenschaftliche Evaluation dazu. Es war nie untersucht worden, ob das funktioniert und was das mit den Kindern macht.
Viele Kinder haben trotzdem passabel lesen und schreiben gelernt, aber nur, weil sich Eltern widersetzt und mit den Kindern schreiben geübt haben - gegen das ausdrückliche Verbot der Lehrer. Auch viele Lehrer konnten es nicht mit ansehen und haben heimlich normalen Unterricht gemacht. Das hat die Katastrophe etwas verschleiert, sonst wäre es noch viel schlimmer gekommen.
Leider lauern in unserem Bildungssystem noch einige solcher Methoden, die einfach so diktiert werden, ohne dass jemand untersucht hat, was da passiert. Das beginnt schon im Kindergarten mit dem "offenen System".
Von Migrationsforschern wird empfohlen zuhause kein Deutsch sondern die Muttersprache zu sprechen. Vielleicht liegt es daran, denn deren Theorie scheint nicht der Wirklichkeit zu entsprechen.
Natürlich sollte die Muttersprache auch gepflegt werden. Aber die Landessprache zu erlernen, so gut es geht - niemand erwartet von Oma Ayse, dass sie perfektes Deutsch spricht wie Oma Hannelore - sollte eigentlich selbstverständlich sein. Zuhause z.B. pro Tag eine bestimmte zeit deutsch mit einander zu sprechen, da sehe ich einen guten Ansatz. So kann man mit einander üben.
Beispiellos ist das nicht.
Walther Killy hat 1963 über die Unfähigkeit der "mittleren Studenten" geklagt, Georg Picht hat 1964 eine allgemeine deutsche Bildungskatastrophe entdeckt. Ich übergehe weitere Klagen darüber, dass von Jahr zu Jahr Schüler lernunlustiger würden und verweise auf den PISA-Schock von 2000, der nach einigen Jahren zu einem gewissen Aufholen von Lernrückständen geführt zu haben schien, nur um von einem weiteren abgelöst zu werden. Dabei hat man als Grundübel festgestellt, dass nicht nur die Länderergebnisse unterschiedlich seien (Bremen 4-, Bayern 1, aber auch Bayern noch weit hinter Finnland zurück), sondern auch die Unterschiede zwischen den lernstärksten und den lernschwächsten Schülern in Deutschland besonders groß. Corona brachte dann das Ergebnis, dass Schüler*innen mit unzureichendem Internetzugang und ohne eigenen häuslichen Arbeitsplatz besonders zurückfielen.
Natürlich habe ich bei mir festgestellt, wie faszinierend für mich als Erwachsenen die simpelsten Computerspiele waren, dass es Schüler gab, die es angesichts des reichen Pornoangebots überhaupt noch fertigbrachten, Hausaufgaben zu machen, ließ mich schwanken zwischen Bewunderung dafür und totaler Resignation hinsichtlich der Konkurrenz von Schulunterricht und Medien. Doch all das war vor Facebook und der Ausweitung der sozialen Medien auf immer stärker auf bewegten Bildern beruhenden Kommunikationsangeboten.
Von den Antwortangeboten würde ich fast durchweg sowohl die genannten wie das Gegenteil als zutreffend ansehen. Nur der Spruch "Ich hatte schlechte Lehrer, das war eine gute Schule" (für den gibt es mehrere Zuschreibungen) scheint mir nur im Ausnahmefall zuzutreffen. Ich habe Lehrer*innen erlebt, die geradezu Wunder vollbrachten, so dass ich fast dem Spruch gehuldigt hätte "Es gibt keine schlechten Schüler, sondern nur angesichts der Anforderungen inkompetente Lehrer."
Nur beobachtet man zu häufig, dass innerhalb von Lerngruppen bei ein- und derselben Lehrkraft recht hohe Differenzen festzustellen sind, als dass es allein an der Lehrkraft liegen könnte.
Meine Antwort: Wie in der Geschichte. der Politik und der Soziologie ist alles multikausal bedingt, und selbst beim Einzelfall bleibt vieles unerklärlich.
Weshalb habe ich selbst manchmal ein Brett vorm Kopf, während ich zu anderen Zeiten durchaus lernbereit und lernfähig bin?
Mein 12jähriger Sohn hatte eine ganz einfache Antwort auf diese Frage. Als er mir eine neue Computersprache beibringen wollte und ich ihn etwas fragte, sagte er: Das habe ich vor 5 Lernschritten erklärt, da hättest du das fragen sollen. Ich glaube, diese Sprache ist für dich zu schwer.
Wieso sind wir fast alle so fasziniert von dem Lerntempo der LLM-KIs (Large Language Models)? Weil so viel Neues auf uns zukommt, dass wir mit dem Lernen oft nicht nachkommen.
Also: Die Weltveränderung, Suchen, Kriege und KI-Entwicklung stellt an uns Durchschnittsmenschen zu hohe Anforderungen. Nicht die Schule oder die Lehrer oder die Schüler sind schuld, sondern das Tempo der Weltveränderung.
Dies Antwort ist freilich schon sehr alt.
"Dieses "Schreib einfach, wie du es hörst."" - Diese Methode ist zum Glück offiziell wieder gestrichen worden. Aber Du hast Recht: das war ein absoluter Tiefpunkt der Schulentwicklung.