Das eigene Bewusstsein (das Selbstbewusstsein, der Geist, die Seele, das Ich-Selbst, das Ich) ist es ein mysteriöses Rätsel oder ist logisch erklärbar? 🤔🧠

mysteriöses Rätsel 45%
Logisch erklärbar 41%
andere Antwortmöglichkeit 14%

22 Stimmen

9 Antworten

andere Antwortmöglichkeit

Das Thema ‚Bewusstsein‘ gilt als eines der schwierigsten Themen überhaupt.

Wie die Dinge da draußen tatsächlich sind, kann ich sicher nicht wissen. Alles was ich zu wissen glaube, existiert im ersten Schritt nur in meinem Bewusstsein. Es gibt einfach keinen unmittelbaren Kontakt zur Wirklichkeit. Ich kenne die Welt immer nur als Beschreibung.

Und gleichzeitig entzieht sich das Bewusstsein selbst einer Untersuchung. Ich kann es weder anschauen, noch anfassen, spüren oder irgendwie wahrnehmen – und doch existiert es.

Was ist Bewusstsein?

Das menschliche Bewusstsein ist eine Funktion des Geistes.

Bewusstsein beinhaltet, dass ich überhaupt etwas wahrnehme, also wach und aufnahmebereit bin.

Es gibt zahlreiche Abstufungen des Bewusstsein, entsprechend dem Grad meiner Wachheit.

Bewusstsein umfasst jede Art von mentalem Prozess.

Insbesondere ist das unmittelbare Gewahrsein dieser mentalen Prozesse gemeint.

Mit meinem Bewusstsein erschaffe ich ein Modell der Welt, das es mir erlaubt, mich in ihr zurechtzufinden und darin zu überleben.

Bewusstsein ist das Wissen um meine eigenen Existenz als ein Individuum auch über die Zeit hinweg.

Wo hat das Bewusstsein seinen Sitz?

Wir neigen dazu, Bewusstsein als eine Funktion des Gehirns zu sehen.

Inzwischen sind viele Bereiche des Gehirns identifiziert, die mit mentalen Prozessen in Verbindung stehen. Allerdings wurde kein Ort gefunden, der direkt als Sitz des Bewusstseins angesehen werden kann. Bewusstsein soll durch eine spezifische Interaktion unterschiedlicher Gehirnzentren entstehen.

Ob es Bewusstsein außerhalb und unabhängig vom Gehirn gibt, ist selbst unter Naturwissenschaftlern strittig. Es gibt Berichte über Menschen ohne erkennbare Gehirntätigkeit, im Koma oder unter Narkose, die gleichwohl später von Erlebnissen berichtet hätten.

Wenn es kein Bewusstsein ohne Gehirn gibt, dann sind auch alle Spekulationen und Glaubensvorstellungen der Religionen hinfällig - über außerirdische Bereiche für Verstorbene, über Engel, Teufel und Götter.

Ist es völlig undenkbar, dass es nicht materielle „Bewusstseine“ gibt?

Kann ich mein Bewusstsein verändern?

Meinem Bewusstsein geht es, wie einem Frosch in seinem kleinen Teich. Der Teich ist seine einzige Realität. Eine völlig andere Umgebung kann er sich nicht einmal vorstellen.

Wenn ich wissen will, wie die Realität wirklich beschaffen ist, beschreite ich neugierig und mutig einen Weg, von dem ich nicht wissen kann, was mich dort erwartet.

Der normale Geist schafft ein Modell der Welt, das ich für real halte und das die Basis für mein Überleben darstellt. Er ist ununterbrochen verfangen in allen möglichen mentalen Prozessen und damit permanent abgelenkt.

Ein höheres Bewusstsein entsteht durch Achtsamkeit – deshalb die Praxis der Meditation. Ich lerne, mich mehr und mehr von meinen einschränkenden Konzepten und inneren Barrieren, von der Identifikation mit Körper, Gedanken und Gefühlen, zu lösen und erkenne allmählich, dass meine Realität eine Illusion ist, die gleichwohl existiert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbsterfahrung, Zen, Tibet, Schamanismus, Yoga, Reisen
mysteriöses Rätsel
... oder bildet das Bewusstsein das Gehirn ab?

Theoretisch wäre auch das denkbar, aber warum dann ausgerechnet ein Gehirn? Warum zaubert ein freies Bewusstsein ausgerechnet unseren wenig erbaulichen Alltagskram hervor und schaltet sich jeden Tag für ein Drittel der Zeit ab?

Die umgekehrte Version ist sicher wahrscheinlicher, aber nichtsdestoweniger mysteriös. Das betrifft sowohl den Mechanismus seiner Funktion als auch den Mechanismus seiner Entstehung.

andere Antwortmöglichkeit

"Seele" und "Geist" sind Begriff aus einer bestimmten Kategorie von Begriffen, die alle eine besondere Eigenart haben. Solange man sie im Alltag verwendet, glaubt jeder zu wissen, was gemeint ist. Sobald man aber anfängt, diese Begriffe genauer zu untersuchen, zu definieren oder zu erklären, werden sie immer unklarer, immer verschwommener und irgendwann entgleiten sie einem völlig. Je mehr man sich mit ihnen beschäftigt, umso weniger weiß man darüber. Irgendwann weiß man dann nur noch, was es nicht ist, hat aber keine Worte mehr dafür, was es ist. Weitere Begriffe neben diesen aus derselben Kategorie wären z.B. auch "Liebe", "Energie" oder "Zeit".

Die Vorstellung, dass der Mensch sich in Körper, Geist (Bewusstsein) und Seele aufteilen lässt und jedes dieser Teile eine eigene Einheit (Entität) für sich darstellt, die getrennt von den anderen existieren kann, geht auf das mechanistische Weltbild von René Descartes zurück. Der behauptete im 17. Jahrhundert, jedes Tier und auch der Mensch seien wie ein Uhrwerk aus einzelnen Rädchen aufgebaut, die man einzeln herstellen und betrachten könne und wenn man die Einzelteile und deren Funktion verstünde, dann verstünde man auch den Gesamtmechanismus. Das war eine reduktionistische Betrachtungsweise die darauf beruht, dass man jeden komplizierten Mechanismus wie auch den Menschen auf die Funktion seiner Einzelteile reduzieren könne. Diese Betrachtungsweise findet man auch in einigen Religionen, die Körper, Seele und Geist für sich getrennt betrachten und ihnen jeweils eine eigene Existenzmöglichkeit unabhängig von den anderen Teilen zuschrieben.

Diese reduktionistische Betrachtungsweise ist in der allgemeinen Bevölkerung und insbesondere unter Gläubigen nach wie vor weit verbreitet. In den Wissenschaften ist sie aber längst widerlegt. Da hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass komplexe Systeme grundsätzlich irreduzibel sind. Sie lassen sich nicht auf die Funktion von Einzelteilen (Systemelementen) reduzieren. Damit hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, die schon Aristoteles in seiner Metaphysik formulierte: „Das, was aus Bestandteilen so zusammengesetzt ist, dass es ein einheitliches Ganzes bildet – nicht nach Art eines Haufens, sondern wie eine Silbe –, das ist offenbar mehr als bloß die Summe seiner Bestandteile….“ oder verkürzt: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“.

In diesem Lichte betrachtet ist der Mensch nur als Gesamtsystem sinnvoll zu betrachten. Körper, Geist und Seele sind keine tatsächlich vorhandenen Einzelteile sondern es sind menschliche Kategorisierungen, die lediglich Teilaspekte der Gesamtheit Mensch betrachten. Tatsächlich sind sie aber nicht unabhängig voneinander existent und es können daher auch keine klaren Grenzen zwischen diesen Kategorien gezogen werden. Alle drei sind voneinander abhängig, stehen in ständigen Wechselbeziehung zueinander und bedingen sich gegenseitig. Keines dieser drei virtuellen Elemente kann ohne die beiden anderen existieren.

Daher lautet meine Antwort: ja, der Mensch zeigt als Gesamtsystem Phänomene, die sich von ihrer jeweiligen Hauptwirkung durchaus in die Kategorien Körper, Seele und Geist aufteilen lassen. Es gibt allerdings keine Seele oder Geist als Entität, die unabhängig von ihrem jeweiligen individuellen Gesamtsystem (also incl. unserem lebenden Körper) existieren kann.

mysteriöses Rätsel

Das kann man sehr eindeutig sagen:

Das menschliche Bewusstsein ist definitiv kein einfach logisch erklärbares Phänomen und die allermeisten forschenden Fachexperten vertreten diesen Standpunkt. Klar, wir verstehen mittlerweile ziemlich viel darüber, wie unser Gehirn funktioniert. Aber dieses „Ich“-Gefühl, diese subjektive Wahrnehmung des Menschen, das ist nochmal ein ganz anderes Level und ist nicht mal mit dem Bewusstsein von Tieren vergleichbar.

Man kann vielleicht messen, welche Hirnareale aktiv sind, wenn wir denken, fühlen oder uns erinnern, aber warum aus diesen chemischen und elektrischen Prozessen tatsächlich ein höheres bewusstes Erleben entsteht, das weiß bis heute niemand und es ist auch kaum möglich das jemals herauszufinden. Da endet nämlich die Wissenschaft aufgrund der metaphysischen Grenzen und es beginnt eine philosophische oder spirituelle Dimension.

Wir haben zwar schon viel Wissen, aber das tatsächliche menschliche Bewusstsein bleibt weiterhin geheimnisvoll und voraussichtlich für immer unergründlich. Aber ehrlich gesagt ist es doch auch schön, dass wir nicht alles logisch erklären können. Genau solche faszinierenden Rätsel machen das Leben ja erst so besonders, oder?


Nsud749 
Beitragsersteller
 17.05.2025, 10:08

Bewusstsein(gefühl) von Tieren sollte doch absolut gleich sein.

Bewusstsein ist wie eine Ampel.

Es kann nicht noch roter werden oder noch grüner.

Entweder man hat es (ist es) oder nicht.

Ob das Bewusstsein jetzt viele Gehirnzellen hat oder weniger, einen Arm am Körper hat, einen gesunden Körper oder einen kranken Körper, das Bewusstsein bleibt trotzdem Bewusstsein.

Die haben nur weniger oder andere Fähigkeiten und mehr oder weniger Verstand, weil der Körper anders gebaut ist.

NostraPatrona  16.05.2025, 11:16
Aber dieses „Ich“-Gefühl, diese subjektive Wahrnehmung des Menschen, das ist nochmal ein ganz anderes Level und ist nicht mal mit dem Bewusstsein von Tieren vergleichbar.

Der Experten-Mainstream sieht das aber anders.

Sollte das Bewusstsein die Materie schaffen und nicht umgekehrt, wäre wiederum dessen Herkunft erklärungsbedürftig. Und da neuronale Prozesse nachweislich mit Erlebnisinhalten korrelieren, erscheint es mir logischer, dass das Bewusstsein sich materialistisch und nicht idealistisch erklären lässt - bloß (noch?) nicht für den Menschen.


bablbrabl123  16.05.2025, 11:02

Die Annahme, dass Bewusstsein aus Materie „entsteht“, ist keineswegs logisch zwingender, sondern beruht auf einer metaphysischen Setzung: dem Materialismus. Dass neuronale Prozesse mit Erlebnisinhalten korrelieren, ist unbestritten – aber Korrelation ist keine Erklärung. Dass zwei Dinge gleichzeitig auftreten, sagt nichts über das Ursprungsverhältnis aus. Man könnte genauso sagen: Der Fernseher verändert sein Bild, wenn ich die Fernbedienung benutze – aber das Bild entsteht nicht im Fernseher, sondern wird nur dort dargestellt. Ähnlich könnte das Gehirn lediglich ein Träger oder Vermittler von Bewusstseinsinhalten sein, nicht deren Ursprung.

Die Vorstellung, dass „Bewusstsein aus toter Materie entsteht“, ist zudem erkenntnistheoretisch problematisch: Sie versucht, dasjenige zu erklären (Bewusstsein), durch etwas, das nur innerhalb des Bewusstseins überhaupt erfahrbar ist (Materie). Du kennst Materie nur, weil du sie erlebst. Es gibt kein messbares Teilchen „Bewusstsein“, aber es gibt kein einziges Messergebnis ohne ein bewusstes Wesen, das misst. In dieser Hinsicht ist Bewusstsein epistemisch primär – es ist die Bedingung aller Erfahrung, nicht deren Produkt.

Dass die Herkunft eines nicht-materiellen Bewusstseins erklärungsbedürftig wäre, stimmt. Aber ebenso ist die Herkunft der Materie selbst unerklärt – auch sie „ist einfach da“, oder wird durch Hypothesen wie Urknall oder Quantenvakuum erklärt, die sich selbst metaphysischen Ursprungsfragen entziehen. Das Bewusstsein als grundlegend anzunehmen, ist also nicht weniger rational, sondern verschiebt nur den Ausgangspunkt. Ob dieser Bewusstseinsursprung „idealistischer“ oder „nicht-dualistischer“ Natur ist, bleibt offen – aber es ist erkenntnistheoretisch sauberer, vom unmittelbar Gewissen (Bewusstsein) auszugehen als von etwas, das nur innerhalb des Bewusstseins konstruiert wird (Materie).

Kurz: Es ist nicht weniger „logisch“, dass Bewusstsein grundlegend ist. Es ist nur weniger vertraut in einer materialistisch geprägten Kultur.

WahrerNihilist  16.05.2025, 12:09
@bablbrabl123

Besser kann man nicht für den Idealismus argumentieren. Ich schließe auch nicht aus, dass er die Lösung ist.

HalloWerWarIch  16.05.2025, 12:47
@bablbrabl123

Sehr guter Beitrag!

Stimmst du damit überein das Konzepte wie von z. B. einem Tisch, identisch mit der Sache also einem Wirklichen Tisch sind? So wie es im Hegelianismus gezeigt wird...