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Vor 100 Jahren: Diskussion um die Wehrpflicht

Hagen, den 30.01.2126:

Es erscheint heute kaum begreiflich, dass über ein Jahrhundert lang eine Form staatlich organisierter Zwangsarbeit nicht nur geduldet, sondern als bürgerliche Tugend verklärt wurde. Man nannte sie „Wehrpflicht“. Sie galt als Ausdruck von Gemeinsinn und Staatsbürgerlichkeit – doch im Kern war sie genau das: Zwang, durch Recht durchgesetzt, durch Moral legitimiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich ein plausibel klingendes Konzept durch: Wenn das Volk selbst die Waffen trägt, wird es nicht angreifen, sondern nur verteidigen. Die Idee der „wehrhaften Demokratie“ war in Deutschland besonders attraktiv, einem Land mit tiefer Skepsis gegenüber militärischer Macht. Man glaubte, Verantwortung durch Wehrpflicht gerecht zu verteilen. Doch „alle“ bedeutete: Männer.

Zur Zeit der Einführung war das kein Thema. Frauen durften oft nicht einmal ohne Zustimmung des Mannes arbeiten. Der Ausschluss vom Wehrdienst war kein Privileg, sondern Ausdruck umfassender Entrechtung.

Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts änderte sich das. Frauen erhielten Zugang zu allen Lebensbereichen – auch zum Militär, allerdings freiwillig. Die Wehrpflicht blieb männlich. Juristisch wurde das mit „struktureller Benachteiligung“ von Frauen begründet – wegen unbezahlter Sorgearbeit, sozialen Rollenbildern und Mutterschaft.

Ja, Frauen bekommen Kinder – eine enorme Leistung. Aber niemand käme auf die Idee, sie gesetzlich zur Geburt zu verpflichten. Eine solche Pflicht wäre barbarisch. Dass Männer hingegen zum Waffendienst gezwungen wurden, galt als normal. Wer sich weigerte, musste Zivildienst leisten – ebenfalls unfreiwillig. Eine Wahl zwischen zwei Formen des Gehorsams.

Zynisch mutet an, wie verklärt das Bild der „sozial belasteten Frau“ war. Viele Frauen entschieden sich freiwillig für Care-Arbeit – niemand zwang sie. Gleichzeitig ignorierte man, dass Männer überproportional in gefährlichen, körperlich belastenden Berufen arbeiteten, die wenig Anerkennung fanden. Die angebliche „Doppelbelastung“ der Frau wurde politisch instrumentalisiert, um die Wehrpflicht nur für Männer zu rechtfertigen.

Warum die Wehrpflicht 2011 in Deutschland ausgesetzt wurde, ist schwer zu rekonstruieren. Wahrscheinlich spielten juristische Zweifel und praktische Rekrutierungsprobleme eine Rolle. Doch statt sie abzuschaffen, wurde sie nur „ausgesetzt“ – ein juristisch gefährliches Vakuum.

In dieser Übergangszeit, in der Frauen rechtlich gleichgestellt und gesellschaftlich oft bessergestellt waren, etablierte sich ein neues Narrativ: Frauen seien weiterhin strukturell benachteiligt – ein Bild, das zunehmend auch von Männern mitgetragen wurde. Ironischerweise wurde dieser Diskurs in einer Zeit hegemonial, in der reale Benachteiligungen bereits weitgehend abgebaut waren. Aussagen über weibliche Benachteiligung wurden zum Konsens, unabhängig von Fakten.

So wurde die Wiederaufnahme der Wehrpflicht in den späten 2020er Jahren nicht nur juristisch, sondern auch gesellschaftlich kaum noch hinterfragt. Gerichte erklärten es weiterhin für rechtens, nur Männer zu verpflichten – mit Verweis auf angebliche soziale Ungleichheiten. Dabei ignorierten sie strukturelle Nachteile von Männern: höhere Suizidraten, gefährlichere Berufe, fehlende Schutzräume, rechtliche Benachteiligung beim Sorgerecht. Diese Fakten fanden keine Beachtung.

Das Ergebnis war tragisch. Nach der Wiedereinführung stieg die Zahl der Suizide unter jungen Männern rapide: Über 11.000 nahmen sich in wenigen Jahren das Leben. Auch Frauen litten – über 6.000 starben durch Gewalttaten, die mit der gesellschaftlichen Zerrüttung infolge des neuen Zwangssystems in Verbindung gebracht wurden. Diese Todesfälle waren keine Nebeneffekte, sondern Symptome eines Staates, der Freiheit nicht ernst nahm – und Zwang als Tugend verkaufte.

Die Wehrpflicht war die letzte Bastion staatlich erlaubter Zwangsarbeit – ausgerechnet in Demokratien, die sich Menschenrechte auf die Fahnen schrieben. Sie zwang Menschen in Strukturen, die sie weder gewählt noch beeinflusst hatten. Sie ignorierte individuelle Lebensrealitäten und verkaufte moralische Erpressung als staatsbürgerliche Ehre. Die Wahl zwischen Töten und Pflegedienst war kein Fortschritt – sondern eine Farce.

Heute ist diese Zeit vorbei. Und das ist gut so. Aber wir dürfen nicht vergessen, wie leicht es war, Zwang als Gemeinsinn zu tarnen – und wie viele daran zerbrachen. Wer heute von „Verantwortung für das Gemeinwohl“ spricht, muss wissen: Echte Verantwortung ist freiwillig. Alles andere ist ein anderes Wort für Zwang.

Krieg, Gesetz, Feminismus, Gleichberechtigung

Meinung des Tages: Rohstoffdeal zwischen USA und Ukraine - wie bewertet Ihr das Abkommen?

(Bild mit KI erstellt)

Rohstoff-Deal zwischen den USA sowie der Ukraine

Die USA und die Ukraine haben ein umfassendes Wirtschafts- und Rohstoffabkommen unterzeichnet, das den USA privilegierten, aber keinen exklusiven Zugang zu ukrainischen Rohstoffen gewährt. Im Zentrum des Abkommens steht ein gemeinsamer Investitionsfonds, der zur wirtschaftlichen Erholung und zum Wiederaufbau der Ukraine beitragen soll.

Die Gewinne aus neuen Rohstoffprojekten fließen zu gleichen Teilen in den Fonds, wobei die Ukraine die Kontrolle über ihr Territorium, ihre Ressourcen und ihre Infrastruktur behält.

Überraschende Wendung nach Eklat im Weißen Haus

Dass der Deal zustande kommen würde, war nach den Ereignissen im Weißen Haus vom Februar nicht abzusehen. Zentrale frühere Streitpunkte waren unter anderem die Rückzahlung früherer Militärhilfen durch die Ukraine und die US-Kontrolle über den Fonds – beides konnte abgewehrt werden. Der Deal sieht vor, dass frühere US-Militär- und Finanzhilfen nicht als Schulden gelten; nur neue Hilfen könnten in Zukunft als Einlagen im Fonds verbucht werden.

Außerdem erhält keine Seite eine Stimmenmehrheit bei der Fondsverwaltung. Trotz großer politischer Symbolkraft bietet das Abkommen keine konkreten Sicherheitsgarantien, was viele ukrainische Hoffnungen enttäuscht hat.

Das Abkommen ist laut beiden Regierungen dennoch ein „historisches“ Zeichen für die Partnerschaft und ein Signal an Russland für einen dauerhaften Friedensprozess.

Unsere Fragen an Euch:

  • Wie bewertet Ihr das Rohstoffabkommen zwischen den USA sowie der Ukraine?
  • Inwieweit könnte der Deal den Kriegsverlauf beeinflussen?
  • Ist das Abkommen Eurer Meinung nach eher als fairer Deal oder als einseitige Machtausübung der USA zu werten?
  • Mit welchen Reaktionen hinsichtlich des Abkommens rechnet Ihr auf russischer Seite?

Wir freuen uns auf Eure Beiträge.

Viele Grüße

Euer gutefrage Team

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Ich bewerte den Deal als positiv, da... 51%
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Was, wenn Israel vor dem 07. Oktober keine Truppen ins illegal besetzte Westjordanland geschickt hätte?

Die obersten Befehlshaber der israelischen Verteidigungsstreitkräfte waren sich in den Stunden, Tagen und Monaten vor dem verheerenden Angriff der Hamas am 7. Oktober im Süden Israels darüber im Klaren, dass die palästinensische Terrorgruppe intensive Übungen für eine geplante groß angelegte Invasion durchführte. Der Hamas-Führer erklärte dies sogar öffentlich als seinen Plan. Das Militär handelte jedoch nicht und zog sogar Truppen von der Gaza-Front ab, weil es dies für leeres Gerede hielt und die Terrorgruppe nicht an einem Krieg interessiert sei, wie hebräische Medien am Montag berichteten.
Unabhängig davon berichtete der öffentlich-rechtliche Sender Kan am Montag, dass zwei Kompanien der Kommandobrigade der israelischen Streitkräfte, die während der jüdischen Feiertage im September und Oktober an der Grenze zum Gazastreifen stationiert waren, nur zwei Tage vor dem Massaker vom 7. Oktober ins Westjordanland geschickt wurden.

Zuvor war das natürlich von Israel geleugnet worden.

Die israelischen Streitkräfte hatten zuvor erklärt, dass vor dem Angriff am 7. Oktober keine Truppen von der Grenze zum Gazastreifen ins Westjordanland abgezogen worden seien.

https://www.timesofisrael.com/more-details-unveiled-of-idf-intel-on-oct-7-plans-consults-hours-before-hamas-attack/

Wie könnt ihr es euch erklären, dass trotz der ernstzunehmenden Warnungen Truppen von der Grenze zum Gazastreifen ins Westjordanland abgezogen wurden?

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