Ich stecke in einer Tinder-Zwickmühle?

Liebes Forum, ich stecke in einem Dilemma.

Und zwar geht es darum, dass ich mir Tinder geholt habe, um meinen Freundeskreis zu erweitern. Das habe ich dort auch so angegeben, aber letztens ist ein Match in eine etwas ungünstige Richtung für mich gerückt, weil ich die Person kenne. Im Folgenden versuche ich mich möglichst kurz zu halten, aber mit den darin verwickelten Menschen habe ich eine besondere Vorgeschichte, deshalb entschuldige ich mich im Voraus, falls ich ein wenig ausschweife. (Ich fürchte, anders kann man meine Sichtweise nicht ganz nachvollziehen).

Und zwar hatte ich mehrere Monate lang einen Schwarm, den ich eine Zeit lang sehr oft in der Bibliothek gesehen habe, die ich früher täglich besuchte fürs Lernen. Nachdem ich jedoch verstanden habe, dass das mit meinem Schwarm nichts wird, habe ich beschlossen Distanz einzunehmen und vorerst zu Hause fürs Lernen zu bleiben, damit ich emotional mit der Geschichte abschließen kann.

Irgendwie kam es nun dazu, dass ich mich sehr einsam zu fühlen begann (ich habe nicht besonders viele Freunde und dieses Ereignis trug wohl zu diesem Empfinden bei), also habe ich Tinder runtergeladen. Dort bin ich nach einiger Zeit auf den besten Freund (ab jetzt "X") meines Schwarmes gestoßen, den ich ab und zu mit ihm in der Bibliothek gesehen hatte. Ehrlich gesagt, war mein gesamter Fokus damals so auf den Schwarm verlagert, dass ich X wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte, und so hatten wir bis dato kaum etwas miteinander zu tun. (X weiß aber, dass mein Ex-Schwarm - also sein Freund - und ich einander kennen, weil wir uns ein paar Mal in seiner Anwesenheit unterhalten haben.)

Doch seitdem ich X auf Tinder gefunden habe, betrachte ich ihn in meiner Erinnerung aus einem anderen Blickwinkel und mir ist aufgefallen, dass ich ihn eigentlich doch recht interessant finde. Nicht unbedingt auf eine romantische Art, aber zumindest rein von seiner Ausstrahlung. Weil wir beide gematcht hatten, habe ich beschlossen, X anzuschreiben und zunächst einfach nach einem Buch zu fragen, das er gerade liest (in seiner Beschreibung stand, dass wir beide gerne lesen, und ich dachte, das sei ein guter Anhaltspunkt).

Ich bin sehr schüchtern bei solchen Angelegenheiten (obwohl es eigentlich nicht sein muss), deswegen zeige ich mich auf Tinder nicht gerne. Ich habe zwar meine Bilder hochgeladen, aber so, dass man mich nicht genauer erkennt. Und mein Name stimmt auch nicht ganz (das habe ich in der Bio aber vermerkt). Mit X hat sich jedoch irgendwie ein ganzer Dialog entwickelt und ich habe diese ganz große Angst, er - und mein ehemaliger Schwarm - könnten dahinterkommen, wer ich eigentlich bin. Zwar wäre das gar nicht mal so schlimm, wenn X und ich z.B. Freunde würden. Aber die Wahrheit, für die ich mich schäme, ist dass ich nicht wirklich weiß, warum ich ihn angeschrieben habe.

Einerseits finde ich ihn interessant, andererseits bereue ich, diesen Schritt überhaupt erst gemacht zu haben, denn so viel Interesse habe ich nun auch wieder nicht an ihm und im Grunde genommen, habe ich mich einfach nur geoutet, ohne etwas "Gutes" erreicht zu haben.

Ich habe manchmal Zeitpunkte, in denen meine Stimmung umschlägt und ich plötzlich sehr risikofreudig bin. Das war wohl der Grund, weshalb ich X angeschrieben hatte. Für mich war das einfach nur Spaß und ich hatte dummerweise nicht damit gerechnet, dass er Interesse an mir zeigen würde. Bisher habe ich mit meinen anderen Matches überwiegend die Erfahrung gemacht, dass sie sich nach ein paar Sätzen bereits wieder in Luft auflösen.

Mir ist bewusst, wie dämlich ich gehandelt habe. Jetzt weiß ich gar nicht, wie ich von dem Thema möglichst taktvoll abkomme. Für mich besteht weiterhin noch der kleine Funken Hoffnung, dass meine Tarnung nicht vollends aufgeflogen ist. Doch mich frisst zugleich die Sorge auf, dass wohl eher der Gegenteil der Fall ist - und wenn das stimmt, dann ist die ganze Situation für mich aus dem Ruder gelaufen, weil sich bei X wohl oder übel die Frage aufwerfen würde, warum ich ihn überhaupt angeschrieben habe - er hätte vollkommen Recht. Und dann würde ich mich viel zu sehr schämen, als dass ich mich in der Bibliothek nochmal blicken lassen könnte. Andererseits wäre es doch ziemlich offensichtlich und feige, ihn jetzt zu meiden, oder?

Hat vielleicht jemand einen Tipp für mich, was ich jetzt machen soll? Ich bin ehrlich ratlos, weil ich schon seit gestern Abend überlege und nach wie vor auf keine einleuchtende Lösung komme. Ist es überhaupt so schlimm oder überdenke ich diese Situation einfach massiv? Oder sollte ich mich wirklich schämen?

Vielen lieben Dank, falls ihr bis hierhin gelesen habt. Und danke auch für eure Bemühungen im Voraus!

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