Gedicht – die besten Beiträge

Gedichtanalyse, Gedichtinterpretation, Wolf Biermann?

Hallo zusammen, ich muss das unten eingefügte Gedicht von 1974 analysieren und komme nicht so ganz weiter. Am allerwichtigsten ist für mich zunächst der Inhalt und der historische Hintergrund. Falls jemand Lust und Zeit hat, wäre noch Folgendes zu analysieren:

1) Metrum, Reimschema, visuelle Effekte 2) Rhetorische Figuren, Tropen 3) Sprechinstanz 4) Semantische Felder 5) Interpretation (inhaltliche Charakterisierung)

Ich wäre über jede Hilfe dankbar!

Warte nicht auf bessre Zeiten

Manchen hör ich bitter sagen

"Sozialismus – schön und gut

Aber was man uns hier aufsetzt

Das ist der falsche Hut!"

Manchen seh ich Fäuste ballen

In der tiefen Manteltasche

Kalte Kippen auf den Lippen

Und in der Herzen Asche

Wartest du auf bessre Zeiten

Wartest du mit deinem Mut

Gleich dem Tor, der Tag für Tag

An des Flusses Ufer wartet

Bis die Wasser abgeflossen

Die doch ewig fließen

Manche raufen sich die Haare

Manche seh ich haßerfüllt

Manche seh ich in das Wolltuch

Des Schweigens eingehüllt

Manche hör ich abends jammern

"Was bringt uns der nächste Tag

An was solln wir uns noch klammern

An was? An was? An was?"

Wartest du auf bessre Zeiten ...

Manche hoffen, daß des Flusses

Wasser nicht mehr fließen kann

Doch im Frühjahr, wenn das Eis taut

Fängt es erst richtig an

Manche wollen diese Zeiten

wie den Winter überstehn

Doch wir müssen Schwierigkeiten

Bestehn! Bestehn! Bestehn!

Warte nicht auf bessre Zeiten

Warte nicht mit deinem Mut ...

Viele werden dafür sorgen

daß der Sozialismus siegt

Heute! Heute, nicht erst morgen!

Freiheit kommt nie verfrüht

Und das beste Mittel gegen

Sozialismus (sag ich laut)

ist, daß ihr den Sozialismus

AUFBAUT !!! Aufbaut ! (aufbaut)

Wartet nicht auf bessre Zeiten

Wartet nicht mit Eurem Mut

Gleich dem Tor, der Tag für Tag

An des Flusses Ufer wartet

Bis die Wasser abgeflossen

die doch ewig fließen

die doch ewig fließen

Deutsch, Schule, DDR, Gedicht, Germanistik, Universität, Gedichtsanalysen

Was soll dieses Gedicht bedeuten?

Kann mir jemand sagen, was mit dem Gedicht gemeint ist.

Was meint er damit :“Machen alle Parteien nach den Wahlen einen Ruck nach rechts“

Vor und nach den Wahlen (1928)

von Kurt Tucholsky

Also diesmal muß alles ganz anders werden!

Diesmal: endgültiger Original-Friede auf Erden!

Diesmal: Aufbau! Abbau! und Demokratie!

Diesmal; die Herrschaft des arbeitenden Volkes wie noch nie!

Diesmal.

Und mit ernsten Gesichtern sagen Propheten prophetische Sachen:

»Was meinen Sie, werden die deutschen Wahlen im Ausland

für Eindruck machen!«

Und sie verkünden aus Bärten und unter deutschen Brillen

– wegen Nichtkiekenkönnens – den höchstwahrscheinlichen Volkeswillen.

Sprechen wird aus der Urne die große Sphinx:

Die Wahlen ergeben diesmal einen Ruck nach links.

So:

← 

Diesmal werden sie nach den Wahlen den Reichstag betreten,

diesmal werden sie zum Heiligen Kompromisius beten;

diesmal erscheinen die ältesten Greise mit Podagra,

denn wenn die Wahlen vorbei sein werden, sind sie alle wieder da.

Diesmal.

Und mit ernsten Gesichtern werden sie unter langem Parlamentieren

wirklich einen Ruck nach links konstatieren.

 

Damit es aber kein Unglück gibt in der himmlischsten aller Welten,

und damit sich die Richter nicht am Zug der Freiheit erkälten,

und überhaupt zur Rettung des

deutsch-katholischen-industriellen Junkergeschlechts

machen nach den Wahlen alle Parteien einen Ruck nach rechts.

So:

Auf diese Weise geht in dem deutschen Reichstagshaus

alle Gewalt nebbich vom Volke aus.

Deutsch, Schule, Politik, Gedicht, Lyrik

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