Ethik und Moral – die besten Beiträge

Warum halten Sunniten Abu Bakr für den rechtmäßigen Nachfolger, obwohl Quran und sunnitische Überlieferungen widersprechen?

Nach dem Tode des Propheten Muhammad wurde Abu Bakr zum Nachfolger gewählt. Im Quran heißt es jedoch:

Sprich: "O Allah, Herrscher des Königtums, Du gibst das Königtum, wem Du willst und nimmst das Königtum, wem Du willst; und Du ehrst, wen Du willst und erniedrigst, wen Du willst. In Deiner Hand ist das Gute; wahrlich, Du hast Macht über alle Dinge." [al-Imran 3:26]

In dem Vers steht, dass Gott entscheidet, wer jemandem Macht zur Verfügung stellt. Von einer Wahl ist dort nicht die Rede. Wer sich also auf die Wahl beruft, handelt dem Quran zuwider. Daneben steht auch in Überlieferungen, die Sunniten als authentisch einstufen, folgendes drin:

Überliefert von Sad: Allahs Gesandter brach nach Tabuk auf und ernannte 'Ali zu seinem Stellvertreter (in Medina). 'Ali sagte: "Willst du mich mit den Kindern und Frauen zurücklassen?" Der Prophet sagte: " Willst du dich nicht freuen, dass du für mich sein wirst wie Aaron für Moses? Aber nach mir wird es keinen Propheten mehr geben." [Sahih Bukhari, Band 5, Buch 59, Nr. 700]

Hier gibt es also eine Parallele zu Aaron und Mose. Im Quran heißt es:

Und als Moses zu seinen Leuten zurückkehrte, zornig und voller Gram, da sagte er: "Es ist schlimm, was ihr in meiner Abwesenheit an meiner Stelle verübt habt. Wolltet ihr den Befehl eures Herrn beschleunigen?" Und er warf die Tafeln hin und packte seinen Bruder beim Kopf und zerrte ihn zu sich. Er (Aaron) sagte: "Sohn meiner Mutter, siehe, das Volk hielt mich für schwach, und fast hätten sie mich getötet. Darum laß die Feinde nicht über mich frohlocken und weise mich nicht dem Volk der Ungerechten zu." [al-A'raf 7:150]

So wie also Mose von Aaron unterstützt wurde, hat auch der Prophet Muhammad es mit Ali vorgesehen. Im Quran heißt es:

Und Moses sagte zu seinem Bruder Aaron: " Vertritt mich bei meinem Volk und führe (es) richtig und folge nicht dem Weg derer, die Unheil stiften." [al-A'raf 7:142]

Hier gibt es also einen eindeutigen Hinweis, dass Aaron Mose vertreten sollte. Wenn Muhammad diese Parallele zieht, ist die logische Konsequenz, dass Ali Muhammad vertreten sollte.

Warum behaupten Sunniten Abu Bakr sei der rechtmäßige Nachfolger, wenn (1) seine Wahl zum Nachfolger laut Quran unzulässig ist und (2) in einer sunnitischen Überlieferung Ali als Nachfolger genannt wird?

Religion, Islam, Geschichte, Mohammed, Schiiten, Sunniten, Ethik und Moral, Prophet Mohammed, Philosophie und Gesellschaft

Widerspricht ein islamischer Staat bzw. ein Kalifat dem Islam?

Es gibt in der islamischen Welt mehrere Staaten, die eine islamische Regierung haben. Zumindest behaupten sie es von sich. Und es gibt heutzutage auch viele Strömungen (z. B. Salafisten), die einen islamischen Staat errichten wollen mit einer islamischen Führung. Bei genauer Betrachtung der islamischen Quellen kommt aber die Frage auf, ob das überhaupt im Sinne des Islam ist:

Sulaim Ibn Qais berichtete, dass Imam Ali (a.) sagte: „ Der Gehorsam gehört nur Gott und Seinem Gesandten (s.) und den Befehlenden (4:59) und es wurde nur befohlen, den Befehlenden zu gehorchen, weil sie unfehlbar und in vollkommener Weise rein sind (33:33) und nicht den Ungehorsam zu Ihm befehlen.“ [Al-Khisal von As-Saduq, Seite 139, Hadith 158]

Gemäß der Überlieferung, die sich wiederum auf einen Vers im Quran beruft, steht nur Gott bzw. von ihm beauftragten Personen (z. B. Propheten) der Befehl zu. In einer weiteren Überlieferung wird sogar ausdrücklich darauf verwiesen, dass Regierende verflucht seien:

Isma’il Ibn Bazi’ berichtete, dass Imam As-Sadiq (a.) sagte: „ Verflucht sei jener, der Führerschaft antrat, verflucht sei jener, der es versuchte und verflucht sei jener, der sich selbst damit ansprach.” [Al-Kafi von Al-Kulaini, Band 2, Seite 298, Hadith 4]

Es wird auch vor dem Verderben, das Regierende verursachen, gewarnt:

Abdullah Ibn Muskan berichtete, dass Imam As-Sadiq (a.) sagte: „Nehmt euch vor diesen Führern in Acht, die Führerschaft ausüben, denn bei Gott, keiner folgte den Fußstapfen von einem, außer dass er sich und andere ins Verderben stürzte.” [Al-Kafi von Al-Kulaini, Band 2, Seite 297, Hadith 3]

Sind islamische Regierungen wie die in Iran oder Saudi-Arabien, aber genauso salafistische Strömungen oder islamistische Politiker wie Erdogan, die ein Kalifat errichten wollen, gegen den Islam?

Denn sie widersprechen ja eindeutig dem Quran und den Überlieferungen, die vor irgendwelchen selbsternannten Führern warnen.

Religion, Islam, Geschichte, Politik, Iran, Islamismus, Koran, Salafismus, Ethik und Moral, Kalifat, Philosophie und Gesellschaft

Meistgelesene Beiträge zum Thema Ethik und Moral