Wie schafft es Russland, dass trotz so vielen Sanktionen?
Der Rubel immernoch so stark rollt
Meine ganzen Verwandten merken nichts von den Sanktionen, es gibt kaum Änderungen für sie wenn sie einkaufen gehen
23 Antworten
Das Land ist riesig, nach einer gewissen Umstellungszeit, konnten sie einiges auch im eigenen Land produzieren oder aus anderen befreundeten Ländern, die die Sanktionen nicht unterstützen, zukaufen. Darüber schaffen es dann teils auch wieder Waren aus Ländern mit aktiven Saktionen ins Land, über Zwischenhändler wo anders, nur eben ein wenig teurer als vorher.
Oder sie werden eben nachgemacht, ein die großen Fast Food Ketten sich zurück gezogen haben, haben einfach ähnlich klingende andere russische eröffnet und die Kunden mit Essen versorgt.
Viele Auswirkungen zeigen sich auch erst verzögert, z.B. wenn gekaufte Maschienen in der Produktion ausfallen, Ersatzteile durch die Sanktionen nicht gekauft werden können und sie noch keine Alternative haben, weil viel zu spezielle Teile, die sonst keiner anfragt. Und schwups, fällt die Maschiene aus. Oder es kommen nachgemachte Ersatzteile in minderer Qualität, die halten dann zwar auch erstmal, aber nicht so lange wie die Originale und kommen am Ende teurer, was sich langfristig auf die Preise auswirkt.
Große russische Firmen die produziert und ins Ausland verkauft haben, mussten durch den Rückgang der Nachfrage ggf. ihre Produktion runter fahren und Personen entlassen. Bei vielen zur Wehrpflicht eingerufenen Männern, die so wie so erstmal weg waren, ist das aber ggf. gar nicht so stark aufgefallen.
Was beispielsweise auch eine typische Aktion ist, ist die Produktion von anderen Gütern auf Kriegswaren umzustellen, wenn die anderen nicht mehr in so großer Stückzahl benötigt werden. So kann man weiter die Mitarbeiter beschäftigen, verdient weiter Geld und macht einfach was anderes als vorher oder macht beides, nur das Ursprüngliche Produkt in geringerer Stückzahl als vorher.
Seit Jahresbeginn immerhin -22,85% gegenüber dem Euro.
https://de.tradingview.com/symbols/EURRUB/?exchange=FX_IDC
Der Rubel rollt tatsächlich, aber leider in den Abgrund. Das Geld auf Deinem Bild mit 600 Rubel dürfte noch nicht einmal für einen Döner reichen.
Deine Verwandten merken nichts von den Sanktionen, weil sie jetzt so tolle Marken wie zum Beispiel "abibas" kaufen können. Aber das sind ja kaum Veränderungen.

Bei Abibas bekommt man sogar 2 Streifen mehr für sein Geld😆
Wenn Putin weg ist, Russland zur Staatengemeinschaft zurückkehren möchte und die Sanktionen beendet sind, möchte ich wirklich ein Paar Abibas - ist Iconic-Trash.
Sie machen einfach die Dinge selbst, die sanktioniert wurden oder wo Unternehmen abgewandert sind
Wenn das für deine Verwandten ab einem bestimmten Punkt in der Zukunft nicht noch ein unangenehmes Erwachen gibt....
Es ist ein Fakt, dass viele Sanktionen erst langsam mit der Zeit nach und nach wirken und dass man das Ausmaß erst ggf. nach mehreren Jahren ernsthaft zu merken beginnt. Das ist einfach so....
Hinzu kommt, dass man in der russischen Politik bemüht ist, das Leben in den wichtigsten Ballungszentren des Landes, hier Moskau und St. Petersburg, so normal wie möglich zu halten. Solange man da noch nichts (oder nicht so viel) merkt und man das meiste irgendwie bekommt, werden die Volksmassen noch weitestgehend ruhig bleiben. Bisher machen die Sanktionen sich überwiegend durch steigende Preise in bestimmten Sektoren bemerkbar.
Was aber militant ausgeblendet wird ist der langsame Verfall der russischen Wirtschaft und die toxische Abhängigkeit zu Ländern wie China. Russland versucht zwar seit rund 3 Jahren mit einem "tollen BIP" zu prahlen, dabei wird aber ignoriert, dass diese Werte nur durch die extreme Ankurbelung der Rüstungsindustrie künstlich erzielt werden konnten.
Andere Sektoren schauen in die Röhre oder sind nach und nach am krepieren, weil sie a) keine finanziellen Investitionen mehr bekommen und weil ihnen b) mittlerweile ernsthaft die Fachkräfte fehlen....lediglich die Kriegsproduktion boomt dort seit geraumer Zeit und generiert das Trugbild eine starke Wirtschaft zu haben. Viele 0815-Russen verstehen auch gar nicht die negativen Langzeitfolgen (oder wollen es nicht verstehen), sondern sehen z.B. nur die ganzen entstandenen Arbeitsplätze.
Das ist für eine Volkswirtschaft aber auf Dauer vollkommen ineffizient - von dieser Kriegsproduktion fließt nichts in die Entwicklung des Landes. Langfristige Wertschöpfung daraus ist quasi nicht vorhanden. Die russische Wirtschaft und Infrastruktur wird mit der Zeit immer maroder und schwächer werden. Ein ähnlicher Prozess wie der damalige, der auch zum Niedergang der DDR führte.
Viele Dinge bekommt Russland aufgrund der Sanktionen nicht mehr aus erster Hand, sondern muss es deutlich teurer über Drittstaaten importieren oder China um Hilfe anpumpen. So musste man z.B. haufenweise Waschmaschinen importieren, um dann dort die Microchips auszubauen, die für die Produktion bestimmter Waffen benötigt werden. Denn selber herstellen kann Russland so etwas nicht....
Zumal der Kreml nach und nach immer weniger Einnahmen mit seinem Energiehandel macht, da Länder wie China und Indien längst nicht so viel abnehmen wie einst die Europäer. Außerdem ist der Export durch die Sanktionen deutlich schwieriger und teurer geworden (siehe Schattenflotte). Die Kassen des Kremls werden in den nächsten Jahren immer leerer werden....
Zumal ist die wirtschaftliche Abhängigkeit zu China nicht ungefährlich - Peking kann mit Moskau in diesem Verhältnis so ziemlich alles tun, was immer es möchte und den Russen bleibt nichts anderes übrig als mitzuspielen. Sie verkommen zu Günstlingen und Juniorpartnern der Chinesen.
Ich las neulich mal einen Vergleich der den Nagel ziemlich auf den Kopf traf: Russland verhält sich aktuell wie ein Schwerkranker, der am Tropf hängt (und nur damit überleben kann) und der dann dennoch schreit: "Ich bin gesund!"
Wie schön für deine Verwandten...
Und wem willst du das ewige Märchen sonst noch so verkaufen?
Nur ein Beispiel:
Russlands größter Hersteller von landwirtschaftlichen Maschinen, Rostselmash, gab am Freitag (16. Mai) bekannt, dass er wegen einbrechender Exporte und eines anhaltenden Marktrückgangs alle 15.000 seiner Mitarbeiter für den Monat Juni beurlauben werde. Das Unternehmen, dessen Hauptquartier in Rostov-am-Don nahe der ukrainischen Grenze liegt, gab als Grund dafür einen drastischen Rückgang der Nachfrage über die letzten drei Jahre an. Dieser habe Rostselmash dazu gezwungen, sowohl die Produktion zu kürzen als auch die Belegschaft zu reduzieren.
Deine Verwandten sind nicht zufällig Günstlinge des Kremls und du nicht zufällig in St. Petersburg angestellt?
Die Schlacht um das Traktorenwerk ist für die Russen übrigens eines der ruhmreichsten Kapitel des Großen Vaterländisches Krieges - und für die Deutschen ist es, nun ja, Stalingrad...
Das wundert mich jetzt, dass sie nicht einfach auf Kriegsproduktion umstellen: im Traktorenwerk von Stalingrad hatten sie doch auch auf Panzerbau umstellen können, und das, obwohl die Front quasi vor dem Werkstoren begann!