Wie kann ich meine zukünftigen Kinder vor gesellschaftlichem Druck schützen?
Hallo Community/Experten,
ich mache mir Sorgen über die Erziehung von Kindern in der heutigen Zeit. Ich habe noch keine Kinder, möchte aber bald welche. Mir bereitet es Unbehagen, dass viele Kinder heutzutage unter massivem Druck stehen, cool zu sein, sich anzupassen und mitzuhalten. Schon zur Einschulung wird das neueste Handy erwartet, die teuersten Klamotten sind ein Muss, und Mädchen schminken sich bereits mit 10-12 Jahren, um älter auszusehen. Illegale Aktivitäten wie das Fahren von Motorrädern ohne Führerschein sind ebenfalls ein Thema.
Ich verstehe, dass manche Erfahrungen wichtig sind, aber gerade bei einem Mädchen mache ich mir große Sorgen. Der Gruppenzwang ist enorm: Man muss cool und "assi" sein, um dazuzugehören, sich wie andere kleiden, sich schminken, um erwachsen zu wirken, und alles auf Social Media teilen. Mädchen geben sich oft älter aus, treffen sich mit älteren Männern und werden zu riskantem Verhalten verleitet. Oft wird den Eltern die Schuld gegeben, aber ich habe das auch bei guten Eltern gesehen. Der Druck von außen beginnt schon in der Schule, und Lehrer unternehmen oft nichts. Wenn man mit dem Druck nicht mitgeht wird man gemobbt und deshalb lassen sie sich von diesem Verhalten leiten um Respekt zu bekommen.
Ich frage mich, ob ich wirklich ein Kind in eine solche Welt setzen will, wo ich es nicht vor diesem Druck schützen kann. Ich möchte nicht die strenge Mutter sein, die alles verbietet, aber ich habe Angst, dass mein Kind auf die schiefe Bahn gerät. Ich bin hin- und hergerissen: Kann ich verhindern, dass meine eventuelle Tochter zu einem solchen Teenager wird, oder muss ich mich damit abfinden, keine Kinder zu bekommen?
Ich hoffe, jemand kann mir helfen. Ich hatte nie diese rebellische Phase und kann den Lerneffekt daraus nicht nachvollziehen.
9 Antworten
Auf der einen Seite kann ich deine Gedanken nachvollziehen und gleichzeitig finde ich deine Gedanken zu schwarz.
Ich habe drei Kinder im Alter von 22, 18 und 11 Jahren. Und wir versuchen sie so zu nehmen wie sie sind. Sie sind alle drei Kinder, die nicht mit der Masse schwimmen, weil sie alle drei hochsensibel sind und dadurch sehr lärmempfindlich, sehr stressempflindlich und anders als viele Klassenkameraden. Trotzdem gehen sie ihren Weg und sie können zum größten Teil damit leben, dass sie anders sind. Das wir sie anders erziehen und dass wir nicht alle Strömungen mitmachen. Wir sind nicht besonders streng, aber es gibt in manchen Bereichen klare Regeln. Aber es sind Regeln, bei denen sie merken, dass sie gut sind, wie Freundlichkeit, Höflichkeit, anständiges Reden, wenig Schimpfwörter, respektvolles Miteinander ect. ja, sie fallen dadurch tatsächlich manchmal auf bei gleichaltrigen, haben sie selber mal gesagt, aber wir erklären auch, warum wir es so haben möchten.
Was ich sagen will ist, erziehe deine zukünftigen Kinder mit Respekt und Liebe. Erkläre ihnen, warum dir manches Verhalten wichtig ist und leben es ihnen vor. Dann können sie damit leben, dass sie keine Handys im Kindergarten haben und mach sie starkt, in dem du sie akzeptierst, wie sie sind. Sie sind gut so, egal wie sie sind. Dann können sie sich wehren gegen den Gruppenzwang und werden auch so akzeptiert. Denn so schlecht ist die Jugend nicht, es gibt sehr siehr viele Tolle darunter.
Danke, eine hilfreiche Antwort :)
Zunächst ist es wichtig, welches Verhältnis Du zu Deinem Kind - Deinen Kindern - aufbaust. Die Werte, die Du für welche hältst, sind doch das, was Du Deinem Kind vermittelst. Du bist nicht verpfichtet, Dich zu schminken oder Markenklamotten zu tragen. Wenn Du meinst, der beste Spielplatz ist der Wald - na, dann los! Steh zu Dir!
Deine Kinder können selbstbewusst aufwachsen und werden dann nicht gemobbt, selbst, wenn sie ihre - Deine - Werte weiterleben, sobald sie in die Schule kommen. Du musst nicht die "allgemeingültigen" Werte der Gesellschaft leben! Wobei ich diese auch noch anders definieren würde als Du es in Deinem FT getan hast.
Wie sieht denn der angebliche Gesellschaftsdruck aus ? Ist das eine Floskel oder harmlose Seifenblase ? Wenn Dich solch irrationalen Ängste plagen, bist Du sowieso noch nicht reif für ein Kind.
Viel wichtiger ist doch, ob DU der Verantwortung gewachsen bist, und zwar psychisch als auch ökonomisch. Ein Kind bzw. eine Familie gibt's nicht zum Nulltarif, da solltest Du mental und fiskalisch gewappnet sein. Diese Rahmenbedingungen sollten stehen, dann wird die Erziehung halb so schwer. Denke daran: Es gibt kein Leben ohne Restrisiko, aber man sollte so wenig wie möglich dem Zufall überlassen. Zudem gilt: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. In diesem Sinne, viel Erfolg !
Doch, ich bestreite das, denn es ist davon abhängig, wie gefestigt Du als Mutter/Elternteil den Herausforderungen begegnest. Genau das spiegelst Du auf den Nachwuchs, welcher Deine Haltung mittragen wird. Anders gesagt: bist Du schwach, wird es Dein Kind auch sein. Dazu bedarf es humaner Autorität und Dein Kind wird sich darin geborgen fühlen, dann werden Deine Ängste keine Angriffsfläche für Dein Verhalten sein.
Also Autorität wir mit einem Gürtel schlagen?
Es wurde schon oft gezeigt, dass man einem Kind niemals Respekt durch Angst beibringen soll. Negative verstärker sind nichts als vertrauensbrecher. Die Kinder werden dann noch mehr riskante und gefährliche Dinge tun. Aus Trotz oder zur Kompensation des Autoritären Erziehungsstils.
Ich denke du bist einfach in einer anderen Zeit aufgewachsen und erzogen worden. Heute reagieren Kinder auf sowas ganz anders denke ich.
Du hast das komplett mißverstanden. Autorität ist absolut wertungsfrei und beinhaltet Wohlwollen, Stringenz und Humanität. Nicht umsonst sprach ich von humaner Autorität. Du redest von Gewalt, das ist absolut NICHT mein Thema.
Ich bin selbst jugendlich und kann dir vielleicht ein paar Tipps aus dieser Perspektive geben.
Streng sein und Dinge verbieten hilft nicht. Das Kind wird dadurch eher noch stärker daran interessiert sein, gefährliche Dinge zu tun. Gleichzeitig lernt es, dich hemmungslos zu belügen und kann bei echten Schwierigkeiten aus Angst vor Konsequenzen nicht zu dir kommen.
Stattdessen ist es wichtig, das Kind über Gefahren und alle anderen Themen, die du angesprochen hast, aufzuklären. Erkläre, wo das Problem liegt und was die Folgen sein können. Sorg aber gleichzeitig für ein ehrliches, vertrauensvolles Verhältnis. Verbiete Dinge nicht einfach, sondern erkläre sie und finde zusammen mit dem Kind Kompromisse. Konstruktiv über Meinungsverschiedenheiten reden und Kompromisse finden fängt nicht erst an, wenn das Kind ein Teenager wird. Du solltest darauf auch schon im Kindergartenalter und noch früher achten.
Genauso wichtig ist es natürlich, dem Kind von klein auf beizubringen und vorzuzeigen, dass "cool sein" von ganz anderen Dingen abhängt und echte Freunde einen nicht zu dummen Dingen zwingen oder überreden.
Erziehe deine Kinder selbstbewusst, zeig ihnen, dass die auf ihre besondere und einzigartige Weise gut sind und sich von anderen unterscheiden dürfen und sollen.
Manche Dinge, die du als Probleme angesprochen hast, sind gar nicht so schlimm. Das wirst du aber selbst merken, wenn die Kinder mal in dem Alter sind.
Danke Lua15, war interessant mal eine jugendliche Perspektive zu hören. Ich denke auch, das Respekt den Kinder/Jugendlichen, dadurch auch Vertrauen und Erklärungen und auch Vorleben/Autenthisch sein, das Beste ist, was man euch mitgeben kann.
Das hast du sehr gut geschrieben. Für dein jugendliches Alter ist das eine sehr reife Einstellung. Deine Eltern können stolz auf dich sein!
Meine Intention war es auch nie etwas zu verbieten. Selbst die aufgeklärtesten Jugendlichen machen Blödsinn wie sich besaufen Rauchen, ungeschützten Geschlechtsverkehr und alles zu haben obwohl sie sich den Konsequenzen bewusst sind.
Dann besaufen sie sich eben. Im Notfall können sie aber Zuhause anrufen und werden vielleicht abgeholt. Sie können Grenzen setzen und lassen sich nicht überreden, mehr zu trinken, als sie wollen. Sie haben Sex, wenden sich bei Verhütungspannen aber an die Eltern und bitten um Hilfe. Wenn sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, reden sie mit den Eltern. Sie wollen neue Klamotten und Geräte, reflektieren aber mit den Eltern, woher der Wunsch kommt und entscheiden selbst, ob sie ihn sich mit ihrem eigenen Geld erfüllen.
Der ganze Scheiß gehört zum Leben dazu und natürlich werden deine Kinder dumme Dinge tun. Deine Aufgabe ist es, ihnen beizubringen, wie das trotzdem möglich sicher geht und ihnen zu helfen wenn was schief läuft. Und sie zu lieben, auch wenn sie dumme Dinge tun.
Wie kann ich meine zukünftigen Kinder vor gesellschaftlichem Druck schützen?
Gar nicht. Der Druck wird kommen.
Was Du aber tun kannst, ist Deinen Nachwuchs darauf vorzubereiten und dafür Sorge zu tragen, dass Du immer ein/e Ansprechpartner/in bist.
Und wie schafft man das wenn die Kinder bereits in den der kindlichen Bindungsphase (Grundschulalter) von den Mitschülern transaliert wird weil sie nicht das aktuellste Iphone oder Samsung haben? Ich kann schlecht einem 3 jährigem Kind schon die Welt erklären und sicherstellen, dass es immer korrekt verhalten wird? Es wird durch dieses korrekte Verhalten dann Ablehnung von anderer erfahren und wahrscheinlich hinterfragen ob es wirklich korrekt ist und ob es sich nicht anders verhalten sollte um Freunde zu finden
Meine Ängste sind nicht irrational.
Man sollte nur mal in den Schulen die ganzen 5-7 Klässlerinnen ansehen. Alle von dem Druck getrieben möglichst schnell erwachsen zu werden denn sonst erfahren sie Ablehnung und haben keine Freunde.
Verhält sich das Kind anständig wird es ausgeschlossen. Das ist ein sehr häufig und auch stetig wachsendes Problem/Verhalten was man nicht mehr bestreiten kann.